Knochen-Haarriss (Fissur) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Haarriss oder Fissur bezeichnet man einen Spaltbruch des Knochens. Dabei liegt keine vollständige Unterbrechung des Knochens vor.

Von Jens Hirseland

Von einem Haarriss oder einer Fissur ist die Rede, wenn es zu einem Spaltbruch des Knochens kommt. Im Unterschied zu herkömmlichen Frakturen ist der Knochen dabei nicht vollständig unterbrochen. Auch eine Verschiebung der Bruchenden (Diskolation) bleibt aus.

Merkmale und Auftreten

Ein Haarriss des Knochens oder eine Knochenfissur wird als auch als Ermüdungsbruch oder Stressfraktur bezeichnet. Besonders betroffen von dieser Bruchart sind der Mittelfußknochen, das Schienbein und das Wadenbein. Aber auch an den Rippen oder den Halswirbeln können Knochenfissuren auftreten.

Mögliche Fissur im Schienbeinknochen
Mögliche Fissur im Schienbeinknochen

Im Unterschied zu gewöhnlichen Knochenbrüchen entstehen Ermüdungsfrakturen nicht durch eine einmalige, heftige Gewalteinwirkung, sondern durch regelmäßige starke Belastungen des Knochens. So führen die permanenten Belastungen dazu, dass der Knochen im Laufe der Zeit immer brüchiger wird. Infolgedessen kommt es in seiner Struktur zur Entstehung von kleinen Rissen, die auch Mikrofrakturen genannt werden.

In der Medizin unterscheidet man bei einem Ermüdungsbruch zwischen einer Stressfraktur und einer Insuffizienzfraktur. Während bei der Stressfraktur ein gesunder Knochen durch fortwährende Belastungen geschädigt wird, liegen bei einer Insuffizienzfraktur bereits krankheitsbedingte Vorschädigungen des Knochens vor. Besonders betroffen von Knochenfissuren sind Sportler und bestimmte Berufsgruppen.

Ursachen

Verursacht wird ein Haarriss durch die ständige Überlastung des betroffenen Knochens. Zwar sind die Kräfte, die dabei auf den Knochen einwirken, nicht stark genug, um seinen Bruch herbeizuführen, doch kommt es infolge der Belastungen zu einer Veränderung des Knochengewebes, was wiederum zur Entstehung von kleinsten Rissen und Spalten in der Knochenmasse führt.

Als Gegenmaßnahme stellt der Organismus mehr Knochensubstanz her, die jedoch durch die anhaltenden Belastungen rasch wieder abgebaut wird. Dieser permanente Wechsel aus Aufbau und Abbau hat zur Folge, dass der Knochen immer brüchiger wird, bis er schließlich bricht.

Begünstigt wird ein Ermüdungsbruch durch unzureichende Muskelmasse, dünne Knochen oder Fußfehlstellungen.

Symptome

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Knochenbruch macht sich ein Haarriss nicht sofort durch Schmerzen bemerkbar. So verspüren die Patienten zunächst nur leichte Druckschmerzen, wenn sie die betroffene Körperstelle belasten.

Mit dem Ausmaß der Belastungen verstärken sich auch die Schmerzen. Darüber hinaus entsteht eine Schwellung, die nicht wieder zurückgeht. Im Ruhezustand sind dagegen keine Beschwerden zu verspüren. Da die Patienten bei ihren Beschwerden nicht an einen Knochenbruch denken, gehen sie oftmals nicht rechtzeitig zum Arzt.

Verschiedene Diagnostikmethoden

  • Brünette Ärztin mit Brille und Stethoskop analysiert ein Röntgenbild in ihren Händen

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  • Seitenansicht eines Magnetresonanztomographen in einem Krankenhaus

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  • CT-Gerät zur Computertomographie

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  • Arztpraxis: Ultraschall der Schulter, Sonographie

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Diagnose

Eine Knochenfissur oder einen Ermüdungsbruch zu diagnostizieren, ist nicht immer leicht, denn auf dem Röntgenbild lässt sich die Fraktur nicht gleich erkennen. Aus diesem Grund sind weitere bildgebende Untersuchungen wie eine Computertomographie (CT), eine Kernspintomographie (MRT) oder eine Szintigraphie erforderlich, um dem Haarriss auf die Spur zu kommen.

So lassen sich mit diesen Untersuchungsmethoden selbst kleine Risse im Knochen feststellen. Ein Problem ist allerdings, dass ein Ermüdungsbruch in den meisten Fällen erst spät diagnostiziert wird.

Behandlung

Die Behandlung einer Knochenfissur oder eines Ermüdungsbruchs erfolgt zumeist konservativ. So wird der betroffene Knochen für einige Wochen mit einem straffen Verband, einer Schiene oder einem Gips ruhiggestellt. Die Schonung der betroffenen Stelle dauert in der Regel fünf bis sechs Wochen; bei einer schwereren Fraktur jedoch kann die Heilungszeit auch bis zu 15 Wochen andauern. Es gilt, Bewegungen einzuschränken und Belastungen zu reduzieren.

Im Falle eines komplizierten Bruches kann auch eine Operation notwendig sein, bei der man unter Umständen Metallplatten oder Schrauben einsetzt. Letztlich hängt die Behandlung von dem Ausmaß der Stressfraktur ab. Gegen die Schmerzen erhält der Patient schmerzstillende Medikamente.

Unser Artikel zu Frakturen geht allgemein auf Knochenbrüche ein. Lesen Sie dort mehr zum Thema.

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Unterschiedliche Frakturarten im Überblick

Auf den folgenden Seiten gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Fraktur-Arten ein.