Erkrankungen der Kniescheibe - Ursachen, Symptome und Behandlung
Ein wichtiger Bestandteil des Kniegelenks ist die Kniescheibe. Diese kann durch verschiedene Erkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Als Kniescheibe (Patella) bezeichnet man einen dreieckigen, flachen Knochen, der die Form einer Scheibe aufweist und vor dem Kniegelenk zu finden ist. Zu den Aufgaben der Kniescheibe gehört der Schutz des Kniegelenks. Außerdem sorgt sie dafür, dass die Kraftentwicklung des Quadrizeps vervielfacht wird.
Erkrankungen der Kniescheibe
An der Kniescheibe können unterschiedliche Erkrankungen auftreten. Dazu gehören zum Beispiel:
Patellaluxation
Bei einer Patellaluxation handelt es sich um das Ausspringen der Kniescheibe aus der vorgegebenen Oberschenkelbahn. Das heißt, dass sie aus ihrer Gleitbahn herausspringt.
Dabei werden die Kapselbänder zerrissen. Als Risikofaktoren für eine Patellaluxation gelten
- ein lockerer Bandapparat
- X-Beine sowie
- das Hochstehen der Kniescheibe.
Behandlung
Ist die Kniescheibe einmal aus der Bahn gesprungen, kann dies immer wieder passieren. Aus diesem Grund wird im Rahmen einer medizinischen Behandlung die Krafteinleitung verbessert. Zu diesem Zweck erfolgen krankengymnastische Übungen an den inneren Kniestreckern, die dazu dienen, die Kniescheibe wieder in ihre ursprüngliche Lage zurückzuversetzen.
Als unterstützende Maßnahme kann auch das Anlegen einer Kniebandage erfolgen. Kommt es jedoch immer wieder zu einer Patellaluxation, ist meist eine Operation erforderlich.
Chondropathia patellae
Die Chondropathia patellae tritt häufig bei Kindern und Jugendlichen auf. Trotz der Schmerzen, zu denen es dabei kommt, gilt sie als harmlose Überbelastung der Patella.
Typischerweise zeigen sich die Schmerzen hinter der Kniescheibe. Sie treten vor allem dann auf, wenn die betroffene Person in die Hocke geht oder Treppen steigt. Bei den meisten Patienten verschwindet die Chondropathia patellae im Alter von 25 bis 30 Jahren von selbst wieder.
Patellaspitzensyndrom
Als Patellaspitzensyndrom bezeichnet man eine chronische und degenerative Überbelastung des Kniescheibenapparates, die an der Patellaspitze auftritt.
Diese schmerzhafte Erkrankung zeigt sich vor allem bei Sportlern. So kommt es bei sportlichen Aktivitäten zu einer erheblichen Überbelastung der Kniescheibensehne (Ligamentum patellae). Durch die Überlastung besteht die Gefahr, dass sich am Sehnenansatz der Patella eine Entzündung bildet.
Behandlung
Die Behandlung eines Patellaspitzensyndroms besteht vor allem aus der Schonung des Knies. Falls erforderlich, können auch entzündungshemmende Mittel verabreicht werden.
Retropatellararthrose
Zu den häufigsten Kniescheibenerkrankungen gehört die Retropatellararthrose. Verursacht wird die chronische Arthrose der Kniescheibe durch
- O-Beine
- X-Beine
- Fehlanlagen der Patella
- eine Patellalateralisation oder
- eine schlechte Qualität der Knorpel.
Behandlung
Im Rahmen der Akuttherapie kommen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Bei größeren Beschwerden kann mitunter auch eine Kortisoninjektion in die Kniescheibe erfolgen.
Auf längere Sicht hin kann das Einspritzen von Hyaluronsäure die Beschwerden lindern und den weiteren Knorpelabbau verlangsamen. So genannte Chondroprotektiva, Knorpelschutzmittel, können oral eingenommen werden.
Bei einer zu starken Schädigung des Knorpels oder keiner Besserung durch konservative Maßnahmen kann auch ein operativer Eingriff notwendig werden. Im Rahmen der Abrasionschondroplastik wird die obere Knochenschicht abgeschabt, sodass eine Einblutung entsteht. Diese wiederum regt die Selbstheilungskräfte an.
Patellalateralisation
Von einer Patellalateralisation ist die Rede, wenn die Kniescheibe innerhalb der Oberschenkelgleitrinne zu weit nach außen verläuft. Dadurch kommt es in der Patella zu einer asymmetrischen Belastung, die wiederum eine erhebliche Belastung der Außenseite zur Folge hat.
Verursacht wird eine Patellalateralisation durch Fehlanlagen des Gleitlagers oder der Patella. Dabei zeigt sich außerdem eine Schwächung der vorderen inneren Oberschenkelmuskulatur.
Behandlung
Die Patellalateralisation wird in der Regel erst dann behandelt, wenn es zu Beschwerden und dadurch zu Einschränkungen im Alltag kommt. Möglich sind beispielsweise ein instabiles Gefühl in der Kniescheibe sowie Knieschmerzen.
Die Therapie beginnt konservativ im Rahmen der Physiotherapie, bei der Kräftigungs- und Dehnungsübungen im Vordergrund stehen. Kniebandagen und Tapes sowie die Gabe von entzündungshemmenden Mitteln können unterstützend wirken.
Helfen diese Maßnahmen nicht, erfolgt ein chirurgischer Eingriff. Zu den möglichen Maßnahmen zählen
- eine Spaltung der lateralen Kniegelenkskapselanteile
- eine Raffung der medialen Kniegelenkskapselanteile
- eine knöcherne Verletzung des Kniescheibenbandes und und Versetzung des Ansatzes in die mediale Richtung
- eine Plastik des medialen Seitenbanden
Patella bipartia
Unter einer Patella bipartia versteht man einen zusätzlichen Knochen, der im äußeren Oberteil der Kniescheibe vorkommt. Der Zusatzknochen selbst hat keinen Krankheitswert. Allerdings erhöht sich durch ihn die Gefahr, dass hinter der Kniescheibe ein zu früher Abrieb des Knorpels eintritt.
Eine medizinische Behandlung ist zumeist nicht notwendig. Nur in wenigen Fällen wird die Patella bipartia operativ entfernt.
Morbus Osgood-Schlatter
Bei Morbus Osgood-Schlatter kommt es am Kniescheibensehnenansatz in Richtung Unterschenkel zu einer Verknöcherungsstörung. Besonders betroffen von dieser Kniescheibenerkrankung sind Jungen zwischen 10 und 16 Jahren.
Der Ansatz der Patellasehne ist gereizt, wodurch es zu Schmerzen kommt. Im Verlauf der Krankheit kann es zum Herauslösen von kleinen Knochenstücken aus dem Schienbein kommen, welche irgendwann absterben.
Ein ungleiches Kraftverhältnis zwischen vorderem Oberschenkelmuskel und dem Ansatz der Patellasehne gilt als Ursache der Erkrankung. Durch eine übermäßige Belastung, bsonders durch Sportarten, die sich durch schnelle Läufe sowie Sprünge auszeichnen, kommt es zu Reizungen und weiteren Schäden.
Begünstigt wird Morbus Osgood-Schlatter durch Übergewicht. Als weitere mögliche Ursachen werden hormonelle Veränderungen während der Pubertät sowie Durchblutungsstörungen in der Patellasehne diskutiert.
Behandlung
Im Rahmen der Behandlung muss das betroffene Knie konsequent geschont werden. Mitunter kann auch der Einsatz einer Salbe sinnvoll sein.
Lediglich bei starken Beschwerden muss eine Operation durchgeführt werden. Diese kann jedoch erst dann erfolgen, wenn der Wachstumsprozess abgeschlossen ist, da sonst das Risiko von Wachstumsstörungen besteht.
Morbus Sinding-Larsen-Johansson
Eine weitere Kniescheibenerkrankung, die sich bei Jungen zwischen 10 und 16 Jahren zeigt, bezeichnet man als Morbus Sinding-Larsen-Johansson oder Larsen-Johansson-Krankheit.
Bei dieser seltenen Erkrankung handelt es sich um eine Durchblutungsstörung, die an der unteren Patella auftritt und vor allem jugendliche Sportler betrifft. Die Behandlung nimmt zumeist 3 bis 12 Monate in Anspruch.
Behandlung
Zu den symptomorientierten Therapiemaßnahmen gehören
- das Schonen und Kühlen der Kniescheibe
- Krankengymnastik sowie
- die Einnahme von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Medikamenten.
Die Prognose gilt als positiv.
Bursitis präpatellaris
Bei einer Bursitis präpatellaris kommt es zu einer Entzündung der Bursa präpatellaris, einem Schleimbeutel, der sich unmittelbar vor der Kniescheibe befindet. Hervorgerufen wird die Entzündung zumeist durch Prellungen oder geringfügige Hautverletzungen.
Während der Entzündung kommt es zur Füllung des Schleimbeutels mit einem Erguss. Außerdem lässt er sich als weiche Struktur ertasten.
Behandlung
Bei einer Bursitis präpatellaris besteht das Risiko, dass eine Infektion des Knies oder eine Sepsis (Blutvergiftung) auftritt. Bei starken Infektionen ist eine operative Entfernung der Bursa präpatellaris erforderlich.
Im Rahmen der konservativen Therapie kommen Kompressionsverbände zum Einsatz; zudem sollte das Kniegelenk ruhiggestellt werden.
- Kühlende Umschläge
- Antiseptika
- entzündungshemmende Mittel sowie
- Ultraschallbehandlungen
können ebenfalls lindernd sein.
Plica-Syndrom
Im Falle eines Plica-Syndroms treten Druckschmerzen am Innenrand der Kniescheibe auf, die von der Plica mediopatellaris ausgehen. Dabei handelt es sich um eine Schleimhautfalte zwischen der Kniescheibe und dem inneren Oberschenkel. Wird die Falte fest, führt dies mitunter zu schmerzhaften Beschwerden.
Die Behandlung des Plica-Syndroms besteht aus einer Physiotherapie, der Anwendung von Salbe und Schonung. Nur bei wenigen Patienten muss die Plica operativ entfernt oder durchtrennt werden, was zumeist im Rahmen einer Kniespiegelung erfolgt.
Symptome bei Kniescheibenerkrankungen
Kniescheibenerkrankungen gehen zumeist mit bestimmten Beschwerden einher. Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Schmerzen am Knie, die sich beim Treppensteigen, Bergabgehen oder Sitzen zeigen. Ebenfalls möglich sind
- Druckschmerzen am Knochen
- Funktionseinschränkungen
- Überwärmung,
- seitliche Fehlstellungen
- Gelenksteifigkeit am Morgen sowie
- knacksende oder springende Geräusche an der Patella.
Behandlungsmöglichkeiten
Behandeln lassen sich Erkrankungen der Kniescheibe auf unterschiedliche Weise.
Physiotherapeutische Behandlung
So kommen häufig physiotherapeutische Maßnahmen zur Anwendung. Sie dienen dazu, die Schmerzen zu bekämpfen und die Funktionen der Patella zu fördern. Zu den gängigsten physiotherapeutischen Behandlungen zählen
- Krankengymnastik
- Massagen
- eine manuelle Therapie
- die Elektrotherapie
- die Lymphdrainage
- die Klimatherapie
- die Phototherapie
- Kälte- und Wärmeanwendungen
- die Ergotherapie
- die Balneotherapie
- die Ultraschalltherapie sowie
- die medizinische Trainingstherapie.
Medikamentöse Behandlung
Aber auch eine medikamentöse Behandlung ist bei Kniescheibenproblemen oft unverzichtbar. Dabei verabreicht man dem Patienten zumeist nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Diese haben die Eigenschaft, nicht nur die Schmerzen zu lindern, sondern auch Entzündungen zu bekämpfen.
Ebenfalls von Bedeutung ist das Injizieren des Immunproteins Orthokin in das betroffene Kniegelenk. Dadurch lassen sich schädliche Immunstoffe verdrängen und das Gleichgewicht der Immunstoffe im Organismus wiederherstellen, wodurch Knorpelschäden Einhalt geboten wird.
Operative Behandlung
In manchen Fällen sind auch operative Maßnahmen zur Behandlung einer Kniescheibenerkrankung notwendig. Dazu gehören zum Beispiel
- eine Retinaculumspaltung
- das Versetzen des Kniescheibenansatzes
- eine Glättung der Knorpel sowie
- eine Knorpeltransplantation.