Gallengangsstein - Gallenstein im Gallengang
Unter Gallengangsteinen versteht man Gallensteine, die die Gallengänge verstopfen. Sie bilden sich vor allem in der Gallenblase. Frauen sind deutlich häufiger davon betroffen als Männer. Nicht immer kommt es zu Beschwerden; je nach Größe und Lage der Steine können jedoch kolikartige Bauchschmerzen, Stuhl- und Urinveränderungen oder auch eine Gelbfärbung der Haut auftreten. Lesen Sie, wie es zu Gallengangssteinen kommen kann, wie diese sich äußern und in welcher Form sie behandelt werden können.
Bei Gallensteinen handelt es sich um kristallisierte und feste Ausfallprodukte der Gallenflüssigkeit. Sie werden durch das Ungleichgewicht von löslichen Stoffen in der Galle hervorgerufen. Wird der Gallengang (Ductus choledochus) durch einen Gallenstein verstopft, bezeichnet man dies als Gallengangstein oder Gallengangsteinleiden (Choledocholithiasis).
Vorkommen und Häufigkeit
Gallensteine kommen relativ häufig vor. So tragen etwa 10-15 Prozent der Bevölkerung Gallensteine in sich.
Dabei liegt der Anteil der betroffenen Frauen doppelt so hoch wie der Anteil der Männer. Während die Erkrankung in den westlichen Industrienationen verbreitet ist, kommt sie dagegen in Afrika und Ostasien nur selten vor.
Gebildet werden Gallengangsteine fast nur in der Gallenblase (Vesica fellea). In den Gallenwegen selbst entstehen die Steine eher selten. Dies ist vor allem bei
- Infektionen der Gallenwege
- Abflussstörungen der Gallenflüssigkeit oder
- Fremdkörpern in den Gallengängen
der Fall.
Symptome und Folgeerkankungen
In vielen Fällen werden Gallensteine von den Betroffenen gar nicht bemerkt. Kommt es jedoch zu Beschwerden, können diese sehr unangenehm sein. Zu den typischen Symptomen gehören
- starke, kolikartige Schmerzen im rechten Oberbauch
- heller Stuhl
- dunkel gefärbter Urin sowie
- eine Gelbfärbung der Haut, die man auch als Ikterus bezeichnet.
Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Gallenwege völlig verschlossen werden, was neben einer Gallenkolik auch eine Entzündung der Gallenwege (Cholangitis) mit Schüttelfrost und Fieber zur Folge hat.
Zudem kann auch die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) durch die Gallengangsteine in Mitleidenschaft gezogen werden, da sich der Bauchspeicheldrüsengang und der Hauptgallengang miteinander zu einem kurzen Gang vereinigen. Dieser gemeinsame Gang mündet in der Nähe der Papilla vateri in den Duodenum (Zwölffingerdarm).
Bleiben die Gallensteine nun bei der Papilla vateri stecken, wird nicht nur der Abfluss der Gallenflüssigkeit blockiert; auch die Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit kann nicht richtig abfließen. In diesem Fall droht eine Pankreatitis, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die mitunter sogar lebensgefährlich sein kann.
Dauert die Stauung der kleinen Gallengänge in der Leber über einen längeren Zeitraum an und wird chronisch, besteht das Risiko, dass die Leberzellen geschädigt werden. Da das normale Gewebe der Leber zugrunde geht und durch narbiges Bindegewebe ersetzt wird, kann dies zu einer biliären Leberzirrhose führen. Als weitere Komplikationen sind ein Leberabszess (Eiteransammlung im Gewebe der Leber) oder eine Perforation (Durchbruch) der Gallengangwand im Bereich des Möglichen.
Diagnose
Um Gallengangsteine zu diagnostizieren, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören
- eine Blutuntersuchung
- eine Untersuchung mit Ultraschall
- MRCP (Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie)
- PTC oder
- eine Computertomographie.
Als wichtigste Untersuchungsmethode gilt jedoch die ERCP (Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikographie), die zugleich als Behandlungsmethode genutzt werden kann.
Die Blutentnahme wird zur Ermittlung der Gallenfarbstoffe, Entzündungswerte und Leberwerte angewendet. Bei der Ultraschalluntersuchung ist zu bedenken, dass nur etwa die Hälfte der Steine auf diese Weise nachweisbar sind. Die MRCP macht eine nahezu 100-prozentige Diagnose von Gallengangsteinen möglich.
Behandlung
Zur Beseitigung der Gallengangsteine kann eine ERCP zum Einsatz kommen. Dabei werden die blockierenden Gallengangsteine mithilfe eines Endoskops aus den Gallenwegen entfernt. Muss zur Entfernung der Steine die Papilla vateri erweitert werden, bezeichnet man dies als Papillotomie.
Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, größere Gallengangsteine mechanisch zu zertrümmern. Zu diesem Zweck benutzt man mitunter auch einen Laser.
Haben sich die Gallengänge entzündet, werden zumeist Antibiotika verabreicht. Durch eine Drainage, einen Ablaufkatheter, können die Gallenwege zusätzlich entlastet werden.
Im schlimmsten Fall: Operation
Lassen sich die Gallengangsteine nicht mit einem Endoskop entfernen, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, bei dem die Steine herausoperiert werden.
Behandlung mit Medikamenten
Kommt ein operativer Eingriff nicht infrage, kann man Gallensteine auch mit Medikamenten behandeln bzw. auflösen. Haben die Steine eine Größe von 1 bis 1,5 Zentimetern, kommt das Mittel Ursodeoxycholsäure zum Einsatz. Des Weiteren findet es nach einer Zertrümmerung Anwendung, um restlichen Steingrieß weiter aufzulösen, damit dieser leichter ausgeschieden werden kann.
Um Schmerzen zu lindern, ist es möglich, den Wirkstoff Butylscopolamin zu spritzen; dieser wirkt krampflindernd und hilft bei kolikartigen Schmerzen. Nichtsteroidale Antirheumatika wie Diclofenac bekämpfen leichte bis mittelstarke Schmerzen. Stärkere Beschwerden werden mitunter auch mit einem opioiden Schmerzmittel behandelt.
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