Interstitielle Zystitis - Chronische, nicht bakterielle Blasenentzündung unklarer Ursache
Bei der Interstitiellen Zystitis, auch Hunner-Zystitis, handelt es sich um eine chronische Entzündung der Blase, die nicht durch Bakterien hervorgerufen wird. Die genaue Ursache der Erkrankung ist jedoch nicht bekannt. Frauen zwischen 40 und 60 Jahren sind am ehesten betroffen. Blasentraining oder Akupunktur zählen zu den möglichen Behandlungsansätzen. Informieren Sie sich hier ausführlich über die Hunner-Zystitis.
Spricht man von einer interstitiellen Zystitis, ist damit eine chronische Blasenentzündung gemeint. Sie wird auch als Hunner-Zystitis bezeichnet.
Mögliche Ursachen
Die Bezeichnung Hunner-Zystitis geht auf den amerikanischen Mediziner Guy Hunner (1868-1957) zurück. Der Chirurg aus Boston beschrieb diese Form von Blasenentzündung erstmalig im Jahr 1914. Hunner stellte fest, dass es sich bei den Beschwerden seiner Patienten um eine Blasenentzündung handelte.
Allerdings wurde die schwere Erkrankung bis heute nicht genügend erforscht. Auch ihre Ursache ist nach wie vor unklar. Man nimmt an, dass bei der Entstehung der interstitiellen Zystitis
- frühere Blasenerkrankungen
- gefäßbedingte, hormonelle oder neurologische Störungen
- rheumatische Erkrankungen
- Allergien oder
- äußere Schadstoffe
eine Rolle spielen. Eine weitere Vermutung ist, dass eine Schädigung der Schleimhaut der Blase vorliegt und diese dadurch nur unzureichend Schutz gegen Bakterien bietet.
Wodurch diese Schädigung ausgelöst wird, weiß man jedoch nicht. Im Gegensatz zur Reizblase, handelt es sich bei der interstitiellen Zystitis jedoch nicht um eine psychosomatische Erkrankung.
Symptome
Besonders betroffen von dieser Form von Blasenentzündung sind Frauen zwischen 40 und 60 Jahren. Sie machen einen Anteil von rund 90 Prozent aus.
Zu den Symptomen der interstitiellen Zystitis gehört vor allem ständiger Harndrang. So müssen die Betroffenen bis zu fünfzigmal täglich die Toilette aufsuchen, was eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellt.
Darüber hinaus kommt es zu Blasenschmerzen, die sich nach der Entleerung der Blase vorübergehend bessern, und Schlafmangel. Außerdem können auch
- rheumaartige Gelenkschmerzen
- migräneähnliche Kopfschmerzen
- Schmerzen im Magen- und Darmbereich
- Schmerzen im Bereich der Harnröhre
- Schmerzen im Bereich der Vagina
- Schmerzen im Bereich des Beckens sowie
- Schmerzen inm Bereich des Dammes
auftreten. Oftmals dauern die Schmerzen über mehrere Monate an. Zudem wechseln sie ihre Häufigkeit und ihre Art. Auch beim Geschlechtsverkehr können diese Schmerzen auftreten.
Diagnose
Ein Problem für die Betroffenen ist, dass bei einer ärztlichen Untersuchung aufgrund der Beschwerden oftmals fälschlicherweise eine akute oder chronische Blasenentzündung angenommen wird. Lassen sich im Urin jedoch keine weißen Blutkörperchen oder Bakterien nachweisen, ist dies ein Indiz für die interstitielle Zystitis.
Genauen Aufschluss kann eine Blasenspiegelung erbringen. Handelt es sich tatsächlich um eine interstitielle Zystitis, ist diese an punktförmigen Einblutungen an der Wand der Harnblase zu erkennen.
In manchen Fällen sind auch kleine Geschwüre vorhanden. Durch die Entnahme von Blasengewebe (Blasenbiopsie) ist es möglich eine Vermehrung von Bindegewebsfasern und weißen Blutkörperchen in tieferen Schichten der Harnblasenwand nachzuweisen.
Natürlich wird auch eine ausführliche Befragung des Patienten vorgenommen; hilfreich ist zudem die Führung eines Miktionstagebuchs. Zu den gängigen Untersuchungsverfahren zählen des Weiteren
- die körperliche Untersuchung
- die Ultraschalluntersuchung von Blase und Nieren
- eine Blasendruckmessung
- eine Harnstrahlmessung sowie
- eine Röntgenaufnahme der Blase.
Behandlung
Da die genaue Ursache der interstitiellen Zystitis nicht bekannt ist, erschwert dies natürlich die Behandlung. Es gibt zwar therapeutische Ansätze, diese helfen aber nur einem Teil der Patienten.
So kann beispielsweise die Blase unter Vollnarkose mit Wasser gedehnt werden. Auch ein Blasentraining sowie Akupunktur werden in der Regel ausprobiert.
Eine andere Möglichkeit ist das Injizieren von Medikamenten wie Dimethylsulfoxid (DMSO) in die Blase. Auf diese Weise hemmt man die Entzündung.
Darüber hinaus spritzt man zur Wiederherstellung der Blasenschutzschicht Heparin oder Pentosanpolysulfat. Außerdem kann der Patient verschiedene Präparate einnehmen. Dazu gehören zum Beispiel Schmerzmittel (NSAR) oder Psychopharmaka, die speziell auf die Blase einwirken.
Allerdings sind diese Mittel nicht immer wirksam. Bleiben die konservativen Therapien ohne Erfolg, besteht die Möglichkeit, Teile der Blase operativ zu entfernen oder die entzündete Blasenschleimhaut mit einem Laser zu behandeln. Außerdem kann das Fassungsvermögen der Blase durch Darmteile vergrößert werden.
Was kann man selbst tun?
Zur Linderung der Beschwerden kann der Patient auch selbst durch ein paar Maßnahmen beitragen. So sollten beispielsweise Nahrungsmittel, die die Blase reizen, vermieden werden. Hierzu zählen
- Zitrusfrüchte
- Weißwein
- verschiedene Gewürze
- koffeinhaltige Getränke
Des Weiteren sollte man die Blase stets warm halten. Hilfreich ist es auch, auf Nikotin zu verzichten und bei Übergewicht eine Gewichtsreduktion anzustreben.
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