Ermüdungsbruch (Stressfraktur) - Wie kommt es dazu und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Als Ermüdungsbruch oder auch Stressfraktur bezeichnet man einen Knochenbruch, der durch eine lang anhaltende Überbelastung des Knochens verursacht wird. Betroffen von dieser Fraktur sind vor allem Leistungssportler. Zu einem spontanen Bruch kommt es dabei nicht. Vielmehr entwickelt sich die Fraktur über einen längeren Zeitraum hinweg. Lesen Sie über mögliche Ursachen eines Ermüdungsbruchs und informieren Sie sich über Behandlungsmaßnahmen.
Definition - Was ist ein Ermüdungsbruch?
Ermüdungsbrüche (Ermüdungsfrakturen) sind Brüche, die sich erst über einen längeren Zeitraum bilden. Sie entstehen, wenn der Knochen durch eine Kraft, die allerdings nicht stark genug ist, um diesen brechen zu lassen, dauerhaft überbelastet wird.
Unterschieden wird dabei zwischen:
- Stressfrakturen
- Insuffizienzfrakturen
Stressfrakturen entstehen bei andauernder Überbelastung eines gesunden Knochens. Insuffizienzfrakturen hingegen werden durch eine Überlastung von bereits erkrankten Knochen verursacht.
Ermüdungsbrüche können sowohl spontan auftreten als auch durch vorhergehende Beschwerden wie zum Beispiel unbestimmte Schmerzen oder Schwellungen angekündigt werden. Die meisten Stressfrakturen kommen bei Lauf- oder Leistungssportlern vor.
Dagegen entstehen Insuffizienzfrakturen durch erkrankte Knochen. So wird der Ermüdungsbruch durch Grundkrankheiten wie rheumatoide Arthritis oder Osteoporose (Knochenschwund) hervorgerufen.
Betroffene Knochen - Wo treten Ermüdungsbrüche auf?
Betroffen von Ermüdungsfrakturen sind vor allem die Knochen der Gliedmaßen, besonders Füße und Beine. Auch die Knochen des Beckengürtels sind anfällig für Ermüdungsbrüche. Rippen und Wirbelknochen sind hingegen nur selten betroffen.
Unterschied zwischen Ermüdungsbruch und normalem Knochenbruch
Der Unterschied zwischen einer Ermüdungsfraktur und einem so genannten normalen Bruch ist, dass die Belastungskraft auf den Knochen nicht ausreichend ist, um ihn sofort zu brechen. Das Knochengewebe wird erst über einen gewissen Zeitraum hin verändert. Dabei entstehen Risse und Spalten.
Als Folge dieses länger andauernden Prozesses bricht der Knochen letztendlich, weswegen ein Ermüdungsbruch auch als Dauerbruch bezeichnet wird.
Arten von Ermüdungsbrüchen
Dabei gibt es verschiedene Arten von Ermüdungsbrüchen, bei der es auf die Stelle, an der die Fraktur auftritt, ankommt.
- bei der Marschfraktur ist der Beinknochen betroffen
- bei der so genannten Jones-Fraktur, die häufig bei Sportlern anzutreffen ist, ist der Fuß betroffen
- bei der Schipperkrankheit sind die Hals- oder Brustwirbel betroffen
- bei der Hustenfraktur werden die Wirbel oder die Rippen durch dauerhaften Husten geschädigt
Ermüdungsbrüche sind recht häufig bei den Frakturen vertreten. Rund zwanzig Prozent aller Verletzungen in der Sportmedizin sind auf Stressfrakturen zurückzuführen. Dabei entstehen siebzig Prozent dieser Frakturen durch eine andauernde Überbelastung von gesunden Knochen, was vor allem bei Leistungs- und Laufsportarten der Fall ist.
Ursachen - Wie kommt es zum Ermüdungsbruch?
Ermüdungsbrüche entstehen immer dann, wenn die Toleranzgrenze des Knochens durch dauerhafte Überbelastung überschritten wird. Durch die ständige Überbelastung bilden sich im Laufe der Zeit feine Risse und Frakturen im Knochen.
Normalerweise werden Mikrofrakturen durch eine vermehrte Bildung von Knochensubstanz durch den Körper wieder ausgeglichen. Besteht die Überbelastung jedoch dauerhaft, überfordert dies den Knochen, wodurch es schließlich zu seiner Fraktur kommt.
Ermüdungsbrüche durch Leistungssport
Besonders betroffen von Ermüdungsfrakturen sind Laufsportler, bei denen sich der Bruch während des Wettkampftrainings bildet. Häufig in Mitleidenschaft gezogen werden hierbei der Vorder- und der Mittelfußknochen. Auch bei anderen Leistungssportlern wie Fußballspielern, Handballern oder Tanzsportlern sind häufig Stressfrakturen zu verzeichnen.
Ermüdungsbrüche durch bestimmte Grunderkrankungen
Vielfach treten sie auch als Anbrüche oder Haarrisse auf, sodass es nicht immer zu einem kompletten Bruch des Knochens kommt. In manchen Fällen kann auch dauerhaftes, schweres Husten zu Stressfrakturen der Rippen oder der Wirbelkörper führen.
Insuffizienzsfrakturen werden hingegen meist durch Grunderkrankungen ausgelöst, durch die die Knochen nicht mehr voll belastbar sind. Dazu gehören unter anderem:
- Knochenschwund (Osteoporose)
- Rachitis
- Erkrankungen des Skelettsystems wie Morbus Paget
- rheumatoide Arthritis
Risikofaktoren für eine Stressfraktur
Als Risikofaktoren für eine Stressfraktur gelten
- lange Laufstrecken
- geringe Muskelmasse
- schmale Schienbeinknochen
- die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Kortikoiden oder
- Diäten.
Gründe für eine Insuffizienzfraktur sind verschiedene Krankheiten, von denen die Knochen angegriffen werden, was dazu führt, dass diese nicht mehr normal belastet werden können. Zu diesen Erkrankungen gehören vor allem
- Osteoporose
- Rachitis
- Morbus Paget und
- rheumatoide Arthritis.
Verlauf des Ermüdungsbruchs
Ermüdungsbrüche sollten nicht unterschätzt und stets von einem Arzt behandelt werden. Beginnt man rasch mit einer fachgerechten Therapie, ist der Verlauf meist positiv und die Ermüdungsfraktur heilt mit der Zeit völlig ab.
Allerdings kann es bis zu einem halben Jahr dauern, bis die betroffene Stelle wieder voll belastet werden kann. Keinesfalls sollte man zu früh wieder mit dem Training beginnen, da sonst schwerwiegende Schäden entstehen können.
Symptome - Wie macht sich ein Ermüdungsbruch bemerkbar?
In der Regel treten die Symptome einer Ermüdungsfraktur nur sehr langsam auf. Zu Beginn sind die Schmerzen im Bereich des geschädigten Knochens nur geringfügig.
Sie treten vor allem bei Belastung der betroffenen Stelle auf. Während einer Ruhephase lassen sie dann wieder nach.
An der problematischen Stelle können zudem
- Rötungen
- Erwärmungen sowie
- Schwellungen
entstehen. Ein großer Funktionsverlust des Knochens, wie bei einer üblichen Verletzung, entsteht bei einem Ermüdungsbruch nur höchst selten. Stattdessen verringert sich die Belastbarkeit nach und nach. Schließlich bleiben die Schmerzen dauerhaft.
Diagnose - Einen Ermüdungsbruch erkennen
Um einen Ermüdungsbruch zu diagnostizieren, kommen in der Regel bildgebene Untersuchungsmethoden wie
- Röntgenaufnahmen,
- Magnetresonanztomographien (MRT),
- Computertomographien (CT) oder
- Skelettzintigraphien
zum Einsatz.
Am besten können dabei die Abnahme des Knochengewebes oder die Bildung von feinen Haarrissen mit Hilfe einer Skelettzintigraphie oder einer Magnetresonanztomographie erkennbar gemacht werden. Häufig werden Ermüdungsbrüche jedoch verhältnismäßig spät festgestellt, da die Symptome oftmals für Rheuma-Erkrankungen gehalten werden.
Behandlung - Was tun bei einem Ermüdungsbruch?
Die Therapie, die bei einer Ermüdungsfraktur angewendet wird, hängt davon ab, welche Stelle betroffen ist und wie groß das Ausmaß des Bruches ist.
Anfangsstadium
Erkennt man den Ermüdungsbruch bereits im Anfangsstadium, ist eine zeitweise Pause der sportlichen Aktivitäten ausreichend. Auf diese Weise kann sich der betroffene Knochen wieder von selbst regenerieren. Hilfreich ist dabei auch eine krankengymnastische Therapie.
Akuter Bruch
Im Falle eines bestehenden Bruches oder bei einer Insuffizienzfraktur wird der gebrochene Knochen mit einem Gips ausgestattet. Auf diese Weise wird der Knochen entlastet und ruhig gestellt.
In der Regel nimmt die Ruhephase ungefähr 2 bis 4 Wochen in Anspruch. Zur Unterstützung können auch physiotherapeutische Übungen durchgeführt werden. Gegen die begleitenden Schmerzen werden Schmerzmittel (Analgetika) verabreicht.
Schwerwiegender Bruch
Handelt es sich dagegen um schwerwiegende Ermüdungsbrüche, können auch operative Maßnahmen zur Anwendung kommen. Dazu gehören:
- eine Verschraubung mit Titanschrauben
- eine Spongiosaplastik, bei der gesundes Knochengewebe aus dem Beckenkamm in die Bruchstelle eingebracht wird
- eine Markraumnagelung
Vorbeugung eines Ermüdungsbruchs
Die beste Vorbeugemaßnahme gegen eine Ermüdungsfraktur ist, darauf zu achten, dass der Bewegungsapparat nicht dauerhaft belastet wird. Um Stressfrakturen vorzubeugen, sollten Sportler auf ein individuell abgestimmtes Trainingsprogramm und eine schonende Ausrüstung, wie stoßdämpfende Laufschuhe, achten.
Unser Artikel zu Frakturen geht allgemein auf Knochenbrüche ein. Lesen Sie dort mehr zum Thema.
FrakturenFraktur-Arten
Auf den folgenden Seiten gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Fraktur-Arten ein.