Karpaltunnelsyndrom - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten
Als Karpaltunnelsyndrom (KTS) bezeichnet man ein häufig vorkommendes Nerven-Engpass-Syndrom der Hand. Besonders Frauen sind von diesem Syndrom häufig betroffen.
Definition
Bei einen Karpaltunnelsyndrom (KTS) spricht man auch von einem Nerven-Engpass-Syndrom des Handwurzelkanals. Dieser Handwurzelkanal befindet sich auf der Handinnenseite und bildet den Übergang zwischen der Hand und dem Unterarm. Dabei bilden die Handwurzelknochen eine Rinne, die halboffen ist.
Begrenzt wird diese Rinne auf der Oberseite von dem Retinaculum flexorum, einer Bindegewebsplatte, die sich wie ein Dach darüber spannt. Dadurch wird ein Kanal gebildet, in dem der Medianusnerv zusammen mit den Sehnen der Fingerbeugemuskulatur verläuft.
Kommt es im Bereich des Karpaltunnels zu dauerhaftem Druck auf den Armnerv, kann eine Nervenschädigung die Folge sein. Da manche Menschen schon von Geburt an einen engen Karpaltunnel besitzen, kann es bei ihnen durch ungünstige Bedingungen wie zum Beispiel monotone Handbewegungen bei der Arbeit oder das Abstützen beim Radfahren schnell zu einem Karpaltunnelsyndrom kommen.
Aber auch andere Gründe wie bestimmte Erkrankungen können zu einem Syndrom führen. Nach wissenschaftlichen Schätzungen beträgt das Risiko eines Karpaltunnelsyndroms bei einem Menschen zwischen 8 und 10 Prozent. Vor allem Menschen zwischen 40 und 70 Jahren sind von dem Syndrom betroffen, wobei Frauen doppelt so häufig erkranken wie Männer.
Ursachen
Das Karpaltunnelsyndrom wird durch das Einklemmen eines Nervs in der Hand, der unter ein Band geraten ist, verursacht. Dieses Band, medizinisch Retinaculum flexorum genannt, liegt im Handgelenk und quetscht zusammen mit den Sehnen, der Sehnenscheide und auch der Handgelenkwurzel den Nervenkanal.
Dadurch wird er Druck auf den Nerv extrem erhöht, der allerdings durch das Strecken und Beugen der Hand, des Handgelenks und der Finger nochmals eine Steigerung erfährt.
Wenn ein Karpaltunnelsyndrom auftritt, lässt sich in dem meisten Fällen keine eindeutige Ursache ermitteln, was dann idiopathisches Karpaltunnelsyndrom genannt wird.
Mögliche Gründe für ein Syndrom sind:
- eine schlecht ausgeheilte Verletzung
- knöcherne Fehlstellungen
- Über- oder Unterfunktionen der Schilddrüse
- chronische Überanstrengung der Sehnen
- Hormonstörungen
- Diabetes mellitus
- Ganglien
- Tumore
- Verrenkungen der Handwurzelknochen
- Sehnenscheidenentzündungen
- Ablagerungen von Eiweißprodukten (Amyloidose)
Wer ist betroffen?
Besonders häufig von dem Karpaltunnelsyndrom betroffen sind
- Schwangere
- Frauen in den Wechseljahren
- Menschen mit rheumatischen Erkrankungen, Stoffwechselstörungen, Arthritis und Arthrose, sowie
- Personen, die schwere Arbeiten verrichten müssen.
Auch nach Knochenbrüchen, einem Ganglion, Haemodialyse oder Sehnenscheidenverdickungen begünstigen das Erscheinen des Karpaltunnelsyndroms. Obwohl mittlerweile rund 30% der Betroffenen zu einem Personenkreis gehören, die Computerarbeiten verrichten müssen, wurde jedoch noch keine Begünstigung dieser Erkrankung durch ein derartiges Arbeiten wissenschaftlich belegt.
Verlauf
Im Allgemeinen ist der Verlauf eines Karpaltunnelsyndroms positiv. Bei über 90 Prozent der Betroffenen tritt nach einer Operation eine Besserung der Beschwerden ein. Die Schmerzen reduzieren sich bis es zu völliger Schmerzfreiheit kommt. Im weiteren Verlauf stellen sich auch wieder die motorischen Fähigkeiten der Hand ein.
Symptome
Die Auswirkungen des Syndroms können dabei von leichten Gefühlen von Taubheit in den Fingerspitzen bis hin zu chronischen Lähmungen reichen.
Zu den typischen Symptomen eines Karpaltunnelsyndroms gehören im frühen Stadium ein Kribbeln oder elektrisierende Gefühlsstörungen in einem der Finger. Die Schmerzen weiten sich dann in den Daumen, den Zeigefinger und den Mittelfinger aus. Schließlich wird auch die Handinnenseite davon betroffen.
Bei bestimmten Handbewegungen wie dem Halten eines Buches, eines Lenkrades oder einem Telefonhörer werden die Schmerzen stärker. Nachts kommt es häufig zu Ruheschmerzen. Durch Ausschütteln oder Reiben der Hand lassen die Schmerzen jedoch wieder nach.
Im weiteren Verlauf werden die Schmerzen noch ausgeprägter und können sich bis in den Unterarm und manchmal sogar bis in die Schulter ausdehnen. Des Weiteren kommt es zu:
- Kraftlosigkeit der Fingermuskulatur
- einem Nachlassen der Griffstärke
- Durchblutungsstörungen der Hand
- einer Reduzierung des Tastsinns
- Störungen der Feinmotorik
Diagnose
Um ein Karpaltunnelsyndrom zu diagnostizieren, stehen dem behandelnden Arzt mehrere Testmöglichkeiten zur Verfügung. Dabei wird das Gefühl in den Fingern sowie in der Daumenballenmuskulatur geprüft.
Durch Abklopfen des Karpaltunnels wird getestet, ob Schmerzen oder Gefühlsstörungen auftreten (Hoffmann-Tinel-Zeichen). Des Weiteren wird überprüft, ob bei einer Beugung der Hand Schmerzen entstehen (Phalen-Test) oder ob eine Flasche mit der Hand umfasst werden kann oder nicht (Flaschen-Test).
Um ganz sicher zu gehen, werden auch neurologische Untersuchungsmethoden wie
- eine Elektro-Neurographie (ENG),
- eine Elektromyographie (EMG) oder
- eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG)
durchgeführt. Ebenfalls werden Röntgenaufnahmen des Handgelenks gemacht, um mögliche knöcherne Ursachen abzuklären.
Behandlung
Bei der Behandlung eines Karpaltunnelsyndroms gibt es die Möglichkeiten einer konservativen oder einer operativen Behandlung.
Konservative Therapie
Bei einer konservativen Therapie wird das Handgelenk in der Nacht mit einer speziell gepolsterten Schiene ruhig gestellt. Weitere Möglichkeiten der Behandlung sind:
- das Vermeiden von mechanischen Überbelastungen
- Kortisonspritzen in den Karpalkanal zu injizieren
- das Verabreichen von Vitamin B6
- das Verabreichen von schmerzstillenden, entzündungshemmenden Medikamenten
Operative Behandlung
Tritt durch die konservative Behandlung jedoch keine Besserung ein, muss eine Operation erfolgen. Dabei kommen zwei Operationsmöglichkeiten in Betracht. Operationen an der Hand werden nicht ohne Bedenken durchgeführt; ein Neurologe (Facharzt für Nervenheilkunde) wird im individuellen Fall abwägen, ob eine Operation notwendig ist oder nicht.
Bei der offenen Operationstechnik wird eine Durchtrennung des Karpalbandes vorgenommen. Dazu wird ein Schnitt zwischen den Daumen- und Kleinfingerballen gesetzt.
Dadurch wird der Nervenkanal erweitert. In besonders schweren Fällen muss zusätzlich zum Schnitt noch die verdickte Nervenwand gedehnt werden, um die Erweiterung zu erreichen. Auf diese Weise kann wieder mehr Raum für den Nerv sowie für die Blutgefäße geschaffen werden. Unter Umständen müssen auch Weichteiltumore oder aufgequollene Sehnenscheiden entfernt werden.
Die zweite Operationsmöglichkeit ist die endoskopische Karpalbandspaltung, bei der das für die Operation notwendige Instrumentarium über die Beugefalte des Handgelenks eingelassen wird. Ansonsten verläuft die Operation genau wie bei der Offenen Operationstechnik, die in den meisten Fällen vorgezogen wird.
Die Operation wird meist stationär durchgeführt, d.h. dass der Patient nicht am Tag der OP entlassen wird. Nach Ablauf der Operation wird das Handgelenk mit einer speziellen Schiene ruhig gestellt.
Während der Nachbehandlung werden Fingerübungen vorgenommen. Nach ca. elf Tagen erfolgt das Ziehen der Fäden. Etwa zwei bis drei Wochen nach der Operation kann die Hand wieder für leichtere Tätigkeiten verwendet werden.
Bei Patienten, die sehr spät operiert wurden und folglich das Karpaltunnelsyndrom schon seit Jahren hatten, ist der nachlassende Schmerz ein Segen. Aber nicht selten wird das hundertprozentige Hautgefühl nicht mehr erreicht.
Das bedeutet keine große Einschränkung, sondern lediglich ein etwas vermindertes Hautgefühl. Dies kann verhindert werden, wenn die OP früh genug durchgeführt wird. Für welche der OP-Varianten man selbst als geeignet erscheint, hängt von unterschiedlichen gesundheitlichen Faktoren, sowie der Wahl der entsprechenden Klinik und des vorbehandelnden Neurologen ab.
Mögliche Komplikationen nach der Operation
Komplikationen nach der Operation wie Schwellungen oder Infektionen treten nur in seltenen Fällen auf. Manchmal kann es notwendig sein, eine zweite Operation vorzunehmen, um Nachbesserungen durchzuführen.
Eine Operation beinhaltet aber immer auch ein Risiko. Es kann beispielsweise zu Störungen der Bewegung der gesamten Hand kommen. Die Ursache hierfür ist, dass der Nerv schon zu lange zu schlecht versorgt worden ist, weil der Druck und die Einengung die Versorgung verhindert haben.
An der Stelle des Schnittes entsteht eine Narbe, die nach spätestens zwei Jahren kaum noch zu sehen sein sollte. Trotzdem bleiben Narben an der Hand immer länger empfindsam als andere Narben.
Vorbeugung
Da bei den meisten Karpaltunnelsyndromen keine Ursache festgestellt werden kann, gibt es keine speziellen Vorsorgemaßnahmen.