Acne inversa - Durch entzündete Talgdrüsen geprägte Akneform

Eine schwere Form von Akne ist Acne inversa. Dabei kommt es zu einer Entzündung der Talgdrüsen und der Terminalhaarfollikel. Besonders Leisten, Achseln und Gesäßfalten sind davon betroffen. In manchen Fällen können zusätzliche Begleitsymptome auftreten. In Sachen Entstehung geht man von gewissen Triggerfaktoren aus. Informieren Sie sich über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Acne inversa.

Von Jens Hirseland

Acne inversa: Generelle Merkmale und Ausprägungsformen

Bei Acne inversa handelt es sich um eine Entzündung der äußeren Wurzelscheide der Terminalhaarfollikel sowie der Talgdrüsen. Sie tritt in erster Linie an Körperstellen wie

auf. Auch

können in Mitleidenschaft gezogen werden. Besteht eine Zusatzerkrankung (Akne conblobata), kann es auch zum Befall

kommen. In manchen Fällen breitet sich die Akne sogar bis in die Unterhaut aus, sodass es zu Verhärtungen kommen kann, die bis ins hohe Alter anhalten.

Geschichte und Verbreitung

Als Hauterkrankung bekannt ist Acne inversa bereits seit dem Jahr 1839. Im 19. Jahrhundert vermutete man, die Ursache für die Akne sei eine Entzündung der Schweißdrüsen, weshalb man den Begriff Hidradenitis suppurativa für die Krankheit einführte. Da sich später jedoch herausstellte, dass die Talgdrüsen und die Terminalhaarfollikel die Erkrankung hervorrufen, führte man 1989 den Begriff Acne inversa ein.

Mit geschätzten 70 Millionen Betroffenen ist Acne inversa eine weltweit auftretende Hautkrankheit. Aufgrund von falschen Diagnosen vermutet man zudem eine hohe Dunkelziffer.

Betroffen von Acne inversa sind sowohl Frauen als auch Männer, dabei erkranken Frauen häufiger. Die Krankheit kann von der Pubertät bis in ein hohes Lebensalter auftreten; der hauptsächliche Zeitrahmen liegt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.

Symptome

Bei dieser Akneform kommt es zurnächst zur Entzündung der Haarwurzeln und somit der Talg- und Schweißdrüsen. Typisch sind Verdickungen und tastbare Knoten, die Mitessern ähneln.

Zur Diagnose nutzt man die so genannte Einteilung in Stadien nach Hurley. Es gibt drei Stadien der Erkrankung, die man an spezifischen Symptomen erkennt. Zu diesen gehört zunächst

  • die Bildung von akut entzündeten, eitrigen Abszessen (Stadium I nach Hurley).
  • Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es dann zur Bildung weit auseinander liegender Abszesse mit Narben- und Fistelbildung (Stadium II nach Hurley).
  • Das Stadium III nach Hurley zeigt sich durch einen großflächigen Abszessbefall sowie Fistelgänge und Narben.

Die Abszesse sind auf den Rückstau von Schweißsekret und Talg zurück zu führen - durch die Eiteransammlungen wird schließlich auch das Drüsengewebe zerstört. Bei den besagten Fisteln handelt es sich um verzweigte Gänge, die bis in tiefe Gewebeschichten vordringen können. Kommt es zu spontaner Entleerung der Eiteransammlungen, ist mit schlecht riechendem Sekret zu rechnen. Mit der Zeit bilden sich durch die Entzündungsherde zahlreiche Narben.

Begleitsymptome

Gelegentlich treten auch

als Begleitsymptome auf.

Mögliche Folgen und Risiken

Da es sich bei der Acne inversa um eine chronische Erkrankung handelt, bei der lediglich die Symptome behandelt werden können, besteht das Risiko, dass es wiederholt zu Schwellungen und Entzündungen kommt. Manchmal kann sich die Entzündung sogar auf nicht betroffene Hautstellen ausbreiten.

In sehr seltenen Fällen kann diese Akneform die Entwicklung von Hautkrebs an den beeinträchtigten Stellen fördern. Bei Fisteln im Gesäßbereich besteht außerdem die Gefahr, dass sie sich bis zum Enddarmbereich oder zur Harnleiter ausbreiten.

Generell ist mit einer deutlichen Einschränkung der Lebensqualität zu rechnen, die sich auf das Privat- als auch das Berufsleben auswirken kann. Neben den erwähnten Symptomen zählen auch

  • Bewegungseinschränkungen
  • Schlafstörungen
  • Ekelgefühl
  • Schamgefühl
  • Beeinträchtigung des Sexuallebens
  • diverse Ängste (z.B. vor Vererbung, möglichen Folgekrankheiten, Einschränkungen im Alltag etc.)

zu den möglichen Auswirkungen.

Ursachen und Triggerfaktoren

Welche Ursachen für die Entstehung von Acne inversa verantwortlich sind, ist nach wie vor ungeklärt. Hormonelle Einflüsse sowie ein gestörtes Immunsystem zählen zu den vermuteten Faktoren.

Sicher ist aber, dass bestimmte Faktoren das Ausbrechen der Hautkrankheit fördern bzw. deren Beschwerden verstärken können (Triggerfaktoren). Dazu gehören

Möglich ist zudem ein Zusammenhang mit anderen chronischen Erkrankungen, beispielsweise Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa.

Diagnose

Bis es zur Diagnose der Acne inversa kommt, können viele Jahre vergehen. Die Erkrankung ist selten, sodass kaum ausreichende Erfahrung unter den Medizinern besteht. Zudem wagen Betroffene aus Scham erst spät den Gang zum Arzt.

Dieser erhebt zunächst die Anamnese und stellt in diesem Zusammenhang auch Fragen bezüglich des Vorkommens in der Familie sowie nach wichtigen Risikofaktoren.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung werden die Hautveränderungen begutachtet und das Gewebe abgetastet. Hilfreich zur Fisteluntersuchung ist eine Sonde.

Des Weiteren kann eine Blutprobe genommen werden. Auf diese Weise lassen sich bestimmte Entzündungsparamter bestimmen. Ebenso hilfreich sind Abstriche der Hautoberfläche sowie Analysen der tieferen Gewebeschichten.

Auch bildgebende Verfahren sind möglich. Auf diese Weise kann die Ausdehnung der Erkrankung in den tieferen Schichten erkannt werden. Zur Anwendung kommen etwa Kernspintomographie sowie Ultraschalluntersuchung.

Differenzialdiagnose

Entscheidender Bestandteil der Diagnose ist das Ausschließen von Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen. Zu diesen zählen etwa

Behandlung

Wie bereits erwähnt, handelt es sich um eine chronische Erkrankung; eine Heilung ist dementsprechend nicht möglich. Wird die Acne inversa jedoch im frühen Stadium erkannt, können die Symptome in den Griff bekommen werden. Es besteht jedoch immer eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Entzündungen erneut auftreten.

Ein Problem ist, dass Acne inversa oftmals mit chronischen Schweißdrüsenabszessen verwechselt wird. Bis die Wundheilung abgeschlossen ist, dauert es in den meisten Fällen rund acht Wochen. Zur Behandlung sollte unbedingt ein Hautarzt aufgesucht werden.

Konservative/medikamentöse Behandlung

Für die Therapie der Acne inversa kommen Ammoniumbituminosulfonat oder antimikrobielle Lösungen zum Einsatz, die lokal angewendet werden. Außerdem erfolgt eine systemische Behandlung mit Antibiotika.

Welche Wirkstoffe hierbei zur Anwendung kommen, ist abhängig von den nachgewiesenen Keimen. Typisch sind Tetracycline, Rifampicin und Clindamycin.

Zur Ergänzung verwendet man mitunter auch

  • Isotretinoin (Retinoide)
  • Antiandrogene
  • antiinflammatorische Wirkstoffe und
  • clindamycinhaltige Lösungen.

Bei schweren Fällen können auch TNF-Hemmer zum Einsatz kommen. Dies sind biotechnisch hergestellte monoklonale Antikörper, die der Hemmung von Entzündungsprozessen im Immunsystem dienen.

Operative Behandlung

Im fortgeschrittenen Stadium ist in der Regel ein operativer Eingriff erforderlich, um die befallenen Hautstellen zu entfernen. Hierbei müssen alle Hautbereiche, die von der Akneform betroffen sind, entfernt werden.

Doch auch bei der operativen Behandlungsweise ist das Risiko einer erneuten Entzündung hoch. Beim Verschluss der Wunde gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen:

  • die Nahlappenplastik: die Haut aus der unmittelbaren Umgebung wird verschoben
  • Sekundärheilung: es erfolgt eine offene Heilung mit Narbenbildung
  • Spalthauttransplantat: Hauttransplantation aus gesundem Bereich (z.B. Oberschenkel oder Hinterkopf)

Triggerfaktoren ausschalten

Neben der lokalen Behandlung der Acne inversa wird zudem empfohlen, auf

zu verzichten.

  • Uwe Beise, Silke Heimes, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Ingo Blank Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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