Hüftdysplasie - Ursachen, Symptome und Therapie
Unter einer Hüftdysplasie versteht man eine Fehlbildung des Hüftgelenks. Sie tritt bei 2-5 Prozent aller Babys auf.
Um eine Hüftdysplasie handelt es sich, wenn die Hüftgelenkpfanne nur unzureichend ausgebildet ist. Da der Hüftkopf des Oberschenkels deswegen keinen stabilen Halt in der Hüftgelenkpfanne hat, besteht die Gefahr, dass er aus ihr herausrutscht.
Eine Hüftdysplasie tritt bei neugeborenen Kindern auf. So leiden in Deutschland etwa 2-5 Prozent aller Babys unter einer Hüftdysplasie, womit sie die am häufigsten vorkommende angeborene Skelettfehlentwicklung darstellt. Besonders betroffen davon sind Mädchen.
Ursachen
Wodurch es zu einer Hüftdysplasie kommt, ließ sich bislang noch nicht genau klären. Bekannt sind jedoch gewisse Risikofaktoren, die diese Fehlentwicklung begünstigen. Dazu gehört zum Beispiel Platzmangel im Mutterleib.
So kann die eingeschränkte Beweglichkeit des Kindes dazu führen, dass sich der Hüftkopf in der Hüftpfanne in Richtung Hüftpfannenrand verschiebt. Dies hat wiederum eine Verformung des Pfannenrandes und damit eine Hüftdysplasie zur Folge.
Als mögliche Gründe für Platzmangel im Mutterleib gelten
- eine Erstschwangerschaft
- Mehrlingsschwangerschaften
- Bluthochdruck bei der Mutter
- Steißlage des Babys sowie
- eine zu geringe Menge an Fruchtwasser.
Aber auch genetische Ursachen kommen für eine Hüftdysplasie infrage. So tritt diese Fehlbildung der Hüfte oftmals gehäuft in Familien auf.
Des Weiteren können auch Hormone eine Rolle bei der Hüftdysplasie spielen. So bewirken sie bei der Mutter eine Lockerung ihres Beckenringes, wovon jedoch auch die Hüftgelenkkapsel von weiblichen Babys betroffen ist.
Dadurch verliert das Hüftgelenk des Kindes an Stabilität, was eine Hüftluxation zur Folge haben kann. Daher kommt es auch bei Mädchen weitaus öfter zu einer Hüftdysplasie als bei Jungen. Weitere mögliche Gründe für eine Hüftdysplasie sind
- muskuläre oder neurologische Erkrankungen sowie
- Missbildungen an den Beinen, den Füßen oder der Wirbelsäule.
Aber auch nach der Geburt kann eine Hüftdysplasie durch Fehlhaltungen des Hüftgelenks hervorgerufen werden. Tritt eine Hüftdysplasie bei erwachsenen Menschen auf, wird dies als Restdysplasie bezeichnet. Dabei bleibt die Dysplasie auch nach der Wachstumsphase weiterhin bestehen.
Symptome
Unter Beschwerden leiden die betroffenen Kinder bei einer Hüftdysplasie zunächst nicht. Ohne eine entsprechende Behandlung besteht jedoch das Risiko, dass später eine Hüftluxation oder eine Hüftarthrose auftreten.
Von einer Hüftluxation spricht man, wenn der Hüftkopf aus der Gelenkpfanne herausspringt. Bemerkbar macht sich dieser Zustand dadurch, dass der Säugling seine Beine nicht richtig abspreizen kann.
Außerdem scheint ein Bein weniger lang zu sein als das andere Bein. Auch die Gesäßfalten verlaufen asymmetrisch. Ältere Kinder können durch die Hüftdysplasie mitunter ein Hohlkreuz entwickeln.
Diagnose
Während der U2-Vorsorgeuntersuchung wird das Hüftgelenk des Babys routinemäßig auf eine eventuelle Hüftdysplasie hin untersucht.
Liegt Verdacht auf eine Dysplasie vor, erfolgt im Rahmen der U3 eine Sonografie der Hüftgelenke. So lässt sich bei einer Ultraschalluntersuchung das Verhältnis zwischen Hüftpfanne und Hüftkopf gut beurteilen. Eine Röntgenuntersuchung erfolgt nur bei einer behandlungsbedürftigen Hüftluxation.
Behandlung
Die Therapie einer Hüftdysplasie richtet sich nach deren Schweregrad. So genügt es in leichten Fällen, das Baby mit besonders breiten Windeln zu wickeln, da bei einer leichten Dysplasie lediglich eine Entwicklungsverzögerung vorliegt. Wichtig ist, dass die Hüftgelenkpfanne sechs Wochen nach der Geburt ausgereift ist.
Handelt es sich um eine mittelschwere Hüftdysplasie, erhält das Baby eine spezielle Schiene oder Spreizhose. Bei der Schiene handelt es sich in der Regel um die so genannte Tübinger Hüftbeugeschiene nach Bernau, eine Art Gestell, die die mittlere Spreizung mit gebeugten, angehockten Beinen unterstützt.
Die Schiene sorgt für eine unproblematische Nachreifung des Hüftgelenks. Mit der Hocksitzstellung, die das Baby dafür einnimmt, ahmt man die Position nach, welche das Kind im Mutterleib eingenommen hat; Mediziner sprechen von einer Verlängerung der vorgeburtlichen Phase. Die Schiene hat den Vorteil, dass sie dem Baby seine natürliche Bewegungsfreiheit lässt und somit einfach in den Alltag integriert werden kann.
Wie lange die Therapie dauert, ist vom Schweregrad der Hüftdysplasie abhängig. In der Regel setzt man die Behandlung bis zur vollständigen Ausbildung der Hüftgelenkpfanne fort.
Mithilfe von Ultraschalluntersuchungen kann der behandelnde Arzt den Verlauf der Entwicklung kontrollieren. Manchmal erfolgt auch nach Erreichen des 1. Lebensjahres eine Röntgenuntersuchung, um die Form des Hüftkopfes und der Hüftgelenkpfanne zu überprüfen.
Kommt es zu einer Hüftluxation, muss der Hüftkopf wieder eingerenkt und in der Hüftgelenkpfanne fixiert werden. Zum Einrenken greift der Arzt mitunter auf einen speziellen Extensionsapparat zurück.
Anschließend spreizt man die Beine des Kindes mit einer Schiene oder einem Gipsverband auseinander. Auf diese Weise lässt sich der Hüftkopf stabilisieren und kann dauerhaft in der Gelenkpfanne verbleiben.
Da wieder Kontakt untereinander besteht, haben die Gelenkpfanne und der Hüftkopf die Gelegenheit, sich normal zu entwickeln. Die Dauer der Gipsbehandlung beträgt ca. 4-12 Wochen.
Danach werden die Beine des Kindes mithilfe von Schienen in der Spreizhaltung belassen. Abgesehen davon, ist das Baby in der Lage, sich frei zu bewegen. Die Abspreiztherapie dauert ungefähr 12 Wochen.
Führen die konservativen Therapiemaßnahmen nicht zum Erfolg, muss eine Operation vorgenommen werden. Das Gleiche gilt, wenn man die Hüftdysplasie erst ab einem Alter von 3 Jahren feststellt. Bei dem Eingriff erfolgt eine so genannte Umstellungsosteomie, bei der der Operateur den Winkel des Hüftkopfes zum Oberschenkel oder der Gelenkpfanne zum Becken verändert.
Prognose und Risiken
Je eher die Behandlung einer Hüftdysplasie erfolgt, desto größer sind die Heilungsaussichten. Durch eine Operation bestehen allerdings gewisse Risiken wie eine Hüftkopfnekrose, bei der der Hüftkopf abstirbt, sowie Wachstumsstörungen des Schenkelhalses.
Ohne eine entsprechende Behandlung kann es dagegen zu dauerhaften Gehbehinderungen kommen. Außerdem leiden erwachsene Menschen oft frühzeitig unter einer Arthrose.
Vorbeugung
Da eine Hüftdysplasie bereits angeboren ist, kann man ihr nicht vorbeugen. Durch breites Wickeln des Babys wird allerdings bewirkt, dass es seine Beine mehr abspreizt, was sich positiv auf die Hüftgelenke auswirkt.
Um eine Hüftdysplasie frühzeitig entdecken und entsprechend behandeln zu können, ist es wichtig, dass Baby im Rahmen der U2- und U3-Vorsorgeuntersuchung auf mögliche Fehlbildungen der Hüfte untersuchen zu lassen.