Rolando-Epilepsie - Epilepsie im Kindesalter
Als Rolando-Epilepsie bezeichnet man eine Epilepsieform, die nur bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Sie zählt zu den am häufigsten vorkommenden Epilepsieformen bei Kindern. Dabei kommt es zu klonischen oder myoklonischen Anfällen. Erbliche Faktoren spielen bei den vermuteten Ursachen eine Rolle. Meistens verschwinden die Alter ab einem Alter von 15 Jahren. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Rolando-Epilepsie.
Epilepsie im Kindesalter
Ungefähr 0,5 Prozent aller Kinder leiden unter Epilepsie. Dabei verläuft die geistige Entwicklung bei zwei Dritteln der Patienten normal; ein Intelligenzquotient unter 70 gilt jedoch als häufigste Begleiterscheinung bei kindlicher Epilepsie.
Zu den Epilepsieformen, die zum ersten Mal im Kindes- oder Jugendalter auftreten oder ausschließlich Kinder betreffen, zählen
- die Rolando-Epilepsie
- die kindliche Absence Epilepsie (CAE)
- das Panayiotopoulos-Syndrom sowie
- das Landau-Kleffner-Syndrom.
In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit der Rolando-Epilepsie.
Krankheitsbild Rolando-Epilepsie
In der Medizin wird die Rolando-Epilepsie auch als Rolandische Epilepsie oder benigne partielle Epilepsie mit zentro-temporalen Spikes bezeichnet. Ihren Namen erhielt sie nach dem aus Italien stammenden Anatomen Luigi Rolando (1773-1831).
Nach Rolando wurde auch die Zentralfurche im Gehirn benannt. Die hirnelektrischen Entladungen, die während der Rolando-Epilepsie auftreten, entstehen im Hirngewebe der Zentralfurche.
Die Rolando-Epilepsie tritt bei Kindern relativ häufig auf. So hat sie einen Anteil von 15 bis 20 Prozent aller Epilepsien bei Kindern und Jugendlichen. Dabei sind Jungen beinahe doppelt so häufig von einer Rolando-Epilepsie betroffen wie Mädchen.
Bis zum 20. Lebensjahr bilden sich die Anfälle in der Regel zurück, ohne bleibende Schäden zu hinterlassen. Begleitende Lernschwierigkeiter nehmen ebenso im Laufe des Alters ab.
Symptome
Bei einer Rolando-Epilepsie kommt es zu klonischen oder myoklonischen Anfällen. Zunächst verspüren die Betroffenen ein Kribbeln oder ein taubes Gefühl
- auf der Zunge
- am Zahnfleisch
- an der Innenseite der Wange oder
- an den Lippen.
Anschließend treten in diesen Bereichen leichte Zuckungen oder Krämpfe auf. Dabei wird auch die Gesichtsmuskulatur einseitig in Mitleidenschaft gezogen.
Wird zudem die Kau- und Schluckmuskulatur beeinträchtigt, hat dies
- Schluckstörungen sowie
- starken Speichelfluss
zur Folge. Bei jüngeren Kindern kann sich der epileptische Anfall in Form von Muskelzuckungen auch bis in einen Arm oder eine ganze Körperseite ausweiten.
Auftreten
Bei rund 75 Prozent der Patienten treten die Epilepsieanfälle nur im Schlaf auf. Bei 15 Prozent zeigen sich die Anfälle sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand.
Weitere 10 Prozent erleiden nur im Wachsein einen Anfall. Ein solcher epileptischer Anfall kann ein paar Sekunden oder mehrere Minuten dauern.
In der Nacht halten die Anfälle meist länger an und verlaufen intensiver. An Tage kommt es dagegen so gut wie nie zu generalisierten tonisch-klonischen Anfällen.
Die Epilepsieanfälle treten in der Regel nur in einem Abstand von mehreren Wochen oder Monaten auf. Zu verschiedenen Anfällen hintereinander kommt es dagegen nur sehr selten.
Ursachen
Wodurch die Rolando-Epilepsie verursacht wird, ist bislang nicht bekannt. So konnte noch keine fassbare Ursache für diese Epilepsieform gefunden werden. Man vermutet aber, dass erbliche Faktoren eine Rolle spielen. So sind bei fast 50 Prozent der Patienten innerhalb der Familie weitere Epilepsien aufgetreten.
Möglicherweise kommt es bei den Nervenzellen der betroffenen Kinder und Jugendlichen zu Veränderungen, die dann in einem bestimmten Alter epileptische Anfälle auslösen.
In den meisten Fällen zeigt sich eine Rolando-Epilepsie zwischen dem dritten und dem dreizehnten Lebensjahr. Der Gipfel der Erkrankung wird zwischen vier und acht Jahren erreicht. Oftmals entstehen die ersten Anfälle aufgrund von fiebrigen Infekten.
Diagnose
Um eine Rolando-Epilepsie festzustellen, wird bei der ärztlichen Untersuchung ein EEG (Elektroenzephalogramm) durchgeführt, das die charakteristischen so genannten Rolando-Spikes oder Sharp waves in der zentrotemporalen Region des Gehirns anzeigt.
Behandlung
Behandelt werden muss eine Rolando-Epilepsie nur dann, wenn die epileptischen Anfälle häufig auftreten oder schwer verlaufen. Jedes 5. Kind erleidet lediglich einen Anfall. In diesem Fall spricht man nicht von einer Rolando-Epilepsie, sondern nur von einem Rolando-Anfall.
Die Prognose der Rolando-Epilepsie ist meist positiv. Normalerweise kommt es nach dem 15. Lebensjahr nicht mehr zu Anfällen und die Epilepsie verschwindet völlig. Für den Fall, dass eine Behandlung erforderlich ist, verabreicht man dem Patienten Antiepileptika wie Sultiam, Clobazam oder Valproinsäure.
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