Gallengangsentzündung (Cholangitis) - Arten, Symptome und Behandlung

Die Gallengangsentzündung oder Cholangitis ist eine entzündliche Erkrankung der Gallengänge. Sie wird meist durch Bakterien oder eine Verstopfung der Gallenwege, zum Beispiel infolge von Gallensteinen, verursacht und äußert sich besonders durch Oberbauchschmerzen und Gelbsucht. Bei der Cholangitis werden drei verschiedene Arten unterschieden. Mehr darüber und über die Ursachen und Therapieoptionen erfahren Sie in diesem Artikel.

Von Jens Hirseland

Definition

Im Falle einer Gallengangsentzündung, oder auch Cholangitis), entzünden sich die Gallenwege, die sich innerhalb (intrahepatische Gallengänge) oder außerhalb der Leber befinden (extrahepatische Gallengänge). Dabei bilden sich typische Beschwerden wie Schmerzen im Oberbauch, Gelbsucht und Fieber.

Besonders betroffen von dieser eher selten vorkommenden Erkrankung ist das weibliche Geschlecht. In der Regel lässt sich die Cholangitis gut behandeln.

Anatomie der Gallengänge

Durch die Gallengänge wird eine Verbindung zwischen Leber, Gallenblase und Dünndarm, genauer gesagt dem Zwölffingerdarm, hergestellt. In den Leberzellen entsteht die Gallenflüssigkeit, die in der Gallenblase verdickt und gespeichert wird. Beim Aufnehmen von Nahrung erfolgt über die Gallenwege eine vermehrte Abgabe der Gallenflüssigkeit in Richtung Zwölffingerdarm (Duodenum). Die Gallensäuren, die in der Galle enthalten sind, benötigt der Darm dringend, damit er die Nahrungsfette spalten und verdaulich machen kann.

Darüber hinaus kommt es zur Abgabe von giftigen Substanzen aus dem Organismus via Leber und Gallenwegen zum Darm, wo ihr Ausscheiden mit dem Stuhl erfolgt.

Grafische Darstellung der Gallenblase und Gallengänge
Die Gallengänge führen von der Leber, über die Gallenblase bis hin zum Zwölffingerdarm

Unterschiedliche Cholangitis-Arten

Die Medizin unterscheidet zwischen drei Arten der Gallengangsentzündung:

  • Akute eitrige Cholangitis
  • Primär biliäre Cholangitis (PBC)
  • Primär sklerosierende Cholangitis (PSC)

Akute eitrige Cholangitis

Die akute Cholangitis wird zumeist durch eine bakterielle Infektion hervorgerufen. In schweren Fällen drohen Störungen des zentralen Nervensystems, Nierenfunktionsstörungen oder Schockzustände.

Primär biliäre Cholangitis

Die primär biliäre Cholangitis trägt auch die Bezeichnung nicht-eitrige destruierende Cholangitis. Bei 95 Prozent aller Patienten handelt es sich um Frauen. Am häufigsten zeigt sich die Subform im Alter zwischen 40 und 60 Jahren.

Primär sklerosierende Cholangitis

Zu den seltenen Gallenwegserkrankungen gehört die primär sklerosierende Cholangitis. Sie wird zu den Autoimmunkrankheiten gerechnet und stellt eine chronisch voranschreitende Gallengangsentzündung außerhalb und innerhalb der Leber dar. Es bestehen enge Zusammenhänge zu anderen Autoimmunerkrankungen wie Colitis ulcerosa. Im späteren Verlauf vernarben (sklerosieren) sich die Gallenwege, was zu einem Gallestau führen kann. Nicht selten droht im Spätstadium eine Leberzirrhose, bei der nur noch eine Lebertransplantation als Therapieoption infrage kommt.

Ursachen einer Gallengangsentzündung

Die Ursachen für eine Gallengangsentzündung sind unterschiedlich.

Escherichia coli im Darm
Escherichia-coli-Bakterien im Darm

Eine akute Cholangitis entsteht zumeist durch Darmbakterien wie Escherichia coli, Klebsiella-Arten oder Enterokokken. Sie dringen über den Dünndarm und den Hauptgallengang, dem Ductus choledochus, in Richtung Gallenblase und Gallengangsystem vor.

Häufig sind aber auch Gallensteine für eine akute Cholangitis verantwortlich. Als besonders gefährdet gelten übergewichtige Frauen ab einem Alter von 40 Jahren. Wandern die Gallensteine von der Galle durch das Gallengangssystem, besteht das Risiko, dass sie eine Verstopfung der Gallengänge hervorrufen, was einen Rückstau des Gallensekrets zur Folge hat. Weil das angestaute Sekret nicht abfließen kann, vermehren sich die Bakterien schneller und es kommt zu einem Ungleichgewicht. Bemerkbar macht sich diese Dysbalance durch eine Reizung der Gallengangsschleimhaut und es tritt eine eitrige Entzündung auf.

Gallenblase mit und ohne Gallensteine
Gallensteine in der Gallenblase

Wodurch die primär sklerosierende Cholangitis verursacht wird, ist unbekannt. Feststellen ließ sich ein Zusammenhang mit dem Antigen HLA-B8. Von dieser seltenen Cholangitisform sind Männer doppelt so oft betroffen wie das weibliche Geschlecht.

Symptome einer Gallengangsentzündung

Bei der akuten bakteriellen Cholangitis leiden die Patienten unter starken schmerzhaften Beschwerden im rechten Oberbauch, die meist konstant sind. Nicht selten kommt es zu Fieber von mehr als 40 Grad Celsius und einem intensiven Krankheitsgefühl. Viele Patienten leiden zudem unter starkem Juckreiz.

Bei den meisten Betroffenen tritt außerdem eine Gelbsucht (Ikterus) der Haut auf. Verantwortlich für die gelbliche Hautverfärbung ist der Rückstau der Gallenflüssigkeit in Richtung Leber. So lässt sich das Bilirubin, bei dem es sich um das Abbauprodukt des Blutfarbstoffs Hämoglobin handelt, nicht mehr über die Galle aus dem Organismus ausscheiden. Dadurch kommt es zu seinem Übertritt ins Blut sowie zur Ablagerung in Haut und Schleimhäute.

Die gelbe Verfärbung der Haut zeigt sich auch bei der primär sklerosierenden Cholangitis. Bei 80 Prozent der betroffenen Personen besteht zudem eine chronisch entzündliche Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa.

Diagnose einer Gallengangsentzündung

Bei Verdacht auf eine Gallengangsentzündung sollte sich der Patient an einen Facharzt für Gastroenterologie oder innere Medizin wenden. Beim Erstellen der Krankengeschichte (Anamnese) holt der Mediziner zunächst einige Erkundigungen ein. So ist für ihn von Interesse, ob der Patient Bauchschmerzen und Fieber hat, ob bei ihm Gallensteine bekannt sind oder eine chronisch entzündliche Darmerkrankung vorliegt.

Nächster Schritt ist die körperliche Untersuchung, in deren Rahmen der Arzt die Haut auf gelbliche Verfärbungen hin kontrolliert. Außerdem wird der Bauch mit einem Stethoskop abgehört, wobei der Mediziner Luft- und Stuhlgehalt des Darms kontrolliert. Schließlich drückt er Mediziner auch auf den rechten Bauchraum unterhalb des rechten Rippenbogens, wobei der Patient tief Luft holen soll. Treten dabei stärkere Schmerzen auf, gilt dies als Indiz für eine Gallenblasenentzündung.

Blutuntersuchung und Sonographie

Mithilfe von weiteren Untersuchungsverfahren lässt sich die Diagnostik fortsetzen. So können zum Beispiel mit einer Blutuntersuchung Entzündungszeichen festgestellt werden. Als Hinweise für eine bakterielle Infektion gelten erhöhte Werte für die weißen Blutkörperchen oder das C-reaktive Protein (CRP). Allerdings gelten diese Entzündungsmarker nicht als typische Parameter für eine Gallengangsentzündung, da sie auch durch andere Erkrankungen ausgelöst werden können.

Zu den sinnvollen bildgebenden Verfahren gehört die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Bauchregion. Durch sie lassen sich auch Hinweise auf die mögliche Ursache der Cholangitis erhalten.

Ultraschalluntersuchung des Bauches bei älterem Mann
Ultraschalluntersuchung des Bauchraums

ERCP

Besteht begründeter Verdacht auf eine Gallengangsentzündung, eignet sich die endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikografie (ERCP) als beste Diagnosemethode. Durch die ERCP lassen sich die Gallenwege bildlich von innen darstellen.

Bei diesem Verfahren schiebt der Arzt einen dünnen Schlauch via Speiseröhre und Magen in Richtung Zwölffingerdarm ein. Über den Schlauch injiziert er außerdem ein Röntgenkontrastmittel in den Ausführungsgang von Galle und Bauchspeicheldrüse. Mit einem Röntgengerät überprüft er dann das Gallengangsystem. Sind Gallensteine vorhanden, besteht die Option, sie in derselben Sitzung direkt zu entfernen.

Behandlung einer Gallengangsentzündung

Auf welche Weise eine Gallengangsentzündung behandelt wird, richtet sich nach der jeweiligen Krankheitsursache.

Behandlung der akuten bakteriellen Cholangitis

Da eine akute bakterielle Cholangitis von Bakterien hervorgerufen wird, erhält der Patient normalerweise Antibiotika in hoher Dosierung. Besonders bewährt hat sich die Wirkstoffgruppe der Fluorchinolone. Es lassen sich aber auch Kombinationen aus zwei verschiedenen antibiotischen Mitteln darreichen, um gegen die Keime effizienter vorzugehen.

Zur Behandlung einer Gallengangsentzündung darf der Patient zudem 24 Stunden keine Nahrung zu sich nehmen. Durch dieses Vorgehen wird der Gallenfluss nicht stimuliert. Ferner werden Schmerzmittel wie Metamizol oder Präparate mit fiebersenkender Wirkung wie Ibuprofen oder Paracetamol dargereicht. Dadurch bessern sich die Schmerzen normalerweise nach einigen Tagen. Wichtig ist außerdem eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit.

Entfernung von Gallensteinen

Blockieren Gallensteine die Gallenwege, ist deren sofortige Entfernung erforderlich. Das Entfernen der Steine ist durch eine endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie möglich. Um den Abfluss der Gallenflüssigkeit zu gewährleisten, lässt sich zudem ein Stent in den Gallengang einsetzen. Durch dieses Röhrchen wird der Gallengang offen gehalten.

Sind in der Gallenblase Gallensteine vorhanden, werden diese in der Regel im Rahmen einer Cholezystektomie entfernt.

Behandlung der primär sklerosierenden Cholangitis

Die Ursache der primär sklerosierenden Cholangitis zu behandeln, ist nicht möglich, da es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt. Daher konzentriert sich die Therapie auf das Ausscheiden der Gallensäuren durch die Gabe von Medikamenten wie Ursodesoxycholsäure, die sich zur Auflösung von cholesterinhaltigen Gallensteinen eignet. Im Falle von akuten Entzündungsschüben erhält der Patient Antibiotika.

Durch eine primär sklerosierende Cholangitis droht im schlimmsten Fall eine Leberzirrhose. Als letzte Behandlungsmöglichkeit gilt dann eine Lebertransplantation.

Prognose einer Gallengangsentzündung

Sofern die Gallengangsentzündung ausheilt und sämtliche Gallensteine entfernt werden, besteht eine positive Prognose, sodass sich die Erkrankung nicht mehr wiederholt. Eine rasche Behandlung der akuten Cholangitis ist wichtig, weil sich die Bakterien sonst im gesamten Organismus verteilen und Komplikationen wie eine Blutvergiftung hervorrufen können. Höher fällt das Risiko von Komplikationen bei der primär sklerosierenden Cholangitis aus.

Prävention einer Gallengangsentzündung

Eine Vorbeugung gegen die Gallengangsentzündung ist nur teilweise möglich. So wird sie oft von Gallensteinen verursacht, deren Bildung es durch eine ballaststoffreiche und fettarme Ernährungsweise, das Reduzieren von Übergewicht sowie ausreichend Bewegung zu vermeiden gilt. Einer primär sklerosierenden Cholangitis vorzubeugen, ist nicht möglich, weil deren Ursache im Dunkeln liegt.

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