Epileptischer Anfall - Ursachen und Behandlung

Bei einem epileptischen Anfall handelt es sich um einen abrupt auftretenden Krampfanfall. Er ist meist das Symptom einer neurologischen Erkrankung.

Von Jens Hirseland

Ursachen

Eine Epilepsie kann grundsätzlich in jedem Lebensalter ausbrechen. Am größten ist das Risiko jedoch in den ersten Jahren des Lebens sowie ab 60 Jahren.

Manchmal tritt ein epileptischer Anfall nur einmal im Leben auf und danach nie wieder. So kann es auch bei gesunden Menschen durch bestimmte Umstände wie

zu einem epileptischen Anfall kommen. In manchen Fällen besteht auch eine erbliche Veranlagung.

Arten von Epilepsie

In der Medizin unterscheidet man zwischen drei Gruppen von Epilepsien, die unterschiedliche Ursachen haben. Dies sind

  • die genetische Epilepsie
  • die strukturell-metaboliosche Epilepsie sowie
  • die ungeklärte Epilepsie.

Genetische Epilepsie

Die genetische Epilepsie wird durch einen genetischen Defekt ausgelöst. Dessen Hauptsymptom sind die epileptischen Anfälle. Anzeichen von sonstigen neurologischen Erkrankungen liegen bei den Patienten nicht vor.

Strukturell-metabolische Epilepsie

Ursache für die strukturell-metabolische Epilepsie sind strukturelle oder stoffwechselbedingte Schädigungen des Zentralnervensystems. Dazu gehören unter anderem

Ungeklärte Epilepsie

Lässt sich die Ursache für die epileptischen Anfälle nicht feststellen, handelt es sich um eine ungeklärte oder genuine Epilepsie.

Komplikationen

Zu den größten Gefahren bei einem epileptischen Anfall gehören Verletzungen durch Stürze oder einen Zusammenprall. Manche Epileptiker beißen sich während eines Anfalls auch auf die Zunge.

Besonders bedenklich ist ein epileptischer Anfall, wenn er

auftritt. Dabei kann es zu schweren Unfällen und Verletzungen kommen.

Wann zum Arzt?

Nach einem erstmaligen epileptischen Anfall ist grundsätzlich eine ärztliche Behandlung erforderlich. Diese erfolgt zunächst entweder durch den Hausarzt oder im Krankenhaus. Danach wird die Behandlung in der Regel von einem Neurologen übernommen.

Medizinischer Notfall

Normalerweise dauert ein epileptischer Anfall nur wenige Sekunden oder Minuten. Hält er jedoch länger als 15 Minuten an, gilt dies als medizinischer Notfall.

Dabei besteht die Gefahr von Sauerstoffmangel und dauerhaften Schäden im Gehirn. Aus diesem Grund muss in solchen Fällen sofort ein Notarzt alarmiert werden, der zumeist Diazepam verabreicht.

Diagnose

Um eine Epilepsie festzustellen, befasst sich der untersuchende Arzt zunächst mit der Analyse des Anfallsbildes. Dabei können auch Angaben von dritten Personen wichtig sein, wenn sie Zeuge eines Krampfanfalls waren.

Auf diese Weise ist auch eine Abgrenzung von anderen Krankheiten möglich. Hat der Arzt die Epilepsie einwandfrei diagnostiziert, beginnt die Suche nach den Ursachen.

Untersuchungen

Zur Abklärung der Epilepsie-Ursache können verschiedene Untersuchungsmethoden zur Anwendung kommen. Dazu gehören

Wichtig ist zudem eine Magnetresonanztomographie (MRT). Mit ihrer Hilfe lassen sich strukturelle Veränderungen innerhalb des Gehirns ermitteln.

Elektroenzephalographie

Ein weiteres wichtiges Diagnoseverfahren stellt die Elektroenzephalographie (EEG) dar, mit der ein unmittelbarer Nachweis von krankhaften Entladungen der Nervenzellen möglich ist. Mitunter kann der Arzt auch feststellen, um welche Epilepsieform es sich handelt.

Als Spezialuntersuchungen lassen sich eine videoüberwachte EEG-Ableitung und eine 24-Stunden-EEG-Ableitung durchführen.

Weitere Untersuchungsverfahren

Falls erforderlich, können zusätzlich eine Liquordiagnostik, bei der eine Untersuchung des Nervenwassers stattfindet oder eine Angiographie vorgenommen werden.

Behandlung

Hält der Anfall länger als normal an, kann der Notarzt dem Patienten Antikonvulsiva (krampflösende Medikamente) verabreichen und für die Sicherung der Vitalfunktionen sorgen. Die Behandlung einer Epilepsie sollte bereits nach dem ersten epileptischen Anfall beginnen, da sonst das Risiko besteht, dass es häufiger zu Anfällen kommt.

Im Rahmen der Therapie erhalten die Patienten ein Antiepileptikum, das ihnen dabei hilft, ein möglichst anfallfreies Leben zu führen. Welche Art von Antiepileptikum man verabreicht, hängt von der Art der Epilepsie ab.

Häufig ist es nötig, die Dosis des Medikaments individuell anzupassen. In der Regel beginnt man die Therapie mit nur einem einzigen Medikament. Reicht dies nicht aus, kann auch eine Kombinationstherapie mit zwei unterschiedlichen Wirkstoffen erfolgen.

Sind nach drei bis fünf Jahren keine epileptischen Anfälle mehr aufgetreten, versucht man die Dosis der Arzneimittel zu reduzieren. Mitunter können sie sogar ganz abgesetzt werden.

Selbsttherapie

Der Epileptiker kann beim Auftreten eines epileptischen Anfalls nur wenig tun, weil er dabei keinerlei Kontrolle über die Geschehnisse hat. In manchen Fällen sind die betroffenen Personen in der Lage, einen drohenden Krampfanfall schon im Vorfeld zu spüren. Dann besteht die Möglichkeit, den Anfall durch Ausüben von speziellen Techniken zu verhindern oder in einen geschützten Raum zu gehen und ihn dort abzuwarten.

Erste-Hilfe-Maßnahmen

  • Um einem Epileptiker während eines Anfalls vor sich selbst zu schützen, ist es wichtig, ihn auf eine weiche Unterlage zu legen.
  • Sämtliche Kleidungsstücke, die die Atmung des Patienten gefährden könnten, wie zum Beispiel eine Krawatte, sind zu entfernen.
  • Keinesfalls sollte man den Betroffenen jedoch festhalten, da sonst die Gefahr von Gelenk- oder Knochenverletzungen besteht.
  • Nach Ende des Anfalls wird empfohlen, den Epileptiker in eine stabile Seitenlage zu bringen.
  • Tritt ein epileptischer Anfall zum ersten Mal auf, ist ein Notarzt zu alarmieren.
  • Bis zu dessen Eintreffen sollten die Atemwege des Betroffenen freigehalten werden.

Vorbeugung

Einer Epilepsie vorzubeugen, ist leider nicht möglich. Es besteht jedoch die Option einer Anfallsprophylaxe durch die Einnahme von speziellen Medikamenten. Auch regelmäßiger und ausreichender Schlaf kann hilfreich sein.

Außerdem gibt es bestimmte Auslöser, die einen epileptischen Anfall hervorrufen. Gelingt es, diese herauszufinden, lassen sich die Anfälle durch das Vermeiden der Faktoren häufig verhindern. Nicht selten werden die Epilepsie-Anfälle durch psychischen Stress oder den Konsum von Alkohol ausgelöst. Als weitere Anfallsverursacher kommen flackerndes Licht von Computer-Bildschirmen oder Fernsehern sowie spezielle optische Muster infrage.

Auf einen epileptischen Anfall vorbereiten

Um zu verhindern, dass es durch einen epileptischen Anfall zu einem Unfall kommt, der schwere Verletzungen zur Folge haben kann, sollten einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden.

Dazu gehören zum Beispiel

  • das Schlafen in einem niedrigen Bett
  • das Einhalten von Sicherheitsabständen zu belebten Straßen oder Gewässern und
  • der Verzicht auf Zigarettenkonsum im Bett.

Außerdem gilt es, scharfe Kanten in der Wohnung, an denen man sich verletzten könnte, abzusichern und nicht abzuschließen, wenn man die Toilette aufsucht. Darüber hinaus wird empfohlen, lieber zu duschen anstatt zu baden und nicht ohne einen Begleiter schwimmen zu gehen.

Auf das Autofahren muss ein Epileptiker verzichten, solange noch Anfälle auftreten. Auch vom Ausüben von Berufen an komplizierten Maschinen oder in größerer Höhe wird abgeraten. Ansonsten ist meist ein relativ normales Leben möglich.

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