Piercing: Wie wird es gestochen und welche Arten gibt es?
Das Piercing ist eine Form der Körpermodifikation, bei der unterschiedlich geformte Schmuckstücke an den verschiedensten Körperteilen angebracht werden. Hierfür wird die Haut durchbohrt oder durchstochen; dieser Vorgang wird Piercing genannt. Piercings haben in einigen Kulturen eine lange traditionelle Geschichte - uns dienen sie heute als Körperschmuck. Informieren Sie sich über die unterschiedlichen Arten von Piercings und lesen Sie, wie sie gestochen werden.
Piercing von A bis Z
- Ampallang und Apadravya
- Augenbrauenpiercing
- Austin-Bar-Piercing
- Bauchnabelpiercing
- Bridge-Piercing
- Brustwarzenpiercing
- Christina-Piercing
- Conch-Piercing
- Daith-Piercing
- Dermal-Piercing
- Dydoe-Piercing
- Fleshtunnel
- Fourchette-Piercing
- Frenulum-Piercing
- Hafada- und Transscrotal-Piercing
- Handweb-Piercing
- Helix-Piercing
- Hüftpiercing
- Industrial Piercing
- Intimpiercing
- Intimschmuck
- Isabella-Piercing
- Klitorisvorhaut-Piercing
- Korsett-Piercing
- Lippenbandpiercing
- Lippenpiercing (Labret)
- Madison-Piercing
- Madonna-Piercing
- Magic-Cross-Piercing
- Mandible-Piercing
- Medusa-Piercing
- Nasallang-Piercing
- Nasenpiercing
- Nefertiti-Piercing
- Oberflächenpiercing
- Oetang-Piercing
- Ohrlöcher stechen oder schießen
- Ohrpiercing
- Ohrringe
- Ohrschmuck
- Piercing-Nachsorge und -Pflege
- Piercing: Bedeutung und Formen
- Piercingschmuck
- Piercingstudio
- Prinz-Albert und Reverse-Prinz-Albert-Piercing
- Prinzessin-Albertina-Piercing
- Pubic-Piercing
- Rook-Piercing
- Schamlippenpiercing
- Septum-Piercing
- Snug-Piercing
- Suitcase-Piercing
- Tragus- und Anti-Tragus-Piercing
- Triangle-Piercing
- Uvula-Piercing
- Wangenpiercing
- Zungenbändchenpiercing
- Zungenpiercing
Was ist ein Piercing?
Bei einem Piercing handelt es sich um eine Methode der Körpermodifikation. Dabei platziert man Schmuck in Form von Stäben oder Ringen an unterschiedliche Körperstellen; er wird durch die Haut sowie das Fett- bzw. Knorpelgewebe gestochen.
Zweck eines Piercings ist die Verzierung von verschiedenen Körperstellen mit einem speziellen Schmuckstück. Dazu wird die betreffende Körperstelle mit einer Hohlnadel oder einer speziellen Druckpistole durchbohrt.
Ursprung des Piercings
Der Begriff "Piercing" stammt aus dem Englischen und bedeutet soviel wie "Durchstechen" oder "Durchbohren". Piercing gehört zu den beliebtesten Methoden, um den Körper zu schmücken. Diese Form der Körpermodifikation kann auf eine lange Tradition zurückblicken und wurde bereits vor tausenden von Jahren von unterschiedlichen Naturvölkern praktiziert.
Dabei diente ein Piercing jedoch nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern wurde auch aus rituellen Gründen durchgeführt, um den Reifeprozess oder die Stammeszugehörigkeit zu symbolisieren. Auch spirituelle Gründe spielten eine wichtige Rolle.
In der Neuzeit fand das Piercing auch in der westlichen Kultur zunehmende Verbreitung. Zahlreiche Prominente, die sich mit einem Piercing schmückten, sorgten für weitere Akzeptanz.
Hinweis: Allerdings haben Piercings in manchen Berufsbereichen wie z.B. Banken und Versicherungen nach wie vor einen schlechten Ruf und werden dort nicht gern gesehen.
Ein Piercing stechen lassen: Wie werden Piercings gestochen und wie stark sind die Schmerzen?
Um eine bestimmte Stelle des Körpers mit einem Schmuckstück zu verzieren, kann ein Piercing durchgeführt werden. Dazu wird die betreffende Körperstelle durchstochen.
Piercings werden bestenfalls in professionellen Piercingstudios gestochen. Die Schmerzen werden als unterschiedlich stark empfunden, abhängig auch davon, an welcher Stelle der Stich erfolgt. Teilweise kann auch eine örtliche Betäubung vorgenommen werden, so dass das Piercen praktisch schmerzfrei ist.
Vorbereitungen vor dem Piercen
Vor der Durchführung eines Piercings sind einige Maßnahmen nötig, damit es nicht zu Komplikationen kommt. Besonders wichtig ist eine gründliche Desinfektion der Körperstelle, an der das Schmuckstück angebracht werden soll. Manchmal müssen auch Haare oder Härchen entfernt werden, was von der jeweiligen Körperstelle abhängt.
Durchführung des Piercens
Vor dem Anbringen des Schmuckstücks, markiert der Piercer die Körperstelle, die durchstochen werden soll.
Mit dieser Markierung wird der Eintritts- und Austrittskanal gekennzeichnet, der dann mit einer Zange fixiert wird. Diese Zange ist mit zwei ringförmigen Klammern an ihrem Kopf ausgestattet.
Die Nadel wird durch die betreffende Körperstelle durchgestochen und sogleich wieder herausgezogen.
Da der Plastiküberzug stecken bleibt, kommt es zu einer Art Tunnel, durch den der Piercingschmuck durchgezogen wird.
Gestochen werden die meisten Piercings mit einem peripheren Venenkatheter, der mit einer Nadel aus Plastik- oder Teflonbezug ausgestattet ist.
Federdruckpistolentechnik beim Piercen
Eine andere Variante ist das Durchstechen mit einer speziellen Federdruckpistole. Diese Methode wird vor allem in Juweliergeschäften bei einem Ohrpiercing durchgeführt. Dabei wird ein Ohrstecker in die Pistole eingelegt, der dann abgeschossen wird, was jedoch kaum Schmerzen verursacht.
Allerdings ist die Methode umstritten, da ein gewisses Infektionsrisiko besteht und die Haut stärker verletzt wird.
Punchen beim Piercen
Einige Piercer gehen dazu über, die Methode des "Punchens" anzubieten. Hierbei wird das Piercing nicht mit einem peripheren Venenkatheter gestochen, sondern ausgestanzt.
Ähnlich eines Lochers wird das Knorpelgewebe aus dem Stichkanal entfernt, der unangenehme Druckschmerz fällt somit weg und das Piercing verheilt deutlich schneller. Das Dermal Punch wird an den Ohrknorpeln und manchmal an der Nase angewandt.
Das Setzen von Dermal Anchors
Bei Dermal Anchors oder Transdermals setzt man ein kleines Implantat unter die Haut. An diesem "Anker" befestigt man dann unterschiedliche Schmuckstücke. Hier gehen wir genauer auf Transdermals ein.
Surface Piercings: Das Setzen von Oberflächenpiercings
Setzt man die Piercings so, dass sich die Ein- und Austrittstelle auf einer Ebene befinden, ist die Rede von Oberflächenpiercings oder auch Surface Piercings. Sie können an verschiedenen Körperstellen platziert werden. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über Surface Piercings.
Piercings dehnen: Geweitete Piercings
Piercinglöcher lassen sich auch dehnen. Am beliebtesten ist diese Variante im Bereich der Ohren, wo die geweiteten Piercings als Flesh Tunnels bezeichnet werden. Hier erfahren Sie mehr über das Dehnen von Piercinglöchern.
Body-Suspension
Eine Sonderform des Piercings ist die Body-Suspension. Diese verbindet das Piercing mit dem Aufhängen des Körpers an Seilen oder Ketten. Die Stichkanäle werden zu diesem Zwecke mit Haken versehen, welche einen nicht zu unterschätzenden Durchmesser aufweisen.
Neben der erwünschten Schmerzreaktion kommt es in vielen Fällen zu Rauschzuständen, die den Personen neue Bewusstseinszustände vermitteln sollen. Allerdings sind auch Ohnmachtsanfälle und Kreislaufzusammenbrüche nicht selten.
Das Piercen sollte immer unter sterilen Bedingungen durchgeführt werden, um das Infektionsrisiko zu mindern und die Heilung zu beschleunigen. Neben einer fachmännischen Durchführung kommt es auf die sorgsame Nachbehandlung an.
Geschichte der Body-Suspension
Ursprünglich galt die Body-Suspension als typisches Ritual bei den Sonnentänzen. Die Tänzer führten sich Haken durch die Brust oder den Rücken, an welchen Schnüre befestigt wurden. Diese wurden an einem Baum fixiert, um welchen der Tänzer sich später bewegte. Auch heute noch gibt es Anhänger dieser Tradition, wobei die Motivation eine Ähnliche sein könnte.
Wer sich der Body-Suspension aussetzt, will sich einer persönlichen Herausforderung stellen oder aufgrund der erhöhten Adrenalinausschüttung einen rauschähnlichen Zustand erreichen, in welchem er neue körperliche und geistige Zustände erfahren kann.
Durchführung der Body-Suspension und mögliche Varianten
Suicide-Suspension und Crucifix-Suspension
In Abwandlung der traditionellen Body-Suspension wird der Körper heute vertikal oder horizontal nach oben gezogen. Zur vertikalen Variante gehört unter anderem die Suicide-Suspension, bei welcher sich vier oder sechs Haken im oberen Rücken- sowie im Schulterbereich befinden. Anfänger verwenden sie gern, weil das Schmerzempfinden sich in diesen Körperregionen in Grenzen hält und weil sich der Körper beim Aufhängen relativ frei bewegen kann.
In Abwandlung zur Suicide-Suspension können die Arme nach oben gezogen werden, man spricht von der Crucifix-Suspension.
Chest-Suspension
Auch die Chest-Suspension ist eine vertikale Art der Body-Suspension. Die Haken werden hierbei im Bereich der Brust gesetzt. Neben den ohnehin auftretenden Schmerzen beim Stechen und Aufhängen können Atemprobleme entstehen.
Knee-Suspension und Lotus-Suspension
Wird der Gepiercte an den Knien aufgehängt, handelt es sich um die Knee-Suspension. Die Stichkanäle verlaufen jeweils an beiden Seiten der Knie.
Als weitere Art der vertikalen Body-Suspension ist die Lotus-Suspension bekannt, bei welcher die Haken im Rückenbereich und an den Beinen gesetzt werden.
Coma-Suspension und Superman-Suspension
Die Coma-Suspension ist eine horizontale Form der Aufhängung. Der vordere Bereich des Körpers wird mit unterschiedlich vielen Haken versehen, so dass der Gepiercte waagerecht nach oben gezogen werden kann.
Werden die Haken auf der entgegengesetzten Seite, also am Rücken, fixiert, spricht man von der Superman-Suspension. Das Gesicht der Person hängt dann nach unten.
Ressurrection
Die Haken können auch lediglich im Bauch- und Brustbereich in die Haut geführt werden, so dass die Person in einer gekrümmten Haltung in den Seilen hängt. Diese Variante wird als Ressurrection bezeichnet.
Mögliche Risiken der Body-Suspension
Damit das Einführen der Haken leichter gelingt, werden diese mit einem Gleitgel bestrichen. Als weitere Vorsorgemaßnahme werden die Seile an Bars befestigt, welche den Körper im Gleichgewicht halten und Dysbalancen ausgleichen sollen. Als nachträgliche Maßnahme wird vor dem Entfernen der Haken die Luft aus der Haut massiert sowie eine Wunddesinfektion durchgeführt.
Dennoch lässt sich nicht verhehlen, dass es viele gesundheitliche Risiken bei der Body-Suspension gibt:
- Zum einen können Kreislaufprobleme und Blutungen auftreten.
- Zum anderen birgt jeder Einstich in die Haut ein Infektionsrisiko.
- Außerdem kann dünnes Gewebe nachgeben, wenn es die Körperlast nicht mehr zu tragen vermag. Die Folge sind schwere Haut- und Gewebeschäden, die nur langsam wieder heilen.
Arten: Beliebte und ausgefallene Piercings an unterschiedlichen Körperstellen
Piercings lassen sich generell am gesamten Körper stechen lassen. Im Folgenden geben wir eine Übersicht.
Helix, Rook, Industrial und Co: Vom Ohrring zum Ohrpiercing
Das Ohrpiercing ist sehr weit verbreitet. Schon sehr kleinen Mädchen werden heute Ohrlöcher gestochen.
Mit Ohrringen im Ohrläppchen geben sich Fans von Piercings nicht mehr zufrieden, es gibt unzählige Stellen in der Ohrmuschel, wo Piercingschmuck angebracht werden kann. Während das Ohrläppchen schnell verheilt, können Piercings im Knorpelgewebe (wie Helix, Rook oder Tragus) sehr schmerzhaft sein und eine lange Heilungszeit haben. Zu den möglichen Piercings am Ohr zählen
Piercings im Gesicht: Nase, Mund, Wange
Nicht nur das Piercen von Ohren oder Augenbrauen ist in Mode. Immer beliebter werden Piercings im und um den Mund herum. Zu den unterschiedlichen Formen zählen
Zu den Piercings an der Nase zählen
Piercings am Körperrumpf und an den Händen: Korsett, Brustwarze, Hüfte und Co.
Möglich sind auch Piercings am Körperrumpf. Das Brustwarzenpiercing gehört zu den momentan nachgefragten Piercings. Neben den üblichen Stellen, an denen Piercings gestochen werden, gibt es auch eher ausgefallene Piercings wie etwa
Piercings im Intimbereich
Beliebt sind zudem Piercings im Intimbereich. Hier gibt es sowohl für Frauen als auch für Männer zahlreiche Möglichkeiten. Hier geben wir eine Übersicht über die unterschiedlichen Formen von Intimpiercings.
Risiken beim Piercing
Mit jedem Piercing wird die Haut verletzt, an einigen Stellen heilt sie schnell wieder ab, es kann aber auch zu Wundheilungsstörungen und bakteriellen Wundinfektionen kommen. Sehr selten, aber denkbar sind auch virale Infektionen wie
Bei einigen Piercings besteht die Gefahr der Nervenschädigung und bei Genitalpiercings kommt es häufig zu Harnröhreninfektionen, die schnellstmöglich behandelt werden müssen. Bei Brustwarzenpiercings kann es zu einer Infektion der Brustdrüsen kommen, was das spätere Stillen beeinträchtigen kann.
Bei Zungenpiercings besteht die Gefahr des Anschwellens der Zunge, auf Dauer können Zähne und Zahnfleisch vom Schmuck beschädigt werden.
Gesundheitsgefahren durch Piercings
Ringe, Stäbe und Stecker eroberten die westliche Welt in den Neunzigerjahren. Ein Piercing kann grundsätzlich eine Gesundheitsgefahr darstellen, wenn die Hygienestandards nicht eingehalten werden.
Besonders anfällig ist der Mundbereich. Zungenpiercings können die Zähne schädigen und zu Verletzungen der Nerven führen. Die Folgen sind Risse und Brüche auf den Zahnoberflächen, häufig ist auch das Zahnfleisch betroffen.
Zungenpiercings bergen hohe Risiken, denn sie verursachen im schlimmsten Fall Lähmungen der Nervenbahnen.
Werden Nasenpiercings, Lippenpiercings oder Intimpiercings nicht mit 100 Prozent sterilen Instrumenten eingesetzt, dringen Keime durch die gestochenen Löcher in die Haut ein und können im Körper Entzündungen auslösen.
Auch die Auswahl des Materials spielt ein große Rolle. Vor allem Nickel gilt als Allergieauslöser. Bei Hautkontakt leiden Nickelallergiker unter Pusteln, Juckreiz, Rötungen und Bläschen.
Hochwertige Edelmetalllegierungen sind hautfreundlicher, können aber ebenfalls Allergien auslösen, da verschiedene Substanzen beigemischt werden, die nicht immer bekannt sind.
Piercingpflege
Viele Risiken lassen sich minimieren, wenn man bei der Pflege nach den Anweisungen des Piercers vorgeht und auf eine gründliche Hygiene achtet. Hier haben wir alle wichtigen Tipps in Sachen Piercingpflege für Sie zusammengestellt.
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- Alles über Piercing, Huber, 2003, ISBN 3927896101
- Piercing - Archaische Riten und modernes Leben, Arun-Verlag, 1998, ISBN 3927940372
- Hygieneanforderungen beim Tätowieren, Piercing und Ohrstechen, Ärzteblatt Sachsen, 2004, Band 15, Nr. 11
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