Hautschmuck und Verzierungen im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit
Ungeschminkt oder ein bleiweiß-helles Gesicht galt im Mittelalter und in der beginnenden Neuzeit als schön. Den Menschen war zu jener Zeit jedes Mittel recht, um dem Schönheitsideal zu entsprechen.
Europäer bevorzugen die inneren Werte
In Europa wurde der ausschweifende Gebrauch von Cremes, Parfüms und Kosmetika schon bald mit dem Aufkommen des Christentums eingeschränkt. Es galt als Sünde, seinem Körper zu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Es wurde von den Menschen verlangt nach den inneren Werten zu schauen und weniger Wert auf Äußerlichkeiten zu legen.
Die Kirchenväter verlangten mehr Frömmigkeit, die sich auch nach außen durch Schlichtheit zeigen sollte. Gegen die medizinische Nutzung von Salben, Cremes oder Ölen hatten die christlichen Missionare allerdings nichts einzuwenden.
Die Künste der Kosmetik in China und im Orient
Während sich in ganz Europa kaum noch geschminkt wurde und auch die Entwicklung und Herstellung zum Erliegen kam, blühte die Kunst der Kosmetik in China und im Orient regelrecht auf.
Vor allem die chinesischen Duftstoffe, die über die Seidenstraße nach Europa kamen, wurden begehrt. Denn über die heilenden Kräfte der Pflanzenauszüge wussten die alten Chinesen bestens Bescheid und auch die Europäer wollten diese Heilkräfte für ihre Genesung nutzen.
Im Orient wurde weiterhin an der Tradition der Kosmetikherstellung festgehalten, trotz der Ausbreitung des Islam. Durch europäische Kreuzzüge kamen die Ritter auch weiterhin immer wieder in Berührung mit der verführerischen Wirkung der Kosmetika, die in der Heimat untersagt war.
Kosmetika anstelle der Körperreinigung
In den geschichtlichen Epochen des Rokoko und der Renaissance erlebte die Kosmetika wieder einen Höhepunkt. Eine seltsame Körper- und Schönheitspflege wurde an den Adelshäusern praktiziert. Es wurde sich einfach nicht mehr gewaschen, entsprechend viel
- Puder,
- Parfüms,
- duftende Cremes und
- Salben
wurden aufgetragen, um den unangenehmen Körpergeruch zu übertünchen.
Vornehme Blässe als Schönheitsideal
Am Anfang des Mittelalters fanden die Menschen heraus, dass man mit Bleiweiß eine makellose Blässe erreichen kann. Obwohl man schnell feststellte, dass das hochtoxische Bleiweiß zu schwer abheilenden Abszessen auf der Haut führte, bleichten sich alle Menschen mit hohem Stand die Gesichtshaut - dazu kam der Mangel an Hygiene.
Ein weißer Teint war eben schön, koste es, was es wolle.
Rote Lippen und Schönheitsflecken
Als sich Katharina von Medici in Frankreich und Elisabeth I. in England ihre Lippen und Wangen färbten, wurde das Schminken mit Farbe in der Renaissance wieder populär. Der Teint blieb aber weiterhin kreideweiß. Die knallroten Lippen und Wangen entstanden aus einem roten Farbstoff, der aus der Koschenilleschildlaus gewonnen wurde.
Das 17. Jahrhundert ist durch seine Schönheitsfleckchen als auffälliges Accessoire bekannt, kleine zugeschnittene Flecken aus
- Seide,
- Samt oder
- Leder
wurden auf das Gesicht geklebt. Häufig wurden kleine Hautunreinheiten oder Narben, die durch Entzündungen im Gesicht entstanden sind, mit den Schönheitsfleckchen abgedeckt.
- Neben Bleioxid wurden im 18. Jahrhundert auch Zinnoxid, Quecksilberoxid, Wismutoxid und Talk zum Weißfärben der Haut verwendet.
- Zum Schminken der roten Lippen und Wangen wurde zunehmend Saflor, Sandelholz, Koschenille, Rotholz und Zinnober verwendet.
Nicht nur die Haut auch die Haare und damals häufig getragene Perücken wurden hell eingefärbt. Hierfür verwendete man fettige Pomade, damit der Puder besser haftet. Dann wurde eine Mischung aus Reisstärke und Weizenstärke mit ein wenig Kohle grau oder mit Ocker blond gefärbt und in das Haar gegeben.
Die vornehmen Damen und Herren bedienten sich gleichermaßen stark an der zur Verfügung stehenden Kosmetika dieser Zeit. Mit ihren blassen Gesichtern und hellen Haaren oder Perücken setzten sie sich vom Volk ab.
Erst im ausgehenden 18. Jahrhundert mit der Französischen Revolution änderte sich das Verhältnis zu Wasser und Seife, die Reinlichkeit zog wieder in die herrschaftlichen Häuser ein.