Durchführung, Risiken, Nachsorge und Pflege eines Zungenpiercings

Bei einem Zungenpiercing wird ein Piercing direkt in die Zunge gestochen. Das Zungenpiercing ist ein beliebtes Piercing. Da nicht jeder ein solch speziellen Körperschmuck besitzt, lösen die Einsatzmöglichkeiten des kleinen "Knochens" aus Stahl eine gewisse erotische Neugier aus. Sowohl das Stechen des Piercings als auch das Tragen des Piercingschmucks birgt jedoch auch Risiken. Die richtige Pflege des Piercings ist wichtig, um dauerhaft Freude daran zu haben.

Von Claudia Haut

Zweck eines Zungenpiercings ist das Einsetzen eines Schmuckstücks in die Mitte der Zunge. Dazu wird zumeist ein Straight Barbell verwendet.

Ursprung und Verbreitung

Zungenpiercings zählen vor allem bei Jugendlichen zu den beliebtesten Piercing-Varianten.

Das Durchstechen der Zunge wurde schon vor langer Zeit von verschiedenen Kulturen aus rituellen oder spirituellen Gründen durchgeführt. In Thailand und Malaysia werden im Rahmen von Götterbeschwörungen auch heute noch Gegenstände durch die Zunge gestochen, wie

  • Eisenstangen,
  • Schwerter oder
  • Äste.

In den westlichen Ländern fand das Zungenpiercing in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts Verbreitung, wozu auch verschiedene prominente Sänger und Musiker wie Melanie Brown oder Keith Flint beitrugen.

Ein Zungenpiercing eignet sich auch gut für Personen, die es lieber unauffällig mögen, denn das Schmuckstück ist nur beim Lachen oder beim Herausstrecken der Zunge sichtbar.

Material und Lage des Zungenpiercings

Normalerweise erfolgt ein Zungenpiercing in der Mitte der Zunge zwischen den beiden Zungenmuskeln. Es kann aber auch außerhalb der Mitte durch einen Muskel eingestochen werden.

Beim Durchstechen muss der Piercer genau darauf achten, dass es nicht zu einer Verletzung des Zungenbändchens kommt. Ebenso ist zu berücksichtigen, dass das Schmuckstück die Zähne nicht beschädigen kann. Zungenpiercings können aus

  • Gold,
  • Titan,
  • PTFE,
  • Bioplast oder
  • Chirurgenstahl

bestehen. Es gibt sie in schrillen Farben und verschiedenen Formen. Die Schmuckstücke lassen sich nach dem Heilungsprozess auch beliebig austauschen.

Durchführung eines Zungenpiercings

Neben der Auswahl des richtigen Piercings kommt auch der Auswahl des Studios und dem dazugehörigen Piercer eine wichtige Bedeutung zu. Um schlimme Folgen nach dem Stechen zu vermeiden sollte ein sauberes, hygienisches Studio mit gutem Ruf ausgewählt werden.

Bevor es in den Behandlungsraum geht, muss ein Schriftstück unterschrieben werden, mit dem der volljährige Kunde bestätigt, dass er die Hinweise zur Nachbehandlung gelesen hat und mit dem Piercen einverstanden ist. Erfahrungsberichten zu Folge fragt ein professioneller Piercer mehrmals nach, um sich zu vergewissern, dass sich der Kunde wirklich sicher ist.

In der Regel wird das Zungenpiercing im Sitzen durchgeführt, um dem Piercer seine Aufgabe zu erleichtern. Darüber hinaus soll dadurch auch Kreislaufproblemen vorgebeugt werden.

Sind die Formalitäten geklärt, kann es auch schon losgehen:

  1. Vor dem Durchstechen wird der Mundraum mit einem Desinfektionsmittel gespült
  2. Anschließend wird die Zunge mit einer Zange festgehalten.
  3. Mit einer Lampe wird die Zunge durchleuchtet, um zu sehen wo die Nerven verlaufen.
  4. Der richtige Punkt wird mit einem Stift markiert.
  5. Ein Spray betäubt die Zunge.
  6. Eine (vorher steril verpackte) Kanüle wird durch den Punkt gestochen.
  7. Der Stab des Piercings wird durch die Kanüle geschoben und die Kanüle entfernt.
  8. Die 2. Kugel wird auf das Ende des Stabes geschraubt, nun ist das Piercing geschlossen.
  • Seitenansicht offener Mund einer Frau, sie streckt Zunge mit Piercing raus

    © Sergii Shalimov - www.fotolia.de

  • Zunge mit Zungenpiercing leckt an rotem Wassereis

    © Syda Productions - www.fotolia.de

  • Nahaufnahme schreiender Frauenmund mit Zungenpiercing

    © unpict - www.fotolia.de

  • Braun-blonde Rastazöpfe junger Frau mit Zungenpiercing werden zur Seite geweht

    © Valua Vitaly - www.fotolia.de

Heilungsprozess

In der Regel geht die Abheilung nach einem Zungenpiercing recht schnell vonstatten und nimmt nur etwa zwei bis drei Wochen in Anspruch. Allerdings kann es in den ersten Tagen zu einem Anschwellen der Zunge kommen, wodurch Schmerzen und Probleme beim Essen entstehen.

Nach ca. 2 Wochen wird der längere Piercingstab (wegen der Schwellung nötig) gegen einen kürzeren eingetauscht. Dies erhöht den Tragekomfort und senkt das Risiko von Zahnschäden.

Die richtige Pflege eines Zungenpiercings

Häufig wird als Schmuckstück ein so genannter Barbell getragen, bei dem oben eine größere Kugel und unterhalb der Zunge eine kleine Kugel zu sehen sind. Damit es nicht zu Komplikationen kommt, gilt es einige Hinweise zu beachten.

Hinweise zum Rauchen, Trinken und Essen

In der ersten Zeit sollten sehr kalte und sehr heisse Lebensmittel gemieden werden
In der ersten Zeit sollten sehr kalte und sehr heisse Lebensmittel gemieden werden
  • Um die Wundheilung nicht zu gefährden, sollte man in der ersten Zeit nicht rauchen und möglichst auch keinen Alkohol trinken.

  • Da das Essen anfangs sehr schmerzhaft sein kann, sollte man eher breiige Nahrung zu sich nehmen. Dies sollten jedoch keine Milchprodukte wie Joghurt oder Quark sein.

  • Auf eine ausreichende Trinkmenge muss ebenfalls geachtet werden. Säurehaltige Fruchtsäfte und Obst sollten jedoch vermieden werden.

  • Zur schnellen Wundheilung sollte man zudem nichts essen oder trinken, was sehr kalt oder sehr heiß ist bzw. sehr scharf oder sehr sauer ist.

  • Nach jedem Essen sollte der Mund ausgespült werden, damit sich keine Essensreste am Piercing sammeln und dort zu Infektionen führen können.

Unterstützende Hausmittel für die Heilung

Ist die Zunge in den ersten Tagen sehr geschwollen, so sollte man sie kühlen. Da an der Zunge keine kalten Umschläge gemacht werden können, kann man stattdessen Eiswürfel verwenden.

Besonders heilsam sind Eiswürfel aus Tee wie zum Beispiel Salbei oder Kamille. Dazu muss einfach zum Beispiel Kamillentee gekocht und in Eiswürfelbehälter gefüllt werden.

Zur Förderung der Wundheilung können auch spezielle Mundspülungen verwendet werden. Diesbezüglich sollte man sich in der Apotheke beraten lassen, da zum Beispiel Jodlösungen nicht geeignet sind.

Grundsätzlich kann man sein Zungenpiercing auch zu viel pflegen. Wer es ständig bewegt und reinigt, kann das Gegenteil von dem erreichen, was er eigentlich möchte. Wird das Piercing angefasst, so sollte dies immer mit frisch gewaschenen Händen geschehen.

Eiswürfel sind zur Kühlung der Zunge geeignet
Eiswürfel sind zur Kühlung der Zunge geeignet

Die Risiken beim Stechen und Tragen eines Zungenpiercings

Wird ein Zungenpiercing unprofessionell gestochen, so kann dies sehr riskant sein.

Nervenverletzungen und Blutungen

In der Zunge verlaufen Nerven und auch die Geschmacksknospen befinden sich in diesem Bereich. Wird das Piercing an der falschen Stelle gestochen, so können Nerven verletzt werden.

Die Folge ist, dass ein Teil der Zunge taub ist sowie teilweise auch bestimmte Geschmacksrichtungen nicht mehr unterschieden werden können. Es kann auch vorkommen, dass eine Geschmacksrichtung zwar noch geschmeckt wird, jedoch nicht mehr so intensiv wie früher.

Zudem befinden sich auch einige große Blutgefäße in der Zunge. Werden diese versehentlich getroffen, so kommt es zu starken Blutungen.

Infektionen und Schmerzen

Beim Stechen des Piercings können Keime in die Wunde gelangen, wenn unsauber gearbeitet wird. Die Wunde kann sich daraufhin infizieren und zu schweren Folgeerkrankungen führen.

In vielen Fällen bestehen im Bereich des Piercings vorübergehend Schmerzen, und die Zunge kann auch geschwollen sein. Dies gibt sich jedoch in der Regel von selbst wieder.

Solange die Zunge noch geschwollen ist sowie teilweise auch darüber hinaus, kann es Probleme beim Sprechen geben, da die Zunge nicht mehr so gut bewegt werden kann.

Zahnverletzungen und Sprachprobleme

Das größte Risiko eines Zungenpiercings besteht darin, das Zahnfleisch und/oder die Zähne zu verletzen. Dies ist besonders dann der Fall, wenn man bewusst oder unbewusst ständig mit dem Piercing "spielt". Stößt der Piercingschmuck ständig gegen die Zähne, so leidet der Zahnschmelz darunter und die Zähne können leichter brechen.

Wird das Schmuckstück aus der Zunge entfernt, so ist der Stichkanal des Piercings zu sehen. Wurde ein breiter Stichkanal gestochen, so kann dies beim Entfernen des Piercingschmucks zur Folge haben, dass man aufgrund des Loches in der Zunge nicht mehr richtig sprechen kann.