Laktatazidose - Ursachen, Symptome und Behandlung

Patienten mit einer Laktatazidose bemerken verschiedenste Symptome. Eine Laktatazidose kommt nur äußerst selten vor und kann verschiedene Ursachen haben. In einigen Fällen verläuft die Krankheit tödlich.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei der Laktatazidose - oder auch Laktazidose - handelt es sich um eine Übersäuerung des Körpers (Azidose). Dabei ist der Gehalt an Milchsäure (Laktat) im Blut zu hoch, wodurch es zum Abfall des pH-Wertes unter den physiologischen Bereich kommt. Die Laktatazidose gilt als Sonderform der metabolischen Azidose.

Auslöser ist ein gestörter Zellstoffwechsel, bei dem der Ablauf des sauerstoff-verbrauchenden Glukoseabbaus nicht richtig funktioniert. Es kommt zur Anhäufung von Laktat als Stoffwechsel-Zwischenprodukt. Dies ist möglich, da der Glukoseabbau zur Milchsäure auch dann möglich ist, wenn kein Sauerstoff vorhanden ist.

Ursachen

Patienten mit einer Laktatazidose haben zu viel Milchsäure (Laktat) im Blut, die eine Übersäuerung des menschlichen Körpers verursacht. Die Ursache einer Laktatazidose kann eine Medikamenteneinnahme sein.

Beispiel hierfür ist ein Medikament zur Behandlung von Diabetes mellitus mit dem Wirkstoff Metformin. Diabetiker nehmen dieses Präparat in Tablettenform zur Senkung ihres Blutzuckerspiegels ein.

Auch eine Nierenfunktionsstörung kann eine Laktatazidose auslösen. Gleiches gilt auch für eine Leberinsuffizienz, wenn die Leber nicht mehr richtig funktioniert.

Normalerweise kann die Leber gewisse Mengen Laktat wieder abbauen. Fällt diese jedoch aufgrund einer Erkrankung aus, häuft sich das Laktat immer mehr im Körper an. Eine weitere Ursache einer Laktatazidose kann eine Blutvergiftung (Sepsis) sein.

Extremsportler, die ihre körperlichen Grenzen nicht kennen, können auch unter einer Laktatazidose leiden. Während des Sports wird diesen Patienten übel, sie atmen vermehrt und der Kreislauf kann kollabieren.

Verlauf

Bei der Laktatazidose handelt es sich um eine äußerst seltene Erkrankung. Wie die Krankheit verläuft, hängt von der auslösenden Ursache ab.

Leidet ein Extremsportler an der Krankheit, kann dieser meist wieder völlig gesund werden, wenn er sich entsprechende Ruhepausen gönnt. Liegt der Krankheit jedoch eine Organstörung im Bereich der Nieren oder der Leber zugrunde, kann die Laktatazidose auch tödlich enden.

Symptome

Eine Laktatazidose äußert sich durch Übelkeit und Erbrechen. Die Patienten leiden unter Bauchschmerzen und haben kaum Appetit.

Die Betroffenen sind müde und unruhig. Zusätzlich bestehen auch Kreislaufbeschwerden und die Patienten hyperventilieren, in dem sie zu schnell atmen und dabei zuviel Luft einatmen. Zu den Alarmzeichen zählen

In einigen Fällen können die Patienten auch plötzlich erblinden. Im schlimmsten Fall können Patienten mit einer Laktatazidose ins Koma fallen.

Diagnose

Es handelt sich bei dieser Erkrankung um eine äußerst seltene Krankheit, die im Jahr nur wenige Male diagnostiziert wird. Da die Symptome eher allgemeiner Natur sind, vermutet der Arzt aufgrund der Schilderung zu Beginn seiner Diagnostik auch noch keine Laktatazidose.

Im Rahmen seiner Diagnostik führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch. In diesem Zusammenhang wird dem Patienten auch Blut abgenommen. Dabei fällt auf, dass der pH-Wert im Blut zu niedrig ist und gleichzeitig der Laktatwert erhöht.

Zusätzlich werden weitere Blutwerte, wie Harnstoff, Kreatinin oder die Bikarbonatkonzentration, bestimmt. Die Kombination aus zu hohem Laktatwert und zu niedrigem pH-Wert spricht für eine Laktatazidose.

Behandlung

Da Patienten mit einer Laktatazidose häufig einen medizinischen Notfall darstellen, erfolgt die Behandlung in diesen Fällen auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Hier kann rund um die Uhr eine ärztliche Versorgung stattfinden und der Kreislauf des Patienten stabilisiert werden.

Da der Körper bei dieser Krankheit zuviel Säure enthält, wird ein "Gegenmittel" gegeben, das so genannte Bikarbonat. Je nachdem, wie hoch der Laktatwert und wie niedrig der pH-Wert im Blut des Patienten sind, kann auch eine Dialysebehandlung (Blutwäsche) notwendig werden, um den Körper zu entgiften.

Ist die Laktatazidose die Folge eines eingenommenen Medikamentes, muss dieses sofort abgesetzt und gegen ein anderes Medikament ersetzt werden. Auch weitere auslösende Ursachen der Laktatazidose müssen behandelt werden, da sich sonst der hohe Laktatwert sowie der niedrige pH-Wert im Blut nicht normalisieren werden.

Ist die Leber soweit geschädigt, dass man sie nicht mehr erhalten kann, muss eine Lebertransplantation erfolgen. Erst dann wird sich auch der Laktatgehalt im Blut wieder normalisieren.

Einzige Ausnahme ist der Extremsportler mit Laktatazidose. Hier muss oftmals keine Behandlung erfolgen. In vielen Fällen genügt es, wenn sich der Patient schont und seinen Sport auf ein normales Maß zurückfährt.

Vorbeugung

In vielen Fällen kann man einer Laktatazidose vorbeugen, wenn man bestimmte Medikamente (zum Beispiel zur Behandlung der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus) nur an Patienten verabreicht, dessen Nieren und Leber voll funktionsfähig sind. Sind diese Organe oder auch nur eine Niere oder die Leber in ihrer Funktion eingeschränkt, kann die Nebenwirkung Laktatazidose auftreten.

Metformintherapie vermeiden

Patienten, die einen Herzinfarkt hatten oder an der koronaren Herzkrankheit leiden, sollten keinesfalls Metformin zur Behandlung erhalten. Auch bei folgenden Erkrankungen/Umständen ist auf diesen Wirkstoff zu verzichten:

  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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