Hallux valgus - Ursachen, Symptome und Behandlung

Hallux valgus, auch Ballengroßzehe oder Schiefzehe genannt, ist die Bezeichnung für eine Fehlstellung der Großzehe. Dabei weicht das Grundgelenk nach außen ab, sodass die Zehe schief steht. Im Laufe der Jahre nimmt die Ausprägung dieser Fehlstellung meistens zu; Frauen sind dabei, oftmals aufgrund des Tragens von spitzen, hochhackigen Schuhen, besonders betroffen. Eine Behandlung ist nicht immer notwendig. Lesen Sie über die Ursachen, Symptome sowie die Behandlung des Hallux valgus.

Von Jens Hirseland

Hallux valgus wird in der Medizin auch als Ballengroßzehe oder Schiefzehe bezeichnet. Typisch für diese Fehlstellung ist eine Abweichung der Großzehe nach außen hin, wodurch der Zeh schief steht. Durch einen Hallux valgus besteht die Gefahr einer schmerzhaften Arthrose im Grundgelenk.

Ursachen

Der Fuß ist ein anatomisches Meisterwerk: Auf kleinstem Raum tragen 26 Knochen und 50 Bänder das Gewicht des Körpers. 31 Gelenke und 20 Muskeln sorgen für Beweglichkeit.

Wo große Kräfte walten, geben einige Strukturen im Laufe der Zeit dem Druck nach, wie etwa die Mittelfußknochen, die sich beim Abrollvorgang senken und die randständigen Knochen nach außen drücken. Im Laufe der Zeit tritt der Großzehballen seitlich immer stärker hervor. Das Vorderglied der Zehe wiederum drückt sich immer weiter gegen die Nachbarzehen und bringt diese in Platznot.

In einem weit fortgeschrittenen Stadium kann sich die Großzehe über die Kleinzehen legen und diese ebenfalls deformieren. Ein schmerzfreies Abrollen ist dann kaum noch möglich.

Zu einem Hallux valgus kommt es meist im Laufe der Jahre, wobei die Häufigkeit mit steigendem Lebensalter zunimmt. Besonders betroffen von dieser Fehlstellung der Großzehe sind Frauen.

So gilt Hallux valgus als eine typische Folge der weiblichen Schuhmode. Durch das Tragen von spitzen, hochhackigen Schuhen kommt es zu einer unphysiologischen Belastung. Außerdem kann eine angeborene Schwäche des Bindegewebes und der Bänder dazu führen, dass eine Abflachung des Längsgewölbes des Fußes eintritt. Wird der Fuß abgerollt, hat dies eine starke Belastung des Quergewölbes zur Folge, wodurch sich dieses mehr und mehr verbreitert.

Trägt man Schuhe, die eine zu stark angehobene Ferse oder einen zu engen Vorfußbereich aufweisen, kommt es zu einer Druckerhöhung auf den Vorfuß, was schließlich zu Formveränderungen wie einer Schiefzehe führt. Aufgrund der Fußfehlstellung werden auch die Zugrichtungen der Sehnen verändert. Davon ist besonders der Muskel betroffen, durch den ein Abspreizen der großen Zehe möglich gemacht wird, denn wegen der Veränderung der Zugrichtung ist der Muskel nicht mehr in der Lage seiner Funktion nachzukommen.

Symptome

Ein Hallux valgus tritt recht häufig auf. Die meisten Frauen betrachten den Ballenzeh als kosmetisches Problem. Der hervorstehende Ballen drückt sichtbar gegen den Schuh und das Tragen von modischen Schuhen wird somit schwierig. Körperliche Beschwerden zeigen sich anfangs aber kaum.

Kommt es jedoch im weiteren Verlauf zu Beschwerden, machen sich diese am inneren Fußrand, an der Basis der Großzehe, bemerkbar. Dort springt der erste Mittelfußknochen deutlich hervor.

Eine solche Vorwölbung bezeichnet man in der Medizin als Exostose. Da in diesem Bereich der Fuß am breitesten ist, kommt es zu einem starken Druck durch die Schuhe. Der Hallux valgus reizt die Haut mechanisch, sodass Rötungen und entzündliche Veränderungen auftreten.

Außerdem wird im Laufe der Zeit der schützende Schleimbeutel an dieser Stelle immer dicker, was eine weitere Druckerhöhung zur Folge hat. Nun drohen

Letztere können sich auch am Fußrücken sowie in den Zehenzwischenräumen zeigen, da es aufgrund der Veränderungen im Fußskelett auch an den anderen Zehen zu Deformierungen kommen kann. Darüber hinaus kommt es zu einer Beeinträchtigung des Zehengrundgelenks, wodurch sogar eine Arthrose entstehen kann. Mit der Zeit werden die Beschwerden immer schlimmer.

In manchen Fällen legt sich die Großzehe über die zweite und dritte Fußzehe, was weitere Druckstellen und Schmerzen zur Folge hat. Außerdem wird das Laufen durch die Verschiebung der anderen Zehen erschwert.

Diagnose

Feststellen lässt sich ein Hallux valgus aufgrund seiner typischen Symptome schnell und problemlos. Zur Abschätzung der Gelenkfunktionen tastet der behandelnde Arzt die betroffenen Stellen ab. Außerdem werden Röntgenaufnahmen der Füße gemacht, um die Fehlstellung genau beurteilen zu können.

Behandlung

Bei leichter Ausprägung, wenn die Zehenstellung noch nicht mehr als 10-20° abweicht, können

das vordere Fußgewölbe stärken und den Druck auf die Kleinzehen vermindern. Damit kann in vielen Fällen zumindest das Fortschreiten der Deformation verlangsamt werden. Betroffene sollten ihre Füße jedoch regelmäßig beim Arzt untersuchen lassen.

Um einen Hallux valgus nachhaltig zu beheben, muss in der Regel ein operativer Eingriff vorgenommen werden. Konservative Maßnahmen wie bessern die Beschwerden nur für kurze Zeit.

Je geringer der Verschleiß an den Gelenken fortgeschritten ist, desto besser sind die Erfolge einer Operation. Experten raten deshalb zum zeitigen Eingriff.

Die medizinische Forschung hat mehr als 100 unterschiedliche Operationsverfahren entwickelt. Welche Methode angewandt wird, hängt von der individuellen Situation ab.

Operationsmaßnahmen

Im Rahmen des Weichteileingriffs kommt es zur Durchtrennung und Versetzung von Sehnen, um die Zugbindung auf die Großzehe zu vermindern. Am Ballen werden Knochenwülste abgetragen und die Gelenkkapsel wird gestrafft.

Es kommt zur Knochenentnahme, sodass ein gerader Stand des Grundgelenks der Großzehe ermöglicht werden kann. Die Knochenanteile werden durch eine Metallplatte fixiert.

Ist die Deformität bereits ausgeprägt und liegt eine Arthrose vor, werden weitere Gelenkanteile abgetragen (Operation nach Keller-Brandes). Als Alternative gilt eine Arthrodese, also eine Versteifung des Großzehengrundgelenks. Der Nachteil hierbei ist jedoch, dass das Abrollen beim Gehen behindert wird. Möglich ist auch eine Endoprothese für das Gelenk, allerdings zählt deren Einsatz noch nicht zu den Routineverfahren.

Ist die Fehlstellung noch wenig ausgeprägt, können erfahrene Operateure mit einer minimal-invasiven Technik arbeiten. Dabei werden keine Schrauben gesetzt, so dass eine Nachoperation überflüssig ist. Außerdem gibt es weniger Weichteilverletzungen und nur winzige Narben, was die Heilungszeit deutlich verkürzt.

Vorbeugung

Je nach Ausprägung können bereits andere Schuhe, Fußgymnastik oder auch spezielle orthopädische Schuhe etwas Abhilfe schaffen, wobei in vielen Fällen nur eine Operation zur Beschwerdefreiheit führen kann. Damit man erst gar keinen Ballenfuß bekommt, sollte man deshalb frühzeitig vorbeugen.

Barfuß laufen

Für die belastenden Füße stellt es eine Entlastung dar, oft barfuß laufen zu können. Hierbei sollte man am besten auch viel in der Natur den Füßen die Gelegenheit zur Freiluft geben, denn Gras oder Sand bewirken eine intensive Anregung und entlasten die zusätzlich strapazierten Sehnen und Bänder. Auch eine regelmäßige Fußgymnastik kann auf eine einfache Art helfen einen Hallux valgus zu unterbinden.

Die richtigen Schuhe

Am wichtigsten jedoch ist es nur zu passendem Schuhwerk zu greifen. Ständig nur flache Schuhe zu tragen ist allerdings nicht zu empfehlen, da auf Dauer die Achillessehne überstrapaziert wird. Besser ist es zwischen flachen Schuhen und Schuhen mit einem bis zu 4cm hohen Keilabsatz zu wechseln.

Selten kann man auch mal High-Heels tragen, allerdings sollte man dieses Tragen tatsächlich einschränken, denn dadurch wird das Körpergewicht nach vorne verlagert, was in der Folge zu einem Pressen des Fußgewölbes und damit dem zur Seiteschieben des Ballens führt.

Schablone für neue Schuhe

Benötigt man neue Schuhe, dann sollte man am besten eine Schablone von jedem Fuß anfertigen (z.B. auf einen Karton gemalt und ausgeschnitten), die man dann als Tester in die möglichen neuen Schuhe einlegen kann. Eine andere Variante ist es, die Schablone um einen Fingerbreit größer zu machen und die Schuhe darauf zu stellen. Zeigt sich dann eine direkte oder sehr knappe Übereinstimmung zwischen der Schablonen- und Schuhgröße, dann heißt es lieber, eine Nummer größer wählen.

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