Lewy-Body-Demenz - Anzeichen, Diagnose und Behandlung
Bei der Lewy-Body-Demenz handelt es sich um eine spezielle, neurodegenerative Form der Demenz. Sie tritt verhältnismäßig selten auf und äußert sich durch Symptome, die teils sehr ähnlich zu einer Alzheimer- oder Parkinson-Erkrankung sind. Die Diagnose gestaltet sich daher oft schwierig. Heilbar ist die Lewy-Body-Demenz nicht; die Symptome lassen sich aber durch verschiedene Medikamente und Therapien behandeln. Erfahren Sie hier alles Wichtige zur Lewy-Körper-Demenz.
Die Lewy-Body-Demenz (LBD) ist auch als Lewy-Körper-Demenz oder Lewy-Körperchen-Demenz bekannt. Nach der Alzheimer-Krankheit gilt sie als zweithäufigste Form der Demenz im Alter. Sie kommt als eigenständige Erkrankung vor, kann aber auch sekundär aus Morbus Parkinson hervorgehen. Unter den verschiedenen Demenzformen hat die Lewy-Body-Demenz einen Anteil von etwa 20 Prozent.
Benannt wurde die Lewy-Körper-Demenz nach dem deutschen Neurologen Friedrich H. Lewy (1885-1950), der erstmals die Lewy-Körperchen beschrieb.
Häufigkeit
Über die Häufigkeit der Lewy-Body-Demenz liegen keine exakten Zahlen vor. Bei Männern zeigt sich die Erkrankung häufiger als bei Frauen. Bei den meisten Betroffenen tritt die LBD in einem Alter über 65 Jahren auf.
Merkmale
Zu den Charakteristika der Lewy-Body-Demenz gehört die Ähnlichkeit der Symptome mit der Alzheimer-Krankheit sowie der Parkinson-Krankheit.
Hervorgerufen werden die Beschwerden durch Einschlüsse in den Nervenzellen. Diese tragen die Bezeichnung Lewy-Körperchen. Gemeint sind damit Reste von Eiweißen, bei denen kein kompletter Abbau stattfindet. Die Lewy-Körperchen kommen auch in den Gehirnen von Menschen vor, die unter Morbus Parkinson leiden, zeigen sich jedoch in anderen Hirnbereichen wie dem Hirnstamm.
Häufig treten im Gehirn der LBD-Patienten auch Alzheimer-Plaques auf, bei denen es sich um eine andere Form von Eiweißablagerungen handelt. Aber auch bei Morbus Alzheimer findet sich eine bestimmte Form, die mit Lewy-Körperchen im Gehirn einhergeht. Daher fällt es oft schwer, die Alzheimer-Variante von der Lewy-Body-Demenz abzugrenzen. Nicht selten sind Fehldiagnosen die Folge.
Unterschiedliche Formen
Die Medizin unterscheidet zwischen mehreren Formen der Lewy-Body-Demenz:
- die diffuse Lewy-Body-Demenz mit Lewy-Körperchen
- die Lewy-Körperchen-Variante der Alzheimer-Krankheit
- die Parkinson-Krankheit mit begleitender Alzheimer-Pathologie
Ursachen
Aus welchen Gründen eine Lewy-Body-Demenz entsteht, ließ sich bislang nicht genau ergründen. Tritt die Krankheit wiederholt in Familien auf, werden genetische Veränderungen des Erbguts verantwortlich gemacht. Fest steht, dass sich dieselben Gene krankhaft verändern wie bei Morbus Parkinson.
Symptome
Grundsätzlich weist die Lewy-Body-Demenz Ähnlichkeiten mit Morbus Alzheimer auf. Allerdings bestehen einige Unterschiede. So bleibt zum Beispiel die Gedächtnisfähigkeit der Patienten bei der LBD länger erhalten als bei der Alzheimer-Krankheit.
Ein typisches Symptom der Lewy-Body-Demenz ist eine starke Wechselhaftigkeit in der geistigen und körperlichen Verfassung des Patienten. Besonders betroffen davon ist die Aufmerksamkeit, die sich im Laufe des Tages ebenso rasch verändern kann wie die Wachheit. Zeigt sich der Patient phasenweise verwirrt und in sich gekehrt, kann er im nächsten Moment wieder vollkommen munter sein.
Halluzinationen
Darüber hinaus sind LBD-Patienten häufiger von Sinnestäuschungen betroffen, die sich auch schon zu einem früheren Zeitpunkt zeigen. Dabei leiden die Patienten unter optischen Halluzinationen. Das heißt, dass sie Dinge wahrnehmen, die in Wirklichkeit gar nicht vorhanden sind. Oft handelt es sich bei den Sinnestäuschungen um Menschen oder Tiere. In seltenen Fällen treten auch akustische Sinnestäuschungen auf wie Geräusche oder Musik.
Im Normalfall lassen sich Halluzinationen dieser Art effektiv durch die Gabe von Neuroleptika behandeln. Personen mit einer Lewy-Körper-Demenz leiden jedoch oftmals unter einer Überempfindlichkeit gegen diese Antipsychotika. In der Medizin ist das Phänomen als neuroleptische Sensitivität bekannt.
Gedächtnisprobleme und Verhaltensstörungen
Wie bereits erwähnt, bleiben die Gedächtnisleistungen im Vergleich zur Alzheimer-Krankheit bei der Lewy-Body-Demenz länger erhalten. Trotzdem kommt es zum weiteren Voranschreiten der Gedächtnisprobleme.
Typisch für die LBD sind zudem Verhaltensstörungen während des REM-Schlafs (Traumschlaf). Da es den Patienten an motorischen Hemmungen mangelt, hat dies das tatsächliche Ausleben der Träume zur Folge. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass die betroffenen Personen im Schlaf sprechen, sich bewegen oder sogar schreien.
Parkinson-Symptome
Des Weiteren wird die Lewy-Body-Demenz von Symptomen der Parkinson-Krankheit begleitet. Dabei handelt es sich zumeist um:
- Zittern der Hände im Ruhezustand
- Verstärkte Muskelsteifigkeit
- Verminderung des Gesichtsausdrucks
- Verlangsamte Bewegungen
Gangstörungen und weitere Symptome
Außerdem laufen Betroffene nur noch in kleinen Schritten und beugen sich dabei vornüber. Wegen ihrer unsicheren Gangweise besteht das Risiko von Stürzen. Mitunter neigen sie sich beim Gehen auch in die seitliche Richtung, was als Pisa-Syndrom bezeichnet wird.
Einige Betroffene können mehrere Tage lang in einen regelrechten Tiefschlaf fallen. Häufig treten auch Depressionen auf. Weitere denkbare Symptome der LBD sind Harninkontinenz oder niedriger Blutdruck beim Aufstehen. Zu Sprachbeeinträchtigungen kommt es erst im späten Stadium der Lewy-Body-Demenz.
Diagnose
Zur Diagnose der Lewy-Body-Demenz orientiert sich der Arzt an den charakteristischen Symptomen der Demenzerkrankung. Des Weiteren gilt es, andere Krankheiten, die mit ähnlichen Beschwerden einhergehen, auszuschließen.
Erster Schritt der Untersuchung ist das Erheben der Krankengeschichte des Patienten. Anschließend finden eine körperliche Untersuchung sowie verschiedene Demenztests statt. Dabei stellt der Arzt fest, ob optische Halluzinationen, Schwankungen der Aufmerksamkeit oder die Parkinson-Krankheit vorliegen. Von Interesse ist zudem, ob der Patient bereits mehrere Male gestürzt ist. Einen weiteren wichtigen Hinweis stellt die Überempfindlichkeit des Erkrankten auf Neuroleptika dar.
Zum Ausschluss anderer Erkrankungen können eine Computertomographie (CT), eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Elektroenzephalographie (EEG) zur Anwendung gelangen. Für die Diagnostik der Lewy-Body-Demenz selbst sind sie jedoch ohne Belang. Mithilfe von speziellen CT-Formen besteht aber die Möglichkeit, zwischen der LBD und anderen Formen von Demenz zu unterscheiden.
Behandlung
Die Behandlung der Lewy-Körper-Demenz mit Medikamenten erfolgt zur Linderung der Symptome. Allerdings verfügt keines der Arzneimittel über eine direkte Zulassung zur Therapie der LBD. Aus diesem Grund muss die Gabe individuell und ohne Zulassung stattfinden.
Zum Bekämpfen von psychotischen Symptomen erhält der Patient Cholestinerasehemmer, die zur Wirkstoffgruppe der Antidementiva zählen. Hervorgerufen werden die psychotischen Beschwerden unter anderem durch einen Mangel an Acetylcholin, einem wichtigen Nervenbotenstoff. Durch die Gabe der Cholestinerasehemmer wird der Abbau dieses Neurotransmitters blockiert. Auf diese Weise entfaltet er seine positiven Effekte über längere Zeit.
Nicht bei jedem Patienten sind die Cholestinerasehemmer wirksam. In solchen Fällen besteht die Option, mit großer Sorgfalt Antipsychotika wie Clozapin oder Quetiapin darzureichen. Im Gegensatz zu anderen Antipsychotika gelten sie bei einer Lewy-Body-Demenz zumeist als verträglich.
Als weniger effizient werden Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit wie L-Dopa eingestuft. So besteht bei ihrer Darreichung das Risiko, dass sie die antipsychotischen Erscheinungen noch verstärken. Auch Neuroleptika sind zur Behandlung meist nicht geeignet, weil sie starke Nebenwirkungen bei den Betroffenen hervorrufen.
Leidet der Patient unter Depressionen, kann er Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram erhalten.
Weitere Behandlungsoptionen
Neben der Gabe von Medikamenten sind zudem Behandlungsverfahren von Bedeutung, die auch gegen Morbus Alzheimer zur Anwendung gelangen. Dazu gehören vor allem:
Welche dieser unterschiedlichen Maßnahmen im Einzelfall am sinnvollsten ist, wird individuell mit dem Patienten abgesprochen.
Prognose
Die Lewy-Body-Demenz gilt als unheilbar. Die Dauer der Krankheit liegt nach ihrer Diagnose in der Regel zwischen sieben und acht Jahren. Bei den meisten LBD-Patienten tritt der Tod später durch eine Lungenentzündung ein.
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