Herpes im Mund (Mundfäule) - Ansteckung, Beschwerden und Behandlung
Als Herpes im Mund oder auch Mundfäule wird eine meist in Kleinkindalter ausbrechende Herpesinfektion verstanden. Ausgelöst wird sie durch den Herpes simplex Typ 1. Betroffene leiden durch Entzündungen an der Mundschleimhaut und dem Zahnfleisch an starken Schmerzen, die die Nahrungsaufnahme stark einschränken. Die Heilung verläuft allerdings relativ schnell und Komplikationen sind nur selten. Lesen Sie hier alles Wichtige zur Herpesinfektion im Mund.
Definition
Als Mundfäule wird eine Erkrankung der Mundschleimhaut und des Zahnfleischs verstanden, die durch das Virus Herpes simplex Typ 1 (HSV-1) entsteht. Die Infektion wird auch als Stomatitis aphtosa, Stomatitis herpetica oder Gingivostomatitis bezeichnet.
Besonders betroffen von dieser relativ selten auftretenden Herpes-Virus-Variante sind kleine Kinder im Alter zwischen 10 Monaten und 3 Jahren. In seltenen Fällen zeigt sie sich auch im Erwachsenenalter.
Ursachen der Mundfäule
Verantwortlich für das Entstehen von Herpes im Mund ist eine Infektion mit dem Herpes-Simplex-Virus I. Dabei zeigt sich im Rahmen des ersten Kontakts eine Herpes labialis (Lippenherpes), von der der Lippenbereich in Mitleidenschaft gezogen wird. Ebenso ist jedoch eine Ausbreitung des Keims auf der Mundschleimhaut möglich. Diese primäre Infektion geschieht in der Regel schon vor dem fünften Lebensjahr. Durch Symptome macht sie sich jedoch nicht bemerkbar.
Zur Übertragung des Herpes-Virus kommt es durch engen physischen Kontakt, wie zum Beispiel das Küssen des Kindes oder das Ablecken eines Schullers durch Eltern, die unter einer Herpesinfektion in ihrem Mund leiden. Da das Herpesvirus hochansteckend ist, kann es außerdem durch eine Tröpfcheninfektion beim Niesen oder Husten übertragen werden. Sogar durch das Trinken aus dem gleichen Glas besteht das Risiko einer Ansteckung.
Nach dem ersten Kontakt verbleibt das Virus für den Rest des Lebens im Körper des Betroffenen. Dabei begibt es sich in andere Körperzellen am fünften Hirnnerv (Trigeminus). In den dortigen Nervenzellknoten (Ganglien) nisten sich die Herpesviren ein, vermehren sich jedoch nicht.
Übertragung der Mundfäule
In den meisten Fällen wird eine Stomatitis aphtosa durch Schmierinfektion übertragen. Das bedeutet, dass eine unmittelbare Übertragung der Herpesviren von einem Menschen zum anderen stattfindet. Dabei kann es sich anstelle von Herpes im Mund auch um Lippenherpes handeln. Die Viren halten sich in der Bläschenflüssigkeit auf und verteilen sich auch im Speichel, der als besonders hoher Risikofaktor eingestuft wird.
Neben den Lippen gelten auch die Mundwinkel als beliebte Eintrittsstelle für die Herpes-Viren. So präsentiert sich die Haut dort ziemlich dünn und weist kleinere Risse auf.
Über einen kurzen Abstand ist auch eine Ansteckung über die Luft denkbar. Dabei können beim Niesen oder Sprechen Speicheltröpfchen entstehen.
Bei Kindern wird das Herpesvirus auch oft beim Spielen übertragen. Von der Hand eines Kindes können die Viren bis an den Mund eines anderen Kindes gelangen.
Als weitere Ansteckungsoption gelten infizierte Gegenstände wie Bestecke, Gläser oder Servietten.
Wie lange besteht Ansteckungsgefahr?
Solange der Körper Herpesviren ausscheidet, besteht auch Ansteckungsgefahr. Das Risiko beginnt schon vor dem Auftreten der ersten Beschwerden und kann auch noch einige Tage nach dem Abklingen der Symptome anhalten. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Umfang der Viruslast. Je mehr Viren ein Mensch ausscheidet, desto mehr erhöht sich auch die Ansteckungsgefahr.
Symptome der Mundfäule
Bis sich die ersten Symptome nach der Ansteckung zeigen, dauert es in der Regel etwa eine Woche. Im Unterschied zu anderen Herpesinfektionen kommt es bei Herpes im Mund bei den betroffenen Patienten oft zu intensiven Beschwerden. So leiden sie neben Fieber häufig unter starken Schmerzen beim Trinken und Essen.
Hauptsymptom bei Herpes im Mund ist die Entzündung der gesamten Mundschleimhaut. Dabei manifestieren sich die die Symptome entweder
- an den Innenseiten der Wangen,
- am Gaumen oder
- am Rachen.
Die betroffenen Stellen sind bei Herpes im Mund zunächst gerötet und bereiten Schmerzen. Im weiteren Verlauf bilden sich kleine Bläschen, deren Inhalt aus einer leicht trüben Flüssigkeit besteht. Nicht selten platzen die Bläschen im Mund auf, sodass es durch die Schleimhautschädigung zur Entstehung von Aphthen kommt.
Bei einigen Patienten tritt die Herpesinfektion auch am Kinn auf. Des Weiteren können die unmittelbar angrenzenden Lymphknoten an Hals und Unterkiefer anschwellen. Breitet sich die Herpesinfektion in Hals und Rachen aus, kommt es zu Schluckbeschwerden.
Komplikationen der Mundfäule
Durch die Vielzahl an Aphthen drohen intensive Schmerzen an Mundschleimhaut, Zahnfleisch und Zunge. Aufgrund ihrer Beschwerden weigern sich viele betroffene Kleinkinder zu essen oder zu trinken.
Bei einer Herpesinfektion in der Hals-Rachen-Region besteht die Gefahr, dass die Keime via Blutgefäße in den Kreislauf des Körpers vordringen und sich über den ganzen Körper ausbreiten. Mediziner sprechen dann von einer Herpes-Sepsis, die sogar lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann.
Diagnose der Mundfäule
Besteht Verdacht auf Herpes im Mund, gilt eine Untersuchung beim Arzt als sinnvoll. Bereits durch das Betrachten der befallenen Stellen kann der Arzt im Normalfall eine entsprechende Diagnose stellen.
Zur Bestimmung des Virentyps oder zum Ausschluss von anderen Erkrankungen greift der Arzt auf weitere Untersuchungsverfahren zurück. Dazu gehört unter anderem der Tzanck-Test. Zu dessen Durchführung entnimmt der Mediziner einen Abstrich von einem aufgeplatzten Bläschen im Mund. Das Untersuchungsmaterial, das er dabei entnimmt, wird mit einem Farbstoff versehen. Zeigen sich unter dem Mikroskop ein- oder mehrkernige Riesenzellen, liegt ein positiver Tzanck-Test vor. Die Riesenzellen gelten nämlich als typisches Merkmal für eine Herpesinfektion.
Um den Virentyp zu bestimmen, werden die Viren meist angezüchtet. Außerdem besteht die Möglichkeit, ihr Erbgut mit einem Spezialverfahren zu vervielfältigen und zu analysieren.
Therapie der Mundfäule
Die Behandlung der Mundfäule findet in der Regel symptomatisch statt. Das bedeutet, dass sich die Therapie auf die Symptome beschränkt. Dazu gehört vor allem das Lindern der Schmerzen. Zu diesem Zweck werden örtlich wirkende Arzneimittel verabreicht wie Gels oder Cremes, die den Wirkstoff Lidocain enthalten. Gleiches gilt für eine Glukose-Lösung. Leidet der Patient unter Fieber, eignen sich Ibuprofen oder Paracetamol, die zudem ebenfalls eine schmerzlindernde Wirkung entfalten.
Ergänzen lässt sich die Gabe der Medikamente durch kühlende Getränke wie klares Wasser, Milch oder Kamillentee. Sinnvoll ist zudem der Genuss von weichen und kühlen Lebensmitteln wie Nudeln, Joghurt, Gemüsebrei, Reis, Pudding oder Eiscreme. Heiße, saure oder trockene Nahrungsmittel gelten dagegen als ungeeignet, da sie die Entzündungen verschlimmern können.
Bis die Mundfäule vollständig abgeklungen ist, empfiehlt es sich, das erkrankte Kind zu Hause zu lassen, um eine weitere Ansteckung zu vermeiden. Ob eine Behandlung mit dem antiviralen Arzneimittel Aciclovir sinnvoll ist, muss im Einzelfall stets der Arzt entscheiden.
Prognose der Mundfäule
Die Prognose für Herpes im Mund ist positiv. Auch ohne eine spezielle Behandlung heilt die Mundfäule nach einer Woche wieder ab und die Schmerzen bilden sich zurück. Ein Rückfall der Erkrankung gilt als unwahrscheinlich.
Prävention der Mundfäule
Eine gezielte Vorbeugung gegen Herpes im Mund ist wenig erfolgversprechend. So sind die verantwortlichern Erreger weit verbreitet. Eine Vorbeugung durch Impfung existiert nicht.
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