AV-Blockierungen (AV-Block) - Merkmale, Ursachen und Behandlung

Bei AV-Blockierungen bzw. einem AV-Block handelt es sich um eine häufig auftretende Herzrhythmusstörung. Dabei kommt es zu einer Unterbrechung der Erregungsleitung zwischen Herzkammern und Vorhöfen. Man teilt die AV-Blockierungen in unterschiedliche Schweregrade ein. Informieren Sie sich über die Merkmale von AV-Blockierungen, und lesen Sie über die Ursachen und mögliche Behandlungen.

Von Jens Hirseland

AV-Blockierungen - Merkmale und Einteilung

Taktgeber für den menschlichen Herzschlag ist der so genannte Sinusknoten. Dieser befindet sich im rechten Vorhof des Herzens und gibt die elektrischen Impulse, die dann über den AV-Knoten in die linke und rechte Herzkammer gelangen.

Von einem AV-Block oder atrioventrikulären Block sprechen Mediziner, wenn die Erregungsleitung zwischen den Herzkammern und Vorhöfen des Herzens, die sich am Atrioventrikularknoten befinden, verzögert oder sogar unterbrochen wird.

Während leichtere Formen von den Betroffenen oft gar nicht wahrgenommen und nicht behandelt werden müssen, können schwerere AV-Blockierungen einen zu langsamen Herzschlag hervorrufen. Im schlimmsten Fall besteht die Gefahr, dass die Herzkammer vollkommen stehenbleibt. Bei AV-Blockierungen wird zwischen drei verschiedenen Schweregraden unterschieden.

Grad I

Von einem AV-Block I. Grades sprechen Ärzte, wenn eine Verzögerung der Erregungsleitung besteht, sodass die Kontraktion der Herzkammern erst später einsetzt. Da die Betroffenen diese Rhythmusstörung oft gar nicht bemerken, ist meist keine medizinische Behandlung erforderlich. Erkannt wird der Block zufällig im EKG.

Grad II

Fällt die Erregungsleitung zum Teil aus, handelt es sich um einem AV-Block II. Grades. Nicht alle elektrischen Signale, die aus dem Vorhof kommen, erreichen beim 2. Block die Kammern. Dabei wird die PQ-Zeit so lang, dass es gar nicht mehr zu einer Überleitung der Vorhoferregung kommt.

Dadurch fällt wiederum eine einzelne Herzkammerkontraktion aus. Die Kontraktion, die anschließend erfolgt, verläuft jedoch wieder normal, während danach die Verlängerung der PQ-Zeit erneut einsetzt.

Diese Blockform wird auch als Wenckebach-Block bezeichnet. Eine andere Blockform ist der so genannte Mobitz-Block. Dabei kommt es zu einem plötzlichen Ausfall einer Herzkammeraktion ohne einen verlängerten PQ-Intervall.

Möglich ist die Entstehung des zweiten Blocks auch bei herzgesunden Menschen. In diesem Fall gelten Herzinfarkt oder Herzmuskelentzündung als mögliche Auslöser.

Grad III

Bei einem AV-Block III. Grades fällt die Erregungsleitung zwischen Vorhof und Herzkammer komplett aus. Das heißt, dass die Kammer entweder stehenbleibt oder langsam und asynchron zum Vorhof weiterschlägt.

Die Frequenz des Herzschlags liegt dann bei etwa 20 bis 30 Schlägen pro Minute. Kommt es zu einem totalen AV-Block, muss meist ein Herzschrittmacher implantiert werden.

Symptome

Zu Symptomen kommt es in der Regel erst ab einem AV-Block 2. Grades. Betroffene bemerken beispielsweise eine reduzierte Belastbarkeit oder auch Schwindel. In seltenen Fällen kann es zu Bewusstseinsverlust kommen.

Beim AV-Block Grad III kommt es häufiger zu Schwindel- und Ohnmachtsanfällen. Dauert der Stillstand länger als 20 Sekunden an, sind Krampfanfälle möglich; auch ein Atemstillstand kann auftreten.

Ursachen

Ein AV-Block kann sowohl angeboren sein als auch im Laufe des Lebens erworben werden. Allerdings kommen angeborene AV-Blockierungen nur sehr selten vor.

Angeborene AV-Blockierungen

Ist der AV-Block angeboren, kann dies aus angeborenen Herzfehlern resultieren. Die Ursache kann auch idiopathisch sein; eventuell liegt eine fehlende Fusion im Reizleitungssystem vor. Und auch eine Entzündung kann der Grund sein, wie zum Beispiel bei einer Autoimmunkrankheit der Mutter.

Erworbene AV-Blockierungen

Erworbene AV-Blockierungen können die unterschiedlichsten Ursachen haben. Dazu gehören vor allem

Weitere Gründe können

sein.

Diagnose

Im Rahmen der Diagnose befragt der Arzt den Patienten nach bestehenden Beschwerden und möglcihen Erkrankungen; nach der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung.

Anschlißend wird ein EKG durchgeführt; für die Diagnose der Herzrhythmusstörung ist diese Untersuchung in der Regel ausreichend. In manchen Fällen ist auch ein Langzeit- oder Belastungs-EKG sinnvoll.

Möglich sind des Weiteren auch Blutuntersuchungen, um die Ursache zu erforschen. Auch weitere Herzuntersuchungen können Teil der Diagnose sein.

Behandlung

Zur Behandlung von schweren AV-Blockierungen können kurzzeitig Medikamente, die Adrenalin oder Atropin enthalten, verabreicht werden. Auf Dauer gilt eine medikamentöse Therapie jedoch als ungeeignet. Aus diesem Grund erhält der Patient zumeist einen Herzschrittmacher.

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