Chatsucht - Wenn das Plaudern im Web zum Zwang wird
Tag für Tag chatten via Internet Millionen von Menschen miteinander. Doch das Plaudern im Web kann auch zum Zwang werden. Chatsucht beschreibt ständige Aufenthalte in Online-Chatrooms. Soziale Kontakte und alltägliche Pflichten können dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Die Ursachen für diese Sucht sind vielfältig und reichen von Langeweile bis hin zu beruflichen oder privaten Problemen. Lesen Sie alles Wissenswerte über die Chatsucht.
Denkt man an Internetsucht, fällt einem dabei vor allem Computerspielsucht ein. Aber auch Onlinechats können eine ähnliche Wirkung haben.
Definition
Unter einer Chatsucht versteht man ständige Aufenthalte in speziellen Internet-Chatrooms, um dort mit anderen Internetnutzern Kontakt aufzunehmen. Bemerkbar macht sich die Sucht dadurch, dass die Betroffenen ihre alltäglichen Pflichten oder sozialen Kontakte im realen Leben vernachlässigen.
So setzen sich die Chatsüchtigen, wenn sie nach Hause kommen, sofort an den Computer und verbringen dann Stunden in einem Chatroom. Die Teilnahme am "echten" Leben tritt dabei mehr und mehr in den Hintergrund. So verbringen Chatsüchtige mitunter bis zu 34 Stunden in der Woche im Internet.
Symptome
Zu den besonderen Gefahren einer Chatsucht gehört, dass sie sehr schleichend verläuft und von den Betroffenen meist gar nicht bemerkt wird. Am Anfang halten sich die Nutzer nur länger als üblich im Internet auf, im weiteren Verlauf verbringen sie jedoch mehr Zeit mit ihrer Tätigkeit, als sie eigentlich beabsichtigten.
Hat sich die Sucht ausgeprägt, verlieren die Betroffenen das Interesse an ihren anderen Hobbys und schließlich sogar an Freunden oder Angehörigen, denen sie nichts mehr zu sagen haben. Stattdessen verbringt man mehrere Stunden täglich vor dem PC und freut sich auf Zeit für sich alleine in diversen Chatrooms.
Auch alltägliche oder finanzielle Probleme werden ignoriert. Stört man die Chatsüchtigen bei ihrer Leidenschaft, reagieren sie aggressiv.
Selbst Ärger mit der Familie oder Freunden kann sie nicht davon abhalten, mit dem Chatten fortzufahren. Betroffene möchten keinen Besuch mehr und nehmen auch wichtige Termine nicht mehr wahr.
Von ihrem Umfeld fühlen sie sich missverstanden. Beim Gedanken daran, einen Tag lang nicht ins Internet zu können um zu chatten, werden sie nervös; zu groß ist die Angst davor, etwas zu verpassen.
Ursachen
Chatsüchtige sind fasziniert von der unbegrenzten Möglichkeit des Austauschs mit anderen. Es ist nicht wichtig, wie man aussieht oder wie es um den sozialen Status steht. Angst vor Ablehnung besteht nicht, da man sich auch einfach als jemand anderes ausgeben kann.
Zudem findet man in Chatrooms immer einen Menschen, der gerade Zeit hat. Mitunter spielen
- Langeweile
- Neugier
- private Probleme oder
- berufliche Schwierigkeiten
zu den Auslösern einer Chatsucht. Im Internet kann man seine Probleme einfach ausblenden. Auch die Hoffnung, im Netz seine große Liebe zu finden, treibt viele Menschen in die Chatrooms. Zumindest findet man aber "Freunde", die man im realen Leben vielleicht nicht hat.
Risikogruppen
Besonders empfänglich für eine Chatsucht sind Menschen, die mit sich selbst, ihrem Alltag und ihrem sozialen Umfeld nicht zufrieden sind. Im Internet haben sie jedoch die Möglichkeit anders zu sein, als sie in Wirklichkeit sind. So kann sich jemand, der eigentlich schüchtern ist, als Draufgänger ausgeben, da die virtuellen Gesprächspartner die Schüchternheit ja nicht bemerken.
Ist die Resonanz der anderen Chatter positiv, führt dies bei manchen Beteiligten dazu, dass sie lieber mehr Zeit im Internet verbringen als in der realen Welt, wo sie weniger Anerkennung erhalten. Sogar User, die nur aus Langeweile einen Chat besucht haben, verlieren sich häufig in einem Chatroom und vergessen dabei ihre Umwelt.
In manchen Fällen führt eine Chatsucht sogar zu Realitätsverlust. In diesem Fall hält sich der Chatsüchtige auch im wirklichen Leben für die Person, die er im Internet vorgibt zu sein.
Behandlung
Menschen, die unter Chatsucht leiden und davon loskommen wollen, können eine Suchtberatungsstelle aufsuchen. Diese Stellen verfügen über speziell ausgebildete Therapeuten, die die Betroffenen entsprechend beraten. Es ist aber auch möglich, sich aus eigener Kraft von der Internetsucht zu befreien, was allerdings sehr viel
- Willenskraft
- Mut und
- Selbstdisziplin
erfordert. Ein wichtiger Schritt ist das Festlegen eines Zeitplans, der, ähnlich wie ein Diätplan, konsequent befolgt werden sollte. Auf diesem Plan notiert man sämtliche Vorhaben und Aufgaben, die demnächst erledigt werden müssen.
Zeiträume, in denen das Internet nicht genutzt werden darf, sollte man besonders markieren. Hat man den ersten Schritt geschafft, kann man die Vorgaben solange immer weiter verschärfen, bis die Chatsucht überwunden ist.
In manchen Fällen kommt es jedoch zu einer Verlagerung der Sucht. Das heißt, dass eine andere Sucht anstelle der Chatsucht tritt. In diesem Fall ist es ratsam, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
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