Frühsommer-Meningoenzephalitis - Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis stellt eine durch das FSME-Virus übertragene Erkrankung dar. Sie wird bei uns nur durch infizierte Zecken übertragen. Wie die Erkrankung verläuft, ist individuell verschieden. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis äußert sich durch Symptome, die einem grippalen Infekt ähneln; im weiteren Verlauf (zweite Phase) kann es zu Entzündungen im Bereich des Hirns kommen. Die Diagnosestellung erfolgt nach einigen Untersuchungen. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung der Frühsommer-Meningoenzephalitis.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis handelt es sich um eine Viruserkrankung, die durch das FSME-Virus ausgelöst wird. In den meisten Fällen treten keine Krankheitsanzeichen auf. Übertragen wird die FSME durch den Biss einer infizierten Zecke; auch durch den Verzehr von Rohmilch, welche von infizierten Tieren stammt, ist es möglich, sich anzustecken.

Zecken werden ab Temperaturen von etwa 10 Grad aktiv - in unseren Breitengraden also in der Regel zwischen März und Oktober.

FSME-Risikogebiete

Gebiete, in denen ein erhöhtes FSME-Erkrankungsrisiko besteht, gibt es sowohl innerhalb Deutschlands als auch im europäischen Ausland. Bei Reisen in diese Gebiete wird zu einer FSME-Impfung geraten.

Risikogebiete in Deutschland

  • Bayern
  • Baden-Württemberg
  • Südliches Hessen
  • Saar-Pfalz-Kreis im Saarland
  • Vogtlandkreis in Sachsen
  • Marburg-Biedenkopf in Mittelhessen
  • Birkenfeld in Rheinland-Pfalz

Außerhalb dieser Regionen finden nur vereinzelte FSME-Infektionen statt. Vom Robert-Koch-Institut wird in jedem Frühjahr eine aktualisierte Liste mit FSME-Risikogebieten, die sich in der Bundesrepublik Deutschland befinden, veröffentlicht.

Risikogebiete außerhalb Deutschlands

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis tritt auch in zahlreichen Ländern außerhalb Deutschlands auf. Als größte Risikogebiete in Europa gelten:

  • Österreich
  • Nördliche Schweiz
  • Nördliches Italien
  • Albanien
  • Dänemark
  • Estland
  • Finnland
  • Kroatien
  • Lettland
  • Litauen
  • Polen
  • Rumänien
  • Russland
  • Slowenien
  • Südschweden
  • Tschechische Republik
  • Ungarn
  • Weißrussland

Ursachen

Als Ursachen der FSME gelten die gleichnamigen Viren, von denen es je nach Region drei Untertypen gibt:

  • westlicher oder europäischer Subtyp
  • sibirischer Subtyp und
  • fernöstlicher Subtyp.

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis wird fast ausschließlich durch Zecken übertragen. Nur sehr selten kann der Mensch auch durch infizierte Nahrungsmittel daran erkranken.

In den wärmeren Monaten des Jahres gehen viele Menschen nur leicht bekleidet in die Natur. So haben Zecken leichtes Spiel und beißen den Menschen. Vom Zeitpunkt des Zeckenbisses bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen ein bis zwei Wochen.

Verlauf

Wie die Erkrankung verläuft, hängt einerseits vom Alter des Betroffenen und andererseits vom jeweiligen Krankheitsbild ab. Besonders kleine Kinder und ältere Menschen behalten oft bleibende Schäden oder neigen zu Komplikationen während der Erkrankung.

Folgen

Besonders in der schlimmsten Form der Hirnhautentzündung, der Meningo-Enzephalo-Myelitis, bei der sowohl das Gehirn, die Hirnhäute als auch das Rückenmark betroffen sind, treten viele Spätfolgen auf. Dazu zählen neurologische Ausfälle wie zum Beispiel

Symptome

Eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (kurz: FSME) ist eine Hirnhautentzündung, die durch den Biss einer Zecke übertragen werden kann. Die Erkrankung kann auf zwei verschiedene Arten verlaufen: Entweder mit oder völlig ohne Symptome. Nur etwa dreißig Prozent der Betroffenen bemerken Symptome. Bei den anderen bricht die Erkrankung nicht aus.

Erste Phase

Anfangs äußert sich die FSME wie ein grippaler Infekt mit

Zweite Phase

Sehr selten geht die Frühsommer-Meningoenzephalitis dann in eine weitere Phase über. Die Betroffenen bekommen etwa ein bis zwei Wochen nach dem angeblichen grippalen Infekt

  • eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis)
  • eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute (Meningo-Enzephalitis) oder
  • eine Entzündung einschließlich des Rückenmarks (Meningo-Enzephalo-Myelitis).

Meningitis

Patienten mit einer Meningitis verspüren die für die Erkrankung typische

Meningo-Enzephalitis

Die Meningo-Enzephalitis ist eine Steigerung der Meningitis. Betroffene haben dann zusätzlich Symptome wie Krampfanfälle und Bewusstseinsstörungen. Sie können dann auch ins Koma fallen.

Meningo-Enzephalo-Myelitis

Die schlimmste Form ist die Meningo-Enzephalo-Myelitis, bei der die Symptome der beiden anderen Formen der Hirnhautentzündung auftreten sowie zusätzlich eine Lähmung der Arme, Beine und des Schultergürtels.

Diagnose

Werden dem Arzt diese Symptome geschildert, liegt bereits der Verdacht nahe, dass es sich um eine Frühsommer-Meningoenzephalitis handelt. Der Arzt wird seinen Patienten dann nach Zeckenbissen fragen und ob er sich viel im Freien aufhält.

Ab der Phase, ab der die Symptome der verschiedenen Hirnhautentzündungsformen sichtbar werden, kann die FSME auch im Blut nachgewiesen werden. Der Arzt kann hier bestimmte Antikörper untersuchen. Diese können auch im Gehirnwasser (Liquor) nachgewiesen werden.

Behandlung

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine Viruserkrankung. Die Behandlung gestaltet sich daher schwierig. Antibiotika helfen nur gegen Bakterien, so dass diese hier nicht eingesetzt werden können.

Erste Phase

Bei Viruserkrankungen können nur die Symptome behandelt werden. Zusätzlich muss der Patient im Bett bleiben. Er erhält Medikamente gegen die Schmerzen und zur Beruhigung.

Zweite Phase

Befindet sich der Patient bereits in der zweiten Phase (ein bis zwei Wochen nachdem der angebliche grippale Infekt vorüber ist), ist oft eine Einweisung in ein Krankenhaus notwendig. Der Patient muss dann ständig überwacht werden, um Komplikationen rechtzeitig erkennen zu können.

Oft ist im Anschluss an diese Akutbehandlung auch eine Rehabilitationsbehandlung in einer Fachklinik notwendig. Dort erlernt der Patient spezielle krankengymnastische Übungen, die er auch zu Hause fortführen muss. Ist die Sprache betroffen, erhält der Patient hier von Logopäden entsprechende Unterstützung.

Vorbeugung

Die beste Vorsorge gegen eine FSME ist die Impfung. Sie wird von jeder Krankenkasse bezahlt.

Bis ein kompletter Schutz gegen die Erkrankung erreicht ist, werden drei Impfungen benötigt. Nach drei bis fünf Jahren muss der Impfschutz wieder mit einer Impfung aufgefrischt werden. Es wird empfohlen, den Impfschutz im Herbst oder Winter zu beginnen, so dass der volle Impfschutz im Frühjahr erreicht ist.

Daneben ist sehr wichtig, lange Kleidung zu tragen, wenn man sich in Risikogebieten aufhält. Dies alleine ist jedoch auch kein 100%iger Schutz, da die Zecken auch unter die Ärmel oder in die Hosenbeine krabbeln.

Es gibt auch spezielle Hautschutz-Cremes, die die Zecken fernhalten. Allerdings sind sie nur begrenzt auf der Haut haltbar.

In jedem Fall sollte man seinen Körper am Abend genau nach möglichen Zecken absuchen. Je früher die Zecke erkannt und entfernt wird, desto geringer ist das Infektionsrisiko.

Wer auf der Haut doch einmal eine Zecke findet, die sich festgesetzt hat, sollte sie vorsichtig entfernen; das geht mit einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange. Wichtig ist, dass der Körper des Parasiten dabei nicht eingequetscht wird.

Das alte Hausmittel, die Zecke mit Öl oder Klebstoff zu ersticken, ist bereits völlig überholt und veraltet. Wenn Rötungen auftreten oder der Kopf der Zecke abbricht, sollte ein Arzt konsultiert werden.

  • Norbert Satz Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), Hogrefe AG, 2006, ISBN 3456843860
  • P. Oschmann, P. Kraiczy Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis, UNI-MED, 1998, ISBN 3895994081
  • Franz Rubel, Julia Schiffner-Rohe FSME in Deutschland. Stand der Wissenschaft, Deutscher Wissenschaftsverlag, 2019, ISBN 3868881468
  • I. Stock Frühsommer-Meningoenzephalitis, Medizinische Monatsschrift fur Pharmazeuten, 2016, Band 39, Nr. 5
  • U. Brett Infektiologie. Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), MTA-Dialog, 2019, Band 20, Nr. 1
  • Robert Koch-Institut FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), www.rki.de, abgerufen am .
  • Birgit & Heinz Mehlhorn Zecken auf dem Vormarsch, Düsseldorf University Press, 2009, ISBN 3940671126
  • Jochen Süss Zecken: Was man über FSME und Borreliose wissen muss, Hugendubel, 2008, ISBN 3720550451
  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
  • Norbert Satz Frühsommer- Meningoenzephalitis (FSME), Huber-Verlag, 2006, ISBN 3456843461

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.