Alveoläre Echinokokkose - Befall durch den Fuchsbandwurm (Fuchsbandwurmbefall)
Unter der alveolären Echinokokkose versteht man einen Fuchsbandwurmbefall. Dabei bilden sich Hohlräume im Körper.
Krankheitsbild
Bei der alveolären Echinokokkose, die auch Fuchsbandwurmbefall genannt wird, handelt es sich um eine seltene, aber gefährliche Parasitenerkrankung. In Deutschland zählt sie zu den meldepflichtigen Krankheiten.
Beim Fuchsbandwurm handelt es sich um eine sehr kleine Art des Bandwurms. Verbreitet ist dieser in einem Gebiet, welches über die gemäßigten bis kalt-gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel reicht. Europaweit findet man ihn vor allem in Mitteleuropa; allerdings besteht seit Ende des 20. Jahrhundert eine Ausbreitung Richtung West- und Osteuropa statt.
Füchse siedeln sich vermehrt in der Stadt an
In Deutschland ist die Fuchs-Quote in den letzten Jahren stetig gestiegen, weil die Tollwut in Mitteleuropa ausgerottet ist. Auch das Schwinden der Wälder treibt die Ansiedlung von Füchsen in der Stadt voran.
Im oberbayrischen Grünwald in der Nähe von München zählten Wildbiologen im Frühling bereits rund 15 Füchse auf einer Fläche von 1 Quadratkilometer. Die nachtaktiven Tiere finden ausreichend Nahrung wie Fallobst, Nager oder Haustierfutter.
Sie verstecken sich im Gebüsch, in Komposthaufen oder zwischen Hecken. Die meisten sind erfreut, wenn ihnen ein Fuchs begegnet, doch Meister Reineke kann für den Menschen eine erhebliche Gefahr bedeuten, denn er bringt den Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) mit.
Ist ein Mensch vom Hundebandwurm befallen, treten zuerst keine Anzeichen für eine Erkrankung auf; erst viele Jahre später zeigen sich Symptome. Die Inkubationszeit kann sich bis zu 15 Jahren ausdehnen.
Ursachen
Hervorgerufen wird die alveoläre Echinokokkose durch den so genannten Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis). Diese Krankheit kommt eigentlich vorwiegend bei Tieren wie Füchsen vor; Menschen sind dagegen nur selten betroffen. Allerdings können sich Menschen durch bestimmte Umstände mit dem Parasiten infizieren, was oftmals schwerwiegende Folgen hat.
Die Gefahr einer Infektion mit dem Erreger besteht vor allem dann, wenn ein Mensch mit dem Fell oder mit dem Kot von infizierten Tieren in Berührung kommt. In seltenen Fällen wird die Infektion auch durch den Verzehr von ungewaschenen und rohen Beeren, Pilzen oder Gemüsesorten hervorgerufen, bei denen eine Verschmutzung mit dem Fuchsbandwurm besteht. Zu einer Übertragung von Mensch zu Mensch kann es dagegen nicht kommen.
Ausgeschieden werden die Eier des Fuchsbandwurms von infizierten Tieren wie
Verzehrt ein Mensch nun beispielsweise Waldbeeren, die mit den Fuchsbandwurmeiern kontaminiert sind, können die Eier in den Darm gelangen, wo die Larven schließlich schlüpfen. Da diese in die Darmschleimhaut eindringen, sind sie in der Lage, von dort aus über die Blut- und Lymphbahn bis zur Leber zu gelangen, von wo sie sich dann über den ganzen Organismus verteilen.
Innerhalb des Körpers bilden die Fuchsbandwurmlarven in das Gewebe einwachsende Bläschen, in denen wiederum neue Bandwurmanlagen gebildet werden. Im weiteren Verlauf der Krankheit wachsen diese Bläschen zu Alveolen oder Zysten, die mit Flüssigkeit gefüllt sind, heran.
Die Larven des Fuchsbandwurms setzen sich fast ausschließlich in der menschlichen Leber fest und können das Organ zerstören. Treten Symptome auf, ist die Infektion bereits weit fortgeschritten.
Haustiere können den Hundebandwurm übertragen
Der Bandwurm befindet sich in einem stetigen Kreislauf. Füchse als Endwirte scheiden die Bandwurmeier mit dem Kot aus, die von Nagetieren, den Zwischenwirten, aufgenommen werden. In der Leber der Nagetiere entwickeln sich die Larven.
Frisst ein Fuchs einen infizierten Nager, bilden sich im Körper des Fuchses geschlechtsreife Bandwürmer. Es besteht zudem die Gefahr, dass Haustiere wie Katzen und Hunde durch Schnüffeln Fuchsbandwürmer aufnehmen, die sich im Fell festsetzen, oder die durch Lecken in den Körper gelangen.
Nach dem Heranreifen geben die Bandwürmer wiederum Eier ab, die die Haustiere ausscheiden. Ein Wurmbefall lässt sich nicht sofort nachweisen, sondern in aller Regel erst nach einigen Wochen.
Schon durch Schmusen mit Hunden oder Katzen besteht das Risiko einer Ansteckung. Auch Menschen können, was sehr selten vorkommt, Zwischenwirte sein, wenn sie die Fuchsbandwurm-Eier über Pilze und Beeren im Wald oder Fallobst im Garten aufnehmen.
Symptome
Die Inkubationszeit bei der alveolären Echinokokkose ist sehr lang und kann zwischen fünf und fünfzehn Jahren betragen. Manchmal sterben die Erreger jedoch im Körper ab, wodurch der Betroffene die Infektion gar nicht bemerkt.
Bricht die Erkrankung aus, zeigen sich unspezifische Beschwerden wie
Mitunter bildet sich auch eine Aszites (Bauchwassersucht) aus. Das Krankheitsbild ähnelt dem eines bösartigen Tumors und führt ohne entsprechende medizinische Behandlung in den meisten Fällen zum Tode.
Die Leber wird in 70 Prozent aller Fälle von dem Parasiten befallen, die Lunge ist mit 20 Prozent seltener betroffen. Falls doch, sind Atemprobleme und Husten kennzeichnend für eine Infektion.
Diagnose
Für die Diagnose einer alveolären Echinokokkose sind bestimmte Untersuchungsverfahren notwendig. Dazu gehören
- eine Sonographie (Ultraschall)
- eine Kernspintomographie oder
- eine Computertomographie.
Durch diese Verfahren können Zysten, die sich im Körper gebildet haben, nachgewiesen werden. Weiterhin kann mit einer Hohlnadel eine Probe aus dem Körper entnommen werden, um den Parasitenbefall festzustellen.
Behandlung
Durch eine rechtzeitige und konsequente medizinische Behandlung ist eine komplette Heilung der alveolären Echinokokkose möglich. Dabei werden die Zysten im Körper operativ entfernt. Außerdem verabreicht man dem Patienten Medikamente wie Mebendazol oder Albendazol, die die Vermehrung der Parasiten stoppen sollen.
Die Therapie ist sehr langwierig und dauert mindestens zwei Jahre. Lassen sich die Zysten nicht herausoperieren, müssen die Medikamente manchmal sogar für den Rest des Lebens eingenommen werden. Die Präparate bremsen zwar die Vermehrung der Parasiten, können sie jedoch nicht abtöten.
Vorbeugung
Damit es gar nicht erst zu einem Fuchsbandwurmbefall kommt, werden bestimmte vorbeugende Maßnahmen empfohlen. So ist es ratsam, in betroffenen Regionen keine ungewaschenen und rohen Waldbeeren zu verzehren. Wer Haustiere wie Hunde oder Katzen hat, sollte stets auf ausreichende Hygiene achten.
Regelmäßige Wurmkuren für Hund und Katze
Neben Fuchsbandwürmern gibt es Reihe anderer Wurmarten, die jedoch nicht alle eine Gefahr für den Menschen darstellen. Zur Vermeidung von Wurmbefall sollte bei Hunden wie Katzen regelmäßig eine Wurmkur durchgeführt werden.
Laut Studien bietet eine Entwurmung ein- bis zweimal pro Jahr in Deutschland keinen ausreichenden Schutz. Tiermediziner empfehlen vier Wurmkuren pro Jahr im Abstand von drei Monaten und zusätzliche Stuhluntersuchungen. Da die Vorsorge in Deutschland sehr gewissenhaft ist, kommen Fuchsbandwurm-Infektionen glücklicherweise kaum vor.
Dennoch verbreitet sich der Hundebandwurm insbesondere in Süddeutschland, in der nördlichen Schweiz sowie in Westösterreich. In diesen Gebieten haben vergleichsweise viele Füchse den Parasiten in sich.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
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