Hodenverdrehung (Hodentorsion) - Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlung
Als Hodentorsion wird eine Stieldrehung von Hoden und Nebenhoden bezeichnet. Dabei kommt es zur Unterbrechung der Blutversorgung.
Krankheitsbild
Eine Hodentorsion bezeichnet man auch als Hodenstieldrehung. Gemeint ist damit eine akute Stieldrehung der Hoden sowie der Nebenhoden. Gleichzeitig kommt es zu einer Unterbrechung der Blutversorgung.
In der Regel erfolgt bei einer Hodentorsion eine Eindrehung des Samenstranges, wodurch die Blutgefäße, die innerhalb des Samenstranges in Richtung Hoden und Nebenhoden verlaufen, regelrecht abgeschnürt werden. Dies führt wiederum zur Störung von venösem Blutabstrom und arteriellem Blutzufluss.
Formen
Besonders betroffen von einer Hodentorsion sind Säuglinge sowie Jugendliche zwischen 15 und 20 Jahren. Daher unterscheiden Mediziner zwischen zwei unterschiedlichen Formen. Dies sind
- die extravaginale Torsion, die bei Babys auftritt, und
- die intravaginale Torsion, die bei Jugendlichen in der Pubertät vorkommt.
Während sich die extravaginale Torsion außerhalb der Tunica vaginalis zeigt, entsteht die intravaginale Torsion in der Tunica vaginalis. Mit einem Anteil von rund 90 Prozent ist die intravaginale Torsion die am häufigsten vorkommende Form.
Ursachen einer Hodentorsion
Verursacht wird eine Hodentorsion zumeist durch eine übermäßige Beweglichkeit der Hoden oder die ungenügende Verwachsung der Hodenhüllen. So können bestimmte falsche Bewegungen, wie zum Beispiel beim Sport oder beim Krabbeln eines Babys, zur Verdrehung der Hoden führen. Sogar bei unruhigem Schlaf oder beim Aufstehen besteht die Gefahr einer Hodenstielverdrehung.
Risikofaktoren
Als Risikofaktor für eine Hodentorsion gelten Hoden, die nicht komplett in den Hodensack abgestiegen sind, was bei einem Hodenhochstand der Fall sein kann. Eine weitere Gefahrenquelle sind Besonderheiten der Hodenanatomie, wie die so genannte Bell-clapper-Anomalie. Dabei liegt der Hoden oft quer im Hodensack.
Symptome
Wie stark die Symptome einer Hodentorsion ausgeprägt sind, hängt vom Lebensalter ab. So kommt es in der Regel nicht zu Schmerzen, wenn sich der Hoden schon vor der Geburt verdreht hat.
Allerdings zeigt sich der Hoden verfärbt und hart. Babys und Kleinkinder können unter unklaren Bauchschmerzen leiden.
Meist reagieren die betroffenen Kinder unruhig und wollen nicht essen. Auch Übelkeit und Erbrechen können auftreten. Typische Symptome sind das Anschwellen und die bläuliche Verfärbung des Hodens, aufgrund des Blutstaus in den Venen.
Bei Jugendlichen kommt es zumeist durch Sportunfälle zu einer Hodentorsion, die durch Drehbewegungen hervorgerufen wird. Bemerkbar macht sich die Verdrehung umgehend durch starke Schmerzen an den Hoden. Darüber hinaus können Schmerzen im Unterbauch, an der Leiste und in der Nierengegend auftreten.
Ein Problem ist, dass die betroffenen Jugendlichen nicht immer gleich über diese unangenehme Verletzung sprechen, weil sie sich schämen. Dies führt jedoch zu unnötigen Verzögerungen der Diagnostik und der dringend notwendigen Therapie.
Komplikationen
Wird die Hodentorsion nicht rechtzeitig behandelt, besteht die Gefahr, dass die Betroffenen einen schockähnlichen Zustand erleiden, bei dem es zu Schweißausbrüchen und Herzrasen kommt. Der rötlich oder bläulich verfärbte Hodensack steht in den meisten Fällen höher als gewöhnlich, was auf den verdrehten und deswegen verkürzten Samenstrang zurückzuführen ist.
Eine Komplikation der Hodentorsion kann die Abklemmung der Hodenvene sein, wodurch es zu einer verminderten Durchblutung kommt. Hält die gestörte Durchblutung länger als 6-8 Stunden an, besteht das Risiko von nachhaltigen Schädigungen des Hodengewebes, was wiederum oftmals eine Störung der Spermienbildung zur Folge hat.
In manchen Fällen ist der betroffene Hoden nicht mehr in der Lage, männliche Sexualhormone herzustellen. Die Fruchtbarkeit wird allerdings nicht beeinträchtigt, wenn der zweite Hoden unversehrt ist.
Diagnose
Bei einer Untersuchung tastet der behandelnde Arzt die Hoden behutsam ab. Da eine Hodenentzündung ähnliche Symptome verursachen kann wie eine Hodentorsion, gilt es, diese auszuschließen.
Hebt der Arzt die Hoden an, führt diese Bewegung bei einer Hodenstielverdrehung zu erheblichen Schmerzen. Außerdem steht der verdrehte Hoden meist höher und lässt sich nicht mehr bewegen.
Um die Diagnose zu festigen, ist eine farbcodierte Doppler-Sonografie erforderlich. Bei dieser speziellen Ultraschalluntersuchung lassen sich die Hoden sowie ihre Durchblutung farblich darstellen.
Auf diese Weise kann der Arzt das Ausmaß der Abschnürung der Blutgefäße erkennen. In manchen Fällen kommen auch eine Hoden-Perfusionsszintigraphie oder eine Kernspintomographie (MRT) zur Anwendung.
Behandlung
Eine Hodentorsion stellt grundsätzlich einen medizinischen Notfall dar. Um bleibende Schäden zu verhindern, muss daher so rasch wie möglich mit der Therapie begonnen werden, deren Ziel es ist, den Hoden wieder zurückzudrehen.
Die Behandlung einer Hodentorsion besteht in der Regel aus einer Operation, bei der der betroffene Hoden wieder in seine ursprüngliche Position gebracht wird. Gelingt es, die Blutversorgung wiederherzustellen, dauert es nur ca. 20-30 Minuten, bis sich der Hoden wieder erholt. Liegen lediglich Teilschädigungen vor, kann der Hoden im Hodensack verbleiben.
Kommt es jedoch zu einer Nekrose, ist es erforderlich, ihn operativ zu entfernen. Später besteht die Option, anstelle des verlorenen Hodens eine Hodenprothese einzusetzen.
Manchmal lässt sich die Rückverlagerung des Hodens auch ohne Operation erreichen. Dabei bringt der Arzt den Hoden per Hand wieder in seine normale Lage, was ein abruptes Nachlassen der Schmerzen bewirkt. Allerdings ist es danach nötig, den Zustand des Hodens durch eine chirurgische Freilegung zu überprüfen.
Damit nicht erneut eine Hodentorsion auftritt, vernäht der Operateur den Hoden mit dem Hodensack, wodurch seine Beweglichkeit eingeschränkt wird. Meist fixiert man auch den anderen Hoden, um somit einer Hodenstielverdrehung vorzubeugen.