Das richtige Make-up für Krebspatientinnen

Die Diagnose Krebs erschüttert jährlich sehr viele Menschen. Die schwere Krankheit wirft das Leben aus allen Bahnen, nichts ist mehr wie vorher. Während einer Therapie ist es vor allem für Frauen sehr schwer, neben den medizinischen Folgen, mit den äußerlichen Veränderungen des Körpers umzugehen. Das richtige Make-up und typgerechte Accessoires helfen dabei, sich wohler zu fühlen.

Von Anita Nieper

Der Körper verändert sich

Die Zahl der Neuerkrankungen ist in den letzten Jahren stetig angestiegen, allerdings sind auch die Chancen auf eine vollständige Heilung deutlich besser geworden. Doch der Weg dorthin ist nicht immer leicht. Selbstverständlich steht bei den betroffenen Frauen der Wunsch auf Heilung an erster Stelle. Doch die Operationen und Therapien verändern häufig das Äußere total, das Selbstbewusstsein der Patientinnen kann darunter sehr stark leiden und sie trauen sich schlimmstenfalls kaum noch unter Leute.

Selbstbewusstsein wieder aufbauen

Aufgrund einer Chemotherapie fallen bei den meisten betroffenen Krebspatientinnen die Haare aus, das betrifft nicht nur das Kopfhaar, unter anderem verlieren die Frauen auch die Augenbrauen und Wimpern. Die Optik verändert sich rapide und die Betroffenen haben nicht nur aus Eitelkeit den Wunsch nach Wiederherstellung der Optik, es bedeutet für sie ein Stückchen Normalität in dieser schweren Zeit.

Auf den Haarverlust einlassen

Haarverlust mit Selbstbewusstsein tragen
Haarverlust mit Selbstbewusstsein tragen

Es ist besonders wichtig, sich schon vor Beginn der Chemo- oder Strahlentherapie Gedanken über den bevorstehenden Haarverlust zu machen und wie man damit umgehen will. Vielen Frauen hilft es, sich eine Kurzhaarfrisur zuzulegen, damit der Übergang zum kahlen Kopf nicht zu abrupt ist. Im Vorfeld sollte zusätzlich nach passenden Tüchern und Perücken Ausschau gehalten werden.

Es ist ratsam, alle Varianten einmal auszuprobieren und erst danach eine Entscheidung zu treffen. Erfahrungsgemäß entscheiden sich junge Patientinnen häufiger für ein gewickeltes Tuch, eine freche Kappe oder einen eleganten Turban als für eine Perücke.

Mit dem richtigen Make-up sowie dem Tragen von Perücken und Tüchern gewinnen die Patientinnen an Selbstvertrauen, das steigert das Selbstwertgefühl. In dieser schweren Zeit ist es wichtig, nett zu sich und seinem Körper zu sein. Sich selbst zu lieben heißt Ja zum Leben zu sagen und den Kampf gegen die Krankheit aufzunehmen.

Make-up, Perücken und Co. geben neuen Lebensmut

"Auf Äußerlichkeiten kommt es doch nicht an." Gut gemeinte Worte, die Krebspatientinnen kennen. Doch die mitleidigen Blicke auf der Straße oder beim Einkaufen erinnern immer wieder an die Schwere der Krankheit. Um die Psyche ein wenig zu stützen, sollten betroffene Frauen etwas für ihr Äußeres tun. Zwar lässt sich die Krankheit nicht völlig hinter Schminke, Perücke, Tüchern und Kleidung verbergen, sie wird aber optisch in den Hintergrund gedrängt.

Mit einem typgerechten Make-up und einer Perücke ist die Krankheit auf den ersten Blick nicht mehr zu erkennen. Die Frauen sehen sich selbst endlich wieder ähnlich und ins normale Leben zurückgeholt.

Perücken

Es gibt eine große Anzahl an Perücken aus Echthaar und Kunsthaar, die für jede einzelne Patientin modifiziert werden können.

Viele Frauen entscheiden sich für das Tragen einer Perücke, wenn das eigene Haar zu dünn oder komplett ausgefallen ist. Meistens werden die Perücken nach der eignen Haarfarbe und Struktur ausgesucht. Wer also von Natur aus blondes, glattes Haar besitzt, wählt ein ähnliches Modell als Perücke.

In jeder größeren Stadt oder direkt im Krankenhaus gibt es spezielle Geschäfte, bei denen Krebspatientinnen eine Perücke auf Rezept erhalten. Teilweise bezahlt die Krankenkasse den Haarersatz, abzüglich eines Selbstbehalts und/oder den Mehrpreis hochwertigerer Perücken.

Vorteilhaft ist es, bei der Wahl seiner Perücke eine Person des Vertrauens dabei zu haben, die objektiv ihre Meinung sagt. Das "Zweithaar" darf nicht als solches erkennbar sein und muss zum Typ passen. Ein geringes Gewicht der Perücke ist auf Dauer sehr vorteilhaft, so wird sie nicht als Fremdkörper empfunden.

Tücher und Accessoires

Kopftuch als trendiges Accessoire
Kopftuch als trendiges Accessoire

Alternativ zur Perücke sind

sehr beliebt. Als preiswerte und wirkungsvolle Kopfbedeckungen eignen sich kunstvoll geschlungene Tücher, um den kahlen Kopf nach einer Chemotherapie zu verbergen. Tücher aus Baumwolle sind ideal, Seidentücher sehen zwar sehr hübsch und edel aus, rutschen aber schneller auf der Kopfhaut. Die Tücher werden durch interessante Knoten oder Accessoires wie

verschönert. Neben den Tüchern, die es in den unterschiedlichsten Farben und Größen gibt, werden immer mehr fertig gebundene Turbane angeboten.

Tipp: Um unter dem Tuch mehr Fülle zu suggerieren, arbeitet man einzelne Schulterpolster aus Schaumstoff in die Tücher ein.

Hautprobleme bekämpfen

Ein fahler Teint und empfindliche sowie trockene Haut sind unschöne Nebenwirkung einer Strahlen- oder Chemotherapie. Mit einem typgerechten Make-up erzielt man einen strahlenden Teint, der die äußerlichen Veränderungen im Gesicht fast vollständig versteckt. Weitere Probleme sind:

Creme gegen trockene Haut

Krebspatientinnen haben meistens eine sehr empfindliche Haut und reagieren auf Gerüche sehr stark, darum sollten die Cremes frei von Duftstoffen sein.

Krebspatientinnen, die unter trockener Haut leiden, sollten sich mindestens einmal täglich von Kopf bis Fuß mit einer reichhaltigen Feuchtigkeitscreme eincremen und zur Reinigung ausschließlich milde Reinigungsmilch verwenden.

Für das Gesicht, den Hals und das Dekolleté empfiehlt sich morgens eine Feuchtigkeitscreme für den Tag und am Abend eine sehr reichhaltige Nachtcreme.

Strahlender Teint durch Selbstbräuner

Leider wird der Teint durch die Chemotherapie häufig sehr fahl. Sonne und Solarium sollen Krebspatientinnen dennoch meiden, denn die Strahlen erhöhen das ohnehin gesteigerte Hautkrebsrisiko. Viele Patientinnen helfen mit Selbstbräunungscremes nach, um ihrem Teint eine frische Note zu geben.

Wer eine empfindliche Haut hat, sollte aber sehr vorsichtig damit umgehen, um ein Jucken und Brennen der Haut zu verhindern.

  • Sammlung diverser Kosmetika wie Make-up, Pinsel und Lippenstifte

    © victoria p. - www.fotolia.de

  • Geschminktes Frauengesicht, an den Seiten Make-up Pinsel und Applikatoren

    © Leah-Anne Thompson - www.fotolia.de

  • Nahaufnahme Make-up, Lidschatten, Pinsel auf weißem Hintergrund

    © Wellford Tiller - www.fotolia.de

Das richtige Make-up und die nötige Vorbereitung der Haut

Mit einem guten Make-up lassen sich viel Spuren der anstrengenden Krebsbehandlung verstecken. Bevor es an das Auftragen des eigentlichen Make-ups geht, muss die Haut entsprechend vorbereitet werden. Mit einem sanften Peeling werden ein- bis zweimal in der Woche überschüssige Hautschüppchen entfernt und die Durchblutung des Gesichts angeregt, anschließend wird es mit einer Reinigungsmilch gründlich gesäubert.

Jetzt ist es besonders wichtig, der Haut eine Extraportion Feuchtigkeit zuzuführen, damit das Make-up gleichmäßig verteilt werden kann. Eine reichhaltige Feuchtigkeitscreme für den Tag, ist als Grundlage eines Make-ups für trockene Haut genau das Richtige.

Bei einer Strahlen- oder Chemotherapie kommt es, wie bereits ausgeführt, häufig zu optischen Hautproblemen. Mit einem Concealer lassen sich diese unschönen Stellen gekonnt verbergen. Der flüssige Consealer wird noch vor dem Make-up auf die betroffenen Hautstellen getupft und mit dem Finger verwischt. Darunter verschwinden die Flecken und Augenränder fast vollständig.

Nun wird ein Make-up gewählt, das höchstens eine Nuance dunkler als der momentane Hautton ist, alle dunkleren Farbtöne wirken unnatürlich und aufgemalt. Das Make-up wird großzügig im Gesicht und am Hals aufgetragen und weit ausgestrichen - es dürfen keine Übergänge zu sehen sein.

Camouflage - die kaschierende Schminke

Sind die Hautveränderungen sehr ausgeprägt und lassen sich mit herkömmlicher Schminken nicht vollständig abdecken, dann ist der Einsatz von Camouflage erforderlich. Dieses besondere Make-up weist eine höhere Pigmentdichte auf und ist deshalb extrem deckend. Zudem verschmiert es auch bei den heftigsten Schweißausbrüchen nicht, die während einer Therapie häufig auftreten.

Mit einem transparenten Puder wird das Make-up haltbar gemacht und glänzende Stellen, meistens in der sogenannten T-Zone, mattiert. Der Puder wird mit einem großen Pinsel verteilt, dabei geht man auch über die Augen, wodurch das spätere Augen-Make-up haltbarer wird.

Bronzepuder verleiht dem Gesicht Struktur

Damit das Gesicht nicht so blass und fahl wirkt, sollt es mit Bronzepuder regelrecht umrahmt werden. Hierfür bräunt man:

  1. die Kieferknochen,
  2. den Bereich vor den Ohren und
  3. den Haaransatz.

Dabei spielt es keine Rolle ob sehr kurzes oder gar kein Haar vorhanden ist. Mit dieser Methode, in der Gesichtsmitte hell und am Rand dunkel geschminkt, erhält das Gesicht wieder Struktur. Ein wenig Rouge auf den Wangenknochen lässt den Teint noch etwas frischer aussehen.

Lippenpflege besonders wichtig

Den Lippen sollten ebenfalls Beachtung geschenkt werden, sie sind häufig rissig, trocken und spröde. Die dünne Haut der Lippen benötigt viel Feuchtigkeit, ein entsprechender Pflegestift oder Lippenbalm macht die Lippen weder zart und sanft.

  • Blonde Frau trägt Augen Make-up auf, weißer Hintergrund

    © Aleksandar Todorovic - www.fotolia.de

  • Sechs Gläschen mit Glitzer-Make-up neben Pinsel auf weißem Untergrund

    © Elisanth - www.fotolia.de

  • Nahaufnahme rechtes Auge einer Frau, blaue Augenfarbe, mit Mascara geschminkt

    © Ivan Polushkin - www.fotolia.de

Die Augenpartie schminken

Wenn durch die Strahlen- oder Chemotherapie alle Haare ausgehen, ist das für jede Frau ein Schock. Auch wenn die Wimpern und Augenbrauen ausgefallen sind, so hilft ein perfektes Augen-Make-up davon abzulenken.

Augenbrauen richtig schminken
Augenbrauen richtig schminken

Die Augenbrauen

Meistes fallen die Augenbrauen erst sehr spät in der Therapie aus, meist auch nicht alle, sie werden häufig nur etwas dünner.

  • Lichter werdende Augenbrauen können mit einem Kajal-Stift voller geschminkt werden. Mit einem Augenbrauenstift sollten sehr feine Striche zwischen den einzelnen feinen Härchen gestrichelt werden, so wirken sie wieder voller und nicht gemalt.

  • Bei sehr wenigem, hellem oder gar keinem Augenbrauenhaar kann auch mit mattiertem Lidschatten gearbeitet werden, der mit einem Pinsel aufgetragen wird.

Augenbrauenschablonen

Schwierig wird es, wenn gar kein Haar mehr vorhanden ist und freihändig kein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht wird. In diesem Fall kann man zu Hilfsmitteln greifen. Kosmetikhersteller bieten Schablonen, in den unterschiedlichsten Größen und Formen an, die sehr einfach angewendet werden können.

In fertig zusammengestellten Sets können Schablonen mit speziellen Augenbrauenstiften und wasserabstoßendem Augenbrauen Make-up gekauft werden. Die Schablonen werden einfach auf die gewünschte Stelle gehalten und mit dem Make-up ausgemalt, so entsteht der perfekte Brauenbogen.

Die Farben sollten auf die Haar- oder Perückenfarbe abgestimmt sein.

Die Wimpern

Der Verlust der Wimpern kann mit farbigem Lidschatten ausgeglichen werden und auch ein gekonnter Lidstrich lenkt vom Fehlen der Wimpern gekonnt ab. Mit einem Kajal oder Eyeliner wird sowohl das obere als auch das untere Lid betont - anstelle der Härchen. Damit die Übergänge nicht zu hart werden, sollen sie leicht verwischt oder mit Lidschatten abgedeckt werden.

Dünne oder wieder nachwachsende Wimpern erhalten eine kräftige Portion Mascara.

Kosmetikseminare

In vielen medizinischen Einrichtungen und Kliniken können betroffene Krebspatientinnen kostenlose Kosmetikseminare besuchen. Gebührenpflichtige Seminare werden meistens von der Krankenkasse bezahlt. Unter Anleitung von geschulten Kosmetikerinnen lernen die Frauen das Schminken nach dem Verlust der Augenbrauen und Wimpern.

Zudem gibt es hilfreiche Tipps bei Hautirritationen und Ratschläge, auf welche Pflege in dieser Zeit noch zu achten ist.