AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT) - Ursachen, Symptome und Behandlung
Bei der AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT) handelt es sich um eine Herzrhythmusstörung. Die angeborene AV-Knoten-Reentrytachykardie ist die am häufigsten vorkommende supraventrikuläre Tachykardie. Die Störung ist gutartig und zeichnet sich durch einen plötzlich einsetzenden schnellen Herzschlag aus. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT).
AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT) - Krankheitsbild
Unter einer AV-Knoten-Reentrytachykardie (AVNRT) versteht man eine gutartige Herzrhythmusstörung. Dabei kommt es zu einem plötzlich einsetzenden, schnellen Herzschlag. Bei erwachsenen Menschen ist die AV-Knoten-Reentrytachykardie mit einem Anteil von 60-70 Prozent die am häufigsten vorkommende supraventrikuläre Tachykardie.
Im Normalfall liegt der Beginn der Herzmuskelerregung im Sinusknoten im Dach des rechten Vorhofs. Aus dieser Position aus kommt es zur Erregung der Vorhöfe. Der Bereich des AV-Knotens stellt den einzigen dar, in dem eine Weiterleitung der elektrischen Erregung in die Herzkammern möglich ist.
Bei einer AV-Knoten-Reentrytachykardie bestehen duale Leitungseigenschaften des AV-Knotens - es kommt zu zwei Bahnen, die eine Verbindung zwischen Vorhöfen und Kammern darstellen. Von dieser dualen Leitungskapazität sind etwa 30 Prozent der Menschen betroffen; Beschwerden erleiden nur diejenigen, bei denen es unterschiedliche Leitungsgeschwindigkeiten bei diesen Bahnen gibt.
Die Einleitung der Kreiserregung ist durch einen Extraschlag aus dem Vorhof möglich, welcher nicht aus dem Sinusknoten stammt. Es gilt, solche kreisenden Erregungen im AV-Knoten zu verhindern.
Ursachen
Eine AV-Knoten-Reentrytachykardie ist bereits angeboren. So bestehen bei den Betroffenen im AV-Knoten zwei parallele Bereiche, die man als Bahnen bezeichnet.
Über diese Bahnen verläuft die Erregung der Vorhöfe des Herzens zu den Herzkammern. Da beide Leitungsbahnen die Impulse in unterschiedlichem Tempo weiterleiten, nennt man sie Fast Pathway und Slow Pathway.
Als möglichen Auslöser für eine AV-Knotenreentrytachykardie vermuten Mediziner eine supraventrikuläre Extrasystole. So kann es durch die funktionelle Trennung der beiden Bahnen und das unterschiedliche Tempo zu einem stundenlangen Kreisen der entstandenen Erregungen kommen. Nicht selten handelt es sich bei den Patienten um junge Menschen, die ansonsten ein gesundes Herz haben.
Symptome
Bemerkbar macht sich eine AV-Knoten-Reentrytachykardie durch Herzrasen, das ganz plötzlich einsetzt und einige Minuten oder sogar Stunden anhält. Die Herzfrequenz beträgt dabei 140 bis 250 Schläge in der Minute.
Genauso plötzlich wie die Herzrhythmusstörung beginnt, endet sie auch wieder. Weitere mögliche Symptome können
- Atemnot
- starker Harndrang sowie
- Schwindel- und
- Angstgefühle
sein. Bedenklich ist eine AV-Knoten-Reentrytachykardie für Menschen, die unter Herzschwäche oder einer koronaren Herzerkrankung leiden.
Diagnose und Behandlung
Diagnostizieren lässt sich eine AV-Knoten-Reentrytachykardie mithilfe eines Elektrokardiogramms (EKG). Als sichere Diagnose kann jedoch nur die angesehen werden, bei der auch eine kathetergestützte elektrophysiologische Untersuchung zur Anwendung kommt.
Die Therapie erfolgt zumeist medikamentös. So wird bei einem akuten Anfall Adenosin verabreicht, das für kurze Zeit einen totalen AV-Block hervorruft, was wiederum das Ende der Rhythmusstörung bewirkt. Als Alternative zu Adenosin kommen auch Ajmalin oder Verapamil infrage.
Hat die medikamentöse Behandlung keinen Erfolg, kann auch eine Elektrotherapie erfolgen. Diese kommt vor allem bei Patienten zur Anwendung, die kreislaufinstabil sind und bei denen die Gefahr eines kardiogenen Schocks besteht. Tritt eine AV-Knoten-Reentrytachykardie immer wieder auf, muss eine Hochfrequenz-Katheterablation durchgeführt werden, deren Erfolgsquote mit 95 Prozent sehr gut ist.
In Sachen Selbsthilfe kommt der Vagusreiz zum Tragen: Patienten können kaltes Wasser trinken, das Valsalva-Manöver ausüben (dabei presst man wie zum Stuhlgang) oder die Halsschlagader massieren (Carotisdruck). Dadurch kann man die elektrische Überleitung von den Vorhöfen zu den Kammern bremsen, manchmal auch blockieren - auf diese Weise lässt sich die Rhythmusstörung oftmals beenden.
Prognose
Die Häufigkeit der Herzrhythmusstörungen lässt sich nicht voraussagen. Es gibt Patienten, bei denen es jahrelang nicht zu Beschwerden kommt. Generell ist es jedoch so, dass mit dem Alter auch die Zunahme an Tachykardie-Episoden ansteigt; besonders bei über 40-Jährigen kommen die Extraschläge häufiger vor.
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