Ganser-Syndrom - Wie zeigt es sich und wodurch entsteht es?
Beim Ganser-Syndrom handelt es sich um eine Form von dissoziativer Störung. Bei dieser psychischen Erkrankung zeigen Betroffene falsche Handlungsabläufe und antworten falsch auf einfache Fragen. Besonders betroffen sind Männer mittleren Alters. Informieren Sie sich über das Krankheitsbild des Ganser-Syndroms und lesen Sie, von welchen Krankheiten es abzugrenzen ist.
Was ist das Ganser-Syndrom? - Merkmale und Symptome
Das Ganser-Syndrom ist eine psychische Störung, die auch unter den Bezeichnungen
- Pseudodebilität
- Pseudodemenz oder
- hysterischer Dämmerzustand
bekannt ist. Benannt wurde das Syndrom nach Sigbert Josef Maria Ganser (1853-1931), einem deutschen Psychiater, der es 1897 zum ersten Mal beschrieb.
Woran erkennt man das Ganser-Syndrom?
Beim Ganser-Syndrom kommt es zu einer Art Dämmerzustand der betroffenen Personen. Diese sind dann nicht in der Lage, auf einfache Fragen Antworten zu erteilen und machen einen verwirrten Eindruck.
So beantworten sie sogar simple Fragen falsch oder verdreht. Dies kann zum Beispiel die Frage betreffen, wie viele Finger sich an der Hand befinden oder welche Farbe die Sonne hat.
Die Fragen werden bewusst oder unbewusst falsch beantwortet. Im Moment des Antwortens sind sich die Betroffenen sicher, die Antwort sei richtig.
Nicht selten wird die Frage aber auch mit "weiß ich nicht", beantwortet, selbst dann, wenn der Patient die Antwort eigentlich kennen müsste. Die Antwortkategorie stimmt in der Regel, die Antwort ist jedoch nicht korrekt - Beispiele für so genannte "Vorbei-Antworten":
- 1 + 1? - Antwort: 3
- Anzahl der Finger? - Antwort: 11
- Farbe der Sonne? - Antwort: Grün
Das Verhalten der Betroffenen ähnelt dem, das sich Laien unter einer Geisteskrankheit vorstellen. Eine bewusste Kontrolle der Handlungen ist jedoch nicht möglich.
Hinzu kommt das so genannte "Vorbei-Handeln". Der oder die Betroffene kann etwa darum gebeten werden, die Tür abzuschließen. Er/sie nimmt den Schlüssel und versucht zum Beispiel, diesen falsch herum ins Schloss zu stecken.
Häufig zeigt sich das Ganser-Syndrom zusammen mit anderen dissoziativen Phänomenen, so etwa
- dissoziativer Fugue
- dissoziativer Amnesie
- dissoziativem Stupor (Lähmungen)
- Wahrnehmungsstörungen
- Schmerzlosigkeit oder
- psychogenen Kopfschmerzen.
Das Ganser-Syndrom zeigt sich vor allem bei Männern, die sich im jüngeren oder mittleren Lebensalter befinden. Man geht davon aus, dass es sich um eine Folge bzw. Reaktion auf eine sehr ausgeprägte Stress-Situation handelt; die Betroffenen fühlen sich dabei subjektiv hilflos.
Typisch ist ein akutes Auftreten, bei dem die Symptome nur kurz anhalten. Man spricht von Episoden mit einer Dauer von weniger als einer Stunde bis hin zu wenigen Tagen.
Anschließend haben Betroffene wieder ein ganz klares Bewusstsein und können die falsch beantworteten Fragen wieder richtig beantworten. Daran, dass sie falsche Antworten gegeben haben, können sie sich oft nicht erinnern.
Folgen des Ganser-Syndroms
Betroffene des Ganser-Syndroms werden häufig als dumm oder verrückt eingestuft, was sich wiederum negativ auf Schule, Beruf und Privatleben auswirken kann. Nicht selten kommt es auch zu Verwechslungen mit anderen psychischen Erkrankungen oder Demenz.
Ursachen - Wie kommt es zum Ganser-Syndrom?
Sah man in früheren Zeiten das Ganser-Syndrom als Simulation einer Geisteskrankheit in bestimmten Situationen an, die psychisch belastend wirkten, wie beispielsweise ein Gefängnisaufenthalt, gilt es heutzutage als nosologische Störung. So zählt das Ganser-Syndrom zu den dissoziativen Störungen. Mitunter zeigen sich die Symptome des Ganser-Syndroms auch nach Erkrankungen des Gehirns wie einem Hirntumor oder Schlaganfall.
Behandlung - Was tun bei einem Ganser-Syndrom?
Eine Behandlung des Ganser-Syndroms ist nicht einfach. In den meisten Fällen erfolgt eine Verhaltenstherapie. Hierbei ist jedoch auch eine Differenzialdiagnose wichtig. Folgende Erkrankungen müssen ausgeschlossen werden:
- Demenz
- Schizophrenie
- Down-Syndrom
- Drogen- oder Alkoholmissbrauch
- Schlaganfall
- Hirnblutungen
- Hirntumor
- Neurologische Erkrankungen
- Schädel-Hirn-Trauma