Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) - Ursachen, Symptome und Therapie
Die Gallenblasenentzündung oder Cholezystitis ist eine entzündliche Erkrankung der Gallenblase, genauer gesagt der Gallenblasenwand. Verursacht wird die Entzündung in 90 Prozent aller Fälle durch Gallensteine, die den Abfluss der Gallenflüssigkeit behindern. Eine Gallenblasenentzündung äußert sich meist durch schmerzhafte Gallenkoliken. Lesen Sie hier, welche Faktoren eine Cholezystitis begünstigen, wie sie diagnostiziert wird und welche Therapiemöglichkeiten infrage kommen.
Definition
Von einer Gallenblasenentzündung oder Cholezystitis ist die Rede, wenn eine Entzündung an der Wand der Gallenblase entsteht. Hervorgerufen wird sie in vielen Fällen durch ein Gallensteinleiden (Cholelithiasis).
Bei der Gallenblase handelt es sich um ein Hohlorgan. Sie ist unterhalb der Leber angesiedelt und weist Ähnlichkeit mit einer Birne auf. Die Gallenblase des Menschen erreicht beim Erwachsenen eine Größe von 8-12 cm in der Länge und 4-5 cm in der Breite. Die Funktion der Gallenblase besteht im Speichern des Gallensaftes. Dieser bildet sich in den Leberzellen und wird von der Gallenblase eingedickt. Wichtig ist der Gallensaft für die Verdauung von Fetten im Darm.
Häufigkeit einer Gallenblasenentzündung
Besonders häufig betroffen sind Frauen. Rund 90 Prozent aller Gallenblasenentzündungen werden durch Gallensteine verursacht, die sich beim weiblichen Geschlecht bis zu drei Mal häufiger zeigen als bei Männern.
In gut 10 Prozent der Fälle entsteht eine Gallenblasenentzündung aber auch ohne die Einwirkung von Gallensteinen. In der Medizin ist dann von einer akalkulösen Cholezystitis die Rede, von der in erster Linie ältere Männer betroffen sind.
Ursachen einer Gallenblasenentzündung
Wie bereits erwähnt, sind in den meisten Fällen Gallensteine für eine entzündete Gallenblase verantwortlich. Durch die Steine kommt es zu einer Verlegung des Gallenblasenausgangs, des Gallenganges oder des Einmündungsbereiches, der sich am Dünndarm befindet. Dies führt dazu, dass die Gallenflüssigkeit nicht mehr richtig abfließt, was wiederum ihren Anstau in der Gallenblase nach sich zieht. Eine Folge davon ist die übermäßige Dehnung der Gallenblase, sodass die Gallenblasenwand zusammengedrückt wird. Weiterhin werden Blutdurchfluss und Lymphabfluss beeinträchtigt. Innerhalb der Gallenblasenschleimhaut kommt es zu einem Mangel an Nährstoffen und Sauerstoff. Infolgedessen sterben die Gallenblasenzellen zum Teil ab. Weil dabei schädliche Stoffe freigesetzt werden, hat dies eine Entzündung der Gallenblase zur Folge.
Die Wand der Gallenblase wird außerdem durch die Galle selbst bzw. ihren Gallensäuren sowie den Stoff Lysolecithin in Mitleidenschaft gezogen. Dabei gehen einerseits die Zellen zugrunde, während andererseits aggressive Stoffe wie Prostaglandine freigesetzt werden. Gefördert wird die Entzündung der Gallenblase dabei insbesondere von den Prostaglandinen E und F. Des Weiteren sorgt die Einwirkung der Prostaglandine für die vermehrte Abgabe von Flüssigkeit, was die Dehnung der Gallenblase noch verstärkt.
Risikofaktoren für Gallensteine
Durch die Risikofaktoren für ein Gallensteinleiden erhöht sich auch die Gefahr an einer Gallenblasenentzündung zu erkranken. Folgende Faktoren können Gallensteine begünstigen:
- Weibliches Geschlecht
- Lebensalter über 40
- Starkes Übergewicht
- Helle Haut
- Familiäre Veranlagung
Mitunter ist auch ein rasanter Gewichtsverlust für das Entstehen von Gallensteinen verantwortlich. Gleiches gilt für die Einnahme von speziellen Arzneimitteln wie hormonelle Präparate für Frauen. Einen weiteren möglichen Risikofaktor stellt die Schwangerschaft dar. So wird das Entstehen von gallensteinbedingten Gallenblasenentzündungen durch den Einfluss des Botenstoffs Progesteron gefördert.
Akalkulöse Gallenblasenentzündung
Aus welchem Grund es zu einer akalkulösen Gallenblasenentzündung kommt, die nicht durch Gallensteine hervorgerufen wird, ließ sich bislang nicht genau klären. Allerdings wird von Medizinern ebenfalls ein Anstau von konzentrierter Gallenflüssigkeit innerhalb der Gallenblase vermutet. Weil konzentrierte Galle überaus aggressiv ist, wird die Schleimhaut der Gallenblase von ihr angegriffen, wenn keine regelmäßige Entleerung stattfindet. Bei gesunden Menschen wird diese Entleerung durch den Botenstoff Cholezystokinin ermöglicht.
Weitere denkbare Ursachen
Seltener treten Gallenblasenentzündungen aus anderen Gründen auf, zum Beispiel:
- Gallenblasenpolypen
- Tumore
- Fehlbildungen der Gallenblase
- Infektionen wie Scharlach bei Kindern, eine akute Nierenentzündung, Typhus oder Salmonelleninfektionen
- Parasitenbefall, zum Beispiel durch Spulwürmer. Dabei gelangen die Parasiten vom Darm aus in die Gallenblase und blockieren dort die Gallenwege
Symptome einer Gallenblasenentzündung
Welche Symptome bei einer Gallenblasenentzündung auftreten, richtet sich danach, ob eine akute oder chronische Cholezystitis vorliegt.
Akute Cholezystitis
Bei der akuten Form zeigen sich in der Regel Schmerzen im Oberbauch, die zum Teil nur auf der rechten Körperseite lokalisiert sind. Außerdem können sie in andere Körperregionen wie die Brust oder die rechte Schulter ausstrahlen. Zu Beginn verlaufen die Schmerzen kolikartig, was die Ärzte als Gallenkolik bezeichnen. Dabei steigern sich die Schmerzen wie eine Welle und nehmen anschließend wieder ab. Oftmals zeigen sich die Gallenkoliken nach fettreichen Mahlzeiten.
In manchen Fällen leiden die Betroffenen zusätzlich unter Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Herzrasen und Fieber.
Chronische Cholezystitis
Im Unterschied zur akuten kann eine chronische Gallenblasenentzündung auch beschwerdefrei verlaufen. Treten bei der chronischen Form dennoch Schmerzen auf, machen sie sich durch dumpfe Schmerzen im Oberbauch oder Verdauungsprobleme wie Übelkeit und Blähungen bemerkbar.
In schweren Fällen einer Gallenblasenentzündung ist sogar die Gelbfärbung der Augen möglich. Schreitet die Krankheit weiter voran, droht eine Gelbsucht (Ikterus). Hervorgerufen wird die gelbe Haut durch den Blutfarbstoff Bilirubin.
Diagnose einer Gallenblasenentzündung
Besteht der Verdacht auf eine Gallenblasenentzündung, ist es ratsam, sich an einen Arzt zu wenden. Handelt es sich um leichtere Beschwerden, gelten der Hausarzt oder ein Internist als geeignete Ansprechpartner. Liegen jedoch hohes Fieber und intensive Schmerzen vor, ist eine Behandlung im Krankenhaus nicht zu vermeiden.
Der behandelnde Arzt befasst sich zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten (Anamnese). Dabei erkundigt er sich danach, seit wann und an welchen Körperstellen die Beschwerden auftreten, ob sich die Schmerzen in krampfartigen Schüben zeigen und ob der Patient oder seine Familie in der Vergangenheit an Gallensteinen litten. Von Interesse sind zudem eingenommene Medikamente wie Hormonpräparate für Frauen.
Im Anschluss an die Anamnese führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. Dabei achtet er auf eine denkbare Gelbfärbung von Augen oder Haut. Des Weiteren kontrolliert er die Körpertemperatur, Puls und Herzschlag des Patienten. Im Falle einer Infektion besteht ein erhöhter Pulsschlag.
Darüber hinaus wird der Bauchraum untersucht. Mit seinen Händen tastet der Arzt die Bauchregion ab und drückt auf den rechten Oberbauch unterhalb des Rippenbogens. Anschließend soll der Patient tief einatmen, sodass die Hand unter die Gallenblase wandert. Liegt eine Entzündung vor, macht sich dies durch intensive Schmerzen bemerkbar.
Untersuchungen im Labor
Weitere Aufschlüsse liefern Blutproben, die in einem Labor untersucht werden. So verändern sich bei einer Gallenblasenentzündung spezielle Blutwerte, zum Beispiel kommt es zu einem Anstieg der Anzahl weißer Blutkörperchen. Gleichzeitig beschleunigt sich die Blutsenkungsgeschwindigkeit und die Konzentration des C-reaktiven Proteins steigt an. Ebenso ist es möglich, dass sich spezielle Lebereiweiße wie die Enzyme ALT und AST durch die Gallenblasenentzündung erhöhen. Darüber hinaus erfolgt eine Überprüfung des Enzyms Gamma-GT, der alkalischen Phosphatase sowie des Blutfarbstoffs Bilirubin.
Um Beeinträchtigungen der Nieren zu überprüfen, findet zudem eine Urinuntersuchung statt.
Bildgebende Untersuchungsmethoden
Zu den Routineverfahren bei der Diagnostik der Gallenblasenentzündung gehören auch bildgebende Methoden wie die Sonographie (Ultraschalluntersuchung), mit der sich eine Verdickung der Gallenblasenwand bei gleichzeitiger verstärkter Durchblutung erkennen lässt. Mithilfe der Sonographie kann der Arzt zudem Gallensteine sowie ihre Position ermitteln.
Zur Feststellung der Ursachen einer Gallenblasenentzündung gilt zudem eine Computertomographie (CT) als sinnvoll. Dagegen gelangen Röntgenuntersuchungen nur noch selten zum Einsatz, weil sich mit ihnen nur wenige Gallensteine erkennbar machen lassen.
Therapie einer Gallenblasenentzündung
Die Behandlung einer Gallenblasenentzündung richtet sich nach deren Ursachen. Sind Gallensteine für die Cholezystitis verantwortlich, erfolgt zumeist ein chirurgischer Eingriff. Besteht nur eine kleinere Entzündung mit wenigen Gallensteinen, reicht mitunter auch eine konservative Therapie aus.
Operative Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie)
Eine Operation findet statt, wenn eine schwere Gallenblasenentzündung mit umfangreichen Gallensteinen besteht. Der Eingriff sollte dann möglichst schnell erfolgen. Bei einer vollständigen Entfernung der Gallenblase ist von einer Cholezystektomie die Rede. Das Herausoperieren der Gallenblase ist möglich, weil sie nicht zu den lebenswichtigen Organen zählt. Im Anschluss an den Eingriff muss der Patient jedoch auf eine gesunde Ernährungsweise achten und Übergewicht abbauen.
Durchgeführt wird die Cholezystektomie im Rahmen einer Bauchspiegelung (Laparoskopie). Dabei nimmt der Chirurg kleinere Hautschnitte vor und lässt einige Instrumente über den Bauchraum ein. Durch die Anwendung dieser Spezialinstrumente kann der Mediziner die Gallenblase herausoperieren.
Mitunter erfolgt das Entfernen des Organs aber auch direkt über den Bauchraum, was als offene Cholezystektomie bezeichnet wird. Dieses Verfahren gilt als notwendig, wenn eine umfangreiche Gallensteinmasse in der Gallenblase vorhanden ist.
Bei jedem dritten bis vierten Patienten kommt es nach der Entfernung der Gallenblase trotzdem zu Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Völlegefühl. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Gallenkolik verringert sich jedoch deutlich.
Konservative Therapie
Zur konservativen Behandlung der Gallenblasenentzündung lassen sich entkrampfende Medikamente verabreichen, die gegen Gallenkoliken vorgehen. Diese Spasmolytika werden mit Schmerzmitteln wie Paracetamol kombiniert.
Eine weitere Therapieoption stellt das Auflösen der Gallensteine dar. Dieses Verfahren kann jedoch nur dann durchgeführt werden, wenn es sich um Cholesterinsteine handelt und keine Entzündung der Gallenwege vorliegt. Zur Behandlung der Gallensteine wird dann der Arzneistoff Ursodeoxycholsäure in Form von Kapseln verabreicht. Durch die Substanz erfolgt eine verminderte Cholesterolausscheidung der Leber in die Galle, wodurch wiederum die Löslichkeit verändert wird.
Die medikamentöse Therapie lässt sich mit einer Stoßwellenbehandlung kombinieren. Dabei werden die Gallensteine regelrecht zertrümmert. Als sinnvoll gilt diese Behandlungsoption, wenn beim Patienten ein erhöhtes Operations- oder Narkoserisiko besteht. Das Risikopotential der Stoßwellentherapie fällt allerdings relativ hoch aus, weil die Gefahr besteht, dass angrenzende Organe wie die Nieren in Mitleidenschaft gezogen werden. Da sie langfristig zudem wenig erfolgversprechend ist, wird sie mittlerweile nicht mehr empfohlen.
Prognose bei einer Gallenblasenentzündung
Findet die Therapie einer Gallenblasenentzündung zu einem frühen Zeitpunkt statt, fällt die Prognose meist positiv aus. Durch das schnelle operative Entfernen der Gallenblase wird das Risiko von Komplikationen deutlich verringert und die Patienten können das Krankenhaus schneller verlassen.
Erfolgt die Behandlung der Cholezystitis erst spät, besteht die Gefahr von schweren Komplikationen. Einige von ihnen können sogar lebensbedrohlich sein. Mögliche Komplikationen:
- Gallenblasenriss, der zu einer Bauchfellentzündung (Peritonitis) führen kann
- Leberabszess
- Entzündung des Gallengangs
- Bauchspeicheldrüsenentzündung
- Blutvergiftung (Sepsis)
Prävention einer Gallenblasenentzündung
Damit es nicht zu einer Gallenblasenentzündung kommt, ist es wichtig, das Entstehen von Gallensteinen zu vermeiden, da diese in den meisten Fällen für die Erkrankung ursächlich sind. Hilfreich ist dabei das Vermeiden von Übergewicht sowie eine ballaststoffreiche Kost. Vorsicht ist außerdem bei Fastenkuren, fettfreien Diäten und künstlicher Ernährung geboten, weil auch sie die Bildung von Gallensteinen und damit eine Cholezystitis begünstigen können.