Drogensucht - Ursachen, Symptome und Behandlung
Als Drogensucht bezeichnet man die Abhängigkeit von Drogen. Es gibt verschiedene Ursachen, um der Drogensucht zu verfallen. Wie die Erkrankung verläuft, ist individuell völlig verschieden. Sie äußert sich durch verschiedenste psychische und körperliche Beschwerden und Symptome; dazu zählen Langzeitschäden als auch Begleiterscheinungen. Die Diagnose wird je nach Zustand des Betroffenen im Krankenhaus oder von einem niedergelassenen Arzt gestellt. Lesen Sie hier alles Wissenswerte über die Drogensucht.
Wirkung von Drogen
Gefühlsverändernde Drogen haben die Eigenschaft, den Dopaminspiegel im Körper ansteigen zu lassen. Bei Dopamin handelt es sich um einen wichtigen Neurotransmitter, den man auch als Glückshormon bezeichnet. Ausgeschüttet wird es beispielsweise bei intensiven positiven Erlebnissen wie Anerkennung oder Lob.
Dieses positive Gefühl lässt sich auch durch den Konsum von Alkohol und Drogen wie Haschisch oder Heroin erzeugen. Darüber hinaus verfügen die Suchtstoffe über eine stressreduzierende Wirkung und verbessern die Fähigkeit, sich zu konzentrieren.
Kinder und Jugendliche lernen in der Regel schneller als erwachsene Menschen. Dies führt jedoch auch dazu, dass sie sich rascher an Stoffe gewöhnen, die süchtig machen. Wird ein Suchtstoff mehrmals konsumiert, kommt es zur Ausbildung eines so genannten Suchtgedächtnisses.
Klassen des Drogenkonsums
Der Konsum von Drogen wird in vier Klassen eingeteilt:
- Unerlaubter Gebrauch: der Konsum wird von der Gesellschaft nicht toleriert
- Gefährlicher Gebrauch: der Konsum ist mit wahrscheinlich schädlichen Folgen verbunden
- Dysfunktionaler Gebrauch: der Konsument kann sozialen oder psychischen Anforderungen nicht mehr entsprechen
- Schädlicher Gebrauch: es bestehen bereits Folgeschäden wie psychische Störungen oder Zellschäden
Ursachen
Damit es zu einer Drogensucht bzw. Abhängigkeit kommt, müssen mehrere Faktoren zusammenkommen. Nicht jeder Mensch ist gleich gefährdet, in eine Abhängigkeit zu rutschen.
Oftmals ist das Elternhaus die Ursache der Drogensucht. Wenn Kinder von kleinauf damit aufwachsen, dass ihre Eltern größere Mengen Alkohol regelmäßig trinken, werden auch sie dies als etwas völlig Normales ansehen.
Auch ein schlechtes Umfeld kann Jugendliche dazu bringen, Drogen zu konsumieren. Befindet sich ein Jugendlicher in einer Clique, in der Drogen an der Tagesordnung sind, können sie sich oftmals nicht davon entziehen.
Auch die Medikamentensucht gehört zur Drogensucht dazu. Medikamentensüchtig werden oftmals Personen, die die Medikamente ursprünglich von ihrem Arzt verschrieben bekommen haben, um zum Beispiel die Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. Dadurch, dass die Tabletten über lange Zeit und in einer zu hohen Dosierung von dem Betroffenen eingenommen wurden, kann es zu einer Abhängigkeit kommen.
Eine weitere Ursache der Drogensucht besteht auch darin, wie schnell eine Droge psychisch und/oder körperlich abhängig macht und wie leicht es ist, an sie heranzukommen. Viele Jugendliche empfinden es als "Kick", etwas einzunehmen, das eigentlich verboten ist.
Drogenabhängige sind oft Personen mit einem geringen Selbstbewusstsein. Sie sind eher kontaktscheue und schüchterne Menschen, die sich leicht beeinflussen lassen. Meist kommen mehrere dieser Ursachen zusammen, so dass der Betroffene in die Drogensucht abrutscht.
Die wenigsten Betroffenen schaffen es ohne fremde Hilfe, von der Droge loszukommen. Auch mit Therapie werden sehr viele wieder rückfällig. Viele Drogensüchtige neigen auch dazu, sich das Leben zu nehmen.
Drogensucht bei Jugendlichen
Leider ist Drogenkonsum bei Jugendlichen keine Seltenheit. Gerade diese Altersgruppe gilt als besonders gefährdet, da bei Jugendlichen oft Unzufriedenheit und impulsives Verhalten vorherrscht. Auch der Mangel an Zukunftsperspektiven spielt eine wichtige Rolle.
Suchtmittel wie Drogen, Alkohol und Nikotin werden von jungen Menschen als verlockend angesehen, da durch sie das Leben einfacher und positiver erscheint. Durch die chemische Beeinflussung des Gehirns erleben sie angenehme Gefühle, die sie wiederholen möchten, wodurch jedoch die Gefahr der Abhängigkeit wächst.
Nicht immer steht jedoch hinter dem Konsum von Drogen die Suche nach Glück. Auch das Verweigern der als negativ und erdrückend empfundenen gesellschaftlichen Verhältnisse dient oft als Motivation.
Verlauf
Je nach Art der Drogensucht können Langzeitschäden wie
- Leberschäden
- Herz-Kreislauf-Schäden
- Hirnstörungen
usw. auftreten. Des Weiteren kann es zu Begleiterkrankungen wie
- Anpassungsstörungen
- Depression
- Angststörungen
- Persönlichkeitsstörungen
- ADHS oder
- Psychosen
kommen. Bei übermäßigem und/oder langjährigem Konsum kann die Drogensucht auch tödlich enden.
Symptome
Man unterscheidet viele verschiedene Drogen. Auch der Alkohol wird dazugerechnet. Jede Droge verursacht oftmals andere Symptome, wenn der Konsument davon abhängig ist.
Allgemeine Symptome
Allgemein auftretende Symptome sind Stimmungsschwankungen, die davon abhängen, ob die Droge verfügbar ist oder nicht. Die Betroffenen sind auch meist sehr unruhig, besonders wenn der letzte Drogenkonsum einige Stunden zurückliegt.
Neben diesen psychischen Symptomen zeigt die Drogensucht auch körperliche Symptome. Wenn die Droge nicht zu Verfügung steht, schwitzen die Betroffenen stark und können auch nicht schlafen. Zusätzlich treten bei der Drogensucht auch Übelkeitsgefühle und eine Gewichtsabnahme auf.
Bei einer Überdosierung kommt es häufig zum lebensbedrohlichen Koma. Auch epileptische Anfälle können auftreten.
Die Betroffenen verschönern ihre Situation oftmals und geben sie gegenüber anderen Personen nicht zu. Drogensüchtige neigen auch gehäuft zu Selbstmordversuchen.
Spezifische Symptome
Neben diesen Symptomen zeigen die einzelnen Drogen spezifische Symptome wie
- Verwirrtheit
- Depressionen
- Sehstörungen
- Zittern
- Hirnschäden (betreffen Alkohol und Schlafmittel
- Impotenz
- Wahnvorstellungen
- Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems (betreffen Kokain)
- Muskelschmerzen
- Atemprobleme und
- Magenkrämpfe (betreffen Opium und Heroin).
Diagnose
Oft wird die Diagnose erst dann gestellt, wenn sich der Betroffene in einem lebensbedrohlichen Zustand befindet und in ein Krankenhaus eingeliefert oder in eine Arztpraxis gebracht wird. Um seinen Diagnosenverdacht zu sichern, wird der Arzt eine Urin- und Blutuntersuchung veranlassen.
Aus beidem kann der Drogenkonsum nachgewiesen werden. Zusätzlich kann auch festgestellt werden, welche Drogen konsumiert wurden.
Neben diesen Werten gibt es auch eine Liste von Symptomen, die zur Diagnosefeststellung Drogensucht führen, wenn mehrere Symptome vorliegen. Der Arzt muss in diesem Zusammenhang zum Beispiel klären, ob ein Zwang nach dem Konsum der Droge besteht, wie viel Aufwand der Betroffene in die Beschaffung der Droge investiert, ob die Droge trotz Nebenwirkungen langfristig eingenommen wurde usw.
Eine Drogensucht liegt nach Angaben der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) vor, wenn mindestens drei der folgenden Kriterien im letzten Jahr gemeinsam erfüllt worden sind:
- das Verlangen, die Droge einzunehmen, ist stark und oft unüberwindbar
- die Kontrolle der Einnahme der Droge ist schwierig
- es bestehen körperliche Entzugssymptome
- es werden immer größere Mengen benötigt, um die gewünschte Wirkung zu erhalten
- andere Interessen sowie Aktivitäten, Verpflichtungen und Vergnügen werden fortgehend vernachlässigt
- trotz schädlicher Folgeerscheinungen wird der Drogenkonsum fortgesetzt
Behandlung
Zu Beginn der Therapie muss der Abhängige seine Sucht selbst erkennen und sich und der Umwelt eingestehen. Gegen den Willen eines Betroffenen ist der Therapieerfolg in der Regel nicht von langer Dauer.
Entzugsbehandlung
Anschließend erfolgt eine stationäre Behandlung in einem Krankenhaus. Diese Phase wird Entgiftungsphase genannt, da der Körper von der Droge "entgiftet" wird. In dieser Phase sind die Entzugserscheinungen meist sehr stark.
Im Rahmen der stationären Behandlung können die Symptome des Entzugs gemildert werden. Entzugssymptome sind zum Beispiel
- heftiges Zittern
- Schwitzen
- schneller Herzschlag
- Krämpfe und
- Schlafstörungen.
Entwöhnungstherapie
Im Anschluss an diese akute Phase in einem Krankenhaus folgt die Entwöhnungsphase. Diese wird meist in speziellen Suchtkrankenhäusern von speziell ausgebildetem Personal behandelt. Der Abhängige soll hier lernen, ohne seine Droge zu leben.
Psychotherapeuten unterstützen die Abhängigen dabei. Auch die Angehörigen werden in die psychotherapeutische Behandlung miteinbezogen. Diese Behandlung dauert meist mehrere Wochen oder Monate an.
Ambulante Betreuung und Selbsthilfegruppen
Nach der Entlassung aus der Suchtklinik werden die meisten Patienten ambulant weiter betreut, um nicht rückfällig zu werden. Auch Selbsthilfegruppen sind in dieser Situation sehr hilfreich.
Die Betroffenen können sich hier gegenseitig unterstützen, nicht wieder der Droge zu verfallen. In dieser Phase müssen die Betroffenen meist auch den Einstieg in ihr Arbeitsleben trainieren.
Vorbeugung
Einer Drogensucht kann man nur dadurch vorbeugen, dass man keine Drogen konsumiert und auch Alkohol nur in Maßen und nicht regelmäßig genießt. Eltern sollten ihre Kinder dahingehend von klein auf erziehen, dass Alkohol nicht gewohnheitsmäßig getrunken werden sollte und die Jugendlichen sich in der Gruppe auch nicht unter Druck setzen lassen sollen, die Droge zu konsumieren.
Ziele und Bestandteile einer erfolgreichen Prävention
Unter Drogenprävention werden Maßnahmen verstanden, die dazu dienen, den Konsum von Drogen zu verhindern. Ein wichtiger Bestandteil der Drogenprävention bei Jugendlichen ist die Primärprävention.
Risikogruppen
Als besonders gefährdet für eine Drogensucht gelten Jugendliche, die unter
- ständigem Stress
- Depressionen
- Ängsten sowie
- familiären oder schulischen Problemen
leiden. Ebenfalls eine Rolle spielen eine genetische Veranlagung und Suchtfälle in der Familie.
Drogenprävention
Drogenabhängigkeit hat für die Betroffenen meist schwerwiegende soziale und gesundheitliche Folgen. Damit es gar nicht erst zu einer Drogensucht kommt, wird Drogenprävention betrieben. Diese unterteilt man in
- primäre
- sekundäre und
- tertiäre
Prävention. Allerdings lassen sich diese drei Bereiche nicht immer klar abgrenzen, da es in der Praxis häufig zu Überschneidungen kommt. Wichtigste Präventionsebene bei der Arbeit mit jungen Menschen ist die Primärprävention. Darunter versteht man Maßnahmen mit Jugendlichen, die noch keine Drogen konsumieren. So geht es in erster Linie dabei um Konsumvermeidung.
Aufklärungsarbeit
Ein wichtiger Bestandteil der primären Drogenprävention sind Aufklärungskampagnen. Diese umfassen unter anderem Aufklärung durch die Schule, Mediziner und Beratungsstellen sowie Internetauftritte und Broschüren der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bzw. der einzelnen Bundesländer. Darüber hinaus richtet sich die Drogenaufklärung auch an Gruppen, die als besonders gefährdet gelten, was man als selektive Prävention bezeichnet.
Vorbildfunktion der Eltern
Ein weiteres wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Drogenprävention ist die Vorbildfunktion der Eltern. So sollten diese ihren Kindern ein positives Beispiel geben und selbst auf den Konsum von Suchtmitteln verzichten.
Von erheblicher Bedeutung ist auch die Erziehung der Kinder. Um sie besser vor Drogen zu schützen, wird empfohlen, sie zu Unabhängigkeit zu erziehen, sie auch zu fordern und nicht nur zu verwöhnen, sie nicht mit überzogenen Erwartungen zu überfordern sowie einen klaren und konsequenten Erziehungsstil anzuwenden.
Mehr zum Thema im Internet
-
DBDD Website der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht.
-
Sucht & Selbsthilfe Forum Selbsthilfe Forum, das Sucht und Lebensfragen zur Dikussion stellt.
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- Alkoholabhängigkeit - Ursachen, Symptome und Behandlung
- Drogensucht, Urban & Vogel, 2002, ISBN 3820813519
- Drogensucht. Entstehungsbedingungen und therapeutische Praxis, Schattauer, Stgt., 1994, ISBN 379451646X
- Wege aus der Drogensucht, Goldmann, 2002, ISBN 3442139155
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
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-
Im Kampf gegen die Drogensucht. Hilfen für Eltern und ihre Kinder. (Ratgeber), Fischer-TB.-Vlg.,Ffm, 1991, ISBN 3596103789
-
Psychiatrie und Drogensucht, Pabst Science Publishers, 2002, ISBN 3936142130
-
Drogenkarriere und Biographieverlauf. Auswertung narrativer Interviews, Verlag Dr. Kovac, 1996, ISBN 3860644599
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Sehnsucht nach Wiedergeburt. Ein neues Verständnis der Drogensucht, 1986, ISBN 3783108284
-
Drogensucht, Schattauer, F.K. Verlag, 1996, ISBN 3794517318