Gynäkomastie - Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Gynäkomastie stellt eine Veränderung der männlichen Brust dar; dabei liegt eine Vergrößerung der Brustdrüse dar, welche sowohl ein- als auch beidseitig auftreten kann. Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Gynäkomastie beim Mann führen. Einige Formen bilden sich von selbst wieder zurück. Im Rahmen der Behandlung kommt es auf die Beseitigung der Ursache an. Informieren Sie sich hier über die Merkmale der Gynkäkomastie und lesen Sie, welche Behandlungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Von Claudia Haut

Bei der Gynäkomastie handelt es sich um die ein- oder beidseitige Vergrößerung der männlichen Brust. Man unterscheidet die echte Gynäkomastie und die unechte Pseudeogynäkomastie. Der Unterschied liegt in deren Ursachen.

Ursachen

Eine Gynäkomastie kann eine normale Veränderung des männlichen Körpers darstellen oder auch auf eine Erkrankung hindeuten. Man unterscheidet demnach grob zwischen der physiologische Gynäkomastie und der pathologischen Gynäkomastie. Eine physiologische Gynäkomastie entsteht durch ein Ungleichgewicht weiblicher und männlicher Geschlechtshormone, während die pathologische Gynäkomastie durch Erkrankungen, die entweder das Hormonsystem stören oder sich direkt in der Brust entwickeln, entsteht.

Physiologische Gynäkomastie

Zu dieser Form gehören mitunter:

  • die Neugeborenengynäkomastie
  • die Pubertätsgynäkomastie sowie
  • die Altersgynäkomastie.

Eine harmlose normale Veränderung liegt zum Beispiel vor, wenn ein neugeborener Junge bei der Geburt kleine Brüste hat. Ursache dafür sind die Hormone der Mutter.

Auch viele Jungen in der Pubertät leiden unter einer Vergrößerung der Brustdrüse. Diese Form der Gynäkomastie bildet sich ebenfalls ohne weitere Behandlung wieder zurück. Ältere Männer bekommen häufiger eine Gynäkomastie, wenn sie im Alter an Gewicht zunehmen und zu viele weibliche Hormone gebildet werden.

Pseudogynäkomastie (Lipomastie)

Von einer Pseudogynäkomastie (Lipomastie) ist die Rede, wenn es aufgrund von Fetteinlagerungen und somit bei übergewichtigen Männern zur Vergrößerung der Brust kommt.

Pathologische Gynäkomastie

Diese Form lässt sich einteilen in:

  • die erbliche Gynäkomastie
  • chronische Erkrankungen
  • Krebserkrankungen sowie
  • die Einnahme von Medikamenten oder Drogen.

Zum einen kann die Gynäkomastie genetisch bedingt sein, wenn der Mann ein zusätzliches X-Chromosom (ein weibliches Chromosom) aufweist. Männer, die eine Hodenentzündung hatten oder sich sterilisieren ließen, leiden ebenfalls häufiger unter einer Gynäkomastie, da hier nur noch unzureichend männliche Geschlechtshormone gebildet werden können.

Nur selten ist bei einem neugeborenen Jungen kein Hoden angelegt, so dass auch keine männlichen Geschlechtshormone gebildet werden können und es zu einer Vergrößerung der Brustdrüse kommt.

Männer, die Östrogene einnehmen, um einen weiblichen Körper zu bekommen, erhalten ebenfalls eine vergrößerte Brust. In diesem speziellen Fall wird dies jedoch von den Patienten gewünscht und ist aufgrund der Therapie auch beabsichtigt.

Einige Erkrankungen können ebenfalls die Ursache der Gynäkomastie sein. Dazu zählen der chronische Alkoholmissbrauch oder eine Nierenfunktionsstörung. Auch ein bestimmter Gehirntumor kann zu einer Gynäkomastie führen. Der Tumor bewirkt dann eine vermehrte Bildung eines Hormons, was zur Vergrößerung der Brustdrüsen führt.

Äußerst selten kann auch ein Brustkrebs hinter der Gynäkomastie stecken. Weitläufig gilt die Meinung, nur Frauen könnten an Brustkrebs erkranken. Dies ist jedoch falsch, da auch Männer Brustdrüsen besitzen und somit ebenfalls an Brustkrebs erkranken können.

Die Ursachen der pathologischen liegen in der Regel in hormonellen Störungen. Diese liegen beispielsweise in folgenden Situationen vor:

  • wenn das Brustgewebe verstärkt auf weibliche Geschlechtshormone anspricht
  • wenn ein Überschuss weiblicher Geschlechtshormone vorliegt
  • wenn eine verminderte Produktion von männlichen Geschlechtshormonen vorliegt
  • wenn die Aufnahme von Hormonen erhöht ist, z.B. durch die Ernährung
  • wenn vermehrt Testosteron aufgenommen wird und dieses durch das Enzym Aromatase teils in Östrogen umgewandelt wird

Verlauf

Nicht behandlungsbedürftige Brustvergrößerungen, zum Beispiel aufgrund von Fettablagerungen oder eine Brustvergrößerung aufgrund der Pubertät, bildet sich in der Regel von selbst wieder zurück, wenn der Patient abnimmt bzw. die Pubertät vorüber ist. Eine behandlungsbedürftige Gynäkomastie wird nach der ursächlichen Erkrankung behandelt. In seltenen Fällen erfolgt auch eine Operation.

Symptome

Unter Gynäkomastie versteht man eine Vergrößerung der Brustdrüse. Diese kann sowohl ein- als auch beidseitig auftreten. Die Brust ähnelt dann der Brust einer Frau.

Nur in seltenen Fällen verspürt der Mann aufgrund seiner Brustvergrößerung Schmerzen oder ein Spannungsgefühl. Die Gynäkomastie ist keine Erkrankung im eigentlichen Sinn, sondern in der Regel ein Symptom einer Grunderkrankung.

Diagnose

Der behandelnde Arzt führt eine körperliche Untersuchung durch und tastet dabei die vergrößerte Brustdrüse ab.

Er befragt den Patienten nach Krankheiten und bisher eingenommenen Medikamenten. Verspürt der Patient Schmerzen in der Brust, wird noch eine Blutuntersuchung durchgeführt, da in diesem Fall der Verdacht auf einen Tumor besteht.

Es werden dann die allgemeinen Blutwerte sowie die Tumormarker untersucht. Sind die Tumormarker im Blut erhöht, deutet dies auf eine Krebserkrankung hin. Auch ein Hormonstatus wird aus dem Blut errechnet.

Je nach Diagnosenverdacht des Arztes kann auch eine Mammografie notwendig werden. In seltenen Fällen wird diese Untersuchung auch bei Männern durchgeführt.

Zusätzlich kann die Brust auch per Ultraschall untersucht werden. In jedem Fall wird eine Ultraschalluntersuchung des Oberbauches durchgeführt und eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt.

Behandlung

Eine Behandlung der Gynäkomastie verspricht nur dann Erfolg, wenn die Ursache behoben ist. Anderenfalls vergrößert sich die Brust erneut.

Patienten, die aufgrund von Medikamenten eine vergrößerte Brust bekamen und dies nicht gewünschte Wirkung der Medikamente war, können diese nach Rücksprache mit ihrem Arzt gegen andere Medikamente auswechseln. Ist der Brustkrebs die Ursache der Gynäkomastie, wird dieser im Rahmen einer Operation behandelt. Je nach Befund erfolgt im Anschluss noch eine Chemo- oder Strahlentherapie.

Oftmals erhalten die Männer auch Hormonpräparate, wenn zu wenig männliche Hormone gebildet werden. In einigen Fällen benötigen Patienten eine psychologische Behandlung, um mit ihrer vergrößerten Brust zurechtzukommen.

Operation

Nur selten erfolgt eine operative Behandlung der vergrößerten Brustdrüse. Durch eine Operation ist es möglich, die Brustdrüse zu verkleinern. Dabei werden in der Regel dauerhafte Resultate erzielt.

Präoperatives Vorgehen

Bevor ein Patient eine Operation zur Beseitigung einer Gynäkomastie durchführen lässt, sollte er einige Dinge beachten. Damit das Risiko bei der Operation so gering wie möglich bleibt, muss mit dem Arzt abgeklärt werden, welche Arzneimittel eingenommen werden dürfen.

Zumeist müssen blutgerinnungshemmende Medikamente, wie beispielsweise Aspirin, zwei Wochen vor dem Eingriff abgesetzt werden. Auf Nikotinkonsum sollte man verzichten, um Wundheilungsstörungen zu vermeiden.

Der chirurgische Eingriff lässt sich sowohl ambulant als auch stationär in einer Klinik durchführen. Für die Narkose kommt entweder eine örtliche Betäubung oder eine Vollnarkose in Betracht. In der Regel dauert die Operation eineinhalb bis zwei Stunden.

Für die Beseitigung der Gynäkomastie stehen zwei Methoden zur Verfügung: die Liposuktion (Fettabsaugung) und die resektive Gewebeentfernung. Eine Fettabsaugung wird vor allem dann durchgeführt, wenn Übergewicht der Grund für das Brustwachstum ist.

Resektive Gewebeentfernung

Bei der resektiven Gewebeentfernung wird zunächst ein Hautschnitt am Unterrand der Brustwarze vorgenommen. Anschließend erfolgt die Entfernung des überschüssigen Drüsengewebes. Bei größeren Eingriffen muss manchmal auch überschüssige Haut entfernt werden.

Zum Ende der Operation setzt man schmale Drainageschläuche ein, um dem Wundsekret das Ablaufen zu ermöglichen. Auf diese Weise lässt sich ein Bluterguss verhindern. Schließlich wird die Wunde verschlossen und der Patient erhält einen elastischen Kompressionsverband.

Nach der Operation sollte sich der Patient noch eine Woche schonen. In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen wie

  • Nachblutungen
  • Blutergüssen oder
  • Taubheitsgefühlen

kommen.

Vorbeugung

Um einer Gynäkomastie vorzubeugen, sollten sich die Männer gesund und ausgewogen ernähren und sich ausreichend bewegen. Alkohol sollte nur in Maßen getrunken werden.

  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.