Wissenswertes zur Knochenentzündung (Osteitis) und Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis)
Als Knochenentzündung wird eine bakterielle Erkrankung des Knochens bezeichnet. Bei einer Knochenmarkentzündung ist auch das Knochenmark betroffen.
Knochenentzündung
Die Knochenentzündung ist auch unter den Bezeichnungen Osteitis oder Ostitis bekannt. Dabei entzünden sich die Volkmann-Kanäle und Havers-Kanäle im Knochen. Im Unterschied zur Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis) ist das Knochenmark nicht beteiligt.
Ursachen
Zu einer Knochenentzündung kommt es in den meisten Fällen durch einen offenen Knochenbruch der wiederum durch einen Unfall hervorgerufen wird. Sie kann aber ebenso die Folge eines operativen Eingriffs sein, durch den Krankheitskeime aus einem anderen Infektionsherd in den Knochen gelangen. Von dort aus befallen sie das Knochengewebe, was wiederum zu einer Entzündung führt.
Möglich ist auch eine Verbreitung von Erregern, die aus einem anderen Infektionsherd in den Knochen gelangt sind. In diesem Fall spricht man von einer kombinierten Osteitis/Osteomyelitis.
Erreger
In den meisten Fällen sind Bakterien vom Typ Staphylococcus aureus für eine Knochenentzündung verantwortlich. Aber auch andere Bakterienarten wie A-Streptokokken, Viren oder Pilze können eine Osteitis auslösen.
Beeinflussende Faktoren
Ob es zu einer Erkrankung kommt, hängt zudem von folgenden Faktoren ab:
- der Anzahl sowie der Aggressivität der eingedrungenden Erreger
- der lokalen Abwehrlage des Körpers (im Fall von Diabetes z.B. verschlechtert sich die Durchblutung aufgrund von Gefäßschäden)
- der allgemeinen Abwehrlage des Körpers (durch chronische Erkrankungen oder Medikamente ist das Immunsystem geschwächt)
Kommt es zu einem entzündungsbedingten Verschluss von Gefäßkanälchen, stirbt das dortige Knochengewebe ab. Es kommt zu einer Nekrose; das tote Gewebe wird abgestoßen, was zur Bildung von so genannten Knochensequestern führt und Bakterien einen idealen Nährboden bietet.
Symptome
Als typische Symptome einer Knochenentzündung gelten Schmerzen und eine Schwellung. Außerdem ist die betroffene Stelle gerötet und überwärmt.
Des Weiteren kann es zu Fieber und dem Austritt von Eiter kommen. In manchen Fällen nimmt die Osteitis einen chronischen Verlauf, bei dem es zur Bildung einer Fistel kommt. Bei den meisten Patienten beschränkt sich die Infektion auf den Knochen.
Diagnose
Um eine Knochenentzündung zu diagnostizieren, erfolgen verschiedene bildgebende Verfahren. Dazu gehören
- eine Röntgenuntersuchung
- eine Computertomographie (CT) sowie
- eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Außerdem lässt sich mithilfe einer Ultraschalluntersuchung ein Gelenkerguss feststellen oder, ob eine Beteiligung von Weichteilen wie den Muskeln vorliegt. Durch eine Punktion des betroffenen Gelenks ist es in der Regel möglich, die Erreger der Entzündung zu bestimmen. Außerdem erhöhen sich die Entzündungswerte im Blut.
Behandlung
Da eine konservative Therapie bei einer Knochenentzündung nicht als erfolgversprechend gilt, muss ein operativer Eingriff durchgeführt werden. Dabei spült man das entzündete Gewebe mit Antibiotika oder Antiseptika. Außerdem entfernt der Operateur nekrotisches Gewebe. Das chirurgische Ausräumen von totem Gewebe sowie die folgenden Spülungen müssen häufig mehrmals wiederholt werden.
In schweren Fällen kann es erforderlich sein, geschädigte Knochenteile herauszuoperieren. Wenn es nötig ist, wird der Knochen mit einer Spongioplastik aufgefüllt. Das heißt, dass man Knochensubstanz aus einem gesunden Bereich des Körpers entnimmt und in den erkrankten Knochen transplantiert.
Nach Ausheilung der Entzündung gilt es, Weichteil- und Knochendefekte wieder zu beheben; dafür kommen verschiedene Maßnahmen zum Einsatz. Handelt es sich um eine chronische Knochenentzündung, muss Narbengewebe, welches schlecht durchblutet ist, immer wieder entfernt werden. Mitunter ist eine Amputation einer Gliedmaße notwendig.
Knochenmarkentzündung
Von einer Knochenmarkentzündung oder Osteomyelitis spricht man, wenn es zu einer Entzündung des Knochenmarks kommt. So beginnt die Erkrankung zunächst im Knochenmark. Von dort aus breitet sie sich weiter auf andere Knochenbestandteile und die Knochenhaut aus.
Ursachen
Ebenso wie die Knochenentzündung wird sie von Bakterien wie Staphylococcus aureus ausgelöst. In den letzten Jahren wurde die Bezeichnung Osteomyelitis zunehmend durch Osteitis ersetzt, da die Entzündung nur selten auf das Knochenmark beschränkt bleibt, sondern den gesamten Knochen betrifft.
Eine Knochenmarkentzündung kann die Folge einer bakteriellen Infektionskrankheit wie einer Mandelentzündung oder einer Mittelohrentzündung sein. Dabei breiten sich die Erreger über den Blutkreislauf im Organismus aus. Besonders betroffen davon sind Kinder, da bei ihnen die Wachstumsbereiche der langen Röhrenknochen intensiv durchblutet werden, sodass Bakterien wie Staphylokokken oder Streptokokken leichtes Spiel haben, dorthin zu gelangen und eine Osteomyelitis auszulösen.
Doch auch von außen können Bakterien in den Knochen eindringen; dies ist beispielsweise bei einem offenen Bruch der Fall. Auch eine Entzündung der Haut, wie etwa eine Nagelbettentzündung, kann so weit in die Tiefe fortschreiten, dass es zu einer Osteomyelitis kommt.
Generell gefährdet gelten Patienten, bei denen eine Schwächung des Immunsystems besteht. Häufige Gründe dafür sind
- Grunderkrankungen
- die Einnahme von bestimmten Medikamenten oder
- eine ungesunde Ernährung.
Zuerst kommt es zu einer Infektion des Knochenmarks. Danach entzündet sich schließlich auch das benachbarte Knochengewebe.
Nach Zeitdauer unterscheidet man in der Medizin zwischen der akuten Osteomyelitis und der primär chronischen Osteomyelitis. Die chronische Form kommt häufiger als die akute Form vor.
Je nach Ursache unterscheidet man mehrere Formen der Osteomyelitis:
- Posttraumatische Osteomyelitis: die Entzündung entsteht durch Verletzungen/Knochenbrüche
- Hämatogene Osteomyelitis: die Erreger werden von einem Infektionsherd außerhalb des Knochens in das Knochenmark verschleppt
- Fortgeleitete Osteomyelitis: die Entzündung entsteht aufgrund von Fremdmaterial im Körper, das dort im Rahmen einer Operation eingesetzt wurde (z.B. Schrauben, Platten, etc.)
- Spezifische Osteomyelitis: die Entzündung entsteht durch eine der "spezifischen Entzündungen": Syphilis, Tuberkulose oder Krebs
- Odontogene Osteomyelitis: die Entzündung entwickelt sich vom Zahnsystem ausgehend
Symptome
Bei einer Knochenmarkentzündung leiden die Patienten unter
- Müdigkeit
- Abgeschlagenheit und
- Fieber.
Darüber hinaus kommt es zu Gliederschmerzen und Funktionseinschränkungen. Besonders betroffene Körperregionen sind die Knie und die Oberarme, die oft deutlich anschwellen.
Außerdem erwärmt und rötet sich die Haut an den entzündeten Körperstellen. Wird die Knochenmarkentzündung nicht behandelt, büßt der Knochen zunehmend an Stabilität ein, wodurch wiederum die Gefahr von Knochenfrakturen besteht. Auch die benachbarten Gelenke können geschädigt werden, was dauerhafte negative Auswirkungen auf den Bewegungsapparat hat.
Diagnose
Besteht Verdacht auf eine Knochenmarkentzündung, erkundigt sich der Arzt, ob der Patient in letzter Zeit unter Infektionen wie einer Nasennebenhöhlenentzündung, einer Mandelentzündung, einem Furunkel oder einer Zahnentzündung gelitten hat. Auf diese Weise lassen sich Rückschlüsse auf die Erreger der Entzündung ziehen.
Außerdem ist es möglich, die Erreger der Osteomyelitis durch eine Punktion nachzuweisen. Aber auch bildgebende Verfahren wie
- eine Ultraschalluntersuchung
- eine Skelettszintigraphie oder
- eine Röntgenuntersuchung
sind für die Diagnose einer Knochenmarkentzündung hilfreich. Allerdings lassen sich die typischen Veränderungen, die bei einer Osteomyelitis entstehen, im Röntgenbild erst in einem späten Stadium der Krankheit erkennen.
Blutuntersuchung
Des Weiteren kann eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, bei der man auf erhöhte Entzündungsmarker achtet. Dazu zählen vor allem
- eine Erhöhung des C-reaktiven Proteins (CRP)
- ein Anstieg der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) sowie
- eine deutliche Beschleunigung der Blutsenkungsgeschwindigkeit.
Behandlung
Wichtigstes Ziel bei der Behandlung einer Knochenmarkentzündung ist die Beseitigung der verursachenden Bakterien. Zu diesem Zweck verabreicht man dem Patienten Antibiotika.
Bei einer akuten Osteomyelitis ist es zudem wichtig, die befallenen Knochenabschnitte ruhigzustellen, was mit einem Gips oder einer Schiene erfolgt. Bessern sich die Beschwerden nicht oder kommt es zum Absterben von Gewebe, muss eine Operation erfolgen.
Gelangen die Krankheitserreger von außen in das Knochenmark, was man als exogene Osteomyelitis bezeichnet, muss grundsätzlich ein operativer Eingriff durchgeführt werden, da die Antibiotika in solchen Fällen meist aufgrund der schlechten Durchblutung wirkungslos bleiben. Bei der Operation entfernt man eitriges und abgestorbenes Gewebe.