Knochenbrüche - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Als Knochenbrüche oder Knochenfrakturen bezeichnet man das Brechen eines oder mehrerer Knochen in zwei oder mehrere Fragmente (Bruchstücke). Ausgelöst werden sie hauptsächlich durch Unfälle oder Gewalteinwirkung.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: S02 - S92 T02 T08 T10
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Mehr als zweihundert verschiedene Knochen bilden das menschliche Skelett. Wenn diese Knochen zu stark belastet werden, besteht die Gefahr eines Knochenbruches. An bestimmten Stellen wie beispielsweise dem Oberarm, existieren sogar so genannte "Sollbruch-Stellen". An solchen Stellen kommt es daher besonders häufig bei Unfällen zu Knochenbrüchen.

Als Knochenbrüche bezeichnet man dabei eine teilweise oder völlige Fraktur von einem oder von mehreren Knochen. Knochenbrüche können sowohl durch äußere Einwirkung von Gewalt als auch durch im Knochen entstandene Krankheiten (Spontanfrakturen) ausgelöst werden.

Während es bei unkomplizierten Brüchen nicht zu Beeinträchtigungen der Haut kommt, können jedoch bei komplizierten Brüchen durchaus Verletzungen von Haut- und Weichteilen eintreten.

Zusammensetzung der Knochen

Die Knochen des Menschen bestehen aus elastischen, bindegewebigen und mineralischen Anteilen. Zudem werden die Knochen von Nerven und Blutgefäßen durchzogen.

Dabei verändert sich die Zusammensetzung der Knochen mit dem Alter der Menschen. So überwiegen bei Kindern vor allem die elastischen Anteile des Knochens.

Das bedeutet, dass sich bei Kindern die Knochen eher verbiegen als splittern, was man Grünholzbruch nennt. Bei erwachsenen Menschen sind die verschiedenen Anteile der Knochen ausgewogen.

Im Alter hingegen kommt es zur Abnahme der bindegewebigen und elastischen Anteile. Dadurch werden die Knochen spröder und splittern leichter. Auch Krankheiten wie Osteoporose (Knochenschwund) erhöhen das Risiko von Knochenbrüchen, da der mineralische Anteil des Knochens dabei reduziert wird, was schon bei kleineren Verletzungen zu Knochenbrüchen führen kann.

Häufig betroffene Körperstellen

Am häufigsten sind die Unterschenkel und die Rippen von Knochenfrakturen betroffen. Auch Hüftfrakturen treten oftmals auf.

Besonders gefährlich sind Brüche im Wirbelsäulen- und Schädelbereich. Gerade bei Schädelknochenbrüchen kann das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen werden. Wirbelsäulenbrüche sind deshalb so gefährlich, weil bei ihnen die aus dem Rückenmark austretenden Nerven schwer geschädigt werden können, was Querschnittslähmungen zur Folge haben kann.

Generell wird bei Knochenbrüchen zwischen unterschiedlichen Kriterien differenziert, wie:

  • Lokalisation
  • dem Ausmaß der Fehlstellung
  • der Anzahl der Bruchstücke
  • begleitenden Weichteilverletzungen (geschlossener oder offener Bruch)

Fraktur-Arten

Unterschiedliche Frakturarten im Überblick

Auf den folgenden Seiten gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Fraktur-Arten ein.

Ursachen

Hauptursache für Knochenbrüche ist vor allen Einwirkung durch äußere Gewalt. Dies kann bei Unfällen im Haushalt, beim Sport oder im Verkehr vorkommen. Aber auch bei Gewaltakten wie Tritten, Stößen oder Schlägen kann es zu Knochenbrüchen kommen.

Ermüdungsbruch

Ein weiterer Grund ist sportliche Überbelastung, die zu einem so genannten Ermüdungsbruch führt. Dabei reicht die Kraft nicht aus, um den Knochen sofort zu brechen. Stattdessen kommt es zu einem schleichenden Prozess, der zu einem Dauerbruch führt.

Erkrankungen

Zudem können Knochenbrüche auch durch Krankheiten wie Knochenschwund (Osteoporose), Osteomalazie oder bei Knochentumoren entstehen.

Verlauf

In der Regel verlaufen Knochenbrüche positiv und die entstandenen Frakturen heilen gut und komplikationslos ab. Selten kann es vorkommen, dass ein Bruch im Gips abrutscht, sodass eine erneute Einrichtung oder eine Operation erforderlich werden.

Pseudoarthrose und Infektion

Im manchen Fällen kann sich auch eine Pseudoarthrose bilden, wenn der Knochen nicht richtig heilt, was bei Beschwerden eine Operation notwendig macht.

Sehr selten treten bei offenenen Brüchen Infektionen der Knochen auf, wodurch aufwendige Behandlungen mit Spülungen durchgeführt werden müssen.

Symptome

Um sich ein Bein zu brechen, muss man sich nicht unbedingt in extreme Gefahrensituationen begeben. Zwar ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass man sich einen (oder mehrere) Knochen bricht, wenn man zum Beispiel mit dem Mountainbike an einem rasanten Downhill-Wettbewerb teilnimmt - man kann sich aber auch schon bei simplen Tätigkeiten im Haushalt verletzen.

Nun ist bei (gut organisierten) sportlichen Events wie einem Downhill-Wettbewerb natürlich immer medizinisches Personal zugegen, welches im Notfall sofort handeln kann. In den eigenen vier Wänden, bei Gartenarbeiten oder bei Fahrradtouren mit der Familie ist man hingegen erst einmal auf sich selbst gestellt.

Das bedeutet auch, dass man zunächst einmal selbst eine "Diagnose" stellen muss. Nun kann es sich bei einer Verletzung nach einem Sturz, nach dem Umknicken oder Stolpern natürlich auch um

handeln, doch eben auch um einen Knochenbruch.

Offener oder geschlossener Bruch

Um richtig handeln zu können, sollte man daher wissen, welche Symptome auf einen Knochenbruch hinweisen können. Zunächst einmal wird zwischen offenen und geschlossenen Knochenbrüchen unterschieden.

  • Bei einem geschlossenen Bruch ist die Haut unversehrt.
  • Bei einem offenen Bruch sind Verletzungen der Haut zu sehen.

Es kann sich auch schon um einen offenen Bruch handeln, wenn die Verletzung der Haut nur sehr klein ist und kaum Blut austritt.

Zu den typischen Symptomen bei Knochenbrüchen gehören zudem:

  • starke Schmerzen
  • Fragmente, die aus der Wunde ragen
  • ein Knirschen an der gebrochenen Stelle (Krepitation)
  • Achsenfehlstellungen
  • die Möglichkeit, den Knochen in abnorme Richtungen zu bewegen (der Knochen sollte allerdings möglichst nicht bewegt werden)
  • schlechte Beweglichkeit
  • Blutergüsse (Hämatome)
  • Schwellungen

Diagnose

Um einen Knochenbruch zu diagnostizieren, wird in der Regel eine Röntgenbildaufnahme angefertigt. Mit einer solchen Aufnahme können die Anzahl der Fragmente sowie die Stellung des Knochens erkannt werden.

Außerdem kann auf dem Röntgenbild festgestellt werden, ob ein Bruch verschoben ist oder ob zudem ein Gelenk in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ein unverschobener Bruch kann jedoch nicht immer mit einer Röntgenaufnahme erkannt werden.

Erste Hilfe bei Knochenbrüchen

Kommt es zu einem Knochenbruch, muss immer ein Arzt konsultiert werden. Entweder wird ein Notarzt informiert oder man fährt den Verletzten sofort in ein Krankenhaus. Bevor sich jedoch ein Arzt die Verletzung ansehen kann, muss eine Erstversorgung stattfinden.

Bei offenen Brüchen ist es besonders wichtig, dass die Blutung gestillt wird, um den Blutverlust so gering wie möglich zu halten. Außerdem sollte die Wunde keimfrei gehalten werden, damit keine Bakterien in die Wunde eindringen können. Dazu kann man sie mit sterilen Tüchern aus dem Verbandskasten abdecken.

Bei der Erstversorgung ist es wichtig, dass die Bruchstelle nicht bewegt wird. Das gilt auch für geschlossene Brüche. Der betroffene Knochen kann aber mit einem Tuch fixiert werden oder er kann ruhig gelagert werden.

Zur Schmerzlinderung können geschlossene Brüche mit nassen, kalten Tüchern abgedeckt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass kein Druck auf die Bruchstelle ausgeübt wird.

Mit dem Schock richtig umgehen

Da ein Bruch häufig mit enormen Schmerzen verbunden ist und es nach Unfällen oft zu Schockzuständen kommt, sollte auch der Blutdruck des Verletzten kontrolliert werden. Auch Blässe oder Verwirrtheit können auf einen Schock hindeuten.

Um eine Bewusstlosigkeit des Verletzten zu verhindern, sollte dieser in eine Schocklage gebracht werden. Dazu legt man den Verletzten flach auf den Rücken und bringt die Beine in eine erhöhte Position. Die Beine sollten allerdings nicht höher als 40 bis 50 Zentimeter liegen.

Nichts mehr essen oder trinken

Des Weiteren sollte man daran denken, dass eine sofortige Operation unter Narkose notwendig sein könnte. Deshalb sollte der Verletzte nichts mehr essen oder trinken.

Zu guter Letzt ist es wichtig, ruhig und besonnen vorzugehen. Das kann allerdings nur dann gelingen, wenn man genau weiß, was in einer solchen Situation zu tun ist. Deshalb ist es ratsam, regelmäßig sein Wissen über Erste-Hilfe-Maßnahmen aufzufrischen.

Behandlung

Zu den drei Hauptprinzipien bei der Behandlung von Knochenbrüchen gehören:

  1. die Reposition (Einrichtung)
  2. die Immobilisation (Ruhigstellung)
  3. die Kompression (Druck auf die Bruchstelle)

Oftmals genügt eine konservative Therapie zur Behandlung einer Fraktur. Anstelle der klassischen Gipsverbände werden dabei in den letzten Jahren immer häufiger die leichteren Kunststoffverbände angewendet.

Operation

In manchen Fällen ist aber eine Operation erforderlich, zum Beispiel wenn eine Verschiebung des Bruches ohne Einrichtung droht oder es sich um einen offenen Bruch handelt. Bei einer Operation werden die Knochenteile, die sich bei der Fraktur verschoben haben, wieder in die richtige Position gebracht, was mit manuellem Druck oder Zug bewerkstelligt wird.

Dann werden die Knochen mit Hilfe von Metallplatten, Schrauben, Drähten oder Nägeln bis zur erfolgreichen Heilung des Knochens fixiert.

Rehabilitation

Anschließend wird eine Rehabilitation durchgeführt, damit die Funktion der Muskulatur aufrechterhalten wird.

Vorbeugung

Spezielle Vorsorgemaßnahmen gegen Knochenbrüche gibt es nicht. Sportler, Rad- oder Motorradfahrer können sich aber durch das Tragen von Helmen vor Schädelfrakturen schützen. Skisportler sollten auf eine fachgerechte Wintersportausrüstung achten.