Angina Pectoris - Ursachen, Symptome und Behandlung
Bei Angina Pectoris oder Stenokardie handelt es sich um die Symptome, die bei einer akuten Koronarinsuffizienz auftreten. Es gibt verschiedene Ursachen für das Auftreten einer Angina Pectoris. Der Verlauf der Erkrankung richtet sich danach, inwieweit sich der Patient an die Anweisungen des Arztes hält und um welche Angina Pectoris-Form es sich handelt. Eine Angina Pectoris weißt ähnliche Symptome auf wie ein Herzinfarkt. Bis die Diagnose feststeht, sind umfangreiche Untersuchungen notwendig. Lesen Sie alles Wissenswerte über Angina Pectoris.
Krankheitsbild
Die Angina Pectoris ("Herzenge") entsteht durch eine verminderte Durchblutung des Herzens. Man teilt sie in vier klinische Schweregrade ein:
- Stadium 0: der Patient bemerkt keine Beschwerden
- Stadium 1: der Patient hat Beschwerden bei starker körperlicher Belastung
- Stadium 2: der Patient hat Beschwerden bei normaler körperlicher Belastung
- Stadium 3: der Patient hat Beschwerden schon bei geringer körperlicher Belastung oder im Ruhezustand (in diesem Fall instabile Form)
Ursachen
Hauptgrund für eine Angina Pectoris sind verengte Herzkranzgefäße. Ursache dafür ist eine Arteriosklerose, eine Arterienverkalkung.
Risikofaktoren
Diese wird begünstigt durch
- falsche (vor allem fettreiche) Ernährung
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- hohen Blutdruck
- Diabetes mellitus und
- Übergewicht.
Die Veranlagung dafür kann auch vererbt werden.
Verlauf
Die Angina Pectoris ist oft der Vorbote eines Herzinfarktes. Sie sollte daher umgehend ärztlich behandelt werden. Je schneller und konsequenter sie behandelt wird, desto größer sind die Chancen für ein weitgehend normales Leben.
Wichtig ist natürlich auch, dass der Betroffene seine Lebensgewohnheiten entsprechend ändert. Hält sich der Betroffene jedoch nicht an die Anweisungen des Arztes oder liegt eine instabile Angina Pectoris vor, so kann daraus ein lebensbedrohlicher Herzinfarkt entstehen.
Symptome
Männer spüren meist ein wenig andere Symptome als Frauen. Grundsätzlich haben Betroffene bei einer Angina Pectoris
- eine plötzliche Atemnot
- Druck und Schmerzen in der Brustgegend mit Ausstrahlung in den rechten oder linken Arm
- Schweißausbrüche
- Todesangst
- Beklemmungsgefühl oder auch
- ein Taubheitsgefühl in den Armen.
Formen nach Verlauf
Der Arzt unterscheidet verschiedene Formen der Angina Pectoris: die
- stabile und die
- instabile Angina Pectoris.
Bei der stabilen Angina Pectoris treten die oben genannten Beschwerden bei Belastung auf. Sprüht der Betroffene ein Nitro-Spray oder ruht er sich eine Weile aus, vergehen die Beschwerden meist wieder.
Eine instabile Angina Pectoris tritt auch in Ruhesituationen wie zum Beispiel in der Nacht auf und das Nitro-Spray wirkt nicht. Die instabile Angina Pectoris ist oft die Vorstufe zum Herzinfarkt.
Formen nach Auftreten
Neben den Verlaufsformen wird die Angina Pectoris zudem nach ihrem Auftreten unterteilt, und zwar in
- die Belastungsangina (Angina Pectoris bei körperlicher Belastung)
- die Angina nocturna/Angina decubitus (Angina Pectoris nachts im Schlaf bzw. durch eine flache Liegeposition)
- die Präinfarktangina (Angina Pectoris als Anzeichen für einen Herzinfarkt)
- die Walking-Through-Angina (Angina Pectoris bei beginnender körperlicher Belastung - bei weiterer Belastung verschwindet sie wieder)
- die Prinzmetal-Angina (Angina Pectoris aufgrund von Spasmen der Herzkranzgefäße)
Diagnose
Schildert ein Patient seinem Arzt oben genannte Beschwerden, muss dieser im ersten Schritt einen Herzinfarkt ausschließen, da die Symptome sehr ähnlich sind. Als erstes wird meist ein Ruhe-EKG geschrieben.
Im Rahmen einer Blutuntersuchung werden speziell die für einen Herzinfarkt typischen Werte untersucht. Sind diese nicht erhöht, spricht dies für eine Angina Pectoris und keinen Herzinfarkt.
Grundsätzlich fragt der Arzt, wann die Beschwerden auftreten, wie stark sie sind und ob Herzerkrankungen schon in der Familie liegen. Zusätzlich wird meist auch ein Belastungs-EKG durchgeführt. Hier wird ein EKG unter Belastung auf einem Ergometer (Fahrrad) geschrieben.
Durch die Veränderungen der EKG-Kurve kann der Arzt ebenfalls die Angina Pectoris diagnostizieren. Im Ruhe-Zustand weist ein Angina Pectoris-Patient im EKG oftmals keine Veränderungen auf.
Schließlich muss der Arzt weitere Herzerkrankungen ausschließen und führt dazu eine körperliche Untersuchung durch. Neben der körperlichen Untersuchung erfolgt auch ein Herz-Ultraschall. Hier kann der Arzt die Tätigkeit des Herzens und etwaige Veränderungen untersuchen.
In einigen Fällen kann auch eine Koronarangiografie notwendig werden. Hier wird eine Kanüle über den Arm oder ein Bein bis zu den Herzkranzgefäßen geschoben. Über die Kanüle wird ein Kontrastmittel gespritzt, das die Herzkranzgefäße beim anschließenden Röntgenbild gut sichtbar macht.
Differentialdiagnose
Bei der Diagnose gilt es, mehrere Erkrankungen auszuschließen - nur in etwa einem Fünftel der Fälle handelt es sich bei den typischen Beschwerden tatsächlich um Angina Pectoris. Auszuschließen wären
- andere kardiovaskuläre Krankheiten wie z.B. ein Herzinfarkt, eine Myokarditis oder eine Perikarditis
- Lungenkrankheiten wie z.B. eine Lungenembolie oder ein Pneumothorax
- Krankheiten des oberen Gastrointestinaltrakts wie z.B. eine Gastritis oder eine gastroösophageale Refluxkrankheit
- Krankheiten des Skelettsystems wie z.B. das BWS-Syndrom
- psychische Krankheiten wie z.B. eine somatoforme Störung
Behandlung
Wenn ein Betroffener zum ersten Mal einen Angina Pectoris-Anfall hat, wird dieser meist von einem Notarzt behandelt und eine Einweisung ins Krankenhaus vorgenommen.
Wurde die Angina Pectoris bereits diagnostiziert, muss der Betroffene bei einem erneuten Anfall sofort sein Nitro-Spray in den Hals sprühen, um so die Herzkranzgefäße zu weiten. Zusätzlich erweitern sich auch die Blutgefäße, so dass der Blutdruck wieder sinkt. Bei einer stabilen Angina Pectoris verschwinden die Beschwerden nach kurzer Zeit, wenn sich der Betroffene auch zusätzlich schont.
Neben diesem Nitro-Spray verschreibt der Arzt dem Patienten auch Medikamente, die weitere Anfälle vermeiden sollen. Das Nitro-Spray wird oft als "Notfallspray" benutzt, die anderen Medikamente für die eigentliche Behandlung.
Vorbeugung
Jeder kann einiges tun, um eine Angina Pectoris zu verhindern. Rauchen beispielsweise verengt die Gefäße, so dass das Rauchen einen Risikofaktor darstellt. Das Rauchen sollte demnach unbedingt aufgegeben werden.
Man sollte sich gesund und vitaminreich ernähren und möglichst wenig Fette zu sich nehmen. Durch eine gesunde Ernährung lässt sich auch ein eventuelles Übergewicht reduzieren und somit ein weiteres Risiko für eine Angina Pectoris ausschalten.
Zusätzlich ist auch körperliche Bewegung wichtig. Dies müssen keine Hochleistungssportarten sein. Regelmäßig Fahrradfahren oder Spazierengehen ist hier auch sehr empfehlenswert.
Wer Angina Pectoris hat, sollte soweit möglich die Kälte meiden. Wer von einem warmen Raum plötzlich hinaus in die kalte Winterluft geht, kann so einen Angina Pectoris-Anfall auslösen.
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