Bauchspeicheldrüsenentzündung - Akute & Chronische Pankreatitis
Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bezeichnet man auch als Pankreatitis. Sie kann sowohl akut als auch chronisch sein. Die Diagnostik erfolgt meist bei einem Internisten. Übermäßiger Alkoholkonsum sowie Gallensteine zählen zu den hauptsächlichen Ursachen. In manchen Fällen spielen auch bestimmte Medikamente eine Rolle. Je nach Auslöser kann im Rahmen der Behandlung eine Operation notwendig werden. Lesen Sie alles Wissenswerte über die akute und chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Bei der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) handelt es sich um ein ca. fünfzehn Zentimeter langes Organ, das sich quer im Oberbauch befindet. Kommt es zu einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, spricht man von einer Pankreatitis. In der Medizin unterscheidet man zwischen einer chronischen und einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung.
Ursachen
Acht von zehn Patienten mit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung sind entweder Alkoholiker oder sie leiden auch unter Gallensteinen. Bei den Patientinnen liegt meist ein Gallensteinleiden vor, bei den männlichen Patienten das Alkoholproblem.
Der Alkohol schädigt diverse Organe des menschlichen Körpers, unter anderem auch die Bauchspeicheldrüse. Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann bereits nach dem ersten ausgiebigen Alkoholkonsum auftreten. Alkoholiker leiden meist nicht mehr unter der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung, sondern unter der chronischen Form der Erkrankung.
Hauptursachen einer akuten Pankreatitis
Eine akute Pankreatitis wird am häufigsten von Gallenwegserkrankungen verursacht. Das liegt daran, dass der Gallengang zusammen mit dem Ausführungsgang der Pankreas in den Dünndarm mündet. Wird nun beispielsweise das Ende des Gallengangs durch einen Gallenstein verstopft, führt dies zu einem Gallenstau, was gleichzeitig einen Rückstau im Bauchspeicheldrüsengang zur Folge haben kann.
Dadurch wird jedoch das Verdauungssekret in der Bauchspeicheldrüse angesammelt. Die daraus resultierenden Reizungen und Schädigungen des Gewebes verursachen eine Entzündung. Gewissermaßen verdaut sich die Bauchspeicheldrüse selbst, wodurch es zu starken Schmerzen kommt.
Manchmal wird eine akute Pankreatitis auch von bestimmten Arzneimitteln wie
- Schmerzmitteln
- Betablockern
- Diuretika
- Fettsenkern
- Antibiotika oder
- Zytostatika
ausgelöst.
Hauptursachen einer chronischen Pankreatitis
In den meisten Fällen wird die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung durch den Missbrauch von Alkohol hervorgerufen. So kommt es bei Männern durch den täglichen Konsum von ca. 80 Gramm Alkohol zu nicht wieder gut zu machenden Schäden an der Bauchspeicheldrüse (Pankreas). Bei Frauen sind es etwa 40 Gramm Alkohol.
Allerdings sind die genauen Zusammenhänge bislang noch unklar. Bekannt ist jedoch, dass durch den Alkohol verschiedene Mechanismen des Körpers beeinträchtigt werden, was auch eine Schädigung der Bauchspeicheldrüse zur Folge hat.
Es gibt aber noch weitere Ursachen, die zu einer chronischen Entzündung der Bauchspeicheldrüse führen können. Dazu gehören unter anderem
- Gallenwegserkrankungen wie Gallensteine
- Arterienverkalkung (Arteriosklerose)
- Stoffwechselstörungen
- die Verlegung des Pankreasganges
- Autoimmunerkrankungen
- Tumore sowie
- Verletzungen oder
- Missbildungen.
Weitere möglichen Ursachen
Neben diesen Ursachen gibt es weitere, die eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen können. Menschen, die sich regelmäßig ungesund mit fetten Nahrungsmitteln wie z.B. Fast Food ernähren, können dadurch Krankheiten wie die Bauchspeicheldrüsenentzündung verursachen. Die Veranlagung für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann auch vererbt werden.
Menschen, die irgendwann eine Mumps-Erkrankung durchgemacht haben, erkranken ebenfalls häufiger an einer Bauchspeicheldrüsenentzündung. Auch das Virus, das das Pfeiffersche Drüsenfieber auslöst (Epstein-Barr-Virus), kann verantwortlich für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung sein. Sowohl die akute als auch die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung sind ernstzunehmende Krankheiten.
Verlauf
Beim Verlauf sollte man zwischen der akuten und chronischen Form unterscheiden.
Verlauf der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung
Bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung können diverse Komplikationen auftreten, die den Genesungsprozess des Patienten wesentlich beeinflussen. Ohne diese Komplikationen kann eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung heutzutage gut behandelt werden und heilt folgenlos aus. Komplikationen können bei dieser Krankheit jedoch auch zum Tode führen.
Die akute Pankreatitis kann durchaus gefährlich sein, da dabei die Gefahr besteht, dass sich die Bauchspeicheldrüse selbst verdaut. Es gibt eine leichtere Verlaufsform, bei der es zu einer Schwellung sowie Funktionsstörungen kommt, und eine schwere Form, die den Untergang des gesamten Organs zur Folge haben kann.
Während einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung kann der Kreislauf des Patienten zusammenbrechen. Der Patient kann dann ohnmächtig werden. Auch ein Abszess an der Bauchspeicheldrüse kann sich bilden.
Diverse Organe können als Folge einer Bauchspeicheldrüsenentzündung versagen. Dazu gehören lebenswichtige Organe wie das Herz oder die Nieren. In einigen Fällen kann sich auch eine Blutvergiftung entwickeln, wenn die Bakterien aus der Bauchspeicheldrüse in den Körper wandern.
Verlauf der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung
Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung ist immer eine lebensgefährliche Krankheit. Das Organ ist dauerhaft geschädigt und kann sich auch nicht mehr regenerieren.
In der ersten Phase einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden die Patienten immer wieder unter Symptomen wie bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung. Auch eine Gelbsucht (Ikterus) ist im Bereich des Möglichen.
Nach einiger Zeit bilden sich gutartige Zysten an dem erkrankten Organ und können zu Blutungen führen. Die Zysten müssen durch einen chirurgischen Eingriff entfernt werden, wenn sie eine Größe von mehr als fünf Zentimetern erreichen. Werden die Zysten zu groß, besteht das Risiko, dass sie platzen.
Eine weitere mögliche Komplikation ist die Vergrößerung der Milz.
Eine innere Blutung ist ein lebensgefährlicher Zustand. Die Folge einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung ist häufig die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus.
Einige Patienten, die über längere Zeit hinweg unter der chronischen Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung erkrankt sind, erleiden dann eine Krebserkrankung im Bereich der Bauchspeicheldrüse. Dies geschieht dann, wenn sich an der Bauchspeicheldrüse ein bösartiger Tumor bildet. Da die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung häufig die Folge ausgedehnten und übermäßigen Alkoholkonsums ist, hängt der Verlauf der Krankheit entscheidet vom Willen und der Einstellung des Patienten ab, gänzlich auf Alkohol zu verzichten.
Symptome
Bei den Symptomen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung sollte man zwischen der akuten Pankreatitis und der chronischen Pankreatitis unterscheiden.
Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung
Patienten, die unter einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden, haben starke Schmerzen im oberen Bauchbereich. Charakteristisch für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung ist der Schmerzbereich, der wie ein Gürtel ausgeprägt ist.
Die Schmerzen strahlen auch aus, beispielsweise in den Rücken. Wenn die Patienten sich ausstrecken, sind die Schmerzen wesentlich stärker, als wenn sie im Bett in den Rundrücken gehen können und sich einrollen.
Patienten mit einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden neben den Schmerzen unter weiteren Symptomen. Den Patienten ist übel, teilweise auch verbunden mit Erbrechen.
Die Betroffenen leiden unter Verdauungsbeschwerden, häufig zum Beispiel unter Verstopfung. Oftmals haben die Patienten auch Fieber und rote Wangen. Des Weiteren sind blaue Flecken (Hämatome) in der Bauchnabelregion oder im Flankenbereich möglich.
Außerdem ist die Bauchdecke angespannt, was man als Gummibauch bezeichnet. Besteht zudem eine Beteiligung des Gallengangs, tritt oftmals auch eine Gelbsucht (Ikterus) auf.
Das heißt, dass sich die Haut und die Bindehaut der Augen gelblich verfärben. Während sich der Stuhl entfärbt, wird der Urin dunkel.
Mögliche Folgen
In schweren Fällen besteht auch die Gefahr eines Kreislaufschocks. Siedeln sich Bakterien im abgestorbenen Gewebe der Bauchspeicheldrüse an, kann dies zu Ansammlungen von Eiter im Bauchraum oder sogar zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen. Schlimmstenfalls versagen
- Nieren
- Lunge, und
- Herz.
Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung
Eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung ist eine schwere Erkrankung. Die Patienten leiden kurz nach dem Essen unter starken Schmerzen, die ebenfalls gürtelförmig auftreten. Die Schmerzen kommen regelmäßig wieder und dauern dann bis zu mehreren Tagen an.
Fettreiches Essen verursacht bei den Patienten Übelkeit, teilweise müssen sich die Patienten auch erbrechen. Der Stuhlgang klebt und glänzt.
Auch diese Patienten leiden unter Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Blähungen. Jeder dritte Patient, der unter einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung leidet, wird Diabetiker.
Ferner verlieren die Patienten an Gewicht. Die Patienten leiden jedoch nicht ununterbrochen unter den Schmerzen, was diese Form der Krankheit auch tückisch macht. Zwischendurch sind die Patienten immer wieder schmerzfrei, obwohl sie schwer krank sind.
Diagnose
Patienten, die unter derartigen Beschwerden leiden, werden von ihrem Arzt gefragt, wo genau sich der Schmerz befindet, ob er ausstrahlt, ob der Patient Verdauungsbeschwerden oder Fieber hat usw. Anschließend führt der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung durch und tastet dabei den Bauch gründlich ab. Typisch für eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung ist ein weicher Bauch sowie Schmerzen, wenn der Arzt in bestimmte Stellen des Bauches drückt.
Anschließend erfolgt eine Blutabnahme. Aus dem Blut kann der Arzt zusammen mit der körperlichen Untersuchung meist bereits die Diagnose Pankreatitis stellen.
Um das Organ genauer untersuchen zu können, führt der Arzt auch eine Ultraschalluntersuchung durch. Hier kann er auch feststellen, ob die Bauchspeicheldrüse geschwollen ist oder sich Flüssigkeit im Bauchraum befindet.
Meist werden auch bildgebende Verfahren wie die Computertomografie eingesetzt. Die Diagnostik einer Bauchspeicheldrüsenentzündung ist äußerst umfassend, da diverse andere Krankheiten ähnliche Symptome aufweisen.
Behandlung
Die Therapie der Bauchspeicheldrüsenentzündung ist abhängig von der Form der Erkrankung.
Behandlungsmaßnahmen bei einer akuten Pankreatitis
Diagnostiziert der Arzt eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung, so erfolgt in der Regel eine sofortige Einweisung in ein Krankenhaus. Der Patient wird dort umgehend auf die Intensivstation gebracht.
Dort wird der Betroffene zuerst konservativ behandelt. Gegen die Schmerzen werden Schmerzmittel verabreicht.
Wichtig ist bei der Behandlung, dass der Patient anfangs nichts essen darf, so dass die Organe des Körpers so gut wie keine Verdauungssäfte produzieren. Stattdessen erhalten die Patienten eine Infusion in die Armvene.
Erst wenn der Patient schmerzfrei ist und die Untersuchungsergebnisse eine Besserung zeigen, kann wieder leichte Nahrung gegessen werden. Zusätzlich erhält der Patient dann auch noch Medikamente.
Sind Gallensteine die Ursache der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung, so müssen diese endoskopisch entfernt werden. Nur in seltenen Fällen ist bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung eine Operation notwendig. Dies ist dann der Fall, wenn ein Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt werden muss.
Behandlungsmaßnahmen bei einer chronischen Pankreatitis
Patienten mit einer chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung müssen komplett auf Alkohol und Nikotin verzichten. Auch die Ernährung muss umgestellt werden: Der Patient muss fettarme Lebensmittel zu sich nehmen und diese auf viele kleine Mahlzeiten am Tag verteilen. Er soll vor allem Speisen wählen, die reich an Eiweiß und Kohlenhydraten sind.
Zusätzlich müssen die Patienten häufig noch Medikamente (z.B. Schmerzmittel) einnehmen. Hat sich bereits ein Diabetes entwickelt, muss der Patient den Zuckerspiegel durch eine entsprechende Diät, Medikamente oder das Spritzen von Insulin senken.
Auch hier kann eine endoskopische Behandlung notwendig werden, bei der Gallensteine entfernt werden. Ist die Bauchspeicheldrüse bereits schwer geschädigt, so kann auch eine teilweise Entfernung notwendig werden.
Vorbeugung
Um sowohl eine akute als auch die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung zu verhindern, sollte man Alkohol nur hin und wieder und dann auch nur in geringen Mengen zu sich nehmen. Da Gallensteine neben dem Alkohol ebenfalls häufig für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung verantwortlich sind, sollte man auch auf seine Ernährung achten, um dieser Krankheit vorzubeugen.
Gallensteine entstehen durch häufiges fettreiches Essen. Wer sich demnach vitaminreich und fettarm ernährt, kann Gallensteinen und somit einer Bauchspeicheldrüsenentzündung meist vorbeugen.
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
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- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
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