Bänderdehnung - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Bänderdehnungen gehören zu den typischen Sportverletzungen. Sie entstehen, wenn die Gelenke gewaltsamen Bewegungen ausgesetzt sind.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: S53 S63 S83 S93
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Gelenke sind bewegliche Knochenverbindungen, die verschiedene Bewegungen ermöglichen. Ein Gelenk besteht aus einem Gelenkkopf und einer Gelenkpfanne, die genau aufeinander passen.

Der dazwischen liegende Spalt wird als Gelenkspalt bezeichnet. Er ist mit der so genannten Synovialflüssigkeit, welche als Gleitmittel dient, gefüllt. Das gesamte Gelenk ist von einer Gelenkkapsel, einer Verlängerung der Knochenhaut umgeben. Hier wird auch die Synovialflüssigkeit produziert.

In die Gelenkkapsel sind Bänder eingeflochten. Es gibt allerdings auch Bänder, die außen an der Kapsel befestigt sind. Die Aufgabe der Bänder ist jedoch dieselbe. Sie stabilisieren das Gelenk und schützen vor Überstreckungen.

Definition Bänderdehnung

Als Bänderdehnung oder auch Bänderzerrung bezeichnet man die Überdehnung eines Bandes. Dies entsteht durch eine gewaltsame, über das Normalmaß hinausgehende Bewegung oder Streckung. Die meisten Bänderdehnungen treten am Sprunggelenk auf.

Funktion des Bandapparates

Neben den menschlichen Knochen ist auch der Bandapparat von großer Bedeutung für die Gelenke. Die Bänder dienen zu Stabilisierung und zur Bewegungsführung der Gelenke. Die gelenkbildenen Flächen können nur durch eine genaue Führung der Bänder optimal zueinander bewegt werden.

Arten der Bänderdehnung

Zu den am häufigsten vorkommenden Arten von Bänderdehnungen gehören:

  • Kreuzband- oder Innenbanddehnungen an den Knien
  • Außenbanddehnungen am Sprunggelenk
  • Seitenbanddehnungen an den Knien
  • Bänderdehnungen an den Fingergelenken

Distorsionen und Bänderrisse

Passiert eine abrupte, gewaltsame Bewegung des Gelenks, kann es zu einer Bänderdehnung kommen. In vielen Fällen ist es nicht ohne weiteres möglich eine Bänderdehnung von einer Verstauchung (Distorsion) des Bandes oder gar einem Bänderriss zu unterscheiden, da die Übergänge oft fließend sind. Im Gegensatz zum schwerer wiegenden Bänderriss kommt es jedoch bei einer Bänderdehnung nicht zu einem Riss des Bandes.

Ursachen

Bänderdehnungen können verschiedene Ursachen haben. Eine Außenbanddehnung am Sprunggelenk passiert meist dann, wenn man unvermittelt mit dem Fuß umknickt. Dabei können ganz alltägliche Dinge wie eine Treppenstufe, eine Unebenheit im Gelände oder eine Bürgersteigkante zur Ursache werden.

Am größten ist das Risiko einer Bänderdehnung allerdings bei bestimmten Sportarten wie:

  • Nahaufnahme Frau beim Tennisspielen

    © karaboux - www.fotolia.de

  • Skifahrer mit roter Hose und roten Stöcken bei einer schwungvollen Abfahrt

    © bilderbox - www.fotolia.de

  • Nahaufnahme Fußballspieler auf Fußballfeld mit Fußball

    © karaboux - www.fotolia.de

Sportverletzungen

Dehnungen der Fingergelenke passieren vor allem beim Volleyball. Skifahrer und Fußballer sind hingegen besonders von Bänderdehnungen- oder Bänderrissen im Knie betroffen, vor allem am vorderen oder hinteren Kreuzband, da das betroffene Knie bei schweren Stürzen gebeugt und nach außen gedreht wird. Dabei kann es auch zu weiteren Schäden am Knie, zum Beispiel am Meniskus oder am Innenband, kommen.

Symptome

Die Symptome sind bei einer Bänderdehnung ähnlich wie bei einem Bänderriss. Es kommt zu Schmerzen und Schwellungen des betroffenen Gelenkes.

Bei einem Bänderriss hört man jedoch häufig das Reißen des Bandes, das wie ein Krachen klingt. Das betroffene Gelenk ist nur noch beschränkt zu belasten.

Diagnose

Um eine Diagnose erstellen zu können, um welche Art von Bänderverletzung es sich handelt, erfolgt ein klinischer Befund. Zu diesem Zweck werden Röntgenaufnahmen gemacht, auch um festzustellen, ob eventuell zusätzliche Knochenschäden entstanden sind.

Behandlung einer Bänderdehnung

Besteht der Verdacht auf eine Bänderdehnung, sollte möglichst rasch ein Facharzt konsultiert werden, um das Gelenk zu entlasten. Denn der Zeitfaktor ist für den Heilungsprozess von großer Bedeutung.

Wird eine Bänderdehnung nicht behandelt, kann dies negative Folgen haben. Das betroffene Gelenk kann instabil werden. Dadurch wird die Funktion des Gelenkes beeinträchtigt und es droht eine frühe Form von Arthrose.

Daher sollte man nicht versuchen eine Bänderdehnung mit Hausmitteln zu behandeln, sondern das betroffene Gelenk einem Facharzt zeigen.

Erste Handlungen

Sinnvoll sind hingegen Erste-Hilfe-Maßnahmen wie die Befolgung der PECH-Regel: Eine fünfzehn bis zwanzigminütige Kühlung des betroffenen Gelenks mit Eispackungen oder kaltem Wasser, Hochlagern des Gelenks sowie das Anlegen eines Kompressionsverbandes.

Mit verschiedenen Funktionstests ermittelt der behandelnde Arzt, um welche Art von Bänderverletzung es sich handelt. Handelt es sich tatsächlich um eine Bänderdehnung, reicht es in den meisten Fällen aus Bandagen anzulegen, um das Gelenk zu stabilisieren. Je nach Art des Gelenkes gibt es verschiedene Behandlungsmethoden.

Knie

Gedehnte Bänder im Knie werden mit Kniebandagen oder einer Streckschiene behandelt. Auch das Anlegen einer vom Oberschenkel bis zum Sprunggelenk reichenden Gipshülse, die auch Tutor genannt wird, ist möglich.

Bandagiertes Kniegelenk
Bandagiertes Kniegelenk

Sprunggelenk

Bei Bänderdehnungen des Sprunggelenks werden meist funktionelle Verbände, so genannte Tapes, verwendet. Auch spezielle Sportbandagen oder Schienen, die mit U-förmigen Stabilisatoren ausgestattet wurden, die ein neuerliches Umknicken verhindern, sind dafür geeignet.

Finger

Bei Dehnungen des Fingergelenks wird der geschädigte Finger mit einem Tape an einem gesunden Nachbarfinger fixiert, wodurch die Handfunktion größtenteils erhalten bleibt und der Bandapparat ungestört ausheilen kann.

Vorbeugung

Zur Vorbeugung gegen Bänderdehnungen wird ein gutes Aufwärmen der Muskulatur vor sportlichen Anstrengungen empfohlen. Weitere sinnvolle Vorbeugemaßnahmen sind: