Die Grindflechte (Impetigo) - Ursachen, Symptome und Behandlung
Bei der Grindflechte, auch Impetigo contagiosa, handelt es sich um eine ansteckende bakterielle Hautinfektion. Sie kommt vor allem bei Kleinkindern vor. Man unterscheidet drei Formen: die kleinblasige, die großblasige sowie die nicht-bullöse Grindflechte. Die kleinblasige Form tritt am häufigsten auf; dabie zeigen sich die Bläschen vor allem an den Händen, am Gesicht und an der Kopfhaut. Zur Behandlung werden z.B. antiseptische Lösungen oder antibiotische Salben eingesetzt. Informieren Sie sich hier ausführlich über die Grindflechte.
In der Medizin bezeichnet man die Grindflechte auch als Borkenflechte, Pustelflechte, Eiterflechte oder Impetigo contagiosa. Die Begriffe "Impetigo" und "Contagiosa" stammen aus dem Lateinischen und bedeuten "angreifen" und "ansteckend". Hervorgerufen wird die sehr ansteckende Hautinfektion von Bakterien.
Besonders betroffen von der Grindflechte sind kleine Kinder. Bei erwachsenen Menschen tritt sie dagegen nur selten auf.
Als anfällig gelten Erwachsene, die unter einem atopischen Ekzem leiden. Bei Kindern stellt die Impetigo contagiosa sogar die häufigste bakterielle Hauterkrankung dar.
Das weibliche Geschlecht ist häufiger von der Hautinfektion betroffen. Sie gilt jedoch als unproblematisch und heilt bei entsprechender Behandlung zumeist folgenlos wieder ab.
Unterschiedliche Formen
Es wird zwischen drei unterschiedlichen Formen der Grindflechte unterschieden. Dies sind
- die kleinblasige Impetigo contagiosa, die am häufigsten vorkommt und Hände und Kopfhaut befällt
- die großblasige Impetigo contagiosa, von der Hals, Achseln, Bauch und Genitalbereich betroffen sind, sowie
- die nicht-bullöse Impetigo contagiosa.
Die kleinblasige Impetigo contagiosa wird auch Impetigo vulgaris oder Grindflechte genannt. Sie ist die am häufigsten auftretende Form und zeigt sich vor allem
Dagegen tritt die großblasige Impetigo contagiosa (Impetigo bullosa) bevorzugt
- am Hals
- an den Achseln
- am Bauch sowie
- an den Genitalien
auf.
Bei der nicht-bullösen Impetigo contagiosa sind die Bläschen so klein, dass man sie nur schwer erkennen kann. Ein typisches Merkmal sind die gelblichen Krusten. Man findet sie an verschiedenen Stellen des Körpers.
Besonders häufig zeigt sich die Grindflechte im Frühjahr und im Sommer. So wird die Infektion durch warmes Klima begünstigt. Stark betroffen von Krankheitsausbrüchen sind Kindergärten und Schulen.
Ursachen
Verantwortlich für die Grindflechte sind Bakterien. Als wichtigster Erregertyp gelten die Staphylokokken. Gelegentlich können aber auch Streptokokken die Hautinfektion auslösen.
Von den Erregertypen hängen auch die einzelnen Formen der Impetigo contagiosa ab. So wird die großblasige Impetigo contagiosa von Staphylokokken verursacht, während für die kleinblasige Impetigo contagiosa Streptokokken verantwortlich sind.
Die nicht-bullöse Impetigo contagiosa kann von beiden Erregern ausgelöst werden. Mitunter kommt es auch zu Mischinfektionen.
Einige Bakterienstämme verfügen über so genannte Exfoliativtoxine, welche dazu führen, dass die Hautschichten sich auftrennen und Blasen bilden. Diese Stämme sind sehr ansteckend.
Übertragung
Die Übertragung der Grindflechte erfolgt vor allem durch Hautkontakt. Aber auch das Berühren von Kleidungsstücken oder Gegenständen, mit denen der Infizierte Kontakt hatte, kann eine Infektion hervorrufen.
Aus diesem Grund kommt es vor allem in Kindergärten und Schulen zu einer raschen Ausbreitung der Hauterkrankung. In den meisten Fällen gelingt es den Keimen, über Hautverletzungen wie Hautabschürfungen oder Insektenstiche in die Haut einzudringen.
Dabei werden sie durch Kratzen oder Reiben übertragen. Als fördernd für den Ausbruch der Grindflechte gilt ein feucht-warmes Klima. Doch auch mangelnde Hygiene begünstigt die Bakterien.
Besonders gefährdet für eine Infektion sind Kinder, die unter einem geschwächten Immunsystem leiden. Dies kann zum Beispiel durch eine Erkältung oder Neurodermitis der Fall sein.
Bei einer nicht-bullösen Impetigo contagiosa handelt es sich mitunter auch um die Sekundärinfektion einer anderen Erkrankung wie Windpocken oder Herpes. Etwa 5 Prozent aller Patienten leiden nach der kleinblasigen Impetigo contagiosa unter einer Nierenentzündung, die jedoch in den meisten Fällen problemlos wieder abheilt. Zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Hautkrankheit vergehen in der Regel 2-10 Tage.
Symptome
Bemerkbar macht sich die Grindflechte durch die Bildung von Bläschen. Diese lassen sich bei der nicht-bullösen Form allerdings kaum erkennen. Bei kleinen Eiterbläschen handelt es sich meist um Streptokokken, während größere auf Staphylokokken schließen lassen. Nach dem Aufplatzen der Bläschen bilden sich dann gelbliche, asymmetrische Krusten.
Nicht selten leiden die Betroffenen unter Juckreiz. Fieber tritt dagegen eher selten auf. Auch das Allgemeinbefinden leidet nur selten unter der Hautinfektion.
Zumeist wird das allgemeine Befinden durch die Grindflechte jedoch nicht beeinträchtigt. Da der Inhalt der Bläschen stark infektiös ist, besteht durch ihn erhebliche Ansteckungsgefahr.
Betroffen sind in den meisten Fällen die Bereiche um den Mund und die Nase sowie die Hände. Manchmal breitet sich die Erkrankung aber auch auf andere Körperteile aus.
Komplikationen
Als Komplikation der Grindflechte kann es zu Schwellungen der Lymphknoten kommen. Eine starke Ausbreitung von Staphylokokken führt mitunter zum Staphylococcus-Scalded-Skin-Syndrom, bei dem es zu einem septischen Krankheitsbild kommt, welches bei zu später unsachgemäßer Behandlung tödlich enden kann.
Diagnose
Eine Grindflechte lässt sich oftmals schon anhand der typischen Symptome feststellen. Allerdings gilt es, andere Hautkrankheiten wie Akne vulgaris, Herpes oder eine Follikulitis bei der Diagnose auszuschließen.
Mitunter entnimmt der behandelnde Arzt auch einen Abstrich der Haut oder der Schleimhaut von Nase bzw. Rachen, um den Erreger nachzuweisen. Zu diesem Zweck legt man eine Kultur der Probe an.
Liegt die Grindflechte bereits länger vor, ist es möglich, durch eine Blutuntersuchung spezifische Antikörper gegen die Infektion festzustellen. Ferner lassen sich die Bakterien auch in der Flüssigkeit der Bläschen nachweisen.
Handelt es sich um eine Streptokokken-Infektion, erfolgt eine regelmäßige Kontrolle des Urins, für den Fall, dass Folgeerkrankungen an den Nieren auftreten. Darüber hinaus erfolgt die Erstellung eines Antibiogramms. Dieses dient dazu, eventuelle Antibiotikaresistenzen zu erkennen, um die Therapie entsprechend anzupassen.
Behandlung
Erster Schritt der Impetigo-Therapie ist das Abtragen der Krusten, was durch das Auflegen von feuchten Kompressen sowie Desinfektionslösungen wie Braunovidon oder Kamillosan erfolgen kann. Danach trägt der Arzt antiseptische Lösungen wie eine Jodlösung oder Salben wie Zinksalbe auf.
Alternativ lässt sich die Haut auch mit einem lokalen Antibiotikum wie Fusidinsäure, Gentamicin oder Mupirocin behandeln. Außerdem versorgt man die Haut mit einem Verband.
Gegen Juckreiz erhält der Patient ein Antihistaminikum wie Desloratadin, Clemastin oder Dimetinden. Unterstützend können auch feuchte Kompressen mit Calendula-Essenz oder Thymiantee auf die befallenen Hautpartien gelegt werden.
Handelt es sich um einen großflächigen Befall der Haut, gelten desinfizierende Bäder, die eine Povidon-Jod-Lösung, Chinolinol oder Kaliumpermanganat enthalten, als hilfreich. Hält die Hauterkrankung längere Zeit an, verabreicht man dem Kind systemisch wirkende Antibiotika in Tablettenform wie Clindamycin oder Cephalosporin. Im Rahmen einer Impetigo-Therapie ist es wichtig, zweimal täglich den Verband zu wechseln und die Krusten mit einer antiseptischen Lösung zu behandeln.
Vorbeugung
Um einer Ansteckung entgegenzuwirken, ist es wichtig, sich regelmäßig die Hände mit Seife zu waschen, wenn man Kontakt mit dem erkrankten Kind hatte. Wichtig sind auch saubere und kurze Fingernägel.
Außerdem sollten die Wunden nicht berührt werden. Sinnvoll ist zudem die Verwendung von Einmalhandschuhen. Bettwäsche und Handtücher lassen sich in der Waschmaschine bei 60 Grad Celsius waschen.
Nicht mehr ansteckend ist die Grindflechte erst dann, wenn sämtliche Krusten von der Haut abgefallen sind. Ist dies der Fall, kann das Kind wieder in den Kindergarten oder in die Schule gehen, sofern der Arzt keine Einwände dagegen hat.
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