Diabetische Nephropathie - Ursachen, Symptome und Behandlung

Die diabetische Nephropathie ist eine Folgeerkrankung der Zuckerkrankheit. Sie entsteht bei, wenn die Glucosewerte der erkrankten Person über einen längeren Zeitraum erhöht sind; der Zucker ist somit schlecht eingestellt. Die Diagnosestellung erfolgt durch die Untersuchung des Urins. Wird die Erkrankung früh festgestellt, stehen die Heilungschancen gut. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung der diabetischen Nephropathie.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei der diabetischen Nephropathie handelt es sich um eine Nierenschädigung aufgrund langjähriger Diabeteserkrankung. Man bezeichnet sie auch als Kimmelstiel-Wilson-Syndrom (bei Typ 1-Diabetes), interkapilläre Glomerulonephritis, diabetische Glomerulosklerose oder noduläre Glomerulosklerose. Schätzungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft zufolge entwickeln 20 bis 40 Prozent aller Diabetiker eine Nephropathie infolge geschädigter kleiner Blutgefäße.

Ursachen

Voraussetzung, um an einer diabetischen Nephropathie zu erkranken ist - wie der Name der Krankheit bereits sagt - die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus. Nur Diabetiker können an der diabetischen Nephropathie erkranken.

Die Folgekrankheit des Diabetes entsteht dann, wenn über lange Zeit hinweg die Glucosewerte des Diabetikers erhöht sind und der Zucker somit schlecht eingestellt ist. In den Gefäßen der Nieren bilden sich dadurch Ablagerungen, die die Gefäße verengen. Dadurch kann nur noch eine geringere Menge Blut hindurchfließen.

Erhalten die Nieren zu wenig Blut, sind sie nicht mehr voll funktionsfähig. Die Folge dieser eingeschränkten Nierenfunktion sind die erhöhten Eiweißmengen, die mit dem Urin ausgeschieden werden, da sie von den Nieren nicht mehr abgebaut werden können.

Risikogruppen

  • Diabetiker, die unabhängig von ihrer Erkrankung einen zu hohen Blutdruck haben, erkranken eher an der Folgeerkrankung "diabetische Nephropathie" als Diabetiker, die einen normal hohen Blutdruck haben.
  • Diabetiker, die rauchen oder häufig eiweißreiche Lebensmittel zu sich nehmen, haben ebenfalls ein höheres Risiko zu erkranken.
  • Gleiches gilt auch für Diabetiker, die zu hohe Blutfettwerte haben.
  • In einigen Familien tritt die diabetische Nephropathie im Rahmen der Diabeteserkrankung gehäuft auf, so dass die Veranlagung zu dieser Folgeerkrankung auch vererbbar ist.

Verlauf

Wie bei fast allen Erkrankungen bestehen auch bei der diabetischen Nephropathie gute Heilungschancen, wenn sie frühzeitig erkannt wird. Jeder Diabetiker sollte mindestens einmal jährlich zu einer Kontrolluntersuchung zu seinem behandelnden Arzt gehen.

Dadurch können die Blutzuckerwerte immer richtig eingestellt werden und somit eine diabetische Nephropathie verhindert bzw. frühzeitig erkannt werden. Der Verlauf der Krankheit kann dadurch verzögert oder sogar aufgehalten werden.

Folgen

Diabetiker, die sich nicht regelmäßig untersuchen lassen und auch bezüglich des Insulinspritzens ihre Krankheit "auf die leichte Schulter nehmen", können an der diabetischen Nephropathie auch versterben. Die Nierenfunktion verschlechtert sich dann immer weiter, bis die Nieren ihre Arbeit nicht mehr durchführen können und der Patient auf eine künstliche Blutwäsche, die so genannte Dialyse angewiesen ist. Hilft diese nicht oder ist die Krankheit schon sehr weit fortgeschritten, so kann der Diabetiker auch auf ein Spenderorgan angewiesen sein, wenn beide Nieren stark geschädigt sind.

Diabetiker, die an der diabetischen Nephropathie leiden, haben auch ein höheres Risiko an Krankheiten wie

zu erkranken.

Symptome

Patienten, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, haben zu hohe Zuckerwerte im Blut. Man unterscheidet dabei die so genannten Typ I- von den Typ II-Diabetikern.

Fast alle Diabetiker sind Typ II-Diabetiker. Diese Form tritt etwa ab dem vierzigsten Lebensjahr auf.

Der Typ I-Diabetes wird meist bereits im Kindes- oder Jugendalter festgestellt. Diabetiker, die ihre Blutzuckerwerte dauerhaft nicht richtig einstellen lassen oder sich nicht konsequent daran halten, können Folgeerkrankungen erleiden.

Die diabetische Nephropathie ist eine dieser Folgeerkrankungen, die nur Diabetiker betrifft. Lange Zeit haben die Diabetiker hier keinerlei Beschwerden, so dass diese Folgeerkrankung oftmals nur im Rahmen einer Routineuntersuchung festgestellt wird.

Wenn Symptome auftreten, ist die diabetische Nephropathie bereits weit fortgeschritten. Den Patienten juckt dann die gesamte Haut, die zudem bräunlich verfärbt ist.

Die Patienten haben häufig Kopfschmerzen und können sich nur schlecht konzentrieren. Zudem bemerken die Patienten Wassereinlagerungen zum Beispiel in den Beinen und nehmen dadurch an Gewicht zu.

Zusätzlich haben die Patienten oftmals auch einen zu hohen Blutdruck, der jedoch nur den wenigsten Patienten Beschwerden bereitet. Die Patienten haben nur wenig Appetit und ihnen ist häufig übel. Teilweise müssen sie sich auch übergeben.

Diagnose

Diabetiker sollten sich regelmäßig von ihrem Arzt untersuchen lassen, um Folgeerkrankungen wie die diabetische Nephropathie verhindern zu können. Im Rahmen dieser Kontrolluntersuchungen nimmt der Arzt Blut ab und untersucht den Urin des Patienten. Auch der Blutdruck wird gemessen.

Patienten, die bereits eine diabetische Nephropathie haben, haben aufgrund ihrer Nierenerkrankung einen erhöhten Blutdruck. Im Blut fallen erhöhte Lipidwerte (Fettwerte) auf und der vom Patienten abgegebene Urin schäumt ungewöhnlich. Bei Patienten mit einer diabetischen Nephropathie können zusätzlich auch zu hohe Eiweißwerte im Urin festgestellt werden.

Bei gesunden Menschen befindet sich in der Regel kein Eiweiß im Urin. Nur wenn sich der Mensch stark körperlich anstrengt, einen Harnwegsinfekt oder Fieber hat, kann sich vorübergehend Eiweiß im Urin befinden.

Konnte der Arzt erhöhte Eiweißwerte im Urin des Diabetikers feststellen, so wird er weitere Proben untersuchen. Sind auch diese auffällig, so erfolgen weitergehende Untersuchungen wie zum Beispiel die Untersuchung der Nierenwerte im Blut und eine Ultraschalluntersuchung.

Stadien der Nephropathie

Liegen alle Untersuchungsergebnisse vor, so kann der Arzt feststellen, in welchem Krankheitsstadium sich der Diabetiker befindet. Dies richtet sich danach, wie hoch der Eiweißgehalt im Urin ist und wie weit die Nierenfunktion bereits eingeschränkt ist.

Für die Beurteilung der Nierenfunktion und somit des Krankheitsstadiums ist mitunter auch die Kreatinin-Konzentration im Blut von Bedeutung. Bei Kreatinin handelt es sich um einen Muskel-Stoffwechselprodukt, dessen Ausscheidung über die Filtration in den Nieren erfolgt. Liegt eine bereits über 50-prozentige Schädigung der Nieren vor, lässt sich bei einer schwachen Filterleistung eine erhöhte Kreatinin-Konzentration im Blut feststellen.

Mithilfe des Kreatininspiegels lässt sich auch die so genannte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) bestimmen. Diese gibt an, wie viel Harn von den beiden Nieren zusammen gefiltert werden. Je weiter die Erkrankung fortgeschritten ist, desto mehr nimmt die GFR ab. In der folgenden erhalten Sie einen Überblick über die Stadieneinteilung.

Stadieneinteilungen diabetische Nephropathie
StadiumEinteilungMerkmale
1HyperfiltrationGFR über 89, vermehrte Eiweißausscheidung (Albuminurie), normale Nierenfunktion
2NormoalbuminurieGFR 60-89, milde Funktionseinschränkung, mit und ohne Albuminurie
3MikroalbuminurieGFR 30-59, moderate Funktionseinschränkung
4MakroalbuminurieGFR 15-29, schwere Funktionseinschränkung
5NierenversagenGFR unter 15, chronisches Nierenversagen

Behandlung

Die Therapie einer diabetischen Nephropathie lässt sich in mehrere Bereiche einteilen.

Einstellung des Blutzuckers und Bluthochdruckmittel

Die Hauptursache der diabetischen Nephropathie sind schlecht eingestellte Blutzuckerwerte. Hat der Arzt nun eine diabetische Nephropathie diagnostiziert, werden die Insulinmengen, die sich der Patient spritzen muss, neu eingestellt und dabei individuell auf den Patienten abgestimmt.

Der Patient wird auch nochmals auf die richtige Ernährung (salzarm) und das regelmäßige selbstständige Messen des Blutzuckerwertes hingewiesen. Zur Senkung des hohen Blutdrucks, der bei der diabetischen Nephropathie als Symptom auftritt, verordnet der Arzt ein Medikament.

Gewichtsreduktion und Raucherentwöhnung

Da viele Diabetiker übergewichtig sind, weist der Arzt seinen Patienten auch darauf hin, wie wichtig eine Gewichtsreduktion für die Behandlung des Diabetes und somit auch der diabetischen Nephropathie ist. Auch auf das Rauchen sollten Diabetiker verzichten, die bereits eine diabetische Nephropathie haben.

Dialyse

Patienten, bei denen die diabetische Nephropathie bereits weit fortgeschritten ist, benötigen eine künstliche Blutwäsche. Bei der so genannten Dialyse wird die Arbeit der Nieren durch Apparate ersetzt und das Blut künstlich "gewaschen".

Die Behandlung ist lebensnotwendig, um die Abfallstoffe aus dem Körper zu transportieren, wenn die Nieren diese Arbeit nicht mehr übernehmen können. Ansonsten würde der Patient "innerlich vergiften". Während der Dialyse wird das Blut außerhalb des Körpers durch eine Art Filter geleitet und so gereinigt. Diese Behandlung muss meist zwei- bis dreimal wöchentlich durchgeführt werden. Jede Behandlung dauert etwa fünf Stunden.

Nierentransplantation

Ist die Dialyse nicht mehr ausreichend, so kann dem Patienten nur noch die Transplantation einer Spenderniere helfen. Der Patient erhält dann während einer Operation die Niere eines Organspenders.

Patienten, die eine Nierentransplantation benötigen, werden auf eine Warteliste gesetzt und informiert, wenn ein passendes Organ gefunden wird. Je nach Art der Blutgruppe und Dringlichkeit kann diese jedoch lange Zeit dauern (etwa fünf Jahre). Nach einer Nierentransplantation muss der Patient Medikamente einnehmen, so dass sein Körper das fremde Organ nicht abstößt.

Vorbeugung

Diabetiker können das Auftreten der Folgekrankheit "Diabetische Nephropathie" oder zumindest das Fortschreiten dieser Krankheit verhindern, indem sie sich regelmäßig von ihrem Hausarzt oder einem Facharzt für Diabetologie untersuchen lassen. Bei einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung wird auch der Urin kontrolliert. Ergeben sich hier auffällige Werte, kann sofort eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.

Diabetiker können ohne wesentliche Folgeerkrankungen lange Zeit mit ihrer Krankheit leben, wenn sie konsequent auf ihre Ernährung achten und ihre verordneten Tabletten einnehmen bzw. das Insulin spritzen. Zusätzlich müssen sie regelmäßig ihre Blutzuckerwerte selbst kontrollieren.

Viele diabetologische Arztpraxen bieten Schulungen von Diätassistenten an. Diese sind speziell auf die Ernährung von Diabetikern abgestellt und der Patient lernt hier, welche Lebensmittel er verzehren darf und welche nicht. Zur Vermeidung einer diabetischen Nephropathie ist auch der Verzicht auf das Rauchen notwendig.

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  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860

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