Innenbandriss am Knie - Ursachen, Symptome und Therapie
Der Innenbandriss am Knie, auch Innenbandruptur, ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Zu den Risikogruppen gehören insbesondere Fußballer und Skifahrer, da diese oft rasche Richtungsänderungen vollziehen müssen und die Unterschenkel starken Kräften ausgesetzt sind. Neben Knieschmerzen zeichnet sich eine Innenbandruptur durch Bewegungseinschränkung, Bluterguss und Schwellung aus. Die Behandlung ist abhängig von der Schwere des Innenbandrisses, die in drei Grade unterteilt wird. Mehr dazu und zu den verschiedenen Diagnose- und Therapieverfahren lesen Sie in diesem Artikel.
Gemeinsam mit dem Kreuzbandriss handelt es sich beim Innenbandriss (Innenbandruptur) um eine der am häufigsten vorkommenden Verletzungen am Kniegelenk. So treten etwa acht Prozent aller Knieverletzungen am Innenband auf. Zahlreiche Beeinträchtigungen des Innenbands fallen jedoch derart gering aus, dass es gar nicht erst zu ihrer Erfassung kommt. Nicht selten wird die Innenbandruptur auch von weiteren Verletzungen wie zum Beispiel Meniskusschäden begleitet.
Fast immer zeigt sich eine Innenbandverletzung des Knies als Innenbandriss. Unvollständige Rupturen treten dagegen kaum auf. Der Innenbandriss ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Besonders betroffen sind Fußballspieler und Skifahrer.
Anatomie des Innenbandes
Das Innenband (Ligamentum collaterale mediale) erreicht eine Länge von ca. zehn Zentimetern. Es befindet sich an der Innenseite des Kniegelenks und erstreckt sich vom Oberschenkelknochen (Femur) in Richtung Schienbein (Tibia). Bei einigen Abschnitten des Innenbands besteht eine Verbindung zum medialen Meniskus des Knies. Aus diesem Grund treten Verletzungen oftmals an beiden Körperstrukturen auf. Der Verlauf des Innenbandes fällt schräg aus. Es weist eine relative Breite auf und ist fest mit der Gelenkkapsel verbunden, wodurch diese von dem Innenband stabilisiert wird.
Gemeinsam mit dem Außenband sorgt das Innenband für das Stabilisieren des Kniegelenks, wenn es eine gestreckte Position einnimmt. Beim Beugen des Knies wird die Außenrotation durch beide Bänder begrenzt.
Ursachen eines Innenbandrisses am Knie
Risikosportarten:
- Fußball
- Skifahren
- Tennis
- Badminton
- Basketball
Zu einem Riss des Innenbandes kommt es in der Regel nur durch Verletzungen wie eine Verrenkung des Kniegelenks oder Rotationstraumen, die in erster Linie bei Sportarten wie Fußball oder Skifahren auftreten. Als weitere Risikosportarten gelten Tennis, Basketball, Wrestling und Rugby.
Im Falle einer Innenbandruptur wird der Unterschenkel durch starke Kräfte in die äußere Richtung gepresst. Hervorgerufen werden diese Kräfte durch plötzlich auftretende Änderungen des Tempos oder der Richtung. Ein Innenbandriss zeigt sich zumeist bei einem aufgesetzten Fuß, wobei gleichzeitig eine rasche Richtungsänderung einsetzt, was häufig beim Skifahren geschieht. Aber auch Fußballspieler sind gefährdet, wenn sie auf das gestreckte Bein des Gegners stürzen, wobei es durch Gewalteinwirkung zu einer X-Bein-Stellung kommt.
Verdreht sich außerdem der Unterschenkel, führt dies oft zu weiteren Knieverletzungen wie einem Kreuzbandriss oder einer Meniskusschädigung. In Fachkreisen wird diese Mischung aus Verletzungen auch als "Unhappy triad" bezeichnet.
Symptome eines Innenbandrisses am Knie
Ein typisches Anzeichen für einen Innenbandriss sind Schmerzen an der inneren Seite des Kniegelenks. Dabei zeigen sich die schmerzhaften Beschwerden unmittelbar oberhalb des verletzten Innenbandes. Mitunter treten die Schmerzen aber auch im kompletten Knie auf. Dies gilt besonders bei Belastungen des mittlerweile instabilen Bandes. Beim Beugen verstärkt sich der Schmerz noch. Gleiches gilt für das Drücken des Knies in die innere Richtung bei gestrecktem Bein.
Durch die Instabilität des Knies wird das Bewegen schwieriger. Darüber hinaus erfolgt das Entstehen eines Blutergusses aufgrund von verletzten Blutgefäßen, worunter das gesamte Knie leidet. Zu den häufigen Begleiterscheinungen zählt zudem eine Schwellung der Knieregion.
Diagnose eines Innenbandrisses am Knie
Als beste Anlaufstelle für die Untersuchung und Behandlung eines Innenbandrisses gelten Orthopäden oder Unfallchirurgen. Aber auch Sportmediziner sind gut geeignet, da es sich bei der Ruptur in der Regel um eine Sportverletzung handelt.
Der Facharzt führt zunächst eine Befragung des Patienten durch. So erkundigt er sich nach dem Ablauf des Unfalls, an welcher Stelle die Schmerzen auftreten, ob bestimmte Bewegungsabläufe problematisch verlaufen und ob das Knie speziellen Belastungen ausgesetzt ist. Von Interesse sind zudem eventuelle frühere Knieverletzungen.
Körperliche Untersuchung
An die Befragung schließt sich eine gründliche körperliche Untersuchung des Kniegelenks an. Dabei richtet der Arzt sein Augenmerk speziell auf Fehlstellungen, Blutergüsse und geschwollene Stellen, denn im Falle eines Innenbandrisses zeigt sich lediglich eine örtliche Schwellung, die nicht das komplette Gelenk befällt. Der Mediziner tastet das Knie sorgfältig ab, um möglichen Knochenbeeinträchtigungen auf die Spur zu kommen. Des Weiteren werden die Sensibilität, Motorik und Durchblutung der betroffenen Körperstruktur kontrolliert. Mit aktiven und passiven Bewegungen des Patienten lassen sich die funktionellen Einschränkungen des Knies im Vergleich zum gesunden Knie erkennen. Auch der Gang bei einem verletzten Knie wird überprüft.
Valgusstresstest
Zu den Diagnosemethoden zählt außerdem der Valgusstresstest. Dabei legt sich der Patient auf eine Liege und streckt das betroffene Bein aus. Anschließend beugt er das Knie um 20 bis 30 Grad. Vom Arzt wird der Oberschenkel währenddessen festgehalten und nach innen gedrückt. Auf diese Weise nimmt der Patient eine X-Bein-Stellung ein. Liegt tatsächlich eine Ruptur des Innenbandes vor, kann das Knie durch dieses Verfahren besser aufgeklappt werden als das gesunde Knie des zweiten Beins.
Mit dem Valgusstresstest lässt sich der Innenbandriss außerdem in drei unterschiedliche Schweregrade einteilen:
- Grad I: Kann das Knie weniger als 5 Millimeter geöffnet werden, spricht der Arzt von einer erstgradigen Verletzung. Dies gilt als Hinweis auf ein Innenband, das zwar verletzt, aber noch intakt ist.
- Grad II: Um eine zweitgradige Verletzung handelt es sich, wenn das Knie zwischen 5 und 10 Millimeter aufklappbar ist. Das Innenband ist nicht (vollständig) gerissen (Teilriss / Anriss des Innenbandes).
- Grad III: Als höchster Schweregrad gilt die drittgradige Verletzung. Das Kniegelenk ist in dem Fall über 10 Millimeter aufklappbar. Es besteht ein vollständiger Innenbandriss.
Bildgebende Diagnostik
Eine Untersuchung durch bildgebende Verfahren gilt als sinnvoll, wenn Verdacht auf zusätzliche knöcherne Schäden vorliegt.
Im Normalfall fertigt der Arzt zwei Röntgenaufnahmen aus unterschiedlichen Richtungen an, wenn das Knie gebeugt ist. Eine Bänderverletzung kann die Röntgenuntersuchung jedoch nicht nachweisen. Zu diesem Zweck ist eine Kernspintomographie (MRT) erforderlich, die jedoch nur bei schweren Verletzungen des Innenbandes zur Anwendung gelangt. Als sinnvoll gilt die Magnetresonanztomographie außerdem bei Verdacht auf zusätzliche Meniskusbeeinträchtigungen.
Theoretisch lässt sich eine Innenbandruptur auch durch eine Kniespiegelung (Arthroskopie) nachweisen. Als diagnostisches Verfahren gelangt sie jedoch heutzutage bei Innenbandrissen kaum noch zum Einsatz.
Therapie eines Innenbandrisses am Knie
Die Behandlung eines Innenbandrisses hängt davon ab, wie groß das Ausmaß der Schäden im Knie ist. Bei Überdehnungen oder Zerrungen des Innenbandes reicht es normalerweise bereits aus, das Knie für ein paar Tage ruhigzustellen. Anschließend unterzieht sich der Patient einem Muskelaufbautraining.
PECH-Regel
Die Therapie eines Innenbandrisses sollte schon unmittelbar nach Eintritt der Verletzung beginnen. Dabei kommt die sogenannte PECH-Regel zur Anwendung. PECH steht als Abkürzung für
- Pause
- Eis
- Compression
- Hochlagern
Das bedeutet, dass der Patient mit seinen sportlichen Aktivitäten pausiert, das Knie mit Eis oder kaltem Wasser kühlt und hochlagert. Darüber hinaus versorgt er das Gelenk mit einem Druckverband.
Konservative Behandlung
Frühfunktionelle Therapie
Nach der Diagnose wird die Behandlung des Innenbandes vom Arzt in der Regel auf konservative Weise fortgesetzt. Handelt es sich um eine erstgradige Verletzung, erhält der Patient zumeist eine frühfunktionelle Therapie. Nicht selten wird auch eine Physiotherapie durchgeführt, in deren Rahmen der Verletzte die Kniebeweglichkeit trainiert. Sind die Schmerzen verschwunden, darf der Betroffene allmählich wieder seinen sportlichen Aktivitäten nachgehen.
Anlegen einer Schiene
Liegt eine zweitgradige Verletzung vor, kann das Anlegen einer Schiene Sinn machen. Durch das Schienensystem wird der Bewegungsradius des Knies von außen begrenzt, was wiederum einer zu intensiven Belastung entgegenwirkt. Außerdem dient die Schiene zum Stützen des Knies. Mithilfe der Schiene lässt sich eine zu starke Beugung des Gelenks verhindern.
Im Anfangsstadium sind noch Streckbewegungen von 60 Grad erlaubt. Im weiteren Verlauf erfolgt eine Veränderung bei der Einstellung der Schiene, sodass nun Beugungen von 90 Grad ausgeführt werden können.
In der Regel nimmt das Tragen der Schiene rund sechs Wochen in Anspruch. Während dieser Zeit kann der Patient sich physiotherapeutischen Übungen unterziehen. Nach dem Entfernen der Schiene ist wieder ein Training ohne Sicherungen möglich.
Operation
Da im Unterschied zum Außenbandriss der Innenbandriss bereits durch die konservative Behandlung gut verheilt, sind chirurgische Eingriffe bei ihm nur selten nötig. Dies kann aber notwendig sein, wenn die Ruptur stark ausgeprägt ist oder eine intensive Instabilität besteht. Als sinnvoll gilt ein chirurgischer Eingriff ferner bei Begleitverletzungen wie Kreuzband- oder Meniskusschäden. Liegt ein Ausriss des Innenbands aus dem Knochen vor, fixiert der Operateur es mithilfe von kleinen Nägeln, Schrauben oder Bohrdrähten.
Nach der Operation durchläuft der Patient eine längere Rehabilitation. Führt auch die chirurgische Behandlung nicht zur Stabilität des Gelenks, kann es erforderlich sein, einen Bandersatz vorzunehmen.
Prognose bei einem Innenbandriss am Knie
Bei den meisten Patienten fällt die Prognose für einen Innenbandriss günstig aus. So sind sportliche Aktivitäten im Normalfall schon bald wieder möglich, wobei der optimale Zeitpunkt jedoch überaus unterschiedlich ausfällt. Als sinnvoll gilt ein Wiedereinstieg Schritt für Schritt.
Zu Komplikationen wie einer erneuten Innenbandruptur kommt es nur selten. Grundsätzlich ist es jedoch immer möglich, dass Schmerzen nach der Verletzung zurückbleiben.
Dauer der Arbeitsunfähigkeit
Die Dauer der Krankschreibung bei einer Innenbandruptur richtet sich danach, welchem Beruf der Patient nachgeht. Damit das Knie wieder zur Ruhe kommen kann, muss sich der Betroffene jedoch grundsätzlich eine Woche lang konsequent schonen. Manche Patienten können auch mit einer Schiene ihren beruflichen Tätigkeiten nachgehen, was jedoch von ihrem jeweiligen Arbeitspensum abhängt. So schwankt die Dauer der Arbeitsunfähigkeit zwischen einer und mehreren Wochen.
Vorbeugung eines Innenbandrisses am Knie
Um einen Innenbandriss des Knies zu vermeiden, wird empfohlen, bei riskanten Sportarten wie Skifahren und Fußball Vorsicht walten zu lassen. Wichtig sind außerdem gut trainierte Muskeln, damit diese das Gelenk stabilisieren können.