Kieferhöhlenentzündung - Risikofaktoren, Symptome und Behandlung
Bei einer Kieferhöhlenentzündung kommt es zur Schleimhautentzündung in den Kieferhöhlen, die sich neben der Nase im Bereich der Wangen befinden. Pochende Schmerzen und ein Druckgefühl in diesem Wangenbereich sind typische Anzeichen für die Erkrankung, die sowohl akut als auch chronisch auftreten kann und besonders häufig infolge eines grippalen Infekts entsteht. Welche Risikofaktoren eine Kieferhöhlenentzündung begünstigen können und wie die Erkrankung behandelt werden kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Definition
Von einer Kieferhöhlenentzündung (Sinusitis maxillaris) ist die Rede, wenn sich die Schleimhaut in den Kieferhöhlen, die zu den größten Nasennebenhöhlen zählen, entzündet. Die beiden Kieferhöhlen sind neben der Nase angesiedelt und ähneln einer Pyramide, die umgedreht ist.
Die Medizin unterscheidet zwischen einer akuten sowie einer chronischen Kieferhöhlenentzündung. In den meisten Fällen entwickelt sich die Sinusitis maxillaris aus einem grippalen Infekt heraus. Eher selten sind Entzündungen der Zahnwurzeln, Allergien oder Pilzbefall für die Erkrankung verantwortlich.
Ursachen einer Kieferhöhlenentzündung
In rund 95 Prozent aller Erkrankungsfälle wird eine Kieferhöhlenentzündung durch eine Erkältung (Rhinitis) ausgelöst. Als verantwortliche Erreger gelten in erster Linie Rhinoviren oder Influenzaviren.
Gelegentlich kann auch eine Infektion mit Bakterien eine Sinusitis maxillaris hervorrufen. Von den Bakterien werden bevorzugt Schleimhäute befallen, die durch die Virusinfektion bereits vorgeschädigt sind, was Ärzte als Superinfektion bezeichnen. Als weitere verantwortliche Auslöser, die jedoch deutlich seltener vorkommen, gelten Pilze und Allergien.
Einen anderen möglichen Grund für eine Kieferhöhlenentzündung stellen Entzündungen der Kieferhöhlenschleimhaut dar. Sie können durch Zahnextraktionen innerhalb des Oberkiefers oder durch Knochenfrakturen im mittleren Gesichtsschädel entstehen. In seltenen Fällen sind die Zahnwurzeln der Oberkieferzähne für die Sinusitis maxillaris ursächlich, wie zum Beispiel bei einer Entzündung der Zahnwurzelspitzen.
Risikofaktoren
Begünstigend auf die Entstehung einer Kieferhöhlenentzündung können sich verschiedene Risikofaktoren auswirken:
- Vergrößerte Mandeln bei Kindern aufgrund chronischer Entzündungen
- Anatomische Verengungen der Nase
- Chronisch eitriger Schnupfen
- Mukoviszidose
- Polypen der Nase
- Verkrümmung der Nasenscheidewand
- Pilzinfektionen
- Infektionen in der Zahnregion
- Schmerzmittelunverträglichkeit
- Allergien
- Tauchen
- Schwimmbadbesuche
Symptome einer Kieferhöhlenentzündung
Als typische Symptome einer Kieferhöhlenentzündung gelten dumpfe, pochende Schmerzen sowie ein Druckgefühl in der Wangenregion an den Kieferhöhlen. Verstärkt werden die Beschwerden, wenn sich der Betroffene bückt oder auf einem Bein hüpft.
- Pochende Schmerzen in der Wangenregion
- Druckgefühl in der Wangenregion
- Starke Beschwerden beim Bücken und Springen
- Kopfschmerzen
- Schwellung des unteren Augenlids
- Anstieg der Körpertemperatur
- Allgemeine Abgeschlagenheit
- Zahnschmerzen im Oberkiefer
Chronische Kieferhöhlenentzündung
Eine Kieferhöhlenentzündung kann aber auch einen chronischen Verlauf nehmen. Bemerkbar macht sich dieser durch
- übel riechendes Nasensekret und
- Schmerzen und Druck im Oberkieferzahnbereich
Bei manchen Menschen verläuft die Sinusitis maxillaris aber auch ohne Schmerzen. Unter Umständen kommt es auch zu
- Husten,
- behinderter Nasenatmung oder
- Druckkopfschmerzen
und bei Kindern zu
- geschwollenen Lymphknoten,
- Müdigkeit oder
- reizbarem Verhalten
Diagnose einer Kieferhöhlenentzündung
Führen die Beschwerden den Patienten zu einem Arzt, erkundigt sich dieser zunächst nach den Symptomen sowie möglichen Grunderkrankungen. Im Anschluss daran nimmt er eine körperliche Untersuchung vor und tastet den Bereich der Kieferhöhlen ab, wobei der Patient meist über Druckschmerzen im oberen Wangenbereich klagt. Der Arzt klopft zudem die vorderen Backenzähne ab, was Schmerzen auslösen oder verstärken kann. Beugt der Patient seinen Kopf schnell vor, kommt es dabei ebenfalls oft zu Schmerzen.
Bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt erfolgt in der Regel eine Untersuchung mit einem Endoskop, mit dem sich der Mediziner Rachen und Nase genauer ansieht. Liegt eine Kieferhöhlenentzündung vor, entdeckt er dabei häufig Eiter an der hinteren Wand des Rachens oder im mittleren Nasengang.
In manchen Fällen gilt auch die Entnahme eines Abstriches als sinnvoll. Durch dieses Vorgehen lässt sich der Erreger der Sinusitis maxillaris bestimmen.
Falls erforderlich, können zudem bildgebende Untersuchungsmethoden vorgenommen werden. Dazu zählen in erster Linie eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung), das Anfertigen von Röntgenaufnahmen sowie eine Computertomographie (CT).
Um der Ursache der Sinusitis maxillaris auf die Spur zu kommen, können noch weitere Diagnosemethoden zur Anwendung gelangen. Dazu zählen unter anderem Blutuntersuchungen wie das Messen der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit oder ein Differentialblutbild. Als sinnvoll gelten mitunter auch bestimmte Allergietests.
Therapie einer Kieferhöhlenentzündung
Die Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung wird normalerweise konservativ durchgeführt. Nur in seltenen Fällen gilt ein operativer Eingriff als erforderlich.
Leidet der Patient unter einer akuten Kieferhöhlenentzündung, erhält er ein abschwellendes Nasenspray, das er mehrere Male pro Tag anwendet. Um gegen die Entzündung in der Nasennebenhöhle vorzugehen, lassen sich Ibuprofen oder Diclofenac darreichen. Mitunter kann auch die Gabe von pflanzlichen Arzneimitteln wie Cineol oder Myrtol erfolgen.
Ist eine Allergie der Grund für die Kieferhöhlenentzündung, gilt die Darreichung eines Kortisonpräparats wie Fluticason als erfolgversprechend. Ist dagegen ein Pilzbefall, zum Beispiel durch den Aspergillus-Pilz, für die Kieferhöhlenentzündung verantwortlich, erhält der Patient ein Antimykotikum, das gegen den Erreger wirkt. Geht die Ursache für die Kieferhöhlenentzündung von den Zähnen aus, muss eine Behandlung durch einen Zahnarzt stattfinden.
Einnahme von Antibiotika
Eine Therapie der Kieferhöhlenentzündung mit Antibiotika ist nur in speziellen Fällen sinnvoll. So muss eine bakterielle Infektion vorliegen, die mit Fieber und einer eitrigen Entzündung einhergeht. Ebenso können Komplikationen oder Einschränkungen des Abwehrsystems bestehen. Gleiches gilt, wenn sich durch eine konventionelle Behandlung nach fünf Tagen keinerlei Besserung erzielen lässt.
Chirurgischer Eingriff
Mitunter erfordert eine Kieferhöhlenentzündung auch eine operative Behandlung. Diese gilt als ratsam, wenn die konservative Therapie keinen Erfolg zeigt oder ernste Komplikationen wie eine Stirnhöhlenentzündung, Zystenbildung oder eine Blutvergiftung (Sepsis) auftreten. Ebenso wird eine eitrige Kieferhöhlenentzündung als Indikation für eine Operation eingestuft. Dabei findet eine Punktion der Kieferhöhlen statt, die anschließend mit einer Antibiotika-Flüssiglösung ausgespült werden. Eine chirurgische Behandlung kann zudem bei einer verkrümmten Nasenscheidewand oder Polypen sinnvoll sein, da sonst die Gefahr besteht, dass die Kieferhöhlenentzündung erneut auftritt.
Was der Patient selbst tun kann
Der Patient hat die Gelegenheit, den Verlauf der Krankheit auch eigenständig positiv zu beeinflussen. Dazu gehört vor allem die Gabe von Sekretolytika, also schleimlösenden Arzneimitteln, mit denen sich der zähe Schleim verflüssigen und leichter aus dem Körper abtransportieren lässt. In der Apotheke werden zahlreiche unterschiedliche Mittel angeboten.
Als hilfreich gelten zudem die Behandlung mit einer Infrarotlampe sowie das Auflegen von feuchtwarmen Umschlägen, wodurch die Schleimhäute zum Abschwellen gebracht werden. Sinnvoll ist außerdem der Einsatz von ätherischen Ölen. Eine milde Alternative zu abschwellenden Nasensprays können auch Sprays mit Meerwasser darstellen.
Prognose bei einer Kieferhöhlenentzündung
Gelingt es, bei einer Kieferhöhlenentzündung die Belüftung der Nasennebenhöhlen wiederherzustellen und das Sekret abfließen zu lassen, gehen die Beschwerden nach einigen Tagen von selbst wieder zurück. Bessern sich die Symptome jedoch nicht, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren.
Vorbeugung einer Kieferhöhlenentzündung
Damit es gar nicht erst zu einer Kieferhöhlenentzündung kommt, sollte ein grippaler Infekt stets konsequent auskuriert werden. Gegen hartnäckigen Schnupfen können heiße Kamillendampfbäder Abhilfe schaffen. Als hilfreich gilt außerdem eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Ballaststoffen.
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