Hashimoto-Thyreoiditis - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine chronische Form der Schilddrüsenentzündung, von der besonders häufig Frauen betroffen sind. Bei fortgeschrittenem Verlauf dieser Autoimmunerkrankung kommt es nicht selten zu einer Unterfunktion der Schilddrüse, wodurch vielfältige Symtpome auftreten können. Erfahren Sie hier alles Wissenswerte zu der autoimmunen Schilddrüsenentzündung Hashimoto-Thyreoiditis.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: E06
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Hashimoto-Thyreoiditis - Krankheitsbild

Die Hashimoto-Thyreoiditis bildet die am häufigsten vorkommende Form der Schilddrüsenentzündungen. Sie hat an diesen Erkrankungen einen Anteil von rund 80 Prozent.

Frauen sind von der Hashimoto-Thyreoiditis neun Mal häufiger betroffen als das männliche Geschlecht. Bei den meisten Erkrankten zeigt sich das Leiden im Alter zwischen 40 und 50 Jahren.

Benannt wurde die Schilddrüsenerkrankung nach dem japanischen Mediziner Hakaru Hashimoto (1881-1934). Er war der erste Arzt, der die Krankheit beschrieb.

Die Hashimoto-Thyreoiditis zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Dabei werden ohne erkennbare Gründe vom Immunsystem des Menschen Antikörper gebildet, die anschließend gegen das eigene Gewebe des Körpers vorgehen.

Durch spezielle Abwehrzellen wie Lymphozyten kommt es zur Beeinträchtigung und Zerstörung des Gewebes. Aus diesem Grund wird die Hashimoto-Thyreoiditis in der Medizin auch als Autoimmunthyreoiditis oder chronisch-lymphozytäre Thyreoiditis bezeichnet.

Schilddrüse einer Frau
Frauen sind deutlich häufiger von Hashimoto-Thyreoiditis betroffen als Männer

Unterschiedliche Verlaufsformen

Es gibt zwei verschiedene Verlaufsformen der Hashimoto-Thyreoiditis: die klassische und die atrophische Form.

Von der klassischen Form ist die Rede, wenn sich die Schilddrüse vergrößert und es zur Bildung eines Strumas (Kropf) kommt. Gleichzeitig werden die Funktionen der Drüse eingeschränkt. Die atrophische Form liegt vor, wenn das Gewebe der Schilddrüse in Mitleidenschaft gezogen wird, sodass es zur Verkümmerung der Schilddrüse kommt.

In Deutschland zeigt sich die atrophische Hashimoto-Thyreoiditis häufiger als die klassische Form.

Ursachen

Die Hashimoto-Thyreoiditis zählt zu den chronischen Formen der Schilddrüsenentzündung. Ihre genauen Ursachen ließen sich bislang nicht ermitteln. Klar ist jedoch, dass es sich bei ihr um eine Autoimmunkrankheit handelt, in deren Rahmen vom Abwehrsystem Antikörper gebildet werden, die das Gewebe des Organismus angreifen.

Es wird vermutet, dass diese Autoantikörper nach einer Infektion mit Bakterien oder Viren entstehen oder ein Zusammenhang mit Hepatitis C (Leberentzündung) vorliegt. Infrage kommen außerdem genetische Faktoren. So zeigt sich die Schilddrüsenerkrankung oftmals gehäuft innerhalb von Familien.

Manche Patienten leiden neben der Hashimoto-Thyreoiditis zusätzlich an weiteren Autoimmunkrankheiten wie Diabetes mellitus Typ 1, perniziöser Anämie, Zöliakie oder Morbus Addison.

Vergleich normale und vergrößerte Schilddrüse
Bei der klassischen Form ist die Schilddrüse vergrößert

Symptome

Der Verlauf der Hashimoto-Thyreoiditis ist frei von Schmerzen. Auch weitere Symptome zeigen sich zunächst nur selten, sodass es meist erst im fortgeschrittenen Stadium zur Diagnose der Krankheit kommt. Dies geschieht oft, wenn eine Unterfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose) eintritt, die mit folgenden Beschwerden einhergehen kann:

Warnsignal Müdigkeit

Nach einem langen Arbeitstag sind viele müde und abgespannt. Müdigkeit ist normal und bei offensichtlichem Auslöser auch unbedenklich. Misstrauisch sollte man allerdings werden, wenn man ständig und ohne erkennbaren Grund schlapp und müde ist. Hier könnte eine bisher nicht diagnostizierte Hashimoto-Erkrankung der Auslöser sein.

Bei dieser richtet sich das Immunsystem gegen die Schilddrüse. Es kommt zu einer chronischen Entzündung und das lebenswichtige Hormon Thyroyxin wird von der Schilddrüse nicht mehr in ausreichender Menge hergestellt. Genau dieser Hormonmangel führt zur Müdigkeit.

Komplikationen

Eine mögliche Komplikation der Hashimoto-Thyreoiditis stellt die Hashimoto-Enzephalopathie dar, bei der es sich um eine Erkrankung des Gehirns handelt. Dabei leiden die betroffenen Personen unter verschiedenen psychiatrischen und neurologischen Beschwerden wie:

Im schlimmsten Fall kann sogar ein Koma eintreten.

Diagnose

Da viele Patienten ihre Symptome nicht sofort beim Arzt angeben und dieser meist kein Hashimoto-Experte ist, bleibt die Autoimmunkrankheit oft Jahre lang unentdeckt. Dabei ist eine Diagnose vergleichsweise einfach.

Im Rahmen der Diagnostik befasst sich der untersuchende Arzt zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. Um den Verdacht auf eine Erkrankung der Schilddrüse zu überprüfen, findet eine Blutuntersuchung statt. Bei diesem Verfahren misst der Arzt die Konzentration von Schilddrüsenhormonen wie TSH, T3 und T4. Des Weiteren erfolgt eine Untersuchung der Blutprobe auf Antikörper gegen Schilddrüseneiweiße.

Ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik ist die Sonographie (Ultraschalluntersuchung). So zeigt sich die Schilddrüse bei einer Hashimoto-Thyreoiditis kleiner als gewöhnlich und weist eine dunkle Struktur auf.

Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse
Ein Arzt untersucht die Schilddrüse per Ultraschall

Des Weiteren besteht die Option, eine Schilddrüsengewebeprobe per Feinnadelbiopsie zu entnehmen. Diese wird im Anschluss genau analysiert. Liegt eine Hashimoto-Thyreoiditis vor, enthält das Gewebe der Schilddrüse mehr weiße Blutkörperchen als dies sonst der Fall ist.

Besteht Verdacht auf eine Hashimoto-Enzephalopathie, finden weitere Untersuchungen statt, wie ein EEG zur Messung der elektrischen Hirnaktivität oder eine Untersuchung des Gehirnwassers (Liquor).

Ultraschallbild einer Schilddrüse
Ultraschallbild einer Schilddrüse

Behandlung

Eine Behandlung der Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis ist bislang nicht möglich. Aus diesem Grund steht die Therapie der Krankheitssymptome im Vordergrund, um diese abzumildern. Die Auswirkung dieses Prozesses - die Abnahme an Thyroxin im Körper - lässt sich durch Medikamente behandeln.

Leidet der Patient unter Schmerzen, erhält er für kurze Zeit Glukokortikoide, die allerdings als Basistherapie nicht für sinnvoll gelten. Um gegen die Schilddrüsenunterfunktion vorzugehen, die durch die Hashimoto-Thyreoiditis entsteht, wird eine Hormonersatztherapie durchgeführt. Das heißt, dass der Patient für den Rest seines Lebens Tabletten bekommt, die das künstliche Hormon Levothyroxin enthalten. Dieses Mittel nimmt der Patient jeden Morgen auf nüchternen Magen ein.

Hat sich die Schilddrüse wegen der Hashimoto-Thyreoiditis vergrößert, ist eine chirurgische Entfernung der Schilddrüse möglich, wenn sie starke Schluckbeschwerden hervorruft. In der Regel gilt eine operative Entfernung der Schilddrüse aufgrund einer Hashimoto-Thyreoiditis jedoch nicht als sinnvoll.

Weil bei schwangeren Frauen durch die Hashimoto-Thyreoiditis ein höheres Risiko für eine Fehlgeburt besteht, muss ihnen eine umfangreichere Dosis an Schilddrüsenhormonen zugeführt werden.

Liegt eine Hashimoto-Enzephalopathie vor, lässt sich diese mit Kortisonpräparaten wie Prednisolon behandeln.

Jodarme Ernährung

Von Bedeutung ist auch die Ernährungsweise bei einer Hashimoto-Thyreoiditis. So kann die Erkrankung zum Beispiel durch eine verstärkte Jodzufuhr negativ beeinflusst werden. Jod ist daher von den Patienten in größeren Mengen zu meiden, was auch für Jodtabletten gilt. Verzichten sollte der Patient vor allem auf Meeresfrüchte und Seefische wie Seelachs, Hering und Makrele, da diese über reichlich Jod verfügen.

Prognose

Welchen Verlauf eine Hashimoto-Thyreoiditis nimmt, lässt sich nicht eindeutig vorhersagen. In seltenen Fällen kommt es zu einem spontanen Rückgang der Autoimmunkrankheit.

Wird Schilddrüsengewebe durch die chronische Entzündung zerstört, kann dies nicht mehr rückgängig gemacht werden. In der Regel müssen die Patienten wegen der Krankheit lebenslang Schilddrüsenhormone zu sich nehmen.

Da Hashimoto individuell sehr unterschiedlich verläuft, kommen manche Patienten im Alltag gut und andere weniger gut zurecht. Allgemein kann man jedoch sagen, dass nach der Diagnose und dem Finden der richtigen Hormonmenge das Leben nahezu normal verläuft. Die Blutwerte sollten aber alle sechs Monate kontrolliert werden, um bei Bedarf die Dosis anzupassen.

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