Eisenmangelanämie - Ursachen, Symptome und Behandlung
Bei der hypochromen, mikrozytären Anämie handelt es sich um die am häufigsten auftretende Form von Anämie. Sie wird durch Eisenmangel verursacht und somit auch als Eisenmangelanämie bezeichnet. Blutungen oder auch eine eisenarme Ernährung zählen zu den typischen Ursachen; häufig wird ein Eisenpräparat verabreicht. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Eisenmangelanämie.
Eisenmangelanämie - Generelle Merkmale
Spricht man von einer hypochromen, mikrozytären Anämie, ist damit die Eisenmangelanämie gemeint. Sie zählt zu den häufigsten Mangelkrankheiten auf der ganzen Welt.
Eine Anämie wird auch als Blutarmut oder Blutmangel bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Mangel an Erythrozyten (roten Blutkörperchen) oder Hämoglobin (rotem Blutfarbstoff).
Um die roten Blutkörperchen bilden zu können, benötigt der menschliche Organismus auch Eisen. Dieser wichtige Stoff wird über die Nahrung zugeführt und im Dünndarm aufgenommen.
Kommt es jedoch zu einem Eisenmangel, wird dadurch im Laufe der Zeit die Herstellung von roten Blutkörperchen behindert, was schließlich eine Eisenmangelanämie zur Folge hat. Die empfohlene tägliche Eisenzufuhr liegt für Frauen bei 15mg und für Männer bei 12mg. Der Eisenbedarf ist bei Kindern in der Wachstumsphase und in der Pubertät, in der Schwangerschaft und in der Stillzeit sowie bei Sportlern erhöht.
Die hypochrome, mikrozytäre Anämie ist die weltweit am häufigsten vorkommende Anämieform. Schätzungen zufolge leiden ungefähr 600 Millionen Menschen auf der ganzen Welt unter einer Eisenmangelanämie. Vor allem jüngere Frauen sind häufig betroffen, denn Frauen haben
- nach der Menstruation (Monatsblutung)
- während der Schwangerschaft oder
- in der Stillzeit
einen erhöhten Bedarf an Eisen.
Ursachen
Häufig wird eine Eisenmangelanämie durch Blutungen hervorgerufen. Diese können bei Frauen durch die Menstruation oder eine Geburt entstehen. Aber auch
- Blutungen im Verdauungstrakt aufgrund von Magengeschwüren
- eine Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
- Parasiten
- Darmpolypen
- bösartige Tumore
- Autoimmunkrankheiten
- Krebs
- Infektionen
- Divertikel oder
- Hämorrhoiden
können der Grund für Eisenmangel sein. Manchmal sind auch
- Dialysebehandlungen
- Blutabnahmen oder
- häufige Blutspenden
die Ursache. Doch nicht nur Blutungen können zu einer Eisenmangelanämie führen, sondern auch eine eisenarme Ernährung sowie eine zu geringe Aufnahme von Eisen im Darm aufgrund von bestimmten Magen- und Darmkrankheiten oder Infektionen, wie
- Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür
- Zöliakie oder
- chronischem Durchfall
In einigen Fällen kann der Körper smit das aufgenommene Eisen nicht richtig verwerten, so dass es aus diesem Grund zur Eisenmangelanämie kommt. Darüber hinaus haben Kinder, die sich im Wachstum oder der Pubertät befinden, einen erhöhten Bedarf an Eisen.
Auch wenn es Probleme beim Transport von Eisen zu den Blutbildungsorten im Knochenmark gibt, kann dies zu einer Anämie führen. Zu den möglichen Auslösern zählen dabei beispielsweise ein Eiweißverlust in den Nieren (z.B. beim nephrotischen Syndrom), ein Defekt des Eisentransportproteins Transferrin oder auch Defizite im genetischen Bereich.
Wenig rotes Fleisch in der Nahrung führt zu Eisenmangel
Immer stärker geht der Trend zu weniger Fleischkonsum. Immer mehr wird rotes Fleisch durch weißes ersetzt. Vor allem Frauen tendieren dazu, weniger Rindfleisch und stattdessen Geflügel oder Fisch zu essen. Eine Studie stellte sich nun der Frage, ob sich aufgrund des Wandels in der Ernährung ein Mangel einstellen kann.
Warum Eisen so wichtig ist
Der menschliche Körper benötigt eine bestimmte Menge an Eisen in seiner täglichen Ernährung. Eisen unterstützt den körpereigenen Sauerstofftransport und ist für enzymatischen Prozessen, die im Gewebe ablaufen, zuständig.
Gegen eine Ernährung, die auf wenig bis keinen Anteilen auf Fleisch basiert und stattdessen auf Fisch oder Geflügel gründet, ist nichts zu sagen. Es handelt sich hierbei um eine Ernährung mit magerem, tierischem Eiweiß, gesunden Fetten und wenigen Kalorien.
Eine eingeschränkte Ernährungsweise, wie die soeben beschriebene, hat zur Folge, dass Nährwerte fehlen, die durch andere Lebensmittel oder durch Nahrungsergänzungsmitteln bewusst ausgeglichen werden müssen. Wenn Sie sich bisher überwiegend von rotem Fleisch ernährt haben und nun auf weißes Fleisch umsteigen wollen, ist ein Ausgleich des Eisenmangels in der neuen Ernährungsform zwingend zu berücksichtigen.
Eisenhaltige Nahrungsmittel
Der tägliche Bedarf an Eisen liegt bei Frauen bei 15mg, bei Männern bei 12mg. Nahrungsmittel, die Omega-3-Fettsäuren enthalten, enthalten auch meistens Eisen.
So bieten sich
- grünes Blattgemüse
- Bohnen
- Fisch
- Samen
- Vollkornprodukte und
- Nüsse
an, um den täglichen Eisenbedarf über die Nahrung zu sich nehmen zu können. Alternativ können vom Arzt auch Eisenpräparate für den täglichen Eisenbedarf verschrieben werden.
Wenn Sie nicht aus Prinzip auf das rote Fleisch in Ihrem Ernährungsplan verzichten, dann planen Sie alle ein bis zwei Wochen eine Portion rotes Fleisch mit ein. Da dieses einen hohen Eisenanteil besitzt, ist es bei weitem der wertvollste Lieferant des Spurenelementes.
Der Rückgang im Verzehr von rotem Fleisch geht nicht unbedingt mit dem Wunsch der Gewichtsabnahme einher. Vielmehr ist es der Wunsch danach, seinen Cholesterinwert nicht unnötig zu erhöhen. Leider beinhaltet rotes Fleisch viel Cholesterin.
Jeder Verzicht sollte überlegt sein
Wenn Sie sich für eine Nahrungsumstellung entscheiden, dann müssen Sie sich auch damit beschäftigen, was Ihnen durch den Verzicht von bestimmten Lebensmitteln fehlt und wie Sie dieses Defizit durch andere Lebensmittel oder durch Präparate sinnvoll ausgleichen. Es liegt in Ihrer Verantwortung, sich dem Thema so anzunehmen, dass Sie Ihren Körper in einen besseren und selbstbestimmten Gesundheitszustand bringen. Investieren Sie etwas Zeit und recherchieren Sie in Zeitschriften, im Internet oder fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Freunde, die sich in einem guten, gesundheitlichen Zustand befinden und Ihrem Wissen nach auch eine gesunde Ernährungsweise verfolgen.
Verzichten Sie nicht einfach auf rotes Fleisch, sondern bedenken Sie, dass jeder Verzicht auch etwas anderes nimmt und ein Ausgleich erforderlich ist. Fühlen Sie sich unsicher? Dann sprechen Sie Ihren Arzt direkt auf eine Unterstützung in Ihrer Ernährung an oder gehen Sie in ein Fitnessstudio und fragen Sie nach einem Ernährungsberater, den Sie direkt auf das Thema ansprechen können.
Risikogruppen
Schwangere und stillende Frauen sowie Kinder haben einen höheren Eisenbedarf als andere Menschen. Wird dies nicht entsprechend bei der Ernährung berücksichtigt, kann es ebenfalls zu einer Eisenmangelanämie kommen.
Menschen, die sich rein vegetarisch ernähren und somit häufig zu wenig Eisen mit der Nahrung aufnehmen, haben ebenfalls ein hohes Risiko, an einer Eisenmangelanämie zu erkranken. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente kann dazu führen, dass der Körper zu wenig Eisen speichert. Besonders Patienten mit einer Darmentzündung leiden häufig an einer Eisenmangelanämie, da der Körper aufgrund der Entzündung das Eisen aus der Nahrung nicht vollständig aufnehmen kann.
Symptome
Bei einer Anämie kommt es im Allgemeinen zu Symptomen wie
- blasser Haut und Schleimhaut
- Müdigkeit
- Schwäche
- Kopfschmerzen
- Schwindelgefühlen
- Herzrasen
- Atemnot und
- Herzenge.
Wird die Anämie durch Eisenmangel verursacht, klagen die Betroffenen zudem über Beschwerden wie
- Juckreiz
- brüchige Haare
- trockene Haut
- Zungenbrennen
- Schmerzen beim Schlucken
- eingerissene Mundwinkel
- spröde Fingernägel
- Rillen auf den Nägeln
- Hohlnägel
- Aphten im Mund
- Reizbarkeit und
- Konzentrationsmangel.
Generell lassen sich die Symptome auf drei Stadien einteilen (im Abschnitt Diagnose gehen wir etwas näher auf die entsprechenden Umstände ein):
- Stadium 1: meist symptomlos
- Stadium 2: Zungenbrennen, brüchige Nägel und Haare, Juckreiz, trockene Haut...
- Stadium 3: gefährlicher Eisenmangel mit Antriebslosigkeit, Kopfschmerzen, Müdigkeit, im späteren Verlauf Atemnot
Diagnose
Bei Verdacht auf Eisenmangel führt der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung sowie Blutuntersuchung durch, um die Eisenmangelanämie festzustellen. Die endgültige Diagnose erfolgt nach dem Laborbefund.
Patienten mit einer Eisenmangelanämie haben auffällige Blutwerte: Die Erythrozyten (rote Blutkörperchen), das Hämoglobin (Blutfarbstoff) und der Hämatokrit sind zu niedrig.
Teilweise ist auch das so genannte Ferritin zu niedrig. Dieser Wert bezeichnet den Eisenspeicher im Körper. Je niedriger dieser Wert ist, desto mehr ist der Eisenspeicher im Körper aufgebraucht.
Ein Eisenmangel verläuft in drei Stadien:
- Zu Beginn der Erkrankung ist das Hämoglobin noch im Normalbereich, das Ferritin jedoch etwas zu niedrig.
- Im mittleren Stadium der Erkrankung sind beide Werte erniedrigt und der Patient bemerkt die beschriebenen Symptome.
- Im dritten Stadium sind sowohl Hämoglobin als auch Erythrozyten und Ferritin deutlich zu niedrig und es entwickelt sich die Eisenmangelanämie.
Darüber hinaus führt man Untersuchungen durch, um die Ursache des Eisenmangels herauszufinden. Dazu können
- eine Magen- oder Darmspiegelung
- eine urologische oder gynäkologische Untersuchung
- ein Hämoccult-Test oder
- ein Eisenresorptionstest
erfolgen.
Behandlung
Für die Behebung einer hypochromen, mikrozytären Anämie gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ist eine bestimmte Krankheit der Auslöser für die Blutarmut, behandelt man diese auf entsprechende Weise. Außerdem soll der Eisenmangel selbst behoben werden.
Dazu kann eine Therapie mit Tabletten erfolgen, bei der man dem Patienten ein Eisenpräparat verabreicht. Zu diesem Zweck nimmt der Patient für die Dauer von mindestens drei Monaten, vor dem Essen und auf nüchternen Magen, eine Tablette ein.
Nebenwirkungen
Allerdings kann es bei der Einnahme von Tabletten auch zu Nebenwirkungen wie
- Übelkeit
- Magenschmerzen
- Verstopfung
- Durchfall
- Teerstuhl oder
- einer Schwarzfärbung der Zunge
kommen. In manchen Fällen verabreicht man das Eisen auch über eine Infusion, was aber eher die Ausnahme darstellt. Handelt es sich um einen sehr schweren Fall, besteht die Möglichkeit einer Bluttransfusion.
Verlauf
In der Regel kann eine Eisenmangelanämie gut behandelt werden, wenn sie rechtzeitig diagnostiziert wird.
Folgen
Erfolgt jedoch keine Behandlung, kann dies bei Kindern zu schweren Wachstumsstörungen und geistigen Entwicklungsverzögerungen führen. Zudem sind die Patienten ständig krank und können beruflich nicht mehr die Leistung bringen, wie sie dies im gesunden Zustand konnten.
Schwangere Frauen mit einem unbehandelten Eisenmangel haben ein hohes Risiko für eine Fehlgeburt. Aufgrund einer Eisenmangelanämie kann das Baby auch tot zur Welt kommen.
Vorbeugung
Um einer Eisenmangelanämie vorzubeugen, ist es ratsam, auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu achten. Eisen ist in Vollkornprodukten, Gemüse und natürlich auch in Fleisch enthalten.
Personen, die einen erhöhten Eisenbedarf haben (dazu gehören schwangere und stillende Frauen oder auch zu früh geborene Babys), erhalten von ihrem Arzt oftmals bereits vorsorglich Eisentabletten, um einen Eisenmangel zu verhindern. Auch bei einigen schweren Erkrankungen ist es notwendig, Eisenpräparate einzunehmen, da das aufgenommene Eisen aus der Nahrung allein nicht ausreichend ist.
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- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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