Aortenaneurysma - Aussackung der Hauptschlagader im Brustraum oder im Bauchraum
Eine Aussackung der Hauptschlagader bezeichnet man auch als Aortenaneurysma. Das Aneurysma kann sowohl im Brustraum als auch im Bauchraum auftreten; auch eine Verengung des Aortenbogens ist möglich. Es gibt unterschiedliche Formen, je nachdem, welche Wandschichten betroffen sind. Informieren Sie sich über das Aortenaneurysma und mögliche Behandlungsoptionen.
Von einem Aneurysma, einer Aussackung an einem Blutgefäß, ist oftmals die Hauptschlagader (Aorta) betroffen. Man differenziert zwischen einem Aneurysma der Bauchaorta und der Brustaorta.
Häufig vertreten ist auch eine Verengung des Aortenbogens, einem bestimmten Abschnitt der Hauptschlagader. Er befindet sich im Mediastinum, außerhalb der Herzbeutelhöhle. An ihm haben die Hauptstammgefäße für die oberen Extremitäten, den Hals und den Kopf ihren Ursprung.
Zu den wichtigsten Arterien des Aortenbogens gehören
- die Arm- und Halsarterie (Truncus brachiocephalicus)
- die Arm- und Schlüsselbeinarterie (Arteria subclavia) sowie
- die Halsarterie (Arteria carotis).
Unterscheidung
Je nachdem, welche Wandschichten von der Aussackung betroffen sind und wo genau sie lokalisiert wird, kann man mehrere Formen des Aortenaneurysmas unterscheiden.
- Das Aneurysma verum/echte Aneurysma betrifft alle drei Wandschichten des Blutgefäßes und hat eine spindel- oder sackförmige Form.
- Das Aneurysma dissecans befindet sich zwischen der äußeren Wand- sowie der Muskelschicht.
- Das Aneurysma spurium/falsches Aneurysma beschreibt keine direkte Aufweitung, sondern vielmehr ein Hämatom, welches mit dem Gefäßlumen (Hohlraum) hat.
In Bezug auf die Lokalisation unterscheidet man das abdominelle Aortenaneurysma (AAA), das zwischen Brustkorb und Beckenbereich und in fast allen Fällen unter der Nierenarterie auftritt. Das thorakale Aortenaneurysma ist im Brustkorb lokalisiert und wird entweder durch eine Arteriosklerose ausgelöst oder ist angeboren.
Ursachen
Zu einem Aneurysma kommt es zumeist durch eine Schwächung der Gefäßwand. Bei manchen Menschen ist eine solche Schwäche bereits angeboren. Häufiger wird sie jedoch im Laufe der Zeit erworben.
Als Hauptursache für ein Aneurysma gilt die Arterienverkalkung(Arteriosklerose). Bei einer Arteriosklerose wird der Gefäßdurchmesser nach und nach aufgrund von Ablagerungen von Blutbestandteilen verengt.
Risikofaktoren
Bestimmte Faktoren wie zum Beispiel
- Rauchen
- die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- zu hoher Blutdruck oder
- eine schlechte Zusammensetzung des Blutfetts
können Arterienverkalkungen begünstigen. Meistens sind Männer häufiger von einer Aussackung betroffen als Frauen. In manchen Fällen kann ein Aneurysma jedoch auch durch Verengungen, Verletzungen oder Entzündungen von benachbarten Körperstrukturen hervorgerufen werden. Bei Verengungen des Aortenbogens spielen zudem
- mechanische Einengungen
- Gefäßentzündungen oder
- Bestrahlungen
eine mögliche Rolle.
Symptome und Folgen
Häufig treten bei einem Aortenaneurysma keine Beschwerden auf, sodass man die Aussackung meist nur zufällig entdeckt, wenn andere Untersuchungen vorgenommen werden. Vergrößert sich das Aneurysma, führt dies oft zu Druckschäden am benachbarten Gewebe.
Durch Nervenbeeinträchtigungen kann es zu Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühlen kommen. Auch Schmerzen sind im Bereich des Möglichen.
Löst sich ein Blutgerinnsel von der Wand der Aorta, besteht die Gefahr von Verlegungen und Durchblutungsstörungen, wodurch
- Nierenfunktionsverlust
- eine arterielle Verschlusskrankheit an den Beinen und
- Atemstörungen
auftreten können. Besonders gefährlich ist ein Riss der Aorta, bei dem es zu starkem inneren Blutverlust kommt. In diesem Fall besteht höchste Lebensgefahr. In vielen Fällen treten neben dem Aneurysma auch Stenosen (Engstellen) in anderen Bereichen der Hauptschlagader auf, was ebenfalls Durchblutungsprobleme zur Folge hat.
Besteht ein Bauchaortenaneurysma, kann es außerdem zu Verdauungsproblemen und Rückenschmerzen kommen. Platzt die Aorta, führt dies zu heftigen Bauchschmerzen und Übelkeit.
Durch den starken inneren Blutverlust kommt es schließlich zu einem Kreislaufschock. Durch die Verengungen des Aortenbogens wird das betroffene Gewebe nicht mehr richtig mit Sauerstoff und Blut versorgt, wovon vor allem die Arme und das Gehirn betroffen sind.
So kann es zu Beschwerden wie
- Schwindelgefühlen
- Sehstörungen oder
- Lähmungserscheinungen
kommen. Für den Fall, dass die Armarterie in Mitleidenschaft gezogen wird, treten bei Belastungen des Arms oftmals Schwäche- oder Kältegefühle auf.
Diagnose
Um ein Aortenaneurysma zu diagnostizieren, führt man eine ausgiebige körperliche Untersuchung durch. Zur Darstellung und Beurteilung des Aneurysmas wendet man zudem bildgebende Verfahren wie
an.
Behandlung
Welche Art von Behandlung bei einem Aortenaneurysma durchgeführt wird, ist von der Größe der Aussackung abhängig. Ist das Aortenaneurysma nur klein (weniger als vier Zentimeter Durchmesser), genügt meist eine regelmäßige Kontrolle der Aussackung.
Außerdem wird der Blutdruck besser eingestellt. Darüber hinaus können Betablocker verabreicht werden. Auf starke körperliche Belastungen muss der Patient verzichten.
Außerdem ist es wichtig, Risikofaktoren wie zum Beispiel
- Diabetes mellitus
- Fettstoffwechselstörungen oder
- Tabakkonsum
entgegenzuwirken.
Bei krankhaften Veränderungen der Arterien am Aortenbogen genügt manchmal bereits eine Behandlung mit bestimmten Medikamenten. Eine weitere Möglichkeit ist die Aufdehnung der Verengung mithilfe eines Katheters. Ein operativer Eingriff wird meistens durchgeführt, um ernsthafte Beschwerden zu vermeiden.
Operationsverfahren
Hat ein Aortenaneurysma jedoch einen Durchmesser von über fünf Zentimetern, muss es unbedingt behandelt werden, denn die Gefahr einer Ruptur ist sehr hoch. Reißt die Aorta, muss sofort eine Notoperation durchgeführt werden, da höchste Lebensgefahr besteht.
Für die operative Behebung eines Aortenaneurysmas gibt es zwei Möglichkeiten: das Einsetzen einer Gefäßprothese oder eines Stents. Auf welche Operationsmethode zurückgegriffen wird, ist abhängig von dem Zustand des Gefäßes und der Position des Aneurysmas.
Je nachdem, wo sich der Ort der Aussackung befindet und wie lang sie ist, findet die Eröffnung an der Bauchhöhle oder der Brusthöhle statt. Dazu nimmt man einen Schnitt über dem Brustbein oder an der Brustwand vor. Falls nötig, führt man auch einen Bauchschnitt durch.
Einsetzen einer Gefäßprothese
Bei einer Operation zur Behebung eines Aortenaneurysmas setzt man in den meisten Fällen ein Interponat, eine Gefäßprothese aus Kunststoff, ein. Dabei schneidet der Chirurg die Gefäßwand des betroffenen Aorta-Abschnitts auf und vernäht die Prothese mit den Endstümpfen der Schlagader, die noch intakt sind.
Außerdem arbeitet er Arterien, die sich im zu behandelnden Abschnitt befinden, ebenfalls ein. Besteht eine Aortadissektion, wird die Abgangsöffnung verschlossen.
Einsetzen eines Stents
In manchen Fällen wird auch ein so genannter Stent, eine innere Gefäßschiene, eingepflanzt, den man über einen Katheter einschiebt. Auf diese Weise wird das Aneurysma überbrückt und die Aorta stabilisiert. Da bei diesem Eingriff kein großer Bauchschnitt notwendig ist, drohen weitaus weniger Komplikationen.
Welches Operationsverfahren bei der Verengung des Aortenbogens angewandt wird, hängt von dem Umfang und der Position der Engstelle ab. Bei einer Verengung der Arteria subclavia ist es üblich, einen Einschnitt am Hals vorzunehmen. Anschließend führt man der Arterie einen Bypass von der Halsschlagader zu, was man als Carotis-Subclavia-Bypass bezeichnet.
Ein solches Verfahren lässt sich auch bei Verengungen der Halsschlagader durchführen. Dabei kann das Blut in die entgegengesetzte Richtung umgeleitet werden.
Da zumeist ein größerer Umfang erforderlich ist, kommt ein Kunststoff-Bypass zur Anwendung. In manchen Fällen verpflanzt man eine körpereigene Vene, die einem Bein entnommen wird.
Nach der Operation muss sich der Patient regelmäßigen Kontrolluntersuchungen unterziehen. Damit nicht erneut ein Aneurysma auftritt, ist es wichtig, den Risikofaktoren entgegenzuwirken.
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