Bauchwandbruch (Hernie) - Ursachen, Symptome, Formen und Behandlung
Einen Bauchwandbruch bezeichnet man als Hernie. Als einzig wirksame Behandlungsmethode gilt ein operativer Eingriff.
Krankheitsbild
Von einem Bauchwandbruch oder einer Hernie spricht man, wenn sich die Bauchorgane durch die Bauchwand nach außen hervorwölben. Das Bauchfell, das die Bauchwand von innen auskleidet, wölbt sich dabei wie ein Bruchsack in das Fettgewebe der Unterhaut. Dadurch kann es zu Einklemmungen und Beschwerden kommen. Die Lücke in der Bauchwand wird als Bruchpforte bezeichnet.
Eine Ausnahme bildet der kindliche Nabelbruch, der sich bei 5-10 Prozent aller Neugeborenen zeigt. Dieser führt nur selten zu einer Einklemmung.
Er stellt den einzigen Oberbauchwandbruch dar, der spontan heilt. So bildet er sich in den ersten beiden Lebensjahren bei 98 Prozent aller betroffenen Kinder wieder zurück.
Innere Hernien
Es gibt verschiedene Arten von Bauchwandbrüchen. Als innere Hernien gelten solche, die von außen und ohne Hilfsmittel nicht zu erkennen sind, da sie sich innerhalb des Rumpfes befindet. Zu diesen zählen die Zwerchfellhernie sowie die Treitz-Hernie.
Zwerchfellhernie
Von einer Zwerchfellhernie ist die Rede, wenn Bauchorgane in die Brusthöhle gelangen. Ist sie angeboren, handelt es sich um eine unvollständige Zwerchfellausbildung.
Die angeignete Form wiederum wird durch anatomisch bedingte Schwachstellen des Zerchfells begünstigt: den Durchtritt der Speiseröhre, die Einklemmung durch ddie Lücke des Zwerchfellansatzes zwischen Rippe und Brustbein sowie den Durchtritt von Weichteilen durch den so genannten pars lumbocostalis.
Treitz-Hernie
Die Treitz-Hernie beschreibt eine Einklemmung von Darmanteilen im so genannten Recessus duodenalis superior. Dabei handelt es sich um eine enge Bauchfelltasche hinter dem Treitz'schen Band, dessen Funktion in der Fixierung des Zwölffingerdarms liegt.
Äußere Hernien
Die äußere Hernie ist von außen zu erkennen, oder ihre Bruchpforte führt vom Inneren des Körpers in Richtung der Haut. Hierzu zählen
- die supraumbilikale Hernie
- die epigastrische Hernie
- die Rektusdiastase
- die Narbenhernie
- die Leistenhernie
- die Schenkelhernie
- der Nabelschnurbruch
- der Nabelbruch
- die Hernia obturatoria
- die Spieghel-Hernie sowie
- die Littré-Richter Hernie.
Supraumbilikale Hernie
Die supraumbilikale Hernie tritt direkt über dem Bauchnabelring auf. Dabei besteht das Risiko, dass sich Anteile des so genannten Großen Netzes in den Bruchsack verschieben und einklemmen.
Mit dem Großen Netz ist eine lappenartige Ausstülpung von Fettgewebe innerhalb des Bauchraums gemeint. In manchen Fällen können auch Darmanteile durch die Lücke gelangen.
Epigastrische Hernie
Von epigastrischen Hernien spricht man, wenn kleine Lücken in der Bauchlinie zwischen dem Nabel und dem Brustbein auftreten. In den meisten Fällen beinhalten sie lediglich Fettausstülpungen oder Bauchfell. Zu Verschiebungen von Darmanteilen kommt es eher selten.
Rektusdiastase
Eine weitere Bruchart ist die Rektusdiastase. Dabei weichen die Bauchmuskeln auseinander, was zu einer Vorwölbung führen kann. Die Rektusdiastase zählt allerdings nicht zu den klassischen Hernien und ruft nur selten Beschwerden hervor.
Narbenbruch
Zu den Hernien gehört dagegen der Narbenbruch (Narbenhernie). Die Bruchpforte wird dabei von einer allschichtigen Bauchwandnarbe gebildet. Solche Narben entstehen in der Regel nach offenen Bauchwandoperationen. Sie können eine Einklemmung verursachen.
Leistenhernie
Bei der Leistenhernie handelt es sich um die häufigsten Hernien-Form. Man unterscheidet die direkte Leistenhernie, die aufgrund einer Schwachstelle in der inneren Bauchwandschicht auftritt, sowie die indirekte Leistenhernie, welche am inneren Leistenring in Erscheinung tritt.
Schenkelhernie
Die Schenkelhernie betrifft vor allen Dingen ältere Frauen; nach einer Leistenbruch-OP kann sie jedoch auch bei Männern auftreten. Die Bruchstelle liegt unterhalb des Leistenbandes; diese Form der Hernie ist deutlich schmerzhafter als Leistenhernien.
Nabelschnurbruch
Den Nabelschnurbruch bezeichnet man auch als Omphalocele. Hierbei liegt eine Fehlbildung der Bauchwand vor, die dazu führt, dass die Nabelschnur sich aufbläht und die Bauchorgane durch den Nabel hervortreten.
Nabelbruch
Als Ursache für den Nabelbruch gilt eine unvollständige Ausbildung der Bauchwand im Bereich des Nabels. Somit tritt der Nabelbruch oft im Säuglingsalter, direkt nach der Geburt auf. In den meisten Fällen kommt es nicht zu einer Einklemmung; die Brüche bilden sich oftmals von selbst zurück.
Hernia obturatoria
Hierbei kommt es zu einem Bruch durch das Hüftbeinloch. Der Bruchinhalt kann die Gefäße, welche sich im Hüftlochkanal befinden, sowie einen bestimmten Nerv so stark einklemmen, dass es zu Sensibilitätsstörungen an der Oberschenkelinnenseite kommt. Diese Hernien-Form tritt nur sehr selten auf.
Spieghel-Hernie
Die Spieghel-Hernie befindet sich im hinteren Blatt der Rektusscheide und tritt bis in die Bauchdecke hinein. Sie wird durch ein Ziehen auf der betroffenen Unterbauchseite wahrgenommen.
Littré-Richter Hernie
Hierbei handelt es sich um eine Einklemmung eines kleinen Darmwand-Anteils. Diese Hernien-Form wird leicht übersehen, da sie sich häufig nur durch Bauchschmerzen bemerkbar macht; zu einer völligen Verhinderung der Dünndarmpassage kommt es jedoch nie.
Ursachen
Ein Bauchwandbruch entsteht zumeist durch eine zunehmende Schwäche des Bindegewebes und der Bauchmuskulatur. In manchen Fällen ist er jedoch bereits angeboren.
Risikofaktoren
Begünstigt wird eine Hernie durch bestimmte Faktoren, die zu einem erhöhten Druck in der Bauchwand führen, wie
- chronischen Husten
- Übergewicht
- das Heben von schweren Lasten
- starkes Pressen beim Stuhlgang oder
- eine Schwangerschaft.
In den meisten Fällen tritt ein Bauchwandbruch an Schwachstellen in der Bauchdecke auf.
Folgen
Ein Bauchwandbruch ist nicht ungefährlich. So besteht die Gefahr, dass Bauchorgane in den Bruch gelangen. Wird beispielsweise der Darm in die Bruchpforte gezwängt, kann es zu einer Verminderung oder sogar Unterbindung der Durchblutung kommen.
Auch ein Darmverschluss (Ileus) ist im Bereich des Möglichen. Außerdem besteht bei einer Schädigung des Gewebes das Risiko eines Darmdurchbruchs sowie einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis).
Symptome und Diagnose
Ein typisches Symptom für eine Hernie ist eine weichliche Schwellung an der betroffenen Stelle der Bauchwand. Diese Schwellung wölbt sich bei einer Bauchpresse oder beim Husten weiter vor.
Kommt es zu einer Einklemmung von Organen, können auch Schmerzen auftreten. Entwickeln sich durch die Hernie Verwachsungen, führt dies mitunter zu einer erschwerten Darmpassage.
Diagnostizieren lässt sich eine Hernie in der Oberbauchwand zumeist schon anhand der typischen Symptome sowie einer Tastuntersuchung. Manchmal muss der Patient auch husten, damit der Arzt eine Vorwölbung des Bruches feststellen kann.
Mitunter wird der Versuch unternommen, den Bruch wieder zurückzudrücken. Oftmals führt man auch bildgebende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung durch. Wichtig ist zudem, eine Hernie sicher von einem Bauchwandtumor zu unterscheiden.
Behandlung
In der Regel bringen konservative Behandlungsmethoden wie zum Beispiel das Anlegen eines straffen Bruchbands oder eines Stützkorsetts keinen Erfolg. Sogar weitere Schädigungen sind nicht auszuschließen.
Da ohne eine Operation die Bruchpforte nicht geschlossen werden kann, muss ein chirurgischer Eingriff vorgenommen werden. Bei eingeklemmten Eingeweideabschnitten kann sogar eine rasche Notoperation erforderlich sein. Kein Behandlungsbedarf besteht in der Regel bei einer Rektusdiastase.
Ziel einer Operation bei einem Bauchwandbruch ist es, den Bruchinhalt wieder in die Bauchhöhle zurückzuverlegen und die Bruchpforte fest zu verschließen. Liegen zudem Fisteln vor, gilt es, diese zu entfernen.
Die Operation bei einem Bauchwandbruch
Vor einer Bruchoperation verabreicht man dem Patienten eine Regionalanästhesie oder eine Vollnarkose. Ziel und Zweck des Eingriffs ist es, die Bruchpforte so zu verschließen, das es nicht erneut zu einer Hernie kommt.
Wird eine offene Operation vorgenommen, führt der Operateur einen Bauchschnitt durch, um den Bruchsack freizulegen. Anschließend versetzt er den Bruchinhalt wieder in seine ursprüngliche Lage zurück.
In einigen Fällen kann es nötig sein, Gewebeanteile zu entfernen. Unter bestimmten Umständen, wie zum Beispiel bei einem geschädigten Darmteil, muss der Chirurg durch einen Schnitt einen Zugang zur Bauchhöhle schaffen.
Schließlich wird die Bruchpforte vernäht. Dazu kann mitunter die Verwendung von Kunststoffnetzen oder körpereigenen Gewebe erforderlich sein.
Supraumbilikalhernie
Handelt es sich um einen Bruch unmittelbar über dem Bauchnabel (Supraumbilikalhernie), erfolgt zunächst ein Hautschnitt. Dann wird über diesen Schnitt der Bruchinhalt in den Bauchraum zurückbefördert. Anschließend näht der Operateur die Bauchwand wieder zu.
Nabelbruch
Bei einem Nabelbruch erfolgt ein kleiner Hautschnitt seitlich oder unter dem Bauchnabel. Nachdem der Chirurg den Bruchinhalt wieder in den Bauchraum zurückverlegt hat, durchtrennt er den Bruchsack und vernäht die Bruchpforte. Zum Schluss legt man dem Patienten einen Druckverband an.
Epigastrische Hernie
Liegt eine epigastrische Hernie zwischen Brustbein und Bauchnabel vor, entfernt man nach dem Hautschnitt die Fettgewebsgeschwülste und verschließt die Bauchwand wieder. In manchen Fällen kann eine überlappende Vernähung der Muskelhülle, auch Fasziendoppelung genannt, erfolgen, um eine zusätzliche Stabilisierung zu gewährleisten.
Rektusdiastase
Da eine Rektusdiastase normalerweise keine Beschwerden verursacht, wird eine Operation zumeist aus ästhetischen Gründen durchgeführt. Dabei vernäht der Chirurg die Muskelhüllen der geraden Bauchmuskeln, damit diese sich wieder annähern und die Sehnenschichten, die sich dazwischen befinden, verstärken.
Narbenbruch
Im Falle eines Narbenbruchs erfolgt eine Naht der Bauchwandschichten und Muskelhüllen. Mitunter kann auch die Entfernung der äußeren Narbe erforderlich sein.
Alternative
Eine Alternative zu einem Bauchschnitt ist die Bauchspiegelung (Laparoskopie), bei der man den Inhalt des Bruchsacks wieder in den Bauchraum hineinzieht. Danach verschließt man die Bruchpforte mit einem Kunststoffnetz.
Mögliche Komplikationen
Das Komplikationsrisiko bei einer Bauchwandoperation gilt als gering. Gelegentlich ist es möglich, dass es zu Organschädigungen in der Operationsregion kommt. Diese Gefahr besteht besonders bei Vorfällen durch die Bruchpforte.
Besonders gefürchtete Komplikationen sind Verletzungen des Darms sowie eine lebensgefährliche Bauchfellentzündung. Weitere Operationsrisiken können
- Blutungen
- Wundheilungsstörungen
- Infektionen oder
- eine überschießende Narbenbildung
sein. Außerdem sind
- Schmerzen
- Nervenverletzungen
- Taubheitsgefühle und
- allergische Reaktionen
im Bereich des Möglichen. In manchen Fällen besteht auch die Gefahr, dass es zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu einer Hernie kommt.
Nach der Operation
Im Anschluss an die Bauchwandoperation ist es wichtig, dass der Patient eine Woche lang das Bett hütet. Außerdem muss er für einige Wochen auf körperliche Belastungen und sportliche Aktivitäten verzichten. Darüber hinaus sollten regelmäßige Kontrolluntersuchungen stattfinden.