Laktoseintoleranz - Ursachen, Symptome und Behandlung

Bei einer Laktoseintoleranz handelt es sich um eine Milchzuckerunverträglichkeit. Dabei liegt ein Mangel an Laktase im Körper vor. Wie sich die Erkrankung entwickelt, ist individuell verschieden. Eine Laktoseintoleranz äußert sich durch verschiedene Symptome. Die Diagnostik einer Milchunverträglichkeit ist relativ umfangreich. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeit der Laktoseintoleranz.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild Laktoseintoleranz

Unter einer Laktoseintoleranz (auch Laktasemangelsyndrom oder Milchzuckerunverträglichkeit genannt)versteht man eine Milchzuckerunverträglichkeit. Bei Laktose handelt es sich um einen Zweifachzucker, der ein natürlicher Milchbestandteil ist.

So setzt sich Laktose aus den beiden Zuckerbausteinen Galaktose und Glukose zusammen. Der Dünndarm des Menschen kann den Milchzucker erst dann aufnehmen, wenn er zuvor in die beiden Zuckerbausteine zerlegt wurde.

Zuständig für die Spaltung ist das in der Dünndarmschleimhaut ansässige Enzym Laktase. Besteht jedoch eine Laktoseintoleranz, lässt sich der Milchzucker nicht zerlegen.

Durch einen Mangel an Laktase kann der Zucker nicht ausreichend aufgespalten werden und verbleibt im Darm, wo er Wasser bindet.

Es kommt zur Bildung von Gärungsprodukten. Dies führt wiederum zur Entstehung von Darmgasen und Blähungen.

Unter einer Laktoseintoleranz leidet der Großteil der Weltbevölkerung. Vor allem in asiatischen Ländern ist das Enzym Laktase bei den meisten Menschen nicht vorhanden.

Aus diesem Grund werden in diesen Regionen auch kaum Milchprodukte verzehrt. Hierzulande sind etwa 15 Prozent aller Bundesbürger von einer Milchunverträglichkeit betroffen.

Eine Laktoseintoleranz ist jedoch nicht mit einer Milchallergie zu verwechseln. So wird diese Nahrungsmittelunverträglichkeit nicht durch ein Allergen, sondern durch Enzymmangel verursacht. Hier gehen wir näher auf die Milchallergie ein.

Ursachen - Wie kommt es zu einer Laktoseintoleranz?

Wie bereits erwähnt, wird Milchunverträglichkeit durch Laktasemangel hervorgerufen. Dieser Enzymmangel kann bereits angeboren sein oder durch bestimmte Darmkrankheiten wie zum Beispiel Morbus Crohn oder größere Darmoperationen entstehen.

Die häufigste Form ist der primäre Laktasemangel. So sinkt bei Kindern und Jugendlichen die Laktaseaktivität, was dazu führt, dass die Betroffenen den Milchzucker dann schlechter vertragen als noch im Babyalter.

Angeborener (Primärer) Laktasemangel

Der Mangel an Laktase, der für eine Milchunverträglichkeit verantwortlich ist, kann genetisch bedingt, also vererbt sein. Kinder verspüren oft noch keine Beschwerden.

Erst im Erwachsenenalter wird die Erkrankung deutlich. Diese Form der Erkrankung kommt am häufigsten vor.

Menschen mit asiatischer oder afrikanischer Abstammung entwickeln in ihrer frühen Kindheit mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 80% eine Intoleranz gegenüber Laktose. Bei kaukasischen Personen liegt die Wahrscheinlichkeit etwas unter 45%.

Erworbener (Sekundärer) Laktasemangel

Eine Laktoseintoleranz kann auch die Folge einer anderen Erkrankung sein. Besonders bei Dünndarmerkrankungen wie zum Beispiel bei Morbus Crohn oder nach der Einnahme von Antibiotikum kann eine Milchunverträglichkeit auftreten.

Auch

können die Unverträglichkeit auslösen. Diese Form der Erkrankung ist im Gegensatz zu den anderen Formen oft nicht von Dauer. Wird die Grunderkrankung behandelt, bildet sich die Milchunverträglichkeit meist wieder zurück.

Kongenitaler Laktasemangel (Alaktasie)

Die schwerwiegendste Form der Milchunverträglichkeit ist der so genannte kongenitale Laktasemangel. Die Ursache dieser Erkrankung ist ein Enzymdefekt, der immer angeboren ist.

Bereits bei Neugeborenen wird diese Erkrankung deutlich sichtbar. Es werden absolut keine Milchprodukte vertragen. Die Babys reagieren darauf mit schwerem Durchfall und einer Unterernährung.

Wird nicht eine strikte Diät mit laktosefreien Lebensmitteln eingehalten, kann es zu schweren Schädigungen des Gehirns führen. Die Erkrankung kann in dieser Form auch lebensbedrohlich werden.

Verlauf einer Laktoseintoleranz

Der Verlauf der Erkrankung ist unterschiedlich. Im Normalfall ist die Milchunverträglichkeit jedoch nicht lebensbedrohlich. Werden nur laktosefreie Lebensmittel verzehrt, können die Betroffenen ein völlig normales Leben führen.

Folgen einer Milchzuckerunverträglichkeit

Werden jedoch trotz Beschwerden regelmäßig Milchprodukte verzehrt, kann dies langfristig zu Schäden in der Darmschleimhaut führen. Betroffene, die sich mit laktosefreien Lebensmitteln ernähren, müssen jedoch darauf achten, genügend andere Produkte mit Kalzium zu verzehren. Anderenfalls drohen in späteren Jahren Erkrankungen wie zum Beispiel die Osteoporose (Knochenschwund).

Kalzium ist zum Beispiel in (laktosefreien) Lebensmitteln wie Brokkoli, Sojamilch, Tofu und Tomaten enthalten.

Auch qualitativ hochwertige Mineralwässer enthalten viel Kalzium. Darauf sollte beim Kauf unbedingt geachtet werden.

Beeinträchtigt Laktoseintoleranz die Fitness und den Muskelaufbau?

Indirekt schon. Zwar kann man zunächst genauso viel und intensiv trainieren, wie ein Sportler, der viel Milchzucker verträgt, allerdings kann man seinen erhöhten Eiweißbedarf nicht mit den üblichen Quellen wie Magerquark oder fettarmer Milch decken.

Ein Mangel an Eiweiß macht alle Bestrebungen nach einem guten Fitness-Niveau und massiven Look zunichte. Die Laktoseintoleranz erschwert auch einen ausreichenden Kalziumkonsum, der gerade für Frauen von besonderer Bedeutung ist, um das Risiko an Knochenschwund zu erkranken, zu reduzieren.

Symptome - Wie erkennt man eine Laktoseintoleranz?

Eine Laktoseintoleranz ist eine Milchunverträglichkeit. Betroffene vertragen keine Milchprodukte wie

Beim Verzehr derartiger Produkte bzw. 30 bis 120 Minuten danach treten Beschwerden auf. Betroffene verspüren Symptome wie

Mitunter treten auch unspezifische Symptome auf, die sich nicht mit einem Magen-Darmproblem in Verbindung bringen lassen. Dazu gehören

Je nachdem, wie ausgeprägt die Milchunverträglichkeit ist, sind die Schmerzen sehr stark oder auch nur mäßig.

Diagnose einer Laktoseintoleranz

Wenn ein Patient seinem Arzt diese Beschwerden schildert, muss dieser erst andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausschließen. Um dann seinen Diagnoseverdacht zu sichern, führt er verschiedene Tests durch.

Atemtest

Einer dieser Tests ist zum Beispiel der H2-Atemtest. Vor diesem Test wird dem Patienten Milchzucker verabreicht. Anschließend wird beim Patienten die Ausatemluft für den Test gemessen, da sich bei Laktoseintoleranz-Betroffenen ein bestimmtes Bakterium nachweisen lässt.

Endoskopie

Im Rahmen einer Endoskopie kann aus dem Dünndarm auch eine Probe für einen weiteren Test entnommen werden. Dazu wird ein biegsames Endoskop in den Enddarm des Patienten eingeführt und bis zum Darm vorgeschoben.

Aus der Schleimhaut des Dünndarms wird dann mit Hilfe einer dünnen Zange, die über das Endoskop eingeschoben wird, eine winzige Probe entnommen. Aus dieser Probe kann der Gehalt an Laktase gemessen werden.

Laktose-Toleranz-Test

Ein weiterer Test ist der Laktose-Toleranz-Test. Der Patient muss für diesen Test nüchtern in der Arztpraxis erscheinen.

Es erfolgt dann eine Blutabnahme. Im Blut wird der Glucosewert (Zuckerwert) des nüchternen Patienten gemessen. Anschließend muss der Patient eine Zuckerlösung trinken.

Im Abstand von jeweils einer halben Stunde wird insgesamt viermal der Blutzucker gemessen. Dazu wird nur ein winziger Bluttropfen aus der Fingerkuppe benötigt.

Normalerweise steigt der Blutzuckerspiegel, nachdem diese Zuckerlösung getrunken wurde. Bei Patienten mit einer Laktoseintoleranz steigt der Blutzuckerspiegel jedoch nur unerheblich an. Im Anschluss an das Trinken der Lösung treten oft Bauchschmerzen und Blähungen auf.

Selbsttest

Neben diesen Tests kann jeder Betroffene auch zu Hause einen Selbsttest durchführen. Dazu muss der Betroffene für einige Tage auf jegliche Art von Milchprodukten verzichten. Die Beschwerden müssten sich in dieser Zeit bessern.

Nach einigen Tagen wird ein Glas Milch getrunken. Liegt eine Milchunverträglichkeit vor, reagiert der Betroffene nach wenigen Stunden mit den bereits beschriebenen Symptomen.

Behandlung - Was tun bei einer Laktoseintoleranz?

Zur Linderung der Beschwerden wird eine Ernährung mit möglichst wenig Milch- oder Milchprodukten empfohlen. Sauermilchprodukte wie Joghurt, Dickmilch oder Kefir werden in der Regel gut vertragen.

Sie enthalten zwar viel Milchzucker, haben aber gleichzeitig Milchsäurebakterien an Bord, die im Darm Milchzucker abbauen können. Aufgrund ihrer Herstellungsweise sind auch viele Käsesorten verträglich.

Medikamente zur Behandlung der Milchunverträglichkeit gibt es nicht. Meist verordnet der Arzt den Patienten die Einnahme von Kalzium in Form von Tabletten oder Brausepulver, um den Kalziummangel auszugleichen.

In Supermärkten gibt es inzwischen eine große Auswahl an laktosefreien Lebensmitteln, so dass Betroffene kaum Einschränkungen in ihrer Ernährung hinnehmen müssen. Da sich Milchzucker in vielen Produkten auch versteckt befindet (zum Beispiel in Medikamenten, Wurst und Fertiggerichten) müssen die Betroffenen sehr genau auf die Zutatenliste der Produkte achten.

Möchten Betroffene einmal trotz ihrer bestehenden Milchunverträglichkeit Milch oder Milchprodukte verzehren, können sie vor dem Essen ein Laktasepräparat einnehmen. Diese Medikamente sind rezeptfrei erhältlich.

Welche Dosis benötigt wird, muss der Betroffene jedoch individuell herausfinden. Es ist jedoch nicht möglich, diese Präparate dauerhaft zu verwenden und sich dann normal mit Milchprodukten zu ernähren.

Sind Protein-Supplemente ein geeigneter Ersatz für Milchprodukte?

Ein Teil davon schon. Da Produkte, die Caseinprotein enthalten, unter anderem aus Milch hergestellt werden, haben sie auch einen gewissen Anteil an Laktose.

Das allein ist jedoch noch kein Grund, diese Produkte von vornherein zu meiden. Jede laktoseintolerante Person kann in den meisten Fällen geringe Mengen an Laktose zu sich nehmen, ohne dass es zu den typischen Problemen kommt.

Wo genau die Schwelle zur Unverträglichkeit liegt, ist individuell unterschiedlich. Wenn man feststellt oder bereits weiß, dass man erst dann Verdauungsschwierigkeiten bekommen, wenn man eine größere Menge an Milch oder anderen Molkereierzeugnissen zu sich nimmt, sollte man diese meiden, um mehr Proteinpulver konsumieren zu können. Supplemente auf Caseinbasis haben ein deutlich besseres Protein/Laktose-Verhältnis als Milchprodukte, so dass man diesen immer den Vorrang geben sollte, um den Eiweißbedarf komfortabel decken zu können.

Falls die Laktoseunverträglichkeit bereits bei kleinen Milchzuckermengen zum Tragen kommt, sollten man Supplemente nutzen, bei denen das Protein aus Eiern stammt, da hier naturgemäß kein Milchzucker im Rohstoff vorhanden ist. Wichtig ist es jedoch, das Etikett zu prüfen, da manche Anbieter ihren Produkten etwas Laktose beimengen.

Molkeneiweiß-Isolate sind eine weitere Option. Aufgrund des komplexen Filterverfahrens kann man trotz der milchigen Herkunft die Vorteile von Whey-Protein nutzen, ohne dabei Milchzucker in nennenswerten Anteilen zu sich zu nehmen.

Vorbeugung einer Laktoseintoleranz

Einer Laktoseintoleranz kann man nicht vorbeugen. Egal wie man sich ernährt, kann dies den Ausbruch dieser Erkrankung nicht verhindern.

Sollte man jedoch entsprechende Symptome wie Blähungen, Bauchschmerzen und Durchfall regelmäßig verspüren und diese keine anderen körperlichen Ursachen aufweisen, dann sollte man darauf achten, wann die Symptome immer auftreten. Stehen diese im Zusammenhang mit dem Verzehr von Milchprodukten oder Milch, dann sollte man soweit möglich darauf verzichten.

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