Dyslexie - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einer Dyslexie handelt es sich um eine Lese- Rechtschreibschwäche. Man unterscheidet verschiedene Ursachen; mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Schwäche vererbt. Die Dyslexie kann sich durch eine Therapie deutlich verbessern. Um die Diagnose zu stellen, müssen mehrere Berufsgruppen und die Eltern zusammenarbeiten. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung einer Dyslexie.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Nach Schätzungen sind bis zu 20% der Bevölkerung von Dyslexie, einer Lese- Rechtschreibschwäche, betroffen. Die Betroffenen leiden oft unter ihrer Erkrankung und halten sich für dumm. Eine frühzeitige Erkennung und die richtige Förderung sind somit enorm wichtig.

Früher wurde Dyslexie auch als Wortblindheit bezeichnet. Man vermutete damals, die Lese- und Rechtschreibschwäche sei auf einen Intelligenzmangel zurückzuführen.

Doch schon in den 50er Jahren wurde nachgewiesen, dass Dyslexie unabhängig vom Intelligenzquotienten auftritt. Die genaue Ursache der Lese- Rechtschreibschwäche ist jedoch immer noch ungeklärt.

Häufig fällt erst in der Schule auf, dass etwas nicht stimmt. Die Betroffenen leiden sehr und merken schnell, dass sie anders sind als die anderen.

Das führt dazu, dass sie sich Tricks einfallen lassen, um nicht aufzufallen. Häufig ziehen die Kinder sich zurück oder entwickeln psychosomatische Beschwerden.

Ursachen

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird die Dyslexie vererbt. In einigen Familien tritt sie gehäuft auf. Man hat hier eine Veränderung auf Chromosom 6 festgestellt, die man für die Krankheit verantwortlich macht.

Betroffene mit einer Dyslexie haben vermutlich eine Störung in der Informationsverarbeitung ihres Gehirnes. Diese bildet sich bereits während der Schwangerschaft im Mutterleib oder während der Entbindung.

Nur in seltenen Fällen ist die Dyslexie eine erworbene Erkrankung. Dies ist zum Beispiel im Zusammenhang mit einem Schlaganfall der Fall.

Durch die beim Schlaganfall verursachte Hirnschädigung kann der Bereich des Gehirns geschädigt werden, der für das Lesen zuständig ist. Sehr häufig tritt die Leseschwäche im Zusammenhang mit einer Rechtschreibschwäche auf und wird dann Legasthenie genannt.

Verlauf

Kinder mit einer Leseschwäche haben es in der Schule meist deutlich schwerer als andere Kinder. Sie müssen durch ihre Schwäche meist deutlich mehr lernen, um diese auszugleichen.

Wird die Diagnose Dyslexie gestellt, wird diese zwar in der schulischen Benotung berücksichtigt, dennoch wird die Leseschwäche von vielen Menschen fälschlicherweise mit fehlender Intelligenz gleichgesetzt. Dies bekommen die Betroffenen oft zu spüren und leiden daher auch psychisch stark unter ihrer Erkrankung.

Viele Betroffene mit Dyslexie brechen die Schule ab oder beenden sie mit einem Schulabschluss, der weit unter ihrem Niveau liegt. Durch eine entsprechende Therapie kann die Leseschwäche jedoch in gewissem Maße behandelt werden. Je früher die Therapie einsetzt, desto besser ist meist das Ergebnis.

Symptome

Kinder und Erwachsene mit einer Dyslexie, einer Leseschwäche, können Texte nicht flüssig vorlesen. Besonders zu Beginn des Lesens kommen die Betroffenen ins Stocken.

Während des Lesens verlieren sie oft die Übersicht über die bereits gelesenen Zeilen, vertauschen ganze Wörter oder Buchstaben und lesen die Texte sehr langsam. Auch ein Betonen der Texte fällt den Betroffenen schwer. Betroffene mit einer Dyslexie können oftmals hinterher nur unzureichend wiedergeben, was sie gerade vorgelesen haben, da sie die Zusammenhänge nicht verstehen.

Auch bei der Rechtschreibung treten häufig Fehler auf. Die Grammatik und Interpunktion wird meist unzureichend beherrscht.

Die Lese- und Rechtschreibschwäche wird bei Kindernn jedoch auch in anderen Fächern deutlich. So können beispielsweise im Matheunterricht Textaufgaben nicht gelöst werden. Und zwar nicht, weil der Rechenweg nicht klar ist, sondern weil der Sinn der Aufgabe nicht verstanden werden kann.

Diagnose

Bei einem Verdacht auf Dyslexie sollten sich die Eltern zunächst an die Lehrer des Kindes wenden. Zusätzlich kann der schulpsychologische Dienst weiterhelfen.

Bis die Diagnostik einer Dyslexie abgeschlossen ist, vergeht meist eine längere Zeit. Hier ist eine Zusammenarbeit mehrerer Personen nötig.

Eine Leseschwäche wird in der Regel bei Grundschülern diagnostiziert. Besteht der Diagnosenverdacht, müssen die betroffenen Kinder einen Text vorlesen, um die Schwächen beurteilen zu können. Um körperliche Ursachen der Dyslexie ausschließen zu können, erfolgt auch eine körperliche Untersuchung beim Kinderarzt.

Dieser untersucht, ob das Kind körperlich, psychisch und motorisch altersgemäß entwickelt ist. Der Kinderarzt führt auch einen Hör- sowie einen Sehtest durch, um hier entsprechende Einschränkungen ausschließen zu können.

Auch eine neurologische Untersuchung wird durchgeführt. Diese erfolgt meist bei einem Neurologen. Hier wird zum Beispiel ein EEG durchgeführt, bei dem die Hirnströme gemessen werden können.

Bis die Diagnose Dyslexie gestellt wird, ist eine Zusammenarbeit zwischen

  • dem Kinderarzt
  • einem Psychologen
  • der Schule sowie
  • den Eltern

notwendig. Steht die Diagnose fest, wird meist ein Gutachten über die bestehende Leseschwäche erstellt.

Behandlung

Im ersten Schritt der Therapie erfolgt eine genaue Aufklärung über die bestehende Leseschwäche. Sowohl den Eltern als auch dem betroffenen Kind wird erklärt, welche Schwächen es hat und dass dies nichts mit mangelnder Intelligenz zu tun hat. Dadurch soll auch dem Kind vermittelt werden, dass es nicht "dümmer" als seine Klassenkameraden ist.

Die Eltern müssen lernen, das Kind für jeden kleinen Erfolg zu loben. Bestrafen und schimpfen sollte man das Kind keinesfalls, da man auf diese Weise das Gegenteil erreicht.

Die betroffenen Kinder erhalten sowohl in der Schule als auch außerhalb spezielle Förderungen. Im Rahmen der schulischen Benotung wird die Leseschwäche berücksichtigt und aus der Bewertung herausgenommen.

Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden, z.B. mit heilpädagogischem Ansatz nach Maria Montessori. Ausgebildete Therapeuten üben mit den Kindern das Lesen zudem anhand verschiedener Trainingsmethoden, zum Beispiel auch am Computer.

Doch ebenso wichtig wie die Förderung des Lesens und Schreibens ist die Behandlung der psychischen Symptome. Dem Kind sollte vermittelt werden, dass es weder faul noch dumm ist. Auch Entspannungstechniken wie das Autogene Training oder die progressive Muskelrelaxation können hilfreich sein.

Vorbeugung

Egal ob die Dyslexie angeboren oder durch eine Erkrankung erworben ist - man kann vorbeugend nichts dagegen unternehmen. Eltern sollten sich jedoch sofort an ihren Kinderarzt wenden, wenn sie entsprechende Auffälligkeiten bemerken.

Je früher eine Leseschwäche therapiert wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Zusätzlich muss auch das Kind nicht so lange unter seiner Schwäche leiden, wenn es frühzeitig über seine Erkrankung aufgeklärt und behandelt wird.

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