Krankheitsbild dissoziale Persönlichkeitsstörung und Psychopathie
Als dissoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet man antisoziales und verantwortungsloses Verhalten. Diese psychische Störung tritt bereits im Kindesalter auf.
Unter einer dissozialen Persönlichkeitsstörung versteht man stark antisoziales Verhalten gegenüber anderen Menschen. Das heißt, dass die Betroffenen soziale Normen missachten und sich nicht in die Gefühle ihrer Mitmenschen hineinversetzen können.
Dissoziale Personen werden häufig auch als Psychopathen bezeichnet. Da es jedoch keine klare wissenschaftliche Abgrenzung zur dissozialen Persönlichkeitsstörung (auch antisoziale Persönlichkeitsstörung (APS)) gibt, ist der Begriff "Psychopathie" wissenschaftlich nicht ganz richtig.
Ursachen
Die dissoziale Persönlichkeitsstörung kommt bei Männern wesentlich häufiger vor als bei Frauen. Meist zeigt sich deren antisoziales Verhalten bereits im Kindes- oder Jugendalter. Als Ursache für eine dissoziale Persönlichkeitsstörung werden erbliche Faktoren und auch Umwelteinflüsse vermutet.
Untersuchungen an Zwillingen ergaben, dass die psychische Störung bei eineiigen Zwillingen häufiger vorkommt als bei zweieiigen Zwillingen. Aus diesem Grund wird angenommen, dass die genetische Komponente von erheblicher Bedeutung ist.
Darüber hinaus spielt aber auch die Erziehung eine wichtige Rolle. So ist das Risiko für eine dissoziale Persönlichkeitsstörung besonders bei Kindern groß, die von ihren Eltern keine oder nur wenig Zuwendung bekommen, oder wenn sich die Eltern selbst antisozial verhalten.
Zu den weiteren möglichen Ursachen oder Risikofaktoren zählen
- Gewalt im Elternhaus
- Vernachlässigung
- familiäre Konflikte
- das Leben in einer Großfamilie auf engstem Raum
- Straftaten in der Familie (z.B. der Geschwister)
Symptome
Generell lässt sich die antisoziale Persönlichkeitsstörung in drei unterschiedliche Verhaltensweisen einteilen.
Beim instrumentell-dissozialen Verhalten zählen materielle Werte für den Betroffenen eine große Rolle. Es kommt zu einem gesteigerten Macht- und Selbstwertgefühl ohne die Ein- oder Absicht, etwas am Verhalten zu ändern.
Das impulsiv-feindselige Verhalten zeichnet sich durch starke Impulsivität mit fehlender oder geringer Handlungskontrolle. Handlungen von Mitmenschen empfinden Betroffene häufig sofort als negativ; es folgen spontan aggressive Reaktionen.
Ängstliche, schüchterne und häufig auch deprimierte Personen zeigen meist Merkmale des ängstlich-aggressiven Verhaltens. Sie sind nicht besonders auffällig, bis es zu starken Gewaltausbrüchen mit entsprechenden Handlungen kommt, welche die der anderen beiden Typen übertreffen.
Im Kindesalter
Eine dissoziale Persönlichkeitsstörung lässt sich bei Kindern durch bestimmte Anzeichen erkennen. So reagieren die Betroffenen sehr gereizt, mobben Mitschüler oder quälen Tiere.
Die Kinder sind meist sehr aggressiv, lügen und stehlen. Außerdem konsumieren sie im Jugendalter häufig Nikotin, Alkohol oder Drogen.
Im Erwachsenenalter
Im Erwachsenenalter macht sich die Psychopathie durch einen starken Mangel an Empathie bemerkbar. Manche Betroffene neigen auch zu Jähzorn und körperlicher Gewalt, unter der meist der Partner oder die Kinder leiden.
Langfristige Beziehungen zu Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung sind wegen deren Verhalten kaum möglich. Zudem mangelt es Psychopathen an jeglichem Mitgefühl.
So haben sie nach der Anwendung von Gewalt keinerlei Schuldbewusstsein. Selbst Strafen können nicht bewirken, dass sie dazulernen.
Stattdessen werden sie erneut straffällig, ohne sich deswegen verantwortlich zu fühlen. Lieber geben sie ihren Opfern oder der Gesellschaft die Schuld an ihren Taten. Da Psychopathen stets gereizt reagieren, ist der Umgang mit ihnen sehr schwer.
Schwierigkeiten einer Behandlung
Bis jetzt lässt sich eine dissoziale Persönlichkeitsstörung mithilfe einer Psychotherapie nicht behandeln. Das liegt auch an der mangelnden Einsicht der betroffenen Personen.
So sehen diese keinerlei Anlass, sich zu ändern. Erschwerend kommt hinzu, dass Psychopathen immer wieder lügen und völlig gefühllos sind.
Aus diesem Grund ist es den Therapeuten kaum möglich, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Patienten aufzubauen. Diese ist aber eine wichtige Grundvoraussetzung für den Erfolg einer Therapie. Da eine Heilung der dissozialen Persönlichkeitsstörung nicht möglich ist, versucht man stattdessen, eine soziale Anpassung des Patienten zu erreichen.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.