Abszess - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Bei einem Abszess handelt es sich um eine entzündungsbedingte Eiteransammlung. Man unterscheidet verschiedene Formen und Schweregrade der Abszesse. Meist kann der Arzt die Diagnose aufgrund der geschilderten Beschwerden und dem Inspizieren der betroffenen Stelle festlegen. In der Regel ist die Enstehung bakteriell bedingt, doch auch nicht-bakterielle Formen sind möglich. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Ursachen, Symptome und Behandlung eines Abszesses.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: L02
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Ein kleiner Abszess sieht wie ein roter Pickel aus, der mit Eiter gefüllt ist. Dabei können Abszesse unterschiedlich groß sein; Pickel gehören zu den kleinen und harmlosen Abszessen.

Der gelbe Eiter befindet sich abgegrenzt im Abszess und kann sich im Normalfall nicht in das umliegende Gewebe verteilen. Der sich im Abszess befindliche Eiter besteht aus Bakterien und toten Zellen.

Die meisten Abszesse entstehen im Bereich der Schweißdrüsen, zum Beispiel in den Achselhöhlen. Sie können jedoch auch in den Talg- oder Schleimhautdrüsen entstehen. So kann man sie auch

vorfinden.

Ursachen

Bakterieller Abszess

Ein Abszess entsteht fast immer durch Bakterien. Bei einem gesunden Menschen befinden sich immer Bakterien auf der Haut, die uns jedoch nur in seltenen Fällen krank machen.

Ist jedoch zum Beispiel eine Schweißdrüse verstopft, können die Bakterien nicht nach außen abfließen und verursachen so einen Abszess an dieser Stelle. Ein Abszess kann auch an einer durch Schmutz verunreinigten Wunde entstehen. Wird diese nicht gereinigt und luftdicht mit einem Wundpflaster abgedeckt, können die Bakterien nicht abfließen und verursachen so den Abszess.

Sonstige Ursachen

Tritt ein Abszess ohne Bakterien auf, kann dies die Folge von schweren Operationen oder schwerwiegenden Erkrankungen wie zum Beispiel Tuberkulose sein.

Verlauf

Einfache Abszesse wie Pickel heilen ohne weitere Behandlung ab. Man sollte jedoch besonders Pickel im Gesicht keinesfalls ausdrücken, da sonst die Bakterien über die Venen ins Gehirn gelangen können und dort zu einer Gehirnentzündung führen können.

Größere Abszesse bergen die Gefahr, dass der Eiter in benachbartes Gewebe läuft und sich so große Hautflächen entzünden können. Werden Abszesse nicht behandelt, können die Bakterien in das Blut des Kranken gelangen und so eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen, die tödlich enden kann.

Einfache Abszesse heilen meist rasch, größere Abszesse benötigen für die vollständige Heilung oftmals einige Wochen. Besonders für die Abheilung größerer Abszesse ist es wichtig, dass der Verband regelmäßig gewechselt wird, um die Wunde möglichst keimfrei zu halten.

Einige Erkrankungen begünstigen die Entstehung von Abszessen. Dazu zählen Krankheiten wie

und auch bei Alkoholikern treten vermehrt Abszesse auf.

Symptome

Generell erkennt man einen Abszess daran, dass die betroffene Stelle geschwollen und gerötet ist und zudem sehr empfindlich auf Druck reagiert.

Perianalabszess

Einen Perianalabszess, einen Abszess am Enddarm, erkennt man an geröteter Haut und einer schmerzenden Verhärtung an dieser Stelle. Diese Form des Abszesses geht oft auch mit Fieber und Schüttelfrost einher. Zusätzlich verursacht ein Abszess am After auch starke Beschwerden beim Sitzen und Gehen.

Anorektaler Abszess

Betroffen von der Entstehung von Abszessen in der Afterregion sind in erster Linie die Afterdrüsen, die im inneren Analbereich enden. Bei einem anorektalen Abszess besteht zudem die Gefahr, dass sich ein Verbindungskanal, eine Fistel, ausbildet.

Eine solche Fistel kann bis zur Darmwand oder den inneren Organen reichen. Außerdem können sich durch Fisteln weitere Abszesse bilden, wenn ein Abfluss des Sekrets nicht mehr möglich ist. Zu den Symptomen des Abszesses gehören

  • Schwellungen
  • Rötungen
  • Überwärmung und
  • Schmerzen.

Bei Fistelgängen treten Schmerzen meist nur im Falle eines Sekretstaus auf. Da Fisteln in den meisten Fällen nicht von alleine abheilen, ist eine ärztliche Behandlung erforderlich.

Abszess in der Nähe der Hautoberfläche

Abszesse können sich nur in der Nähe der Hautoberfläche bilden. Der Betroffene spürt selbst bei einem harmlosen Pickel ein Spannungsgefühl, das erst nachlässt, wenn der Eiter abfließt. Zusätzlich ist die Stelle sehr schmerzempfindlich.

Abszess im Inneren des Körpers

Handelt es sich um einen komplizierten Abszess, der sich im Inneren des Körpers befindet und demnach nicht sichtbar ist, kann der Betroffene auch "nur" Fieber verspüren. Jedoch auch schwerwiegende Symptome wie Schock oder Kreislaufversagen können Symptome eines Abszesses sein.

Diagnose

Die Diagnose stellt der Arzt, indem er sich die entzündete Hautstelle ansieht. Innere Abszesse werden durch eine

diagnostiziert.

Therapie

Die Behandlung von Abszessen richtet sich nach ihrer

  • Größe
  • Lage
  • Schmerzintensität und
  • Ursache

Kleine Abszesse bzw. Pickel können mit speziellen Salben (so genannte Zugsalbe) eingerieben werden und so die "Reifung" beschleunigt werden. Auch Tücher, die in heißes Wasser getränkt wurden und auf den kleinen Abszess gelegt werden, bewirken die schnellere "Reifung".

Verursachen kleinere Abszesse große Beschwerden, können sie von einem Arzt eröffnet werden. Hierbei ist es notwendig, dass vor und nach der Behandlung die Hände gewaschen werden und man nicht in Kontakt mit dem Eiter kommt, da dieser ansteckend ist. Das Eröffnen eines Pickels sollte daher nur von einem Arzt vorgenommen werden.

Handelt es sich um einen großen Abszess oder einen Abszess im Inneren des menschlichen Körpers, hilft nur eine chirurgische Eröffnung in Vollnarkose oder in Regionalanästhesie. Der Arzt entfernt dann das zerstörte Gewebe und legt in die Mitte des Abszesses eine so genannte Drainage. Dies ist ein dünner Schlauch, durch den der Eiter nach außen zum Beispiel in ein Gefäß abfließen kann.

Durchführung der chirurgischen Eröffnung

Die chirurgische Eröffnung eines Abszesses gilt als wirkungsvollste Behandlungsmethode, da der Einsatz von Antibiotika oder anderen Arzneimitteln nicht immer den gewünschten Erfolg bringt, was daran liegt, dass diese Mittel wegen der Abkapselung nicht die erforderliche Konzentration im Entzündungsgebiet erreichen.

Bevor die Operation vorgenommen wird, erhält der Patient eine Regionalanästhesie oder sogar eine Vollnarkose, da eine lokale Betäubung bei einem Abszess kaum Wirkung zeigt. Anschließend erfolgt der operative Eingriff, indem der behandelnde Chirurg einen Schnitt zur Abszesshöhle hin durchführt. Da durch den Schnitt eine Öffnung entsteht, kann der Eiter nun abfließen.

Damit die Gefahr von neuen Entzündungsausbildungen reduziert wird, entfernt der Chirurg Gewebebereiche, die nicht mehr intakt sind. Um dem Eiter den weiteren Abfluss zu ermöglichen, wird der Schnitt offen gelassen. Unterstützt werden kann die Abheilung durch das Einlegen eines Drainagesystems oder von Antibiotikaträgern.

Nach der Spaltung des Abszesses kommt es in den meisten Fällen zu einem raschen Abklingen der Beschwerden. Bis der Abszess völlig abheilt, dauert es jedoch ein paar Wochen.

Bei einer Fistelbildung im Analbereich

Für den Fall, dass auch der Schließmuskel Teil des Fistelsystems ist, trennt der Operateur diesen gegebenenfalls durch. In den meisten Fällen legt man einen Faden in den Verbindungsgang, damit dieser wiedergefunden wird.

Befinden sich die Fisteln in weiter oben liegenden Darmbereichen, ist es möglicherweise erforderlich, ein Stück von der Darmwand zu verschieben, damit die Öffnung abgedichtet werden kann. Ein Darmausgang ist nur in seltenen Fällen notwendig. In diesem Fall verlegt man den Darm nach etwa drei Monaten wieder zurück.

Mögliche Komplikationen

Wie bei allen operativen Eingriffen, besteht das Risiko von Komplikationen. Dazu gehören unter anderem

Bei einem anorektalen Abszess bilden sich manchmal auch starke Vernarbungen, die den Stuhlgang erschweren.

Vorbeugung

Um Abszessen vorzubeugen, ist es wichtig, auf ein intaktes Immunsystem und eine geregelte Verdauung zu achten. Die Ernährung sollte vitamin- und ballaststoffreich sein.

Nach Analabszessen (Abszessen im Bereich des Afters) ist es besonders wichtig, die Region mit klarem Wasser regelmäßig zu reinigen, um Verunreinigungen und somit die Entstehung weiterer Abszesse in dieser Region zu vermeiden.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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