Ein Leben mit Alzheimer - Alltagstipps für Betroffene sowie deren Angehörige
Bei der Alzheimerkrankheit handelt es sich um den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit. Wer an Alzheimer erkrankt, sollte rechtzeitig Maßnahmen treffen, um sich darauf vorzubereiten; die Krankheit stellt auch eine extreme Belastung für die Angehörigen dar. Der richtige Umgang mit Alzheimer sowie mit betroffenen Patienten hilft bei der Bewältigung der Situation. Rund um das Leben mit Alzheimer - holen Sie sich wertvolle Tipps, um richtig mit der Erkrankung umgehen zu können.
In der Medizin bezeichnet man die Alzheimerkrankheit (AK) auch als Demenz vom Alzheimer-Typ oder Morbus Alzheimer. Bei dieser neurodegenerativen Erkrankung, von der vor allem Menschen ab 65 Jahren betroffen sind, kommt es zu einem zunehmenden Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit.
Am Ende steht der totale Verlust der Persönlichkeit. Obwohl die Alzheimerkrankheit bislang nicht geheilt werden kann, ist es dank verbesserter Behandlungsmethoden immerhin möglich, sie zu verlangsamen.
Fortschreitende Erkrankung in drei Stadien
Alzheimer führt nach und nach zum Verlust der Hirnfunktionen und schränkt die geistigen Fähigkeiten ein. Betroffene sind immer seltener in der Lage, ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Im Frühstadium lässt das Kurzzeitgedächtnis nach, die Sprache wird einfacher und Fremdwörter bereiten Schwierigkeiten.
In der zweiten Phase fällt es Betroffenen immer schwerer, den Alltag zu bewältigen und auch das Langzeitgedächtnis nimmt Schaden.
Im dritten Stadium ist das Gedächtnis nicht mehr in der Lage, Informationen zu verarbeiten und zu speichern, auch Familienangehörige werden oft nicht mehr erkannt.
Spätestens ab der zweiten Phase brauchen Demenzerkrankte Unterstützung. Etwa zwei Drittel der Patienten werden von Angehörigen zu Hause gepflegt.
Wie auch Angehörige von Alzheimer-Patienten unter der Erkrankung leiden
Immer mehr Menschen erkranken an Alzheimer, auch "Krankheit des Vergessens" genannt. Die Erkrankung, die mit gravierenden Veränderungen der Persönlichkeit einher geht, hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Patienten, sondern betrifft auch deren Angehörige.
Folgen für die Angehörigen von Alzheimer-Patienten
In Deutschland gibt es etwa 1 Million Menschen, die an der Alzheimer-Krankheit leiden. In den meisten Fällen leiden die Angehörigen mit. So werden hierzulande ca. 80 Prozent aller Alzheimer-Patienten von Verwandten gepflegt.
Diese Betreuung erfordert viel Zeit, Geduld und Nervenstärke. Nicht selten wird dabei die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Zum Beispiel müssen die Angehörigen den Patienten waschen und ankleiden, der sie oftmals gar nicht mehr erkennt. Da Alzheimer-Patienten zudem meist orientierungslos sind, ist es erforderlich, ständig auf sie zu achten, damit ihnen nichts passiert.
Vor allem Frauen kümmern sich um die Pflege ihrer erkrankten Angehörigen. Dabei übernehmen sie Aufgaben, für die sie keinerlei Ausbildung haben. Darüber hinaus ist auch die heimische Umgebung nur selten für die Betreuung von Alzheimer-Patienten geeignet.
Zwar ist eine private Pflege für die Patienten besser und verhilft ihnen zu mehr Lebensqualität, doch für die Pflegenden bedeutet sie eine gravierende Umstellung ihres Lebens, welches permanent von der Erkrankung bestimmt wird. Vor allem bei Alzheimer-Patienten, die körperlich noch aktiv sind und ständig in der Wohnung herumlaufen, kommt es zu Problemen.
So ist in vielen Fällen eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung nötig. Ein weiteres Problem für die Angehörigen stellen die hohen Pflegekosten dar, die sie zum größten Teil selbst tragen müssen.
Durch das richtige Training kann man einer Alzheimererkrankung schon früh vorbeugen...
Geistige Fitness kann Demenzriskio senken - Gedächtnistraining mit Sudoku und Co.
Die durchschnittliche Lebenserwartung ist in den Industrieländern deutlich gestiegen und Senioren sind heute leistungsfähiger denn je. Doch je höher das Lebensalter, desto größer ist die Gefahr für Alterserkrankungen wie Alzheimer. Mit geistiger Aktivität, ausreichend Bewegung und einem regen Sozialleben kann jeder Einzelne vorbeugen.
Wie bei vielen anderen Krankheitsbildern gilt also auch bei Demenz: Früh vorbeugen ist immer sinnvoll. Etliche Studien belegen, dass wirklich wirksame Alzheimer-Medikamente in nächster Zeit eher nicht auf den Markt kommen.
Fallen Patienten Gedächtnisstörungen auf, ist die Demenzerkrankung in der Regel schon fortgeschritten und die Nervenzellen im Gehirn bauen sich immer mehr ab. Neurowissenschaftler raten, möglichst frühzeitig mit dem Gedächtnistraining zu beginnen. Sudoku, Memory und Co. regen die Aktivitäten in bestimmten Gehirnregionen an, die mit zunehmendem Alter in ihrer Funktion nachlassen. Gehirnjogging-Spiele
- trainieren das Kurzzeitgedächtnis,
- fördern Konzentration,
- Hirndurchblutung und
- Feinmotorik.
Wer regelmäßig Sudoku, Schach oder Memory spielt, regt die Neubildung neuronaler Verbindungen im Gehirn an. Beim Lösen kniffliger Zahlenrätsel oder beim Finden von Memory-Paaren wird die logische Denkfähigkeit gefördert. Es kommt nicht darauf an, Wissen zu erlangen, sondern auf die Verbesserung des reinen Denkens.
Die ständige Kommunikation mit anderen Menschen spielt eine ebenso wichtige Rolle wie das Lernen neuer Inhalte. Senioren sollten geistige Herausforderungen mit Freude annehmen und ihre Neugier zulassen.
Sudoku: Immer wieder neue Lösungen und Strategien suchen
Je öfter das Gehirn mit Denksportaufgaben beschäftigt ist, desto schneller bilden sich neuronale Verknüpfungen. Menschen, die schon in jungen Jahren Gehirnjogging betreiben, profitieren auch im Alter von besseren kognitiven Fähigkeiten. Der Denkapparat will gefordert sein, ansonsten besteht das Risiko, dass die Leistungsfähigkeit des Gehirns beschleunigt abnimmt.
Bei Sudoku müssen Ratende immer wieder nach neuen Lösungen und Strategien suchen, um die Zahlen den 81 Kästchen richtig zuzuordnen. Durch das Kombinieren der Zahlen wird die Flexibilität des Denkens und die Kombinationsfähigkeit gefördert.
Sudoku ist für das Gehirn eine sportliche Herausforderung und weitaus effektiver als das Lösen von Kreuzworträtseln. Vor allem bei Einsteigern hat das beliebte Zahlenrätsel einen positiven Einfluss auf die Hirnleistung, da sich beim Lernen ständig neue Synapsen bilden. Ratefreunde, die bereits alle Sudoku-Techniken beherrschen, nutzen ihre Erfahrungen und agieren automatisch, das Gehirn muss sich weniger anstrengen.
Mehr Kreativität und Fantasie mit Memory
Auch das klassische Memory ist eine Methode, die das Gedächtnis auf Vordermann bringt. Das Verbinden von Bilder-Paaren steigert Kreativität und Fantasie. Beim Memory-Spielen werden alle Sinne angesprochen, das Erinnerungsvermögen verbessert sich, ebenso wie die Fähigkeit, sich Namen, Zahlen und Begriffe besser einprägen zu können.
Als Gedächtnisübung ist das Memory-Spiel eine sehr erfolgreiche Methode. Inzwischen werden spezielle Senioren-Memory-Formen angeboten, die auch im Internet gespielt werden können. Besonders große Symbole und Bezeichnungen erleichtern älteren Menschen das Zuordnen zusammengehöriger Karten.
Auch Brettspiele wie Schach und Mühle oder Geduldsspiele trainieren die Gehirnleistung. Im Alltag können Senioren ihr Gedächtnis zusätzlich fordern. Wer im Supermarkt die zu Hause gelesene Einkaufsliste in der Tasche lässt und erst kurz vor dem Gang zur Kasse prüft, ob alle Waren im Einkaufskorb liegen, spornt sein Gehirn zum Denken an.
Bewegung für ein höheres Fitnesslevel
Körperliche Aktivitäten wirken sich auch positiv auf die geistige Leistungsfähigkeit aus. Bewegung ist die optimale Prophylaxe-Maßnahme gegen Demenzerkrankungen, wie weltweit durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen beweisen.
Senioren, die häufig Wandern oder Radfahren,
- versorgen das Gehirn mit frischem Sauerstoff,
- regen die Durchblutung an und
- erhöhen die Muskelmasse.
Bauen sich mehr Muskeln auf, ist der Stoffwechsel auch im Ruhezustand aktiver. Darüber hinaus verbessern sich Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung.
Ältere Menschen, die sich kaum körperlich betätigen, haben ein bis zu 70 Prozent höheres Alzheimer-Risiko oder sind weit häufiger vom Verlust geistiger Fähigkeiten betroffen.
Empfehlenswert sind etwa 30 Minuten körperliche Bewegung pro Tag. Senioren sollten jede Gelegenheit nutzen, um sich aktiv zu bewegen, beispielsweise die Treppe nehmen statt bequem im Aufzug zu fahren.
Besonders geeignete sportliche Aktivitäten für Menschen im Seniorenalter:
- Nordic Walking
- Wandern
- Radfahren
- Schwimmen
- Joggen
- Tanzen
- Gymnastik, speziell Sitzgymnastik
Mix aus körperlicher und geistiger Bewegung
Optimal zur Vorbeugung von Demenzerkrankungen ist der Mix aus körperlicher und geistiger Bewegung. Ein strammer Spaziergang und gleichzeitiges Rückwärtszählen ist ein Beispiel für kombiniertes Training auf geistiger und körperlicher Ebene.
In vielen Einrichtungen arbeiten Therapeuten heute mit Kombinationen aus Krafttraining und Denksportaufgaben, um gleichzeitig die motorische und mentale Leistung zu trainieren. Bei einigen Demenzerkrankten hat sich durch das spezielle Training eine Besserung eingestellt.
Kombinierte Trainings können aber auch für nicht erkrankte ältere Menschen sinnvoll sein. Gedächtnisspiele wie Sudoku und Memory in Verbindung mit Bewegung sind zwar kein sicherer Schutz vor Demenzerkrankungen wie Alzheimer, können jedoch die Leistungsfähigkeit von Gehirn und Körper deutlich erhöhen.
Soziale Kontakte schützen vor Einsamkeit
Der Gedankenaustausch mit anderen Menschen hält das Gehirn ebenfalls auf Trab - ganz gleich, ob mit der Familie, mit Freunden oder Bekannten. So wie körperliche Aktivitäten im Verbund mehr Spaß machen, ist auch eine Freizeitgestaltung mit Gleichgesinnten ein ausschlaggebender Faktor für einen gesunden Lebensstil.
In der modernen Gesellschaft sind ältere Menschen leider immer häufiger ungewollt von Einsamkeit bedroht. Es ist erwiesen, dass Einsamkeit das Risiko für Demenzerkrankungen ebenso erhöht wie Übergewicht und sogar eine größere Gefahr birgt als ein Mangel an Bewegung.
Oft sind alte Freunde oder der Ehepartner bereits verstorben. Dann ist es von besonderer Bedeutung, ein neues soziales Umfeld zu schaffen und Eigeninitiative zu zeigen.
Um der Einsamkeit zu entgehen, bieten sich für Senioren vielfältige Möglichkeiten, um Menschen mit ähnlichen Interessen kennenzulernen. Im Internet oder in den Tageszeitungen werden facettenreiche Aktivitäten für Senioren angeboten, wie Literaturkurse, gemeinsame Theaterbesuche oder Computer-Workshops.
Auch ehrenamtliche Tätigkeiten oder Treffen in der Kirchengemeinde schaffen Möglichkeiten, neue Freundschaften zu schließen. Auf diese Weise bauen sich ältere Menschen ein soziales Netzwerk auf - ein effektiver Schutz vor dem Alleinsein.
Wer die Diagnose Alzheimer bekommt, kann sich zumindest in bestimmten Bereichen auf die Erkrankung vorbereiten...
Hilfe, ich werde dement! - Tipps bei einer beginnenden Alzheimererkrankung
Die Diagnose Alzheimer ist für die Betroffenen meist ein schwerer Schlag. Dennoch sollten sie die Zeit nutzen, sich auf die Krankheit entsprechend vorzubereiten und alle erforderlichen Dinge zu regeln.
Über die Zukunft sprechen
Dazu gehört, sich Verwandten und Freunden anzuvertrauen und mit diesen offen über die Krankheit zu reden. Mit seinen Angehörigen sollte man auch über die Zukunft sprechen.
So muss geregelt werden, wo und mit wem der Erkrankte in der nächsten Zeit leben möchte. Dabei ist es wichtig, nicht davor zurückschrecken, unangenehme Fragen wie die Pflege im fortgeschrittenen Stadium anzusprechen.
Man muss sich darüber klar werden, ob man in seiner Wohnung bleibt und einen ambulanten Pflegedienst in Anspruch nimmt, oder sich in die Obhut eines Pflegeheims begibt. Nur durch eine frühzeitige Klärung dieser Dinge lässt sich Sicherheit für alle Familienmitglieder erzielen.
Sich über die Krankheit informieren
Zudem ist es wichtig, sich über Alzheimer gut zu informieren. Hilfreich kann auch der Kontakt zu Selbsthilfe-Organisationen wie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft sein.
Finanzen und Beruf: einen Anwalt hinzuziehen
Um die komplizierten rechtlichen und finanziellen Fragen zu klären, ist es ratsam, einen Anwalt in Anspruch zu nehmen. Mit diesem kann gegebenenfalls auch eine Betreuungs- und Patientenverfügung aufgesetzt werden. Die Unterschriften für Verfügungen und Vollmachten haben allerdings nur dann Gültigkeit, wenn beim Erkrankten zu diesem Zeitpunkt noch volle Geschäftsfähigkeit besteht.
Ist ein Alzheimer-Patient noch berufstätig, muss er sich auf den Ruhestand vorbereiten. Für den Fall, dass man ein Geschäft besitzt, ist zu entscheiden, was aus diesem werden soll.
Zuhause Vorkehrungen treffen
In den eigenen vier Wänden sind ebenfalls verschiedene Vorkehrungen zu treffen. So sollten rechtzeitig Stolperfallen oder zerbrechliche Gegenstände aus der Wohnung entfernt werden, um die Unfallgefahr zu vermindern. Darüber hinaus wird empfohlen, für die Abgabe des Führerscheins zu sorgen.
Glücklich sein
Wichtig ist, trotz der Alzheimer-Diagnose nicht die Freude am Leben zu verlieren. Stattdessen sollte man sich den Dingen widmen, die man gerne tut und die verbleibende Zeit mit Angehörigen und Freunden nutzen.
Auch seine Hobbys braucht man nicht aufzugeben. Mitunter lässt sich durch das Befassen mit geistigen Herausforderungen der Ablauf der Krankheit sogar verlangsamen.
In Sachen Führerschein stellen sich viele Alzheimer-Betroffene die Frage, wie lange sie denn noch Autofahren dürfen...
Autofahren trotz Alzheimer - wann ist die Fahrtauglichkeit eingeschränkt?
Mobilität hat im Hinblick auf die Lebensqualität einen hohen Stellenwert. Wer krankheitsbedingt auf das Autofahren verzichten soll, hat meistens Schwierigkeiten, mit der neuen Situation klarzukommen.
Doch Alzheimer-Betroffene können im Straßenverkehr eine große Gefahr darstellen, denn die neurologische Erkrankung schränkt die Reaktionsfähigkeit ein und führt zu Konzentrationsschwierigkeiten. Die nachlassende Fahrtauglichkeit ist jedoch nicht nur für den Patienten eine Herausforderung, sondern auch für Angehörige und behandelnde Ärzte.
Wie lässt sich Fahruntauglichkeit bei Alzheimer-Patienten erkennen?
Je nach Verlauf und Stadium der Alzheimer-Demenz, wirkt sich diese unterschiedlich auf die Fahreignung aus. Daher gibt es auch keine gesetzliche Bestimmung, ab welchem Zeitpunkt Betroffene sich nicht mehr ans Steuer setzen sollten. Ein Alzheimer-Patient ist also nicht verpflichtet, nach Erhalt der Diagnose seine Fahrerlaubnis abzugeben.
Dennoch kommt es infolge einer Alzheimererkrankung zu Beeinträchtigungen bestimmter Fähigkeiten, die elementar für die Fahrsicherheit sind. Diese Einschränkungen sind insbesondere:
- verminderte Reaktionsfähigkeit
- nachlassende Konzentration
- Einschränkung des Orientierungssinns und der räumlichen Wahrnehmung
- Beeinträchtigungen beim vorausschauendem Fahren und Erkennen von Verkehrsbehinderungen
- verminderte Aufmerksamkeit und Ablenkungsschwäche
Zudem könnn folgende Anzeichen auf mangelnde Fahrtüchtigkeit hinweisen:
- Nichtbeachtung von Verkehrssignalen
- Schwierigkeiten beim Fahren bekannter Strecken
- Verwechseln von Gas- und Bremspedal
- langsames oder unkontrolliertes Fahren
- Verzögerungen bei Entscheidungen wie Abbiegen oder Anfahren
- auffällig impulsives Verhalten
Häufig sehen Betroffene diese Einschränkungen selbst nicht oder wollen sie nicht wahrhaben, und weigern sich, das Auto stehen zu lassen. Dann ist es umso wichtiger, dass Angehörige eingreifen und gemeinsam mit dem Patienten das Gespräch mit dem behandelnden Arzt suchen.
Mediziner sind zur Aufklärung verpflichtet
Ärzte haben Schweigepflicht und sind nicht berechtigt, den Führerschein eines Patienten einzuziehen. Ganz davon abgesehen, ist eine Alzheimer-Demenz nicht zwangsläufig ein Grund für ein Fahrverbot, denn im Anfangsstadium sind die Patienten durchaus in Lage, ein Fahrzeug zu führen.
Es obliegt nicht dem Arzt, das Autofahren zu erlauben oder zu verbieten. Allerdings sind Mediziner laut ärztlicher Berufsordnung verpflichtet, den Patienten und seine Angehörigen auf eine mögliche Fahruntauglichkeit aufgrund des Fortschreitens der Erkrankung hinzuweisen.
Ist ein Alzheimer-Betroffener auch im fortgeschrittenem Stadium nicht bereit, das Autofahren zu unterlassen und haben auch Angehörige keinerlei Einfluss, kann der Arzt ein Attest verfassen, dass die Fahruntauglichkeit aus medizinischer Sicht bestätigt. Nehmen an Alzheimer Erkrankte trotz Aufklärung und Hinweis auf die Gefahr weiterhin am Straßenverkehr teil, müssen Ärzte trotz bestehender Schweigepflicht im Hinblick auf die Güterabwägung sowie zum Schutz aller Verkehrsteilnehmer die zuständigen Behörden informieren.
Bei bestehender Fahruntauglichkeit sollten Mediziner ihre Ergebnisse lückenlos dokumentieren, denn zahlreiche Kfz-Versicherer überprüfen im Schadensfall, ob die Aufklärungspflicht in vollem Umfang erfolgte.
Was können Angehörige tun?
Auch Angehörigen obliegt keine Pflicht, einem Alzheimer-Patienten das Autofahren zu verbieten. Es sein denn, es besteht durch ein Betreuungsgericht auferlegte Aufsichtspflicht. Ist ein Familienangehöriger als Betreuer bestellt, muss dieser dafür Sorge tragen, dass der Betroffene keinen Schaden nimmt.
Doch auch ohne Betreuungspflicht tragen Angehörige große Verantwortung, gerade, wenn es um das Thema Autofahren geht. Während einer Alzheimer-Demenz machen sich verschiedene Symptome wie Aggressivität, depressive Verstimmungen und andere Persönlichkeitsveränderungen bemerkbar.
Es ist nicht leicht, die Entscheidung zu treffen, ob ein Alzheimer-Patient den Führerschein abgeben sollte oder noch fahren kann. Deshalb gibt es verschiedene Leitlinien im Hinblick auf die Fahrtauglichkeit bei einer Demenz. Neben verschiedenen medizinischen Tests, um die Schwere der Demenzerkrankung festzustellen, ist vor allem die Einschätzung von Familienangehörigen ein wichtiges Kriterium, denn sie erkennen Veränderungen in der Fahrweise zuerst.
Regelmäßige Demenz-Evaluierung und Fahreignungstests
Grundsätzlich entscheidet in Deutschland jeder selbst über seine Fahrtauglichkeit. Doch es erfordert Einsicht, den Autoschlüssel liegen zu lassen. Genau diese Einsichtsfähigkeit fehlt jedoch vielen Alzheimer-Patienten.
Wissenschaftler, Neurologen und Geriater empfehlen deshalb im Abstand von ein bis zwei Jahren die Durchführung einer Demenz-Evaluierung mit Befragung, Beobachtung und Tests wie Such- oder Uhrentest, um die Entwicklung der Alzheimer-Demenz zu erfassen und neu zu bewerten. Auch Fahreignungstests und Fahrsicherheitstest für Senioren unterstützen bei der Einschätzung der Fahrfähigkeiten.
Doch nicht nur die Erkrankten selbst sowie deren Pfleger müssen sich vorbereiten, auch für Kinder, die in einer betroffenen Familie leben, ist die Diagnose Alzheimer ein harter Schlag...
Wenn Großeltern erkranken - die Enkel kindgerecht über Alzheimer aufklären
Mehr als eine Million Menschen leiden in Deutschland unter Demenz, deren häufigste Form die Alzheimer-Krankheit (AK) ist. Demografen befürchten, dass die Anzahl der Erkrankten in den kommenden Jahrzehnten noch deutlich ansteigen wird. Ein Großteil der Demenzkranken erhält Pflege von den Verwandten.
Alzheimer in der Familie
Kommt es in einer Familie, in der Kinder leben, zu einer Alzheimer-Erkrankung der Großeltern, leiden alle Beteiligten darunter. Vor allem die Enkelkinder wundern sich sehr über das sonderbare Verhalten von Großmutter oder Großvater: so
- vergessen sie zum Beispiel einfache Dinge
- reden die Kinder mit einem anderen Namen an oder
- kleiden sich unangemessen.
Im weiteren Verlauf kann es auch zu
- Unruhezuständen
- Schlaflosigkeit
- schweren Gedächtnisstörungen und sogar
- Verfolgungswahn
kommen.
Aus der Sicht der Enkel
Für die Enkelkinder ist die nicht sichtbare Erkrankung nur schwer zu verstehen. So kannten sie ihre Großeltern bisher nur als starke Persönlichkeiten, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite standen. Darüber hinaus haben ihre Eltern durch die Veränderungen ebenfalls große Sorgen und weniger Zeit für sie.
Außerdem wissen die Eltern oft nicht, wie sie den Kindern die schwere Krankheit der Großmutter oder des Großvaters erklären sollen. Nicht selten kommt es durch die Demenz zu schweren Belastungen und Konflikten innerhalb der Familie.
Alzheimer offen und ehrlich ansprechen
Experten raten Eltern dazu, offen mit ihren Kindern über die Alzheimer-Erkrankung der Großeltern zu sprechen. Je nach Alter sollten die Erklärungen kindgerecht sein. Dabei ist es wichtig, den Enkeln klarzumachen, dass ihre Großeltern nicht absichtlich so handeln.
Manchmal fühlen sich die Enkelkinder auch selbst schuldig, wenn die Großeltern aggressiv reagieren oder sie mit einem anderen Namen ansprechen. Daher sollte man den Kindern erklären, dass sie nichts mit dem seltsamen Verhalten von Oma oder Opa zu tun haben.
Die meisten Kinder können sich nach einer kindgerechten Erklärung der Alzheimer-Krankheit gut auf die neue Situation einstellen, da sie weniger Berührungsängste als erwachsene Menschen haben. Außerdem finden sie oft Mittel und Wege, sich mit den kranken Großeltern zu verständigen und leisten mitunter auch kleine Hilfen im Alltag.
Für gemeinsame Aktivitäten sorgen
Abhängig vom Stadium der Demenz-Erkrankung ist es auch möglich, gemeinsame Aktivitäten wie
durchzuführen. Auf diese Weise wird zugleich das Sozialverhalten der Kinder gefördert.
Tipps für die Pflege von Alzheimerkranken
Die Pflege von Alzheimerkranken ist körperlich, seelisch und finanziell eine Herausforderung. Um Frustrationen zu vermeiden, sollten Angehörige den Patienten in seiner Krankheit akzeptieren.
Bei der Betreuung von Alzheimer-Patienten ist es wichtig, richtig mit ihnen umzugehen. Wenngleich es keine Patentrezepte gibt, können bestimmte bewährte Verhaltensregeln das Leben innerhalb der Familie zumindest im frühen Krankheitsstadium deutlich erleichtern.
Informationen
Grundvoraussetzung über den richtigen Umgang mit Alzheimer sind Informationen. So sollten sich die Angehörigen gut über die tückische Krankheit sowie deren Ursachen und Verlauf informieren. Außerdem müssen Vorkehrungen innerhalb der Wohnung zur Vermeidung von Unfällen getroffen werden.
Je besser man über die Alzheimer-Krankheit informiert ist, desto mehr Sicherheit herrscht beim Umgang mit dem Patienten. Informationsmaterial erhält man unter anderem bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
Krankheit akzeptieren
Ein wichtiger Schritt ist, die Alzheimer-Krankheit zu akzeptieren. So muss man sich darüber klar werden, dass es keine Heilung gibt und der Patient immer mehr in seiner eigenen Welt lebt.
Eigenständigkeit und Akzeptanz
Wichtig ist vor allem, dass Demenzkranke ihre Eigenständigkeit so lange wie möglich behalten. Anweisungen führen zu keinem Lerneffekt; besser sind Akzeptanz und das Schaffen von Erlebnisräumen.
Der Alzheimerpatient sollte kleine Aufgaben erledigen, die ihm wichtig sind, beispielsweise im Haushalt. Auch ein klar strukturierter Tagesablauf erleichtert das Zusammenleben. So können sie sich besser zurechtfinden, wenn sie an bestimmten Tageszeiten aufstehen und wieder schlafen gehen. Auch die Mahlzeiten nimmt man am besten zur selben Tageszeit ein. Außerdem sollten alte Gewohnheiten und Erinnerungen an eine gemeinsame Vergangenheit beibehalten werden.
Liebgewonnene Gewohnheiten aus früheren Zeiten helfen Demenzkranken, da die Vergangenheit ihnen mehr bedeutet als die Gegenwart. Gesten und Berührungen schaffen Nähe und sind bedeutsamer als Worte.
Häufig reagieren Alzheimerkranke mit Aggressivität. Angehörige sollten sich nicht auf Konflikte und Wortgefechte einlassen. Ablenkung ist ein probates Mittel, um die Situation zu entschärfen und emotionale Belastungen zu vermeiden.
Erstaunlich wirkungsvoll: Notlügen und Mitspielen
Natürlich lügt niemand gerne seine Eltern oder Großeltern an. Doch Notlügen und Mitspielen haben sich als erstaunlich wirkungsvoll erwiesen.
Wenn ein Demenzkranker fordert, er möchte nach Hause, obwohl er genau dort ist, und der Angehörige weist ihn darauf hin, kann das zu extremer Verunsicherung führen. Der Patient reagiert erschrocken und ängstlich.
Wer dem Demenzkranken beipflichtet und ihm erklärt, dass bald ein Spaziergang nach Hause ansteht oder dass es in den eigenen vier Wänden am schönsten ist, gibt dem Erkrankten das Gefühl, verstanden zu werden. Der Einsatz des rationalen Verstands führt selten zu gewünschten Ergebnissen; das Mitspielen auf emotionaler Ebene vermittelt dagegen Vertrauen.
Konflikte
Nicht selten kommt es zwischen Alzheimer-Patienten und ihren Angehörigen zu Konflikten. Kleinere Streitigkeiten sind jedoch nicht weiter schlimm. Wichtig ist, sinnlose Debatten zu vermeiden und den Streit durch Zuwendung oder Ablenkung beizulegen.
Verhält sich der Patient aggressiv oder ängstlich, sollten es die Angehörigen nicht persönlich nehmen. In den meisten Fällen sind die Reaktionen ein Zeichen von Unsicherheit oder Ratlosigkeit.
Schmerzen bei Alzheimer-Erkrankten oft schwer erkennbar
Für viele Alzheimerpatienten ist der Weg durch die Krankheit auch ein schmerzhafter, denn sie bekommen wegen körperlicher Beschwerden seltener eine Schmerztherapie als gleichaltrige Patienten ohne Demenz. Der Grund ist, dass die Erkrankten oft Probleme haben, sich richtig auszudrücken.
Sprache und Gedächtnis sind beeinträchtigt
Sowohl die Art der Schmerzen als auch die Zeiträume, in denen sie auftreten, sind für Alzheimerpatienten sehr schwer zu beschreiben. Häufig funktioniert auch das Kurzzeitgedächtnis nach und nach immer schlechter, sodass ein Patient sich am Nachmittag an morgendliche Schmerzen oft nicht mehr erinnern kann. Das macht es für die Betroffenen sehr unangenehm, denn die Schmerzen spüren sie trotzdem.
Entsprechend wichtig ist es, die Person oft und zu verschiedenen Zeiten nach ihrem Befinden zu fragen. Das gilt sowohl für Angehörige als auch für das Pflegepersonal in Heimen und Krankenhäusern. Dazu ist es wichtig, den Patienten genau zu beobachten, denn oft spricht die Körpersprache Bände:
- ein in Falten geworfenes Gesicht
- eine zusammengekauerte Haltung
- häufiges Stöhnen und
- aggressive Reaktionen auf Berührungen
sind starke Zeichen dafür, dass der Mensch unter körperlichen Schmerzen leidet.
Mit den eignen Kräften haushalten
Pflegende sollten ihre persönlichen Bedürfnisse nicht vergessen und vor allem mit ihren Kräften haushalten. Regelmäßige Erholungspausen sind genauso wichtig wie Hobbys und Freundschaften.
Angehörige, die zufrieden mit ihrem Leben sind, fällt der Umgang mit Demenzkranken erheblich leichter. Auch ein freies Wochenende oder ein paar Tage Urlaub schenken frische Energien.
Deshalb wenden sich Familienangehörige am besten an den behandelnden Arzt. Dieser kann zuverlässige Pflegedienste empfehlen, die kurzzeitig einspringen.
Auch Gespräche in Selbsthilfegruppen entlasten von Problemen. Niemand muss Trauer, Wut und Verzweiflung verdrängen - in einer Gruppe unter Gleichgesinnten fühlen sich Pflegende gut aufgehoben und ernst genommen.
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Alzheimer & Demenzen verstehen: Diagnose, Behandlung, Alltag, Betreuung, TRIAS, 2011, ISBN 383046441X
- Demenz - gelassen betreuen und pflegen: Das stärkende Hilfebuch für Betroffene und Angehörige, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2017, ISBN 9783833861079
- Demenzen, Thieme Verlagsgruppe, 2017, ISBN 3132417076
- Handbuch Demenz, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2018, ISBN 3437280031
- Demenz verstehen: Anzeichen einer Demenz erkennen und Demenz vorbeugen, 2018, ISBN 1980357471
- Demenz Knigge: Praktische Tipps für den Umgang mit Demenzerkrankten, Nachschlagewerk für Pflege Personal und pflegende Angehörige, mit Glossar mit medizinischen Begriffserläuterungen, corporate minds, 2018, ISBN 3981973003
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