Mini-Mental-Status-Test - Ablauf, Auswertung und Zuverlässigkeit des MMST

Der Mini-Mental-Status-Test (MMST) dient zur Diagnose einer Demenzerkrankung. Die Testperson muss dabei im Zuge eines Interviews Fragen beantworten und einfache Aufgaben bewerkstelligen. Aufgrund der einfachen und schnellen Durchführung ist der MMST eine häufig angewandte Demenz-Screening-Methode. Lesen Sie hier alles Wichtige über die Durchführung, Auswertung und Effizienz der auch als Folstein-Test bekannten Demenz-Screening-Methode.

Von Jens Hirseland

Was ist der Mini-Mental-Status-Test?

Der Mini-Mental-Status-Test (MMST), auch Mini-Mental-State-Examination (MMSE) genannt, ist eine Screening-Methode zur Diagnose von kognitiven Defiziten. Seine Entwicklung erfolgte 1975 durch den Mediziner Folstein und dessen Kollegen, sodass er auch die Bezeichnung Folstein-Test trägt.

Seit seiner Einführung zählt er zu den zuverlässigsten Methoden zur erstmaligen Feststellung einer Demenzerkrankung wie der Alzheimer-Krankheit, der Lewy-Body-Demenz, der Frontotemporalen Demenz (Morbus Pick) oder der vaskulären Demenz. Unter Demenz werden unterschiedliche Erkrankungen des Gehirns verstanden, in deren Verlauf wichtige Funktionen wie das Denkvermögen sowie die Fähigkeiten zum Verrichten alltäglicher Dinge wie Waschen und Anziehen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Einsatz des MMST

Der Mini-Mental-Status-Test ist der am häufigsten vorgenommene Test zur Feststellung von Demenzerkrankungen wie Morbus Alzheimer. Er dient zur Diagnose von psychischen Leistungsstörungen und kann ebenso zur Verlaufskontrolle von Demenz zum Einsatz gelangen. Eine Diagnosestellung der unterschiedlichen Demenzformen ist mit ihm jedoch nicht möglich.

Zusammengesetzt wird der MMST aus einem Fragebogen, mit dem der Arzt die kognitiven Fähigkeiten des Patienten beurteilt. Der Fragebogen besteht aus 30 Punkten, mit denen sich die kognitiven Eigenschaften leicht überprüfen lassen. Der Mini-Mental-Status-Test nimmt lediglich 10 bis 15 Minuten in Anspruch.

Durchführung des MMST

Durchgeführt wird der MMST in Form eines Interviews, das zwischen dem Patienten und einem Psychologen, Arzt oder einer qualifizierten Hilfskraft stattfindet.

Zu den Schwerpunkten des Tests zählen:

  • die Merkfähigkeit
  • die Orientierung
  • der Handlungsteil
  • das Frischgedächtnis
  • Buchstabieren und Rechnen
  • der visuell-konstruktorische Teil

Fragen

Im Rahmen des Tests muss die Testperson Fragen beantworten und einfache Handlungen ausführen.

Zu den Fragen gehören zum Beispiel:

  • Welches Jahr schreiben wir?
  • Wie lautet das heutige Datum?
  • Welche Jahreszeit haben wir jetzt?
  • In welcher Ortschaft befinden wir uns?
  • In welchem Land bzw. Bundesland leben wir?
  • In welchem Altenheim oder welcher Arztpraxis befinden wir uns?
  • In welchem Stockwerk sind wir?

Kontrolle der Merkfähigkeit

Um die Merkfähigkeit des Patienten zu überprüfen, muss die Testperson drei unterschiedliche Begriffe wiederholen, die vom Therapeuten langsam vorgesprochen werden. Dabei kann es sich um Wörter wie Ball, Schlüssel oder Zitrone handeln.

Für jeden Begriff, den die Testperson richtig nennt, erhält sie jeweils einen Punkt. Zu einem späteren Zeitpunkt wird der Patient erneut zu den drei genannten Begriffen befragt, um sein Erinnerungsvermögen zu kontrollieren.

Aufmerksamkeit und Rechnen

Ein weiterer Schwerpunkt des Mini-Mental-Status-Tests sind Aufmerksamkeit und Rechnen. Zu diesem Zweck erhält die Testperson die Aufgabe, bei der Zahl 100 beginnend, in Siebener-Schritten rückwärts zu zählen. Dabei wird bis 93, 86, 79, 72 und 65 gezählt. Danach hält der Therapeut das Zählen an und überprüft, wie viele Antworten korrekt sind.

Eine andere Aufgabe besteht darin, der Testperson eine Armbanduhr vorzuführen und sie zu fragen, worum es sich dabei handelt. Mit einem Bleistift erfolgt eine Wiederholung dieser Prozedur.

Des Weiteren muss die Testperson bestimmte Begriffe wie beispielsweise "Ohne Wenn und Aber" wiederholen, wozu nur ein einziger Versuch besteht.

Ebenfalls zum MMST gehört ein Befehl in drei Teilen, den der Patient ausführen soll. So erhält er die Aufgabe, ein Blatt Papier in die Hand zu nehmen, es in der Mitte zu falten und schließlich auf den Boden zu legen. Jede korrekt durchgeführte Aktion bringt der Testperson einen Punkt.

Weitere Aufgaben bestehen darin, einen Satz nach eigener Wahl, der ein Verb und Subjekt beinhaltet, aufzuschreiben oder zwei Fünfecke, die sich überschneiden, präzise abzuzeichnen.

Auswertung des MMST

Nach Ende des Mini-Mental-Status-Tests, der im Durchschnitt 11 Minuten dauert, findet dessen Auswertung statt. Dabei rechnet der Therapeut sämtliche Punkte, die im Verlauf des Tests vergeben wurden, zusammen. Das Resultat ergibt dann Auftreten sowie Schweregrad einer Demenz. Maximal lassen sich 30 Punkte erreichen. Niedrige Punktwerte stehen für das Vorliegen einer Demenz oder Depression.

  • Bei 30 bis 27 Punkten liegt keine Demenz vor
  • Werden 26 bis 18 Punkte erreicht, besteht eine leichte Demenz
  • Bei 17 bis 10 Punkten ist von einer mittelschweren Demenz die Rede
  • Erzielt der Patient 9 Punkte oder weniger, leidet er unter einer schweren Demenz

Was es beim Mini-Mental-Status-Test zu beachten gilt

Damit es beim MMST nicht zu Verfälschungen des Testresultats kommt, sind einige Kriterien zu beachten. So benötigt die Testperson eine störungsfreie Atmosphäre während des Tests. Darüber hinaus sind Seh- oder Hörstörungen, die das Testergebnis negativ beeinflussen können, auszuschließen oder zu beheben.

Wird der MMST in einem Krankenhaus durchgeführt, besteht das Risiko, dass die Hirnleistung des Patienten abnimmt. So verschlechtert sich der messbare Intelligenzquotient mitunter um bis zu 20 Punkte.

Nicht selten wird die Aufmerksamkeit des Patienten auch durch Schmerzen behindert.

Vor- und Nachteile des MMST

Ein großer Vorteil des Mini-Mental-Status-Tests ist, dass er sich rasch und problemlos durchführen lässt. Aus diesem Grund gehört er zu den verbreitetsten Methoden der Demenzdiagnostik.

Es bestehen aber auch einige Nachteile. Zum Beispiel gilt er gegenüber geringen kognitiven Defiziten nur als wenig sensitiv. Bei Personen, die über einen hohen Bildungsstand verfügen, kann er dazu führen, dass eine vorhandene Demenz nicht diagnostiziert wird. Besteht dagegen ein niedriger Bildungsstand, drohen wiederum falsch positive Testresultate.

Des Weiteren lassen sich die unterschiedlichen kognitiven Eigenschaften mit dem Mini-Mental-Status-Test nicht differenziert genug beurteilen. Aus diesem Grund findet oftmals eine Kombination des MMST mit anderen Testverfahren wie zum Beispiel DemTect (Demenz Detection Test) statt.

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  • Wolfgang Maier, Jörg B. Schulz, Sascha Weggen, Sascha Weggen Alzheimer & Demenzen verstehen: Diagnose, Behandlung, Alltag, Betreuung, TRIAS, 2011, ISBN 383046441X
  • Elisabeth Lange Demenz - gelassen betreuen und pflegen: Das stärkende Hilfebuch für Betroffene und Angehörige, GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH, 2017, ISBN 9783833861079
  • Claus-Werner Wallesch, Hans Förstl Demenzen, Thieme Verlagsgruppe, 2017, ISBN 3132417076
  • Ulrich Kastner, Rita Löbach Handbuch Demenz, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2018, ISBN 3437280031
  • Marika Wöhrle Demenz verstehen: Anzeichen einer Demenz erkennen und Demenz vorbeugen, 2018, ISBN 1980357471
  • Proske Markus Demenz Knigge: Praktische Tipps für den Umgang mit Demenzerkrankten, Nachschlagewerk für Pflege Personal und pflegende Angehörige, mit Glossar mit medizinischen Begriffserläuterungen, corporate minds, 2018, ISBN 3981973003
  • Bucher Gruppe Diagnostisches Verfahren in Der Psychiatrie: Mini-Mental-Status-Test, Demtect, Amdp-System, Geriatrische Depressionsskala, ISBN 1158794460
  • Henning Freund Geriatrisches Assessment und Testverfahren: Grundbegriffe - Anleitungen - Behandlungspfade, W. Kohlhammer GmbH, 2017, ISBN 3170326295

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