Kniegelenksarthrose - Arthrose im Kniegelenk
Die Kniegelenksarthrose, auch Gonarthrose, ist eine häufig auftretende Arthroseform. Dabei kommt es zum Verschleiß des Gelenkknorpels. Vor allem Menschen über 60 Jahren - vorwiegend Frauen - sind davon betroffen. Je nachdem, welche Bereiche betroffen bzw. involviert sind, unterschiedet man mehrere Formen der Arthrose. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Kniegelenksarthrose.
Eine Kniegelenksarthrose wird in der Medizin auch als Gonarthrose bezeichnet. Man fasst unter diesem Begriff sämtliche degenerativen Erkrankungen des Kniegelenks zusammen.
Im Grunde genommen handelt es sich bei einem Verschleiß des Kniegelenks nicht um eine Erkrankung, sondern um einen normalen und vorhersehbaren Alterungsprozess. Überschreitet der Verschleiß jedoch das Maß, welches dem Alter entspricht, benutzt man den Begriff Arthrose.
Ausgelöst wird eine solche Arthrose durch ein Missverhältnis zwischen Gelenk und Belastbarkeit, von dem in erster Linie der Gelenkknorpel betroffen ist. Der Gelenkknorpel überzieht im Normalfall die knöchernen Gelenkflächen als Gleitschicht.
Bei einer Arthrose kommt es jedoch zu einem Aufreiben dieser Schicht. Besonders betroffen von einer Kniegelenksarthrose sind ältere Menschen über 60 Jahren. Vor allem bei Frauen tritt die Gonarthrose häufig auf.
Verschiedene Formen der Kniegelenksarthrose
Das menschliche Kniegelenk, das starken mechanischen Belastungen ausgesetzt ist, setzt sich aus drei Abschnitten zusammen. Dies sind das Kniescheibengelenk, das laterale oder seitliche Kompartment sowie das mediale oder innere Kompartment. Kommt es zu einer Kniegelenksarthrose, unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen, die auch isoliert auftreten können. Dabei handelt es sich um
- die laterale Gonarthrose, die in erster Linie den äußeren Anteil des Kniegelenks betrifft
- die mediale Gonarthrose, die den inneren Anteil beeinträchtigt
- die Retropatellararthrose, von der vor allem die Kniescheibengelenkfläche in Mitleidenschaft gezogen wird
- die Pangonarthrose, von der alle drei Gelenkanteile betroffen sind sowie
- die Arthrose der Oberschenkelrolle.
Ursachen
Innerhalb des Kniegelenks treffen die Kniescheibe, das Schienbein und der Oberschenkelknochen aufeinander. Eine weiche Knorpelschicht sorgt dafür, dass es dadurch nicht zu Schmerzen und Verletzungen kommt.
Tritt nun innerhalb des Knies ein Abbau dieser Schutzschicht ein, handelt es sich um einen Gelenkverschleiß. Dadurch, dass der schützende Knorpel zurückgeht, führt dies zu einem Zusammenrücken von Oberschenkel- und Schienbeinknochen, während sich der Gelenkspalt wiederum verkleinert.
Nicht immer ist das Lebensalter die Ursache einer Gonarthrose. So kann es bei Menschen um die 30 bereits zu Verschleißerscheinungen kommen, während bei manchen Menschen um die 70 das Knie nach wie vor in Ordnung ist. Mediziner unterscheiden zwischen einer primären und einer sekundären Gonarthrose.
Primäre Gonarthrose
Von einer primären Gonarthrose ist die Rede, wenn sich keine konkreten Ursachen für die Arthrose finden lassen. Zahlreiche Ärzte vermuten, dass diese Form unter anderem durch Vererbung entsteht. Allerdings führt eine genetische Vorbelastung nicht automatisch zum Ausbruch einer Kniearthose.
Sekundäre Gonarthrose
Liegt eine sekundäre Arthrose vor, wird diese durch äußere Ursachen hervorgerufen. Als mögliche Ursachen kommen
- Verletzungen des Kniegelenks
- schlecht verheilte Knochenfrakturen
- Achsabweichungen wie O-Bein oder X-Bein
oder bestimmte Erkrankungen wie zum Beispiel
- bakterielle Arthritis
- rheumatoide Arthritis
- die Bluterkrankheit
- Gelenkdysplasien
- Osteonekrose
- Diabetes mellitus
- Gicht
- Chondromatose
- Lähmungen oder
- Dystopien der Kniescheibe
infrage.
Risikofaktoren
Außerdem gibt es einige Risikofaktoren, die das Entstehen einer Kniegelenksarthrose begünstigen können. Dazu gehören vor allem
- Übergewicht
- Kreuzbandrisse
- Meniskusschäden
- Fehlbelastungen sowie
- endokrine Faktoren.
Aber auch berufsbedingte Arthrosen durch bestimmte Bewegungen, die jeden Tag ausgeführt werden, sind keine Seltenheit. So tritt eine Gonarthrose zum Beispiel häufig bei Fliesenlegern auf.
Symptome
Die Entstehung einer Kniearthrose geschieht nicht über Nacht, sondern erstreckt sich über mehrere Jahre. So sind die Schmerzen im Anfangsstadium nur leicht und werden von den betroffenen Personen kaum registriert.
Bemerkbar macht sich eine Kniegelenksarthrose schließlich durch verschiedene Symptome. So tritt häufig ein Steifigkeitsgefühl des Kniegelenks ein. Außerdem kommt es zu Schmerzen nach Belastungen, wie zum Beispiel Treppensteigen, oder zu Anlaufschmerzen nach längerem Liegen oder Sitzen.
Weitere Beschwerden können
- Schwellungen
- Ergussbildungen
- das Entstehen von knackenden oder knirschenden Geräuschen, wenn das Knie bewegt wird
- Bewegungseinschränkungen und
- Wetterfühligkeit
sein. Zudem besteht durch die schmerzbedingte Schonung die Gefahr von Muskelschwund im Oberschenkel. Im weiteren Verlauf nimmt die Beweglichkeit des Kniegelenks immer mehr ab und die Beschwerden können auch im Ruhezustand auftreten.
Diagnose
Um eine Gonarthrose zu diagnostizieren, stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Erster Schritt ist die körperliche Untersuchung, bei der Haltung und Gang des Patienten getestet werden.
Auf diese Weise registriert der behandelnde Arzt eventuelle Fehlstellungen wie zum Beispiel
- Schonhaltungen
- Muskelschwächen oder
- einen Beckenschiefstand.
Außerdem tastet er mit den Händen die Gelenke ab, um Schwellungen oder Druckempfindlichkeit festzustellen. Überaus wichtig für die Diagnostik einer Kniearthrose sind bildgebende Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung.
So gilt ein schmalerer Abstand zwischen den Gelenkflächen als ein Hinweis auf Knorpelverschleiß. Sehr kleine Knorpelschäden können auf einer Röntgenaufnahme allerdings nicht immer festgestellt werden.
Eine ergänzende Maßnahme ist eine Sonografie (Ultraschalluntersuchung). So ist es mithilfe des Ultraschalls möglich, Weichteile wie Kapseln und Muskeln bildlich darzustellen. Beispielsweise lässt sich mit einer Sonografie ein Kniegelenkserguss entdecken.
Als weitere Untersuchungsmethoden kommen das Durchführen einer
infrage.
Behandlung
Da sich eine Kniegelenksarthrose nicht heilen lässt, ist vor allem das Aufhalten der Arthrose primäres Behandlungsziel. Außerdem sollen die Gehleistung sowie die Lebensqualität des Patienten verbessert werden. Dabei hängt die Therapie auch von der Ursache und dem Schweregrad der Gonarthrose ab, sodass unterschiedliche Behandlungsmethoden angewandt werden können.
Konservative Behandlung
Leichte Arthroseformen behandelt man auf konservative Weise. So wird der Patient beraten, wie er sich im Alltag oder bei körperlichen Belastungen am besten verhält.
Medikamentöse Therapie
Um die Schmerzen wirksam zu bekämpfen, erhält der Patient eine medikamentöse Therapie. Das heißt, dass vor allem Präparate wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) verabreicht werden. Dazu zählen vor allem
- Diclofenac
- Acetylsalicylsäure
- Cox-2-Hemmer
- Ketoprofen oder
- Ibuprofen.
Kortisonbehandlung
Eine weitere bewährte Methode zur Behandlung von Kniegelenkschmerzen ist das Spritzen von Kortison in das Kniegelenk. Auf diese Weise kann das Glukokortikoid direkt an der betroffenen Stelle wirken.
Darüber hinaus entfällt die Belastung des gesamten Körpers mit Kortison. Als sinnvoll gelten Kortisoninjektionen bei einer aktivierten Gonarthrose.
Physikalische Behandlung
Des Weiteren kommen physikalische Therapien wie zum Beispiel
- eine Knieschule
- Elektrotherapie oder
- Krankengymnastik
zur Anwendung. Ebenfalls hilfreich sind
- Akupunktur
- das Tragen von speziellen Schuheinlagen oder Schuhen sowie
- Wärme- und Kälteanwendungen.
Alternative Behandlungsformen
Auch im Bereich der Alternativmedizin finden sich Therapien, die bei einer Kniegelenksarthrose hilfreich sein können. Dazu zählen
- die Blutegeltherapie
- die Low-Level-Lasertherapie
- die pulsierende Magnetfeldtherapie (PMT) sowie
- Kinesiotaping
Operative Verfahren
Bringt eine konservative Therapie nicht den gewünschten Erfolg, stehen einige operative Maßnahmen zur Verfügung.
Arthroskopie
Dazu zählt vor allem die Arthroskopie, bei der das Knie gereinigt und der Knorpel geglättet wird. Die Arthroskopie gilt als minimal-invasiver Eingriff, sodass durch sie nur geringe Gewebeschäden zu befürchten sind. Nicht selten kann eine Arthroskopie auch ambulant vorgenommen werden.
Knorpeltransplantation
Weitere Operationsmethoden sind die Knorpeltransplantation, die sich allerdings nur bis zum 45. Lebensjahr durchführen lässt, sowie die Knorpelglättung. Bei letzterem Verfahren erfolgt eine operative Glättung der aufgefaserten oberflächlichen Knorpelschicht mit feinen Fräsen. Auf diese Weise kann einer weiteren Gelenkreizung entgegengewirkt werden.
Künstliches oder implantiertes Kniegelenk
Als letzte operative Behandlungsmaßnahme gilt der Ersatz des Kniegelenks. Das heißt, dass man das geschädigte Gelenk durch ein Implantat, auch Knietotalendprothese oder Knie-TEP genannt, ersetzt. Diese Methode wird allerdings erst dann durchgeführt, wenn der Patient permanent unter Schmerzen leidet und die Gonarthrose schon sehr weit fortgeschritten ist.
Normalerweise nimmt das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks etwa eine Stunde in Anspruch, was allerdings auch von dem Ausmaß und der Form des Eingriffs abhängig ist. Anschließend muss der Patient noch etwa 8 bis 10 Tage in der Klinik bleiben, bevor die Rehabilitation stattfindet. Wichtige Faktoren bei der Auswahl des geeigneten Implantats sind unter anderem
- die Qualität der Knochen
- das Lebensalter
- das Geschlecht und
- das Gewicht des Körpers.
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme, 2008, ISBN 9783131429629
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- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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