Endokarditis - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einer Endokarditis handelt es sich um eine Entzündung der Herzinnenhaut, des so genannten Endokards. Man unterscheidet die abakterielle und die infektiöse Form. Streptokokken im Hals-Nasen-Ohren-Bereich zählen zu den möglichen Auslösern. Bei frühzeitiger Diagnose bestehen gute Heilungschancen. Strenge Bettruhe und die Einnahme bestimmter Medikamente zählen zu den Behandlungsschritten. Informieren Sie sich hier ausführlich über die Endokarditis.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei einer Endokarditis kommt es zu einer Entzündung des Endokards, der Herzinnenhaut. Durch die Entzündung werden auch die Herzklappen in Mitleidenschaft gezogen.

Bei der Endokarditis unterscheidet man eine abakterielle Endokarditis, zum Beispiel als Komplikaton des rheumatischen Fiebers, sowie eine infektiöse Endokarditis, zu der

  • die hochakute oder subakute bakterielle Endokarditis
  • die virale Endokarditis oder
  • die mykotische Endokarditis

gehören.

Bakterielle Endokarditis

Die bakterielle Endokarditis teilt man in der Medizin in zwei Unterformen ein. Dabei handelt es sich um die akute sowie die subakute Endokarditis. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass die subakute Form langsamer und milder verläuft als eine akute Herzinnenhautentzündung.

Eine weitere Form von Endokarditis ist die postinfektiöse rheumatische Endokarditis. Diese entsteht nicht durch Bakterien, sondern aufgrund einer Autoimmunreaktion.

Unter dem Endokard versteht man eine glatte und dünne Gewebeschicht, von der das Herz von innen ausgekleidet wird. Kommt es zu einer Entzündung der Herzinnenhaut, besteht die Gefahr von Schädigungen an den Herzklappen. Diese äußern sich in Form von Ventilfunktionsstörungen.

Rheumatische Endokarditis

Die rheumatische Endokarditis ist eine Form von Endokarditis, also einer Entzündung des Endokards (Herzinnenhaut). Sie entwickelt sich meist als Zweitkrankheit infolge eines rheumatischen Fiebers.

Besonders betroffen von einem rheumatischen Fieber sind Kinder und Jugendliche. Das liegt vor allem daran, dass es in diesem Alter häufig zu bakteriellen Infektionen wie

kommt. Behandelt man diese Erkrankungen nicht rechtzeitig mit Antibiotika, besteht die Gefahr, dass sich rheumatisches Fieber entwickelt. Durch die gute Behandlung von Infekten tritt diese Krankheit in Deutschland heutzutage nur noch selten auf.

Ursachen

Eine Endokarditis ist eine Entzündung der Herzklappen. Die teils schwere Erkrankung wird in den meisten Fällen durch Bakterien wie

  • Streptokokken
  • Staphylokokken und
  • Enterokokken

ausgelöst, selten auch durch Pilze. Die Krankheitserreger gelangen aus verschiedenen Ursachen in den menschlichen Körper.

In vielen Fällen sind Entzündungen durch Streptokokken im Hals-Nasen-Ohren-Bereich die Auslöser. Dazu zählen zum Beispiel Mandelentzündungen oder eine Entzündung der Nasennebenhöhlen.

Die Endokarditis wird in diesem Fall postinfektiöse Endokarditis genannt und entsteht oftmals, wenn das Antibiotikum zur Behandlung der Mandel- oder Nebenhöhlenentzündung zu früh abgesetzt wird. Auch eitrige Entzündungen auf der Haut in Form eines großen Pickels können die Ursache sein, dass Krankheitserreger über den Blutweg in das Herz gelangen.

Bakterielle Endokarditis

Verursacht wird die bakterielle Endokarditis von Bakterienarten wie Streptokokken oder Staphylokokken. Die schädlichen Keime gelangen entweder durch Eiterherde im Körper, wie zum Beispiel im Bauchraum oder in den Zähnen, in das Blutsystem oder durch äußere Eingriffe wie eine Operation.

Ein hohes Risiko ist auch der Einsatz von Venenkathetern, denn durch Nadeln und Katheter können Keime über die Venen und den Blutstrom bis zum Herzen vordringen. Besonders bedroht von einer Endokarditis ist die linke Herzhälfte.

Rheumatische Endokarditis

Bakterien wie Streptokokken sind in der Regel nur indirekt für eine rheumatische Endokarditis verantwortlich. Vielmehr handelt es sich um einen Fehler des körpereigenen Immunsystems.

Wie andere Bakterien auch, verfügen die Streptokokken an ihrer Zelloberfläche über besondere Strukturen. Diese werden vom Abwehrsystem erkannt und bekämpft, indem es Antikörper bildet. Dabei kommt es jedoch zu einer Autoimmunreaktion.

So verwechselt das Immunsystem die Oberfläche der körpereigenen Zellen mit denen der Streptokokken, wodurch die Zellen im Herzinneren oder in den Gelenken ebenfalls angegriffen werden.

Dies hat dann Entzündungen in den Gelenken sowie der Herzinnenhaut zur Folge. Es kommt zum rheumatischen Fieber.

Risikogruppen

Patienten, die über eine längere Zeit hinweg Katheter oder Kanülen am Körper haben, haben ein erhöhtes Risiko für eine Endokarditis. Patienten mit verschiedenen Erkrankungen, wie zum Beispiel einer künstlichen Herzklappe, einem Herzfehler oder einem Herzschrittmacher können ebenfalls leichter an einer Endokarditis erkranken als andere Menschen.

Bei gesunden Menschen wehrt das körpereigene Immunsystem die Krankheitserreger ab. Bei Patienten mit den genannten Erkrankungen kann dies jedoch meist nicht geschehen, so dass die Erreger bis zum Herz vordringen können und dort die Entzündung verursachen.

Verlauf

Grundsätzlich ist der Krankheitsverlauf abhängig davon, wann die Endokarditis diagnostiziert und behandelt wird. Erfolgt eine rasche Behandlung, bestehen meist gute Heilungschancen. Bis der Patient wieder völlig gesund ist, vergehen jedoch Wochen bis Monate.

Folgen

Wird eine Endokarditis nicht oder zu spät behandelt, können die Krankheitskeime auf andere Organe übergreifen und hier ebenfalls die Funktionen beeinträchtigen. Gelangen die Keime zum Beispiel in das Gehirn, kann es zu einem Schlaganfall kommen.

Die Endokarditis kann auch zu einem völligen Nierenversagen führen, weshalb im Rahmen der Diagnostik auch immer der Urin des Patienten untersucht wird. Die Erkrankung kann in schlimmen Fällen auch tödlich enden.

Nicht selten tritt in Folge der Erkrankung eine bleibende Herzschädigung auf. Der Patient muss dann oftmals operiert werden, damit ihm künstliche Herzklappen eingesetzt werden können, die durch die Endokarditis angegriffen wurden. Hat der Patient bereits eine Herzschädigung, ist es wesentlich schwieriger die Erkrankung in den Griff zu bekommen.

Bakterielle Endokarditis

Da die Krankheitserreger unterschiedlich aggressiv sind, kann die bakterielle Endokarditis auch unterschiedlich verlaufen. Eine subakute Endokarditis wird in den meisten Fällen durch gering aggressive Bakterien verursacht, die sonst in der Haut und der Schleimhaut vorkommen, ohne dass deswegen eine Krankheit entsteht. Als häufiger Erreger gilt das Bakterium Streptococcus viridans.

In vielen Fällen kommt es nach Eingriffen im Mundraum oder dem Ziehen von Zähnen zu einer subakuten Endokarditis. Wesentlich aggressiver sind die Erreger bei einer akuten bakteriellen Endokarditis. Vor allem das Bakterium Staphylococcus aureus gilt als Auslöser dieser heftigeren Form.

Symptome

Bei der Erkrankung unterscheidet man zwischen der bakteriellen Endokarditis und der rheumatischen Endokarditis.

Bakterielle Endokarditis

Eine Endokarditis verursacht anfangs Beschwerden wie ein grippaler Infekt. Die Patienten leiden unter Fieber und Kopfschmerzen, haben kaum Appetit und fühlen sich schlapp und müde.

Das Fieber kann auch mit

verbunden sein. Die Patienten sehen blass aus. Einige Patienten haben zusätzlich zu diesen Beschwerden Probleme beim Atmen.

Subakute Form

Bei einer akuten bakteriellen Endokarditis sind die Symptome deutlich ausgeprägter. So können hohes Fieber und Bewusstseinstrübungen auftreten. Sogar ein lebensgefährlicher septischer Schock ist im Bereich des Möglichen.

Darüber hinaus sind die Erreger auch in der Lage, an anderen Stellen des Körpers Infektionsherde zu bilden, was weitere Beschwerden zur Folge hat. Solche Infektionsherde bezeichnet man als septische Embolien.

Rheumatische Endokarditis

Die Hauptsymptome bei der rheumatischen Form sind veränderte Herzgeräusche und ein beschleunigter Herzschlag. Des Weiteren können

auftreten. Ein rheumatisches Fieber kann nach einem krankheitsfreien Zeitraum von ca. ein bis drei Wochen auftreten und bis zu drei Monate dauern. Zu den Symptomen eines rheumatischen Fiebers gehören

  • Knötchen unter der Haut, die man als Rheumaknötchen bezeichnet,
  • eine Herzentzündung sowie
  • eine akute Entzündung der großen Gelenke mit Fieber und Gelenkschmerzen.

Darüber hinaus werden die Herzklappen in Mitleidenschaft gezogen, die dann nicht mehr voll funktionsfähig sind. Des Weiteren kann es auch zu Beeinträchtigungen des Perikards (Herzbeutel) und des Myokards (Herzmuskel) kommen.

Diagnose

Der Arzt wird zuerst eine körperliche Untersuchung durchführen. Dabei hört er auch das Herz mit dem Stethoskop ab.

Liegt eine Endokarditis vor, kann der Arzt hier Herzgeräusche hören, die bei einem gesunden Herzen nicht vorkommen. Beim Abtasten des Bauches ist eine Vergrößerung der Milz zu ertasten. Auch die Leber ist vergrößert.

Zusätzlich stellt der Arzt im Rahmen der körperlichen Untersuchung fest, dass der Patient unter Wassereinlagerungen leidet, welche auf eine unzureichende Herztätigkeit zurückzuführen ist.

Auch ein EKG wird durchgeführt, auf dem der Arzt die Herzströme messen kann. Bei der Echokardiografie, einem Herzultraschall, kann der Kardiologe die Herzklappen untersuchen und Auffälligkeiten feststellen.

Auch das Blut des Patienten wird untersucht. Aus dem Blutbild ist eine Blutarmut zu diagnostizieren, welche die Blässe des Patienten und das allgemeine Schwächegefühl begründet. Auch die Nierenwerte im Blut sind oftmals auffällig, wenn die Nieren bereits in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Die Entzündungswerte im Blut sind ebenfalls erhöht. Im Labor werden zusätzlich Blutkulturen angelegt, um den Erreger der Endokarditis feststellen zu können. Dies ist für die geeignete Therapie von entscheidender Bedeutung.

Um eine Nierenfunktionsstörung ausschließen zu können, wird auch der Urin untersucht. Bei Verdacht auf rheumatisches Fieber nimmt man einen Abstrich von der Rachenschleimhaut vor, um die verursachenden Bakterien nachzuweisen. Allerdings lässt sich die Erkrankung nicht immer auf diese Weise feststellen, da die eigentliche Entzündung beim Ausbruch des rheumatischen Fiebers meist schon zurückgegangen ist.

Behandlung

Patienten mit einer Endokarditis müssen strenge Bettruhe einhalten und sich unbedingt schonen. Der Arzt verordnet ein hoch dosiertes Antibiotikum, das in der ersten Zeit über die Vene verabreicht wird, um dem Körper möglichst schnell eine hohe Dosis zuzuführen.

Danach wird das Antibiotikum in Tablettenform eingenommen. Welches Antibiotikum verordnet wird, hängt von den genauen Erregern bzw. dem Ergebnis der Blutkultur ab.

Gegen die Schmerzen erhält der Patient Schmerzmedikamente. Des Weiteren erhält der Patient entzündungshemmende Präparate wie Acetylsalicylsäure oder Kortison. Die Behandlung mit Antibiotikum dauert meist etwa einen Monat oder länger an, um die Erkrankung sicher in den Griff zu bekommen und Folgeschäden zu vermeiden.

Wird die Behandlung zu früh abgebrochen oder zeigt keine Wirkung, benötigen die Patienten nach einiger Zeit oftmals eine Herzklappen-Operation, bei der ihnen eine oder mehrere künstliche Herzklappen eingesetzt werden. Gleiches gilt auch bei Komplikationen wie

Patienten mit Herzerkrankungen sollten bei allen ärztlichen Behandlungen und Operationen ihren Arzt über die bestehende Herzerkrankung informieren. Selbst während einer harmlosen Zahnsteinentfernung beim Zahnarzt können Bakterien in den Körper gelangen, die bei dem herzkranken Patienten eine Endokarditis auslösen können.

Vorbeugung

Der Arzt wird in diesem Fall provisorisch vor bzw. teilweise auch nach der Behandlung ein Antibiotikum verordnen und so eine Endokarditis im Vorfeld verhindern. Unabhängig von einer bestehenden Herzerkrankung sollte man alle Infekte im Körper gründlich auskurieren und bei bakteriellen Entzündungen lange genug ein Antibiotikum einnehmen. Wird das Antibiotikum eigenmächtig zu früh abgesetzt, da vielleicht die Beschwerden verschwunden sind, kann dies nach kurzer Zeit zu einer Endokarditis führen.

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